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Religion in Japans Popkultur – Shinto & Buddhismus in Anime & Games erklärt

Anime, Manga oder Videospiele – wenn Sie sich mit japanischer Popkultur beschäftigen, begegnen Ihnen immer wieder geheimnisvolle Geister, Götter oder seltsame Rituale. Was oft aussieht wie Fantasy, hat seine Wurzeln in echten Religionen: dem Shintoismus und dem Buddhismus.

Die japanischen Religionen sind nicht nur Teil des Alltags in Japan, sondern haben auch viele Geschichten und Designs inspiriert, die wir heute auf dem Bildschirm sehen. In diesem Beitrag erfahren Sie, wie Elemente aus dem Shintoismus und Buddhismus –Götter, Geister und auch Karma und Wiedergeburt – in Anime, Manga und Games auftauchen. Wir zeigen, welche Rolle sie dort spielen und warum sie die japanische Popkultur so einzigartig machen.

 

Religion in Japan: Ganz normal, ganz unauffällig

In Japan sind Religionen eher Teil des Lebensgefühls als eine Frage des Glaubens. Viele Menschen besuchen zu Neujahr einen Schrein (Shinto), lassen sich aber buddhistisch beerdigen oder feiern sogar Hochzeiten im westlichen Stil. Es ist völlig normal, verschiedene religiöse Bräuche zu mischen.

Diese lockere Haltung zeigt sich auch in der Popkultur: Religiöse Elemente werden nicht dogmatisch dargestellt, sondern kreativ eingesetzt.

 

Ema-Holztafel mit Anime-Motiv an einem Shinto-Schrein in Japan

Religion und Popkultur widersprechen sich in Japan nicht: Ema-Tafeln im Anime Stil im Kanda Myōjin (Kanda Schrein) in Tokyo.
Foto © Susann Schuster auf Unsplash

 

Shintoismus in der Popkultur

Was ist Shintoismus eigentlich?

Im Shintoismus dreht sich alles um die sogenannten Kami – das sind Götter, Naturgeister oder einfach besondere Wesen, die in allem wohnen können: in einem alten Baum, einem Felsen oder sogar in einem verlassenen Regenschirm.

Was ist ein Kami? Ein Kami ist eine Art Schutzgeist oder Naturwesen. Sie sind nicht allmächtig, aber wichtig für das Gleichgewicht in der Welt. Wenn Sie schon mal ein rotes Torii-Tor gesehen haben (z. B. in "Spirited Away"), dann wissen Sie: Dahinter beginnt der Raum der Kami.

 

Anime & Manga mit Shinto-Vibes

Diese Geschichten greifen zentrale Shinto-Themen auf, interpretieren sie aber modern und zugänglich.

  • Spirited Away: In Hayao Miyazakis Meisterwerk wird die junge Chihiro in eine Parallelwelt voller Kami (Götter und Geister) gezogen, in der sie in einem Badehaus arbeitet. Das gesamte Setting ist durchdrungen von shintoistischen Symbolen: von Reinigungsritualen über Opfergaben bis hin zu Schreingöttern, die ihre körperliche und geistige Reinigung suchen. Es ist eine liebevoll animierte Hommage an die spirituelle Naturverbundenheit Japans.
  • Noragami: Hier trifft man auf Yato, einen beinahe vergessenen Gott, der für wenige Münzen kleine Aufträge übernimmt. Er möchte wieder verehrt werden und kämpft gegen böse Geister – sogenannte Phantome, die negative menschliche Emotionen verkörpern. Die Serie mischt humorvoll modernen Alltag mit traditionellen Göttervorstellungen und stellt die Frage: Was macht einen Gott eigentlich aus, wenn niemand mehr an ihn glaubt?
  • Kamisama Hajimemashita: Die Schülerin Nanami verliert ihr Zuhause und wird unerwartet zur Göttin eines Schreins ernannt. Fortan lebt sie mit dem Fuchsgeist Tomoe zusammen und lernt die Welt der Yōkai, Götter und Rituale kennen. Die Serie verbindet romantische Comedy mit klassischen Elementen wie heiligen Versiegelungen, Schreinwesen und dem Dienst an den Kami.

