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Japanische Geistergeschichten – Gruseln mit Yokai und Co.

Am 31. Oktober ist Halloween! Auch wenn Halloween in Japan kein traditionelles Fest ist und wenig mit dem ursprünglichen All Hallow‘s Eve gemein hat, gibt es ab Ende September viele Themen-Events und Dekorationen rund um Halloween. Auch wenn das eigentliche Totenfest in Japan das O-bon Fest ist, erscheint auch in der Zeit von Halloween die Membran zwischen unserer Welt und der Welt der Geister und Dämonen besonders dünn. Genau die richtige Zeit, um das Licht zu löschen, Kerzen in die Ecken der Räume zu stellen und ein paar japanische Geistergeschichten zu erzählen!

Wie die Gespenster nach Japan kamen und wo sie zu finden sind

Japanische Geister haben sich gewandelt
Japanische Geister haben sich im Lauf der Jahrhunderte verändert. Doch auch heute noch sind sie beliebte Gestalten des Volksglaubens.

Bevor der Buddhismus im 6. Jahrhundert in Japan eingeführt wurde, kannte man noch keine Gespenster im eigentlichen Sinne. Die damals gängige Vorstellung der Totenwelt war, dass sie im Diesseits lag, meistens in den Bergen, am Flussunterlauf oder auf dem Meer. Mit der Einführung des Buddhismus etablierte sich auch in Japan das Konzept der Seele, die den Körper überlebt und je nach Lebensstil in die Hölle fährt, im Nirwana erlöst oder ständig wiedergeboren wird. Heftige Gefühle wie Liebe oder Hass fesseln laut buddhistischer Lehre eine Seele ans Diesseits. Daher ist es wenig verwunderlich, dass viele japanische Yuurei Menschen sind, denen Unrecht getan wurde, die eines grausamen Todes gestorben sind, die verschmäht wurden oder die nach ihrem Tod noch eine dringende Mitteilung zu machen bzw. eine versäumte Pflicht zu erfüllen haben. So sind japanische Geistergeschichten den europäischen sehr ähnlich.

Gespenster äußerten sich vor allem im japanischen Mittelalter nicht nur in Rachegeistern, die vor ihren Peinigern erschienen. Vielmehr waren im Glauben der damaligen Bevölkerung auch Epidemien, Erdbeben und anderes Unheil das Werk von gewaltsam oder in Ungnade gestorbenen Menschen. Wurden die Totenriten vernachlässigt – beispielsweise aus mangelndem Respekt oder weil es keine Nachkommen gibt –, kehren Verstorbene oft als böse Geister wieder. Dieser Glaube ist auch im heutigen Japan noch präsent, denn es werden nach wie vor große Anstrengungen unternommen, die sterblichen Überreste japanischer Kriegsgefallener in Südostasien zu bergen und zu bestatten. Interessant hierbei ist, dass die japanische Mythologie einen entscheidenden Unterschied zum westlichen Geisterglauben aufweist. Geht es in Europa und Amerika vor allem darum, einen bösen Geist zu vertreiben oder in die Hölle zu schicken, steht in Japan die Besänftigung im Vordergrund. Gelingt es, einen Rachegeist durch Trost und Verehrung zu versöhnen und günstig zu stimmen, wird er zu einer Schutzgottheit. Überhaupt sind Geisterwesen in Japan nicht immer böse, wie man das von Dämonen in christlich geprägten Ländern kennt. Einige sind tatsächlich auf Rache aus und verfolgen ihre Opfer bis zum bitteren Ende. Doch viele sind nur auf Schabernack aus, daneben gibt es auch zahlreiche hilfreiche Geister und Götter.

Chihiros Reise ins Zauberland und andere Anime – Japanische Geister in der Popkultur

Geister in der modernen japanischen Kunst
Götter und Gespenster sind schon seit Jahrhunderten fester Bestandteil der japanischen Kunst. Auch in der Moderne werden sie oft eingebunden.

