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Japanische Teezeremonie: Tradition, Ablauf & Regeln im Detail

Die japanische Teezeremonie oder Chadō (茶道; Teeweg) ist eine hoch ritualisierte Form des gemeinsamen Teetrinkens. Entwickelt wurde die japanische Teezeremonie ursprünglich von Mönchen des Zen-Buddhismus und hat daher einen engen Bezug zur Meditation.

Die japanische Teezeremonie, in der jeder Schritt und jede Geste exakt vorgeschrieben sind, gilt als die wohl komplexeste Teezeremonie. In anderen Ländern, z.B. in China, gibt es auch andere und teils sogar ältere Formen. Heute wird die japanische Teezeremonie in einer formellen wie in einer informellen Variante durchgeführt. Diese dauern unterschiedlich lange und stellen verschiedene Ansprüche an die Teilnehmer. Da die formelle Variante sehr aufwändig ist und mehrere Stunden dauert, ist diese auch in Japan heute eher die Ausnahme.

 

japanische-teezeremonie-ablauf

Die formelle japanische Teezeremonie hat strenge, unveränderliche Abläufe, Regeln, Utensilien und findet in speziellen Räumen statt.
Foto © toa55, depositphotos

 

Was ist eine japanische Teezeremonie?

Die japanische Teezeremonie oder Chadō (manchmal auch Chanoyu, 茶の湯; „heißes Wasser“) genannt, ist eine ritualisierte Form der Teezubereitung und des gemeinsamen Genusses. Der in der japanischen Teezeremonie zubereitete Tee ist traditionell immer Matcha. Dieser wird als Koicha (濃茶; dicker Tee) oder Usucha (薄茶; dünner Tee) zubereitet.

Die formelle Variante der japanischen Teezeremonie geht weit darüber hinaus. Sie beinhaltet neben der Zubereitung des Tees in einem speziellen Teehaus (茶屋, Chaya oder 茶室, Chashitsu) auch den Roji (露地) genannten Gartenpfad. Auf diesem werden bestimmte Handlungen durchgeführt. Dazu gehören eine rituelle Reinigung an einem Wasserbecken und ein speziell zubereitetes, der Jahreszeit entsprechendes, hochwertiges Essen in mehreren Gängen. Dieses wird Kaiseki (懐石) genannt und kann als japanische Haute Cuisine bezeichnet werden.

All diese Schritte folgen streng ritualisierten Formen und dienen dazu, die Teilnehmer meditativ auf die Teezubereitung einzustimmen. Das Ziel ist es, den Alltag hinter sich zu lassen und in meditativer Form ganz in der Teezeremonie aufzugehen. Dabei sind immer die vier Prinzipien des Chadō zu beachten: wa (Harmonie), kei (Respekt), sei (Reinheit) und jaku (Stille).

 

Welche Bedeutung hat die Teezeremonie für Japaner?

Die japanische Teezeremonie ist ein wichtiger Teil des historisch-kulturellen Erbes Japans. Japaner sind im Allgemeinen sehr stolz auf ihre Geschichte und Traditionen. Für traditionsbewusste Japaner ist zumindest die Grundkenntnis der japanischen Teezeremonie und ihrer Verhaltensregeln selbstverständlich. Die formelle Variante wird heute jedoch selten abgehalten. Kaum jemand hat den notwendigen Platz für ein eigenes Teehaus und einen dazugehörigen japanischen Garten.

Der eng getaktete Alltag der Japaner lässt eine mehrere Stunden dauernde Teezeremonie meist nur in Ausnahmen zu. Daher nutzen viele öffentliche Teehäuser, die informelle Teezeremonien abhalten. Diese dauern oft nur eine Stunde. Dennoch ist der grundlegende Ablauf jedem Japaner als Aspekt ihrer traditionellen Kultur bekannt.