 

In Games: Schreine, Götter, Amaterasu

  • Ōkami: In diesem kunstvoll gestalteten Spiel steuern Sie die Sonnengöttin Amaterasu in Gestalt eines weißen Wolfs. Die Spielwelt ist voller Referenzen zur japanischen Mythologie, und Ihre Kräfte basieren auf traditionellen Elementen wie dem Sonnenlicht oder der Natur. Besonders spannend: Die Steuerung funktioniert teilweise über einen „Pinsel“, mit dem Sie durch Zeichnungen Dinge beeinflussen – eine Anspielung auf spirituelle Kreativität.
  • Ghost of Tsushima: Dieses Open-World-Spiel verbindet Samurai-Action mit spirituellen Elementen. Sie können Schreine besuchen, dort kleine Rätsel lösen oder sich auf Meditationsplattformen setzen, um Haikus zu schreiben. Diese Aktivitäten stärken nicht nur Ihre Spielfigur, sondern führen Sie auch atmosphärisch in die Gedankenwelt des Shintoismus Die Natur wird dabei als lebendig und ehrwürdig inszeniert.

Buddhismus in der Popkultur

 

Was steckt hinter dem Buddhismus?

Buddhismus kommt aus Indien und dreht sich in Japan viel um Themen wie Wiedergeburt, Meditation und das "Loslassen" von Dingen.

Was ist Karma? Karma bedeutet einfach: Was du tust, kommt irgendwann zu dir zurück. Gutes bringt Gutes, Schlechtes bringt … naja, Sie wissen schon.

 

Shinigami & Co: Buddhismus in Anime

Was ist ein Shinigami? Ein Shinigami ist ein Todesgott oder Seelenbegleiter. In der Popkultur ("Death Note", "Bleach") haben sie oft coole Outfits, schräge Eigenschaften und eine wichtige Rolle zwischen Leben und Tod.

  • Bleach: In dieser Action-Serie kämpfen die sogenannten Shinigami gegen böse Geister, sogenannte Hollows, und wahren das Gleichgewicht zwischen Leben und Tod. Der Protagonist Ichigo Kurosaki wird selbst zum Shinigami und übernimmt die Aufgabe, Seelen ins Jenseits zu führen und verlorene Seelen zu retten. Dabei tauchen immer wieder philosophische Fragen nach Schicksal, Schuld und Verantwortung
  • Inuyasha: Diese Fantasy-Serie spielt in einer Welt, in der buddhistische Mönche, Reinkarnation und spirituelle Flüche Alltag sind. Der Mönch Miroku verwendet buddhistische Siegel und Mantras, während die Hauptfigur Inuyasha, ein Halbdämon, zwischen menschlicher Liebe und dämonischer Herkunft steht. Die Serie kombiniert traditionelle buddhistische Konzepte mit einer spannenden Abenteuer-Story und viel Humor.
  • Hotarubi no Mori e: Diese kurze, aber bewegende Geschichte erzählt von einem Mädchen, das sich in einen Waldgeist verliebt, den sie nicht berühren darf, ohne dass er verschwindet. Die tiefe Symbolik hinter dieser Erzählung greift buddhistische Themen wie Vergänglichkeit, Loslassen und die Schönheit flüchtiger Begegnungen auf. Der Film ist leise, melancholisch und bleibt lange im Gedächtnis.