Geister, Dämonen und andere übernatürliche Wesen sind eine feste Realität im japanischen Volksglauben und haben schon oft Einzug in die Werke japanischer Künstler gehalten. Ob Kabuki-Theaterstücke, alte Legenden, Musikstücke, beliebte Mangareihen, Horrorfilme oder erfolgreiche Anime – sie alle beschäftigen sich mit den Gespensterwesen. Nicht selten entsteht dabei ein echter Hit, denn nach wie vor sind japanische Geistergeschichten in ihrem Ursprungsland und in vielen anderen Ländern der Welt beliebt. Bekanntester Vertreter der Anime mit Geisterwesen ist "Chihiros Reise ins Zauberland" – dieser Anime vom Studio Ghibli aus dem Jahr 2001 schickt das junge Mädchen Chihiro in die Welt der japanischen Götter (Kami), die in einem Badehaus Entspannung suchen. Dabei trifft sie auf allerhand seltsame Gestalten und erlebt mit ihnen Abenteuer. Neben Chihiros Reise ins Zauberland gibt es aber noch viele weitere Anime Filme, in denen japanische Geister auftauchen. Beispielsweise "Ein Brief an Momo", in dem drei Yokai der jungen Momo das Leben schwer machen, oder "Prinzessin Mononoke", wo es vor Naturgeistern nur so wimmelt. Auch ganze Serien rund um japanische Geistergeschichten sind entstanden – zum Beispiel "Inu Yasha", in der sich ein Halbdämon zusammen mit anderen übernatürlichen Wesen (Yokai) im mittelalterlichen Japan auf eine wichtige Mission begibt. Neuester Hit aus Japan ist die Anime-Serie "Yokai Watch", zu der es auch gleichnamige Spiele gibt– das Prinzip der Serie und der Spiele erinnert stark an Pokémon. Bei Yokai Watch trifft der Junge Keita auf verschiedene Yokai und freundet sich mit diesen an. Jeden Geist, mit dem Keita befreundet ist, kann er fortan mit seiner Uhr (Yokai Watch) beschwören und im Kampf gegen böse Geister einsetzen. Die Yokai sind dabei so vielfältig wie die Geister in der japanischen Mythologie. Aber was sind Kami und Yokai eigentlich genau?

Yuurei, Yokai, Bakemono, Kami – Wo liegt der Unterschied?

Verschiedene Formen von japanischen Gespenstern
Japanische Geister haben viele Erscheinungsformen, manche erinnern an Menschen, Tiere oder Gegenstände, andere haben nichts Irdisches.

In japanischen Geistergeschichten stolpert man über eine Vielzahl verschiedener Kreaturen. Diese können ganz unterschiedlicher Natur sein und haben je nach Art eine andere Verbindung zur Geisterwelt und zum Diesseits. Die wichtigsten Arten japanischer Gespensterwesen sind die folgenden:

  • Yuki no Onna im weißen Kimono
    Yuurei werden meist mit einem weißen Kimono dargestellt, der typischen Bekleidung von Verstorbenen.

    Yuurei: Japanische Gespenster. Yuurei oder Yūrei sind die Geister von Verstorbenen, die keine Ruhe gefunden haben. Entweder weil sie gewaltsam gestorben sind, nicht ordentlich bestattet wurden, weil sie Hass, Eifersucht oder Rachegedanken ans Diesseits fesseln oder weil sie noch eine Aufgabe zu erledigen haben. Yūrei werden oft dargestellt als schwebende blasse Frauen in einem weißen Kimono, dem traditionellen japanischen Begräbnisgewand.

  • Yokai: Die größte Gruppe der japanischen Geister und auch die vielseitigste. Yokai ist der Überbegriff für alle Wesen aus japanischen Geistergeschichten – seien es Dämonen, Kobolde, verwandelte Menschen oder Tiere, besessene Haushaltsgegenstände, Schutzgeister oder Gestaltwandler. Alle übernatürlichen Erscheinungen lassen sich unter dem Begriff Yokai zusammenfassen. Dabei sind diese Gestalten weit älter und tiefer in der japanischen Mythologie verankert als Geister im westlichen Sinne. Yokai lassen sich grob unterteilen in:

    • Hengeyokai: Gestaltwandler, die ihre Gestalt beliebig verändern können. Bekannteste Vertreter sind Füchse (Kitsune) und Marderhunde (Tanuki), die sich mithilfe von Magie in Menschen oder Gegenstände verwandeln, um mit den Menschen ihren Schabernack zu treiben. Sie unterscheiden sich äußerlich nicht von normalen Vertretern ihrer Art, können aber eine besondere Gestalt annehmen (bspw. als neunschwänziger Fuchs oder als menschengroßer, aufrecht gehender Marderhund) und auch Menschen imitieren.

