Japanische Puppen - Ningyo
Japanische Puppen - Ningyo
Hina-ningyo, Kokeshi-Puppe oder Daruma-Glücksbringer, die japanische Kultur besitzt eine Vielzahl japanischer Puppen, die fest in Tradition und Alltag der Menschen eingebunden sind. Während Kokeshi-Puppe und Daruma eher simpel gefertigte Vertreter der Japan Puppen sind, gelten Hina-ningyo als wahre Meisterwerke der japanischen Puppen-Kunst. Sie sind zentraler Bestandteil des alljährlichen Hina-Matsuri (Puppen-Fest) und erhalten am Ende ihrer Tage sogar oft eine spezielle Totenmesse.
Welche Bedeutung besitzen traditionelle japanische Puppen?
Während sie sich in Aussehen und Verwendung unterschieden, ist vielen japanischen Puppen gemein, dass sie neben ihrem ansprechenden Äußeren auch eine Schutzfunktion für ihren Besitzer einnehmen. So sind Kokeshi-Puppen und Darum-Figuren klassische Beispiele für japanische Glücksbringer die Unheil fernhalten und bei der Erfüllung von Wünschen helfen sollen.
Beim alten Brauch des Hina-nagashi wurden japanische Puppen aus Stroh auf kleinen Booten oder Flößen ausgesetzt, die auf das offene Meer trieben. Mit ihnen sollten auch böse Geister und Sorgen verschwinden. Auf ähnliche Art sollen auch die Hina-ningyo, die am japanischen Puppen-Festes (Hina-Matsuri) zu Ehren der Töchter der Familie aufgestellt werden, eine Schutzfunktion für diese ausüben und schlechte Einflüsse fernhalten.
Hina-ningyo und das japanische Puppen-Fest
Am dritten März eines jeden Jahres werden japanische Wohnungen auf eine besondere Weise dekoriert. Auf einer Art Podest, das mit einem roten Tuch bedeckt wird, werden fein gearbeitet japanische Puppen aufgereiht, die den Hofstaat des japanischen Kaiserhauses symbolisieren sollen. Neben Kaiser und Kaiserin, auf der höchsten Stufe, folgen die Hofdamen auf der zweiten und Musiker auf der dritten Ebene. Je nach große der Puppensammlung finden sich auch weitere Vertreter des kaiserlichen Hofes auf weiteren Ebenen.
Dieser, auch als „Mädchen-Fest“ bekannte, Festtag hat seinen Ursprung in der Edo-Zeit (1603-1868) und ist den Töchtern jeder Familie gewidmet.
Wie entstehen die anmutigen japanischen Puppen?
Zur Herstellung hochwertiger japanischer Puppen, wie sie zum Hina-Matsuri aufgestellt werden, sind das Wissen und die Erfahrung vieler Spezialisten notwendig. Traditionell erfolgt die Produktion einer japanischen Puppe arbeitsteilig. D.h. mehrere Betriebe fertigen einzelne Bestandteile einer Puppe, die dann zum fertigen Modell zusammengesetzt werden. So gibt es beispielsweise einen Spezialisten für die Fertigung der Haare, welche in aufwendigen traditionellen Frisuren arrangiert werden. Auch die prächtigen Kimono, die ihren großen Originalen in Schönheit kaum nachstehen, erfordern die geübte Hand eines Puppen-Schneiders. Bei besonders aufwendigen Modellen werden selbst die Zierknoten, die sich an der Kleidung japanischer Puppen befinden, von einem extra geschulten Meister gebunden.
Bei so viel Arbeit ist es nicht verwunderlich, dass manche Puppe ein kleines Vermögen kostet und sich auch im Westen viele Sammler für diese kleinen japanischen Kunstwerke gefunden haben.
Mittlerweile besteht jedoch auch bei uns die Möglichkeit erschwingliche Japan Puppen zu kaufen, die sich ebenfalls als besonderer Schmuck oder als begehrtes Sammelobjekt eignen.
Puppen-Begräbnis in Japan
Die tiefe Verbindung die viele Japaner zu ihren japanischen aber auch gelegentlich westlichen Puppen aufbauen zeigt sich in der, für nicht Japaner möglicherweise skurril anmutenden, Puppen Totenmesse (Ningyo-kuyo) im Tokioter Kiyomizu Kannon-do Tempel. Der Gedanke eine alte Puppe einfach so wegzuwerfen ist für vielen Menschen nicht akzeptabel. Besonders antike japanische Puppen wie die Hina-ningyo waren jahrelange Begleiter und sind untrennbar mit dem Aufwachen der Kinder verbunden. Für manche Japaner tragen sie all die wertvollen Erinnerungen in sich und haben zum Schutz der Kinder beigetragen. Sie später einfach zu entsorgen könnte negative Auswirkungen haben, so der Glaube. Auch ein Verkauf ist völlig ausgeschlossen, da Puppen für viele Menschen sehr persönliche Gegenstände darstellen, die nicht einfach so an Jemand fremdes weitergegeben werden können.
Was ist also zu tun wenn der Wohnraum zu klein und die Kinder längst erwachsen und aus dem Haus ausgezogen sind?
Einige Tempel bieten spezielle Totenfeiern für die nicht länger benötigten japanischen Puppen an, damit ihre Seelen freigesetzt werden, bevor ihre Körper unwiederbringlich zerstört werden. Diese Möglichkeit sich guten Gewissens von einem lieb gewonnen Gegenstand zu trennen nutzen auch einige Kinder, die sich mit zunehmendem Alter, von ihrer zu groß gewordenen Stofftiersammlung trennen möchten.
Neben der emotionalen Komponente zeugt das Vorhandensein einer solchen Zeremonie auch von der hohe Achtung vor den kunstvoll gefertigten japanischen Puppen.