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Kappa in Japan: Fakten zum japanischen Fabelwesen

Japanische Geister und Dämonen sind im Volksglauben von Nippon allgegenwärtig. Vor allem in ländlichen Regionen könnten Sie immer wieder Hinweisschilder auf japanische Fabelwesen finden. Teilweise werden die mythologischen Wesen genutzt, um Kinder abzuschrecken, gewisse Aktivitäten auszuführen – das Kappa-Monster ist ein solches Beispiel.

Das Kappa (河童, Fluss-Kind) ist in Japan ein Fabelwesen, welches in Flüssen sein Unwesen treibt. Das mythologische Geschöpf wird in die Kategorie der Yōkai, der Dämonen, eingeordnet. Es finden sich aber auch Züge der Kami in dem Wesen. In Japan ist das Kappa-Monster eines der bekanntesten Wesen, welche Menschen in Flüssen in den Tod reißen können. Im 20. Jahrhundert kam es durch verniedlichende Manga-Stile zu einem Umdenken, sodass Kappa-Wesen heute als inoffizielles Nationalsymbole angesehen werden und als Maskottchen dienen.

Was bedeutet Kappa?

Kappa Fabelwesen als Werbefigur vor Ladengeschäften
Das Kappa-Monster wird teilweise vor Ladengeschäften als Werbefigur genutzt. Foto: von Naotake Murayama, CC BY 2.0, via flickr.

Kappa ist in der Internetsprache weit verbreitet. Es handelt sich dabei nicht nur um den 10. Buchstaben im Griechischen, oder ein von Josh DeSanto für eine Streaming-Plattform entwickeltes verschmitztes Grinsen, eine Schuhmarke, sondern auch um ein japanisches Monster.

Die Bedeutung des Kappa-Fabelwesens für die japanische Kultur ist dabei schwierig zu durchschauen. Wasserdämonen wurden um 720 im zweitältesten japanischen Geschichtswerk Nihonshoki (日本書紀, Chronik Japans in einzelnen Schriften) erwähnt. Dort werden aber vor allem Wasserschlangen beschrieben. Es soll über Generationen hinweg dennoch eine mündliche Überlieferung menschen- und tierähnliche Dämonen gegeben haben.

Der eigentliche Kappa-Glaube stammt aber wohl aus der Edo- (1603-1868) und Meji-Periode (1868-1912). Damals wurde Kappa als groteske und tödliche Kreatur beschrieben. Sie dienten vor allem als Abschreckung vor Wasser – Kinder sollten Angst vor den Wesen haben und Flüsse, Sümpfe oder Seen meiden, die gefährlich sein könnten. In jüngster Zeit wurden Kappa immer niedlicher dargestellt, sodass aus einer Angst eine Art Verehrung geworden ist, was zumindest für Freunde der Manga- und Anime-Kunst gilt.

Die Ursprünge der japanischen Kappa-Monster

Kappa Statue aus Stein in Japan
Kleine Kappa-Statuen aus Stein werden in Japan gerne in Gärten aufgestellt. Foto: von Mike Raybourne, CC BY-ND 2.0, via flickr.

Forscher sehen den Ursprung der Kappa Fabelwesen im Nihonshoki. Der Wasserdrache (mitsuchi 大虬, heute: mizuchi 蛟) lebte um 379 im Fluss Kawashima (kawashimagawa, 川嶋河) in der Provinz Kibi (kibi no kuni, 吉備国). Reisende sollen von dem schlangenähnlichen Wesen durch deren Gift getötet worden sein.

Der starke Mann Kasa no Agatamori (笠県守) gilt als Bezwinger der Bestie. Er soll dem Wasserdrachen drei Flaschenkürbisse hingeworfen haben. Wenn das Wesen diese versenkt hätte, wäre er weitergezogen, ansonsten würde er das Untier töten. Das Wesen starb nach einem gescheiterten Versuch, sodass der Fluss fortan wieder sicher war. Das Flussbett war vom Blut des Drachen getränkt und die Stelle der Tötung wurde fortan als agatamori no fuchi (県守の淵, Agatamori-Tiefe) bezeichnet.

Die Entwicklung der Kappa-Mythologie

Kappa-Maskottchen in einer Parade
Kappa-Figuren spielen in Japan bei Paraden und Umzügen eine besondere Rolle. Foto: von Hetarllen Mumriken, CC BY-SA 2.0 , via flickr.

Die mündlich tradierten Kappa-Wesen waren nicht mehr so schrecklich wie der Wasserdrache. Sie werden meist als 3- bis 4-jährige Kinder von der Größe beschrieben (lokale Abweichungen bis zu 10-jährigen Kinder sind möglich). Manchmal sind sie behaart, manchmal mit Schuppen bedeckt. Es gibt aber immer eine tellerförmige Vertiefung auf dem Kopf (sara, 皿). In ihr befindet sich Wasser.