 

Bronzestatue eines Shinigami – japanischer Todesgeist in Anime und Mythologie

Bronzestatue des „Salaryman Shinigami“ einem Manga-Werk von Shigeru Mizuki in der nach ihm benannten Straße in Sakaiminato, Präfektur Tottori
Foto © Sakaiminato Mizuki Shigeru Road Shinigami Statue 1CC BY-SA 3.0

 

Buddhismus in Games

Auch viele Videospiele greifen Themen des Buddhismus auf – mal tiefgründig, mal actiongeladen. Dabei geht es oft um Wiedergeburt, Karma, innere Reise oder den Kampf gegen das Ego. Hier zwei besonders interessante Beispiele:

  • Asura's Wrath: Dieses Spiel übertreibt alles – aber mit Absicht. Sie sind Asura, ein Halbgott, der gegen andere Götter kämpft, nachdem er verraten wurde. Die Geschichte ist inspiriert von buddhistischen und hinduistischen Mythen, präsentiert aber alles im Over-the-Top-Actionstil eines Anime. Die sieben Bosse, die Sie besiegen müssen, spiegeln die sieben Todsünden wider – ein Mix aus östlicher Philosophie und westlicher Symbolik.
  • Sekiro: Shadows Die Twice: Hier steckt der Buddhismus tiefer, als es auf den ersten Blick scheint. Die Reise durch verlassene Tempel, die Begegnungen mit Mönchen, sowie das immer wiederkehrende Thema von Tod und Wiedergeburt erinnern stark an buddhistische Ideen vom ewigen Kreislauf. Ihre Figur kann nach dem Tod zurückkehren – nicht ohne Konsequenzen. Eine spielerische Umsetzung des Prinzips von Karma und Leidensüberwindung.

 

Yōkai und Tsukumogami: Japans Geisterwesen

 

Was sind Yōkai?

Yōkai sind Fabelwesen aus der japanischen Mythologie. Manche sind niedlich, andere unheimlich. Tsukumogami sind Gegenstände, die nach 100 Jahren zum Leben erwachen. Ja, sogar ein alter Hausschuh kann ein Geist werden.

 

Welche Yōkai gibt es?

Die Welt der Yōkai ist unglaublich vielfältig und reicht von ulkig bis furchterregend.

Der Kappa ist ein berühmter Wassergeist, der für seinen kleinen Wasservorrat auf dem Kopf bekannt ist. Er liebt Gurken, kann gefährlich sein, hat aber auch eine schwache Seite: Wenn man ihn sich verbeugen lässt, verliert er sein Wasser – und damit seine Kraft.

Der Tengu ist ein vogelartiges Wesen mit übernatürlichen Kräften, oft dargestellt mit rotem Gesicht und langer Nase. Er lebt in den Bergen, liebt den Kampf und wird manchmal als Beschützer, manchmal als Unruhestifter beschrieben.

Die Oni hingegen sind riesige, muskulöse Dämonen mit roter oder blauer Haut und oft mit Keulen bewaffnet. Sie stehen für Gewalt, Strafe und das Böse – und tauchen häufig in Festen wie dem Setsubun auf, bei dem sie symbolisch vertrieben werden.

Viele dieser Wesen erscheinen in Anime wie "Natsume Yuujinchou" oder in Spielen wie "Yokai Watch", wo sie je nach Zielgruppe gruselig, niedlich oder humorvoll dargestellt werden.

 

Yōkai in der Popkultur

Yōkai haben längst ihren festen Platz in Anime, Manga und Games gefunden. Gruselig, verspielt oder tiefgründig – sie bringen alte Mythen in moderne Geschichten:

  • GeGeGe no Kitarō: Diese langlebige Serie hat Generationen von Zuschauern mit der Welt der Yōkai vertraut gemacht. Der Protagonist Kitarō ist selbst ein Yōkai und kämpft gemeinsam mit anderen mystischen Wesen gegen böse Geister und übernatürliche Bedrohungen. Die Serie verbindet klassischen japanischen Grusel mit lehrreichen Elementen und einer Prise Humor.
  • Yokai Watch: Diese Reihe richtet sich eher an ein jüngeres Publikum. Hier fängt der Spieler oder Zuschauer verschiedene Yōkai, ähnlich wie bei "Pokémon", nur dass die Wesen oft schräge, lustige oder verspielte Eigenschaften haben. Die Serie erklärt auf unterhaltsame Weise, wie bestimmte Yōkai alltägliche Probleme verursachen – etwa schlechte Laune, Müdigkeit oder Chaos in der Schule.
  • Natsume Yuujinchou: Diese ruhige, emotionale Serie erzählt von einem Jugendlichen, der Yōkai sehen kann und ein "Buch der Freunde" geerbt hat, in dem ihre wahren Namen stehen. Er versucht, die gebundenen Geister zu befreien und erfährt dabei viel über ihre Schicksale. Die Serie zeigt die emotionale Tiefe und Menschlichkeit hinter den mystischen Wesen und ist ein Paradebeispiel für den respektvollen Umgang mit spirituellen Themen in der Popkultur.