    • Bakemono: Verwandelte Menschen oder Tiere. Diese Kreaturen durchliefen in irgendeiner Weise eine Verwandlung, die aus natürlichen Wesen übernatürliche machte. Sie können ihre Gestalt nicht beliebig ändern. Begegnet man ihnen, kann man sie mit Schlauheit und Glück überlisten, falsches Verhalten hat allerdings schlimme Folgen.

    • Oni: Oger oder Dämonen, denen große Kräfte zugeschrieben werden. Meist leben sie in den Bergen, haben meist rote, blaue oder schwarze Haut, Hörner, Fangzähne und einen Lendenschurz. Bewaffnet sind sie mit einer großen Keule oder einem riesigen Schwert, in den meisten Fällen werden sie als bösartig dargestellt.

    • Karakase - beseelter Schirm
      Ein Karakasa (beseelter Schirm)..

      Tsukumogami: Besessene oder beseelte Gegenstände. Im japanischen Volksglauben entsteht diese Belebung nach 100 Jahren bei Gegenständen und Häusern, die verwahrlost und/oder in Vergessenheit geraten sind. Besonders verbreitet sind Tsukumogami als Bakezori (Strohsandalen), Karakasa (Regenschirme) oder alte Teekessel. Den Glauben an Tsukumogami gibt es in Japan seit dem 9. Jahrhundert, Mitte des 19. Jahrhunderts erlebte er seine Blütezeit. Zunächst als blutrünstige Geister dargestellt, wandelte sich das Bild der Tsukumogami während der Edo-Zeit (19. Jahrhundert) zu harmlosen, teils lustigen Figuren, die besonders bei Kindern und Jugendlichen beliebt sind.

    • Andere Formen: Manche Yokai lassen sich aufgrund ihres Erscheinungsbildes nicht kategorisieren. Zu ihnen gehören zum Beispiel der bekannte Kappa (ein froschähnliches Wesen mit einer kahlen Stelle auf dem Kopf, das an Flüssen lebt), die meist krähenähnlichen Tengu (Bergdämonen, die oft auf Kiefern sitzen und mit übergroßer Nase dargestellt werden) oder Mischwesen aus verschiedenen Tieren oder Gegenständen. Es gibt auch Yokai, die sich aufgrund ihrer Erscheinung mit nichts Irdischem vergleichen lassen.

    • Hanyo: Halb-Dämonen, die halb Dämon, halb Mensch sind. Viele Geschichten mit Hanyo handeln von den Hindernissen, die einer Beziehung zwischen Menschen und Yokai entgegenstehen.

  • Urbane Legenden: Diese Dämonen entspringen modernen Horrorgeschichten oder haben sich aus alten Geisterwesen durch heute Erzählungen weiterentwickelt. Berühmte Vertreter sind Teke-Teke (eine junge Frau ohne Unterleib, die krabbelnd ihre Opfer verfolgt), die Kuchisake-Onna (eine Frau, deren Mund aufgeschlitzt ist und die ihren Opfern das Gleiche antut), verfluchte Puppen sowie diverse Geister auf Toiletten, in verlassenen Gassen oder die beim dreimaligen Rufen ihres Namens erscheinen.

  • Kami: Schutzgottheiten, die vor allem aus der naturverbundenen altjapanischen Religion entspringen. Angeblich kennt der Shintoismus über acht Millionen Götter, wie sie etwa bei Chihiros Reise in Zauberland gezeigt werden. So ist es nicht verwunderlich, dass die meisten Dinge in der Natur und in der alltäglichen Umgebung der Menschen von Gottheiten beschützt werden, deren Wohlwollen sich die Menschen durch Verehrung und Opfergaben sichern wollen. Zahlreiche Schreinen in ganz Japan sind immer noch den verschiedensten Shintogöttern geweiht.

Gerade zu Halloween in Japan ist es üblich, sich Geschichten über diese Geister und übernatürlichen Erscheinungen zu erzählen. Ursprünglich war aber der Sommer die Zeit der Gespenster in Japan.

Japanische Geistergeschichten für Halloween

Ein Katzen-Yokai als Mensch
Manche Yokai verändern ihre Gestalt, um Menschen zu täuschen. Werden sie ertappt, ist der Schrecken meist groß.