Falls das Wesen Wasser verliert, oder das Wasser austrocknet, verliert es die magischen Kräfte. Einigen Quellen zufolge soll es sogar zum Tod des Wesens führen. Ansonsten können sie manchmal auch einen Panzer tragen und einen spitzen Schnabel als Mund aufweisen. Die Wesen sollen nach Fisch riechen, Schwimmhäute zwischen den Fingern haben und eigentlich wurde die Haut als gelblich-blau beschrieben. Das Gesicht teilweise als schwarz.

Was ist über das Verhalten der mythischen Fabelwesen aus Japan bekannt?

Die Warnung vor einem Kappa am Aushang
Ein handgeschriebenes Schild zeigt ein Kappa und warnt vor dem Untier. Foto: von Nelo Hotsuma, CC BY 2.0 , via flickr.

Kappa sollen eine Vorliebe zum Sumō haben, weshalb sie gerne zu Zweikämpfen herausfordern. Solange Wasser in der Vertiefung des Kopfes ist, kann der Mensch das Wesen nicht bezwingen. Da Kappa aber menschliche Rituale befolgt, daher wird er sich verbeugen und einen Teil seiner Kraft verlieren – daher haben die Menschen immer eine Chance gegen das Wesen im direkten Kampf.

Kappa lieben Gurken – davon leiten sich auch Kappa-Maki (Sushi mit Gurke) ab. Daher kann es passieren, dass Sie von Kappa angegriffen werden, wenn sie nach dem Essen von Gurken schwimmen gehen. Ansonsten werden Auberginen, Soba-Nudeln und Natto (fermentierte Sojabohnen) gerne von dem Wesen verzehrt. Gegen Sesam, Ingwer, Spucke, Eisen und Flaschenkürbisse verspüren sie hingegen eine Abscheu. Was zur Verteidigung dienlich ist.

Hintergrund der Abneigung gegen den Flaschenkürbis soll die Trockenheit des Gemüses sein. Im Gegensatz zur Gurke enthalten sie weniger Wasser, was symbolisch für die Austrocknung der Vertiefung auf dem Kopf stehen könnte.

Kappa sind hinterlistige kleine Monster

Kappa gelten als hinterlistige Wasserdämonen, die vor allem Kinder wie auch Erwachsene beim Schwimmen ins Wasser ziehen sollen. Sie wollen angeblich die Leber der Person stehlen. Über den Anus sollen die Fabeltiere das begehrte Organ stibitzen. Kühe und Pferde können ebenfalls Opfer von Kappa werden. Bevor sie die Leber erhalten, soll aber das „Organ“ mit dem Namen Shirikodama (尻子玉) rausreißen, was den Tod bedeutete.

In einigen Legenden sollen Kappa Frauen auf der Toilette auflauern. Sie können sie dann vergewaltigen. Die entstehenden Kinder sollen so grotesk aussehen, falls es zu einer Schwangerschaft führt, dass sie getötet werden müssen.

Der Wandel des Kappa-Glaubens

Goldene Kappa-Statue
Es gibt auch Kappa-Statuen in Gold in der Kappabashi-Straße in Tokio. Foto: von Shadowgate, CC BY 2.0 , via flickr.

Im Laufe der Zeit haben die meisten Menschen erkannt, dass viele Handlungen von Kappa durch Fehlschläge geprägt sind. Zudem können Menschen die Wesen in schwachen Momenten relativ einfach fangen. Damit sie wieder freigelassen werden, geben sie meist ein Versprechen ab, dass sie beispielsweise keine Menschen mehr angreifen. Sie können auch bei der Feldarbeit helfen oder das medizinische Wissen über Salben und Heilkräuter teilen.

In einigen wenigen Regionen werden Kappa auch als lokale Gottheiten verehrt. Sie sollen dann in Flüssen von Bergregionen hin- und herwandern. Im Herbst und Winter sind sie eine Berggottheit (yama no kami 山の神), aber im Frühling und Sommer eine Wassergottheit (mizu no kami 水の神) – für die Übergänge kann es dann verschiedene Rituale geben.

Kappa Mythos der Moderne

Heutzutage hat sich eine grüne Hautfarbe herauskristallisiert. Daher ist die Assoziation zu einer Schildkröte (suppon, スッポン) recht beliebt. Allerdings gehören auch Japanmakaken (nihonzaru, 日本猿) zu den Vorbildern des Kappa.

Der Grafiker und Maler Ogawa Usen (小川 芋銭, 1868–1938) hat zwischen 1923 und 1937 Kappa hyakuzu (河童百図, 100 Kappa-Bilder) angefertigt. Es handelt sich um die erste große Sammlung von Darstellungen des Wesens. Durch den Dichter Akutagawa Ryūnosuke (芥川 龍之介, 1892–1927) gab es einen ersten Boom mit einer Erzählung über Kappa-Monster.

In den 50er- und 60er-Jahren veröffentlichte der Mangaka Shimizu Kon (清水 崑, 1912–1974) regelmäßig einen Cartoon in Asahi Weekly - ein Kappa als Büroangestellter. Der Mangaka Kojima Kō (小島 功, *1928) schuf ein weibliches Kappa, die ab den 70er-Jahren einen Hype auslöste mit Figuren, Cartoons und weiteren Merchandise-Produkten.

