Die japanischen Todesgeister und Götter Shinigami
Die japanischen Todesgötter „Shinigami“ (死神) unterscheiden sich vom dem westlichen „Gevatter Tod“ oder „Sensenmann“ vor allem in ihrer Vielfalt. So gibt es in der japanischen Mythologie Shinigami, die dunkel und rachsüchtig sind, andere wiederum sind eher verspielt oder auch hilfreich. Die Shinigami sind eher als „Todesgeister“ verstehen, die die Seelen (Reikon) der Verstorbenen ins Jenseits begleiten.
Die japanischen Götter oder Geister des Todes „Shinigami“ sorgen in der japanischen Mythologie hauptsächlich dafür, dass der natürliche Kreislauf von Leben und Tod intakt bleibt. Die Shinigami ergreifen vom Sterbenden Besitz und locken die Menschen in den Tod, bringen aber selbst niemanden zu Tode. Dabei spielen diese Geister viele verschiedene Rollen, auch als Helfer beim Übergang ins Jenseits.
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Illustration eines Shinigami Todesdämonen im „Ehon Hyaku Monogatari (絵本百物語, "Bilderbuch der hundert Geschichten") von 1841.
Foto © Takehara Shunsen, Public Domain
Was ist ein Shinigami – der japanische Todesgott?
Das Wort Shinigami bedeutet wörtlich aus dem Japanischen übersetzt tatsächlich „Shi“ für Tod und „Kami“ für Gottheit oder Geist. Dabei sind diese Geister aber bei weitem nicht so furchteinflößend und allmächtig wie der westliche „Sensenmann“ oder „Gevatter Tod“. Wenn sie erscheinen, ist es ein Zeichen dafür, dass die Zeit in der irdischen Welt zu Ende geht und der Weg ins Jenseits beginnt. Die Shinigami kann man als „Seelenernter“ oder „Seelenbegleiter“ aber auch als Kreaturen der Dunkelheit verstehen.
Die Todesgeister „Shinimgami“ als Teil der japanischen Todeskultur
Der traditionelle japanische Glaube besagt, dass jeder Mensch ein „Reikon“ – eine Art Seele – besitzt, die nach dem Tod den Körper verlässt. Das Reikon geht zunächst in eine Art „Fegefeuer“, bis der Tote bestimmte angemessene Bestattungsriten erhält. Erst dann wird das Reikon im Jenseits mit seinen Vorfahren vereint und fungiert als Wächter der Familie. Jedes Jahr im August kehrt das Reikon zum Obon-Fest in die Welt der Lebenden zurück.
Stirbt ein Mensch allerdings auf gewalttätige oder traumatische Weise wie Mord oder Selbstmord, bleibt das Reikon als Yūrei unter den Lebenden zurück. Diese Geister haben noch eine Pflicht zu erledigen und müssen ein angemessenes Ritual erhalten, um den Übergang in die nächste Welt zu erleichtern.
Ein Yūrei wird von negativen Gefühlen wie Rache oder Eifersucht beherrscht. Nur durch die richtigen Rituale kann die Familie den Yūrei besänftigen, die Ursachen des Kummers herausfinden und offene Probleme des Toten lösen.
Der Ursprung der Shinigami
Die Todesgeister Shinigami sind gewissermaßen die „Spätzünder“ in der japanischen Mythologie. Die meisten Kami und Geister im japanischen Shintoismus und Zen-Buddhismus sind tausende von Jahren alt. Die Shinigami finden sich allerdings erstmals in Schriften der späten Edo-Zeit im 18. und 19. Jahrhundert.
Heute geht man davon aus, dass die Figur der Shirigami auf einer Mischung aus Mythen der asiatischen und auch westlichen Kultur basiert. In der Edo-Zeit öffnete sich Japan erstmals dem Westen. Damit begannen auch christliche Mythen in der japanischen Kultur Einzug zu halten.
Welche Namen haben die Shinigami?
Bevor der Shinigami als "Kami" in die japanische Mythologie einging, gab es im Shintoismus, Buddhismus und Taoismus einige Todesgötter. Die shintoistische „Ur-Gottheit“ Izanami – eine der Schöpferinnen des japanischen Archipels – gilt als erste Shinigami. Sie starb bei der Geburt Ihres Sohnes Kagutsuchi – dem Feuergott – und entschwindet in das Reich der Toten. Als Herrin der Unterwelt schwor sie, jeden Tag tausend Menschen den Tod zu bringen.
Auch die japanischen Gottheiten „Yama“, der Unterwelt-Yomi, die Yokai-Geister „Oni“ und der japanische Todeskönig „Mara“ werden seit der Edo-Zeit als Shinigami, „Dämonen des Todes“ angesehen.
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Statue des buddhistischen „Todeskönigs Yama“ in Miyazu, Präfektur Kyoto
Foto © Jnn, CC BY 2.1 jp
Die japanischen Todesgeister in den regionalen Varianten
Die Shinigami spielen in den japanischen Überlieferungen und Sitten verschiedene Rollen. In einigen Erzählungen sind sie beispielsweise Wesen der Dunkelheit, die von der Seele des Menschen Besitz ergreifen und so in den Tod locken. Nach einigen Mythen sind die Todesgeister Helfer auf dem Weg ins Jenseits. Darüber hinaus gibt es von Region zu Region verschiedene Varianten.
In Hamamatsu, im Süden der japanischen Hauptinsel Honshu zum Beispiel sind die Shinigami dafür bekannt, von Menschen Besitz zu ergreifen. Sie zwingen den Besessenen bestimmte Orte aufzusuchen, an denen zuvor Menschen auf tragische Weise gestorben sind. Dazu gehören Flüsse, Berge oder auch Bahngleise.
In Okayama hingegen ist es Brauch, die Gräber geliebter Menschen zu bestimmten Tageszeiten zu besuchen. Beispielsweise ist es Teil des buddhistischen Feiertags Higan, die Gräber der Verwandten bei Sonnenaufgang und Sonnenuntergang zu besuchen. Wenn jemand das Grab zum ersten Mal bei Sonnenaufgang besucht, ergreift ein Shirigami Besitz von ihm. Er kann sich nur bei einem zweiten Besuch bei Sonnenuntergang davon befreien.
Die Todesgötter Shinigami in der japanischen Popkultur
In den letzten Jahrzehnten erfuhren die Todesdämonen Japans einen deutlichen Popularitätsschub. Die meisten Japaner kennen die Shinigami heutzutage aus Filmen, Büchern, Mangas oder Anime.
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Bronzestatue des „Salaryman Shinigami“ einem Manga-Werk von Shigeru Mizuki in der nach ihm benannten Straße in Sakaiminato, Präfektur Tottori
Foto © Sakaiminato Mizuki Shigeru Road Shinigami Statue 1, CC BY-SA 3.0
In einem der berühmtesten Anime verliert ein Todes-Dämon Shinigami sein „Death Note“ – sein Todesbuch, in dem alle Namen stehen, die irgendwann sterben werden. Der Shinigami wird hier mit grotesken Gesichtszügen, aber in Sachen Tod völlig unparteiisch dargestellt.
Ein weitereres, sehr beliebtes Anime „Naruto“ stellt den Shinigami als ein spektrales Wesen dar, das durch den bösen Uzumaki-Clan beschworen wird. Shinigami tauchen auch in den bekannten Anime-Serien „Black Butler“, „Bleach“ oder „Soul Eater“ auf.
Auch in japanischen Computerspielen werden Shinigami nicht selten als Thema selbst verwendet, wie beispielsweise bei ,,Shin Megami Tensei“, "Final Fantasy" und der "Dragon Quest“-Serie.
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