Seit der Edo-Zeit gibt es einen Brauch in Japan: Das Spiel "Hyakumonogatari Kaidankai", bei dem die Teilnehmer in einer dunklen Nacht zusammenkommen, um 100 Geistergeschichten zu erzählen. Diese Zusammenkünfte fanden meist im Sommer statt, kurz vor dem Obon-Fest. Zu Beginn werden 100 Lichter entzündet und im Raum platziert. Jeder Teilnehmer erzählt eine Geschichte mit einer übernatürlichen Begegnung aus seinem Umfeld oder die ihm selbst passiert ist. Nach jeder Geschichte löscht der Erzähler eine Kerze, sodass der Raum mehr und mehr in Dunkelheit versinkt, während sich durch die Geschichten immer mehr spirituelle Energie sammelt. Mit dem Beenden der 100. Geschichte und dem Löschen der letzten Kerze soll etwas Furchtbares in der völligen Dunkelheit heraufbeschworen worden sein.

In Europa und Amerika ist es eher Halloween, an dem man sich Gruselgeschichten erzählt. Mittlerweile gehören Geistergeschichten auch zu Halloween in Japan, auch wenn es dort immer noch üblich ist, solche Geschichten in heißen Sommernächten zu erzählen. Ab und an finden sich sogar noch Mutige, die die 100 Gespenstergeschichten erzählen, manche davon belassen es aber bei 99, um keine finsteren Geister zu wecken.

Es gibt viele Geschichtensammlungen wie die Kyoka Hyakumonogatari, die sogar speziell auf die 100 Geschichten zugeschnitten sind – denn wer will schon immer wieder die gleichen übernatürlichen Begebenheiten erzählt bekommen? Zwei Geschichten sollen hier beispielhaft für die 100 japanischen Geistergeschichten stehen, um nicht versehentlich böse Geister heraufzubeschwören.

Gatagata Bashi – Die klappernde Brücke

Japanische Geistergeschichte Gatagata-Bashi
Die Gatagata-Bashi ist ein Synonym für Brücken, an denen es spukt.

Vom Japanischen ins Englische übersetzt von Zack Davisson, ursprünglich aus der Geschichtensammlung Kyoka Hyakumonogatari

Im Dorf Ozaka in der Provinz Hida (heute Präfektur Gifu) lebte einst ein Mann, der Kane‘emon hieß. Vor seinem Haus befand sich eine alte Hängebrücke aus Holz, die über ein Bergtal in das Nachbardorf führte. Eines Nachts hörte Kane‘emon das typische klappernde Geräusch, wenn jemand über die Brücke lief, begleitet von einem Flüstern. Da er dachte, dass das Überqueren der Brücke bei Nacht viel zu gefährlich war, stürzte er aus dem Haus, um die Wanderer zu warnen. Doch dort draußen war nichts.

Dies geschah auch in den folgenden Nächten, immer hörte Kane‘emon das Klappern der Brücke und die flüsternden Stimmen. Manche Nächte mischten sich darunter auch Klagelaute und ein Weinen. Unsicher, was er tun sollte, befragte er schließlich einen Wahrsager. Dieser eröffnete ihm, dass es sich bei den Geräuschen um einen Zug von Toten handelte, die auf dem Weg nach Tachiyama (heute Präfektur Toyama) waren. In dieser Region soll es damals zahlreiche Eingänge zur Hölle gegeben haben und die Verstorbenen mussten vor kurzem den Pfad über die Brücke entdeckt und als zweckdienlichen Weg empfunden haben.

Als er das hörte, beschloss Kane‘emon, mit seinem gesamten Haushalt so weit wie möglich von der Brücke weg zu ziehen. Außerdem sorgte er dafür, dass eine Gedenkzeremonie für die armen Seelen, die in die Hölle wandern sollten, an der Brücke stattfand. So sollte deren Schicksal gemildert werden. An der Brücke richtete er eine kleine Gedenkstätte ein und seitdem hörte man des Nachts keine seltsamen Geräusche mehr an der Brücke. Trotzdem ist diese Brücke wie viele andere in Japan unter dem Namen Gatagata Bashi – die klappernde Brücke – bekannt.

Goze no Yurei – Der Geist der blinden Musikerin

Goze, eine blinde japanische Sängerin
Eine Goze war eine blinde Frau, die auf der Shamisen spielte oder sang, um ihren Lebensunterhalt zu verdienen.