Japanisches Schild mit Kappa-Fabeltier
Als niedliches Fabeltier wird Kappa in Japan gerne auch auf Schildern verwendet. Foto: von Justin Doub, CC BY-SA 2.0, via flickr.

Ein weiterer Wandel vollzog sich wohl zwischen 1985 und 1995. Es gab eine Werbeoffensive für touristische Zwecke. Kappa wurde dort zum Symbol für Wasser, Umweltbewusstsein, für das Dorfleben und der nationalen Identität Japans. Touristen sollten so auch die ländlichen Gebiete Japans entdecken.

Kappa in Sprichwörtern

Die Sprache wurde durch das Fabelwesen sehr stark geprägt. Daher gibt es eine Reihe von Sprichwörtern, die mit dem mythischen Geschöpf in Zusammenhang gebracht werden.

Japanisch

Transkription

Übersetzung

Bedeutung/deutsches Sprichtwort

陸に上がった河童

oka ni agatta kappa

Kappa an Land

 „Wie ein Fisch an Land …“

河童の木登り

kappa no kinobori

Kappa klettert auf einen Baum

„Schuster bleib bei deinen Leisten.“

河童が皿の水をこぼしたよう

kappa ga sara no mizu wo koboshita yō

als hätte der kappa das Wasser aus der Delle verschüttet

Bringt die Bestürztheit über etwas sicher Erscheinendes zum Ausdruck.

河童に塩を誂える

kappa ni shio wo atsuraeru

Kappa um Salz bitten

Falsche Bestellung (Kappa leben in Süßwasser)

河童に水練を教える

kappa ni suiren wo oshieru

Kappa das schwimmen lehren

einer Person etwas beibringen, was sie schon längst kann

河童の川流れ

kappa no kawanagare

Kappa wird vom Fluss fortgerissen

auch Meister machen Fehler

河童の寒稽古

kappa no kangeiko

Proben von kappa im Kalten

Auf den ersten Blick ist etwas schwer, aber dann sehr simpel.

河童の屁

kappa no he

Der Furz von Kappa

1. Eine kinderleichte Angelegenheit,
2. Eine Person, die alles nur halb macht, 3. Etwas Unbedeutendes

Auf Kappa-Spurensuche in Japan

Kappa Fabelwesen sind in einigen japanischen Regionen sehr präsent. Das gilt beispielsweise für folgende Regionen:

  • Jozankei-Onsen auf Hokkaidō: Auf der nördlichen Hauptinsel Japans gibt es 22 Kappa-Statuen, die über die gesamte Ortschaft verteilt sind. Dort gibt es die lokale Legende, dass ein junger Mann im Teich „Kappa Buchi“ von einem Kappa Unterwasser gezogen wurde. Er erschien seinem Vater einige Jahre später in den Träumen und verriet ihm, dass er glücklich mit einer Kappa-Frau und einem Kappa-Kind lebt.
  • Auf Kappa-Jagd in Tōno in Iwate: Die Stadt Tōno im Südosten der Präfektur Iwate in Nord-Japan hat ebenfalls einen Teich mit dem Namen „Kappa Buchi“ am Jogen-ji Tempel. Dort können sie versuchen Kappas zu angeln, indem Sie Gurken als Köder nutzen. Sie müssen aber eine Lizenz im Touristencenter erwerben.
  • Kappa-Tempel in Tokio: In Tokio gibt es den buddhistischen Tempel Sōgen-ji im Bezirk Taitō. Er wird im Volksmund auch als Kappa-dera bezeichnet. Kappa hätten beim Bau eines Wassergrabensystems geholfen und ihnen wurde aus Dank der Tempel errichtet. Auf dem Altar werden Gurken als Opfer gegeben. Zudem gibt es antike Schriftrollen über die Tiere. Außerdem hat der Tempel einen echten getrockneten Kappa-Arm.

Kappa im modernen Japan

Japanisches Plüschtier Kappa für Kinder
Kappa-Schildkröten-Plüschtiere werden in Japan auch auf niedliche Form inzwischen für kleine Kinder gestaltet. Es muss niemand mehr vor Kappa Angst haben. Foto: von 顔なし, CC BY-SA 2.0 , via flickr.

Das moderne Japan wird von Anime- und Manga-Figuren bestimmt, die in Kawaii-Optik möglichst niedlich und kindlich erscheinen. Kappa dient daher heute als süßes Maskottchen. Firmen werben mit den Tieren und einige Firmen nutzen das Fabelwesen ebenfalls in Videospielen oder Animes. Hier sind ein paar Beispiele:

  • Beim Spiel Animal Crossing von Nintendo ist der Charakter „Käpten“ ein Kappa.
  • In der Videospiel- und Anime-Reihe Yo-kai Watch werden Kappa als Yōkai verwendet.
  • In der Episode What Lives in the Lake von „Supernatural The Animation“ kam ebenfalls ein Kappa vor.
  • Das sarkastische Emoticon vom Twitcher Josh DeSanto wurde ebenfalls vom japanischen Kappa inspiriert, da er sich für die japanische Kultur sehr interessiert.

Titelfoto: von OiMax, CC BY 2.0 , via flickr.

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