 

Tengu-Darsteller mit Flügeln und Maske bei einem japanischen Straßenfest

Cosplay Darsteller in einem charakteristischen Tengu-Kostüm auf einem Matsuri
Foto © Pixabay

 

Religion in Games: Mehr als nur Deko

In vielen modernen Spielen begegnen uns religiöse Symbole und Rituale nicht nur als schöne Kulisse, sondern als aktiver Teil des Gameplays und der Story. Vor allem japanische Games greifen immer wieder Elemente aus dem Shintoismus und Buddhismus auf – und machen sie so spielerisch erfahrbar. In Games ist Religion oft mehr als nur Kulisse:

  • In Ghost of Tsushima bringt das Aufsuchen von Schreinen echte Boni. Die Verbindung von Natur, Ritual und Spielmechanik führt dazu, dass Sie als Spieler ganz nebenbei ein Gefühl für shintoistische Spiritualität entwickeln.
  • Ōkami ist quasi ein spielbares Kunstwerk, das Shinto und japanische Malerei Die künstlerische Gestaltung und der spirituelle Hintergrund verschmelzen hier zu einem Erlebnis, das man eher „fühlt“ als analysiert.

Wenn man Religion selbst "spielen" kann, wird sie ganz neu erlebbar. Und genau das passiert in diesen Titeln.

 

Mono no Aware: Wenn einem das Herz warm und traurig wird

Ein besonderer Begriff aus der japanischen Kultur ist Mono no Aware – ein Konzept, das schwer zu übersetzen ist, aber tief in vielen japanischen Erzählungen verankert liegt.

Mono no Aware erklärt: Es beschreibt das bittersüße Gefühl, wenn man erkennt, dass etwas Wunderschönes vergänglich ist. Es ist eine Mischung aus Rührung, Melancholie und Wertschätzung – etwa wenn die Kirschblüten blühen und man weiß, dass sie bald wieder fallen werden. Oder wenn man in einem Spiel das letzte Level erreicht und spürt, dass ein besonderes Erlebnis zu Ende geht. Dieses Gefühl lädt dazu ein, den Moment intensiver zu erleben, gerade weil man weiß, dass er nicht bleibt.

Viele japanische Werke greifen dieses Motiv auf: In "Your Name" etwa verläuft eine Liebesgeschichte über Raum und Zeit – tragisch und doch voller Hoffnung. "5 Centimeters per Second" erzählt von verpassten Chancen und emotionaler Distanz, und die Filme von Studio Ghibli sind oft durchzogen von genau dieser stillen Wehmut. Mono no Aware ist kein trauriges Konzept, sondern ein liebevoller Blick auf die Zerbrechlichkeit des Lebens.

 

Alte Geister, neue Geschichten

Die religiösen Traditionen Japans hinterlassen in Anime, Manga und Games deutliche Spuren – mal sichtbar, mal ganz subtil. Die Einflüsse aus Shintoismus und Buddhismus machen Japans Popkultur einzigartig. Hier treffen uralte Ideen auf moderne Erzählformen.

Und Sie merken beim Zuschauen oder Gamen oft gar nicht, wie viel Religion da drinsteckt. Vielleicht werfen Sie beim nächsten Anime einfach mal einen Blick auf das Torii im Hintergrund. Es könnte mehr bedeuten, als Sie denken.

 

 

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Titelfoto © Yilin Liu auf Unsplash

 

 

 

 

 

 

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