Vom Japanischen ins Englische übersetzt von Zack Davisson, ursprünglich aus der Geschichtensammlung Mujyara von Mizuki Shigeru

Diese Geschichte trug sich in der Kyoho-Zeit (1716–1736). Hotsumi, ein Samurai und Präfekt der Provinz Kitakuni, begab sich auf seine jährliche Reise nach Edo (Tokyo). Unterwegs hielt er an einem Gasthaus an und nahm sich ein Zimmer, um zu rasten. Von seinem Raum aus hörte er eine wundervolle Stimme singen. Diese gehörte zu einer Goze, einer blinden Frau, die ihr Geld mit Gesang und dem Spiel auf der Shamisen verdiente. Da Hotsumi dachte, dass diese wunderschöne Stimme zu einer wunderschönen Frau gehören musste, lauerte er ihr auf und überfiel sie, als sie zu ihrem Zimmer zurückkehrte. Die Goze hatte Hotsumi nichts entgegenzusetzen.

Als er am nächsten Morgen erwachte, erkannte er, dass die Frau mit der schönen Stimme unfassbar hässlich war. Die Goze jedoch dachte wohl aufgrund seines Überfalls, dass sie endlich einen Geliebten gefunden hätte. Hotsumi ersann schnell einen üblen Plan, wie er sie loswerden könnte, und nahm sie mit auf seine Reise nach Edo. Auf einer passenden Bergstraße stieß er die blinde Frau in eine Schlucht und tötete sie dadurch. Mit dem Gedanken, sein Problem elegant gelöst zu haben, setzte er seinen Weg nach Edo fort.

Im nächsten Jahr hatte er den Zwischenfall völlig vergessen und machte auf seiner Reise nach Edo wiederum Rast in der Region, diesmal in einem kleinen Bergtempel. In dieser Nacht erschien der Geist der Goze vor ihm und sprach zu ihm: "Hast du den letzten Herbst schon vergessen? Du hast mit mir gespielt und mich dann weggestoßen! Ich habe keine Augen, doch jetzt erkenne ich dich."

Sie ergriff Hotsumi an den Knöcheln und schleifte ihn aus dem Raum in Richtung des Tempel-Friedhofs. Hotsumi hatte der unmenschlichen Stärke des Yuurei nichts entgegenzusetzen. An einem Grab blieb der Geist stehen, umarmte Hotsumi fest und zog ihn mit sich unter die Erde.

Die Mönche des Tempels waren durch den Radau erwacht und folgten den Spuren zum Friedhof. Dort gruben sie schnell ein Loch an der Stelle des Grabes und fanden wenig später den toten Hotsumi, der von einem weiblichen Skelett umarmt wurde. Der Zufall oder ein Fluch hatten Hotsumi genau zu dem Tempel geführt, in dem die sterblichen Überreste der Goze bestattet worden waren, nachdem man sie in der Schlucht gefunden hatte. Nun war sie gekommen, um ihn zu holen.

Halloween in Japan – das Fest der Toten?

Yuurei, Gespenst aus Japan
Yuurei und Yokai tauchen nicht nur an Halloween auf, auch beim Obon-Fest ist die Barriere zwischen Menschenwelt und Geisterwelt sehr schwach.

Steigen zu Halloween in Japan auch die Toten aus ihren Gräbern, um sich unter die Lebenden zu mischen, wie es in westlichen Kulturen geglaubt wird? In Japan kennt man den heidnisch bzw. christlich geprägten Tag Allerheiligen am 1. November nicht. Halloween in Japan ist eine reine Übernahme der Halloween-Bräuche aus Amerika. Vor allem bei der jüngeren Generation ist Halloween beliebt und wird mit zahlreichen Partys und Dekorationen ab Mitte September gefeiert. Durch die Nähe zum beliebten Cosplay wurde der Brauch sich zu kostümieren selbstverständlich ebenso begeistert aufgenommen und viele japanische junge Menschen stecken viel Aufwand und Zeit in ihre Kostüme.

Das Fest der Toten ist Halloween in Japan jedoch nicht. Nach wie vor ist das Obon-Fest im Sommer eines der wichtigsten japanischen Feste. In diesem Zeitraum werden die Toten geehrt, vielerorts erzählt man sich Gespenstergeschichten und im traditionellen Theater werden Gespensterstücke aufgeführt. Während es an Halloween vor allem um den Spaß am Verkleiden und kommerzielle Interessen geht, hat sich das Obon-Fest seinen feierlichen Charakter bewahrt und steht als Totenfest für Respekt vor den Verstorbenen und die Besänftigung der Geister. Wer mehr über die Unterschiede von Halloween in Japan und dem japanischen Bon-Fest erfahren will, sollte einen Blick in unseren Halloween-Blogbeitrag vom letzten Jahr werfen.

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