 

Ursprünge der japanischen Teezeremonie - Geschichtlicher Überblick

Die Geschichte der japanischen Teezeremonie ist eng mit der Geschichte des Tees in Japan verbunden. Tee wurde wohl erstmals im 6. oder frühen 7. Jahrhundert nach Japan gebracht. Wirklich durchsetzen konnte sich das Heißgetränk in Japan erst seit der Heian-Zeit (784-1185). Während dieser Zeit wurde Tee zum ersten Mal auch außerhalb buddhistischer Klöster in größerem Umfang genossen und erste Teepflanzungen in Japan angelegt. Eine Frühform einer Teezeremonie wurde ebenfalls entwickelt, geriet jedoch wieder in Vergessenheit.

Die Verbreitung und Ausweitung des Teetrinkens und -anbaus wird dem buddhistischen Abt Eisai (1141 bis 1215) zugeschrieben. Er verband den Genuss von Tee eng mit religiösen Handlungen des Buddhismus. Auf die von Eisai angepflanzten Teepflanzen sollen die heute in Uji (Teestadt und Region nahe Kyoto) angepflanzten Teeplantagen zurückgehen.

Der buddhistische Abt Shogu wird als eigentlicher Vater der japanischen Teezeremonie angesehen. Im 15. Jahrhundert entwickelte er mit seinem Herrn, dem Shogun Ashikaga Yoshimasa, eine verfeinerte Form des Teetrinkens. Ashikaga Yoshimasa legte alle seine weltlichen Ämter nieder, um sich ganz einem künstlerischen Lebensweg zu widmen. Seit dieser Zeit gilt auch ein quadratischer Teeraum von 4 ½ Tatami-Matten (etwa 3 mal 3 Meter) als ideale Größe.

Die von Shogu etablierte Teezeremonie wurde dann von dem legendären Teemeister Sen-no Rikyū formalisiert. Er war ein Verfechter einer auf das Wesentliche konzentrierten Teezeremonie, die statt Prunk Einfachheit in den Vordergrund stellte: Wabi-Sabi. Sen-no Rikyū etablierte auch die vier Prinzipien des Chadō: wa (Harmonie), kei (Respekt), sei (Reinheit) und jaku (Stille).

Die von Sen-no Rikyū formalisierte Teezeremonie hat sich im Grunde genommen bis heute erhalten. Die drei wichtigsten Schulen des Chadō (Urasenke, Omotesenke, Mushakōjisenke), die jeweils eine etwas voneinander abweichende spezifische Durchführung der Teezeremonie propagieren, stammen alle von seinen Nachkommen bzw. seiner Familie ab.

Im Westen wurde die japanische Teezeremonie zuerst durch die Veröffentlichung des Buches „The Book of Tea“ (1906) von Okakura Kakuzō in weiteren Kreisen bekannt. Heute bieten Teehäuser und Kulturzentren weltweit Workshops und Einführungen in die japanische Teezeremonie an. Nach Anmeldung kann man auch in Deutschland an manchen Orten an solchen teilnehmen. Dabei handelt es sich in aller Regel aber immer um informelle Teezeremonien.

 

Die Grundprinzipien der japanischen Teezeremonie

Harmonie (和), Respekt (敬), Reinheit (清), und Stille (寂) - wakei seijaku (和敬清寂) – sind die vier Prinzipien des Chadō, der japanischen Teezeremonie.

WaHarmonie – soll die Zusammenkunft von Gästen und Gastgeber während der Teezeremonie bestimmen. Wa bezieht sich auch auf das harmonische Anrichten der Speisen und Teegerätschaften sowie auf den Wechsel der Jahreszeiten und den Kreislauf der Natur. Letztere spielen insbesondere bei der Zusammenstellung der Speisen, eventuell vorgetragenen Gedichten und dem Durchschreiten des Teegartens eine Rolle. Das Ziel ist die Suche nach Einklang mit der Natur und dem Verständnis der Vergänglichkeit des Seins.

KeiRespekt – bezieht sich auf den Umgang miteinander und allen Dingen. Im Japanischen kann Kei auch Hochachtung oder Ehrfurcht bedeuten. Der Respekt wird unter Gästen und zwischen Gästen und Gastgeber sowie bei der Handhabung der Teegeräte geübt und bildet das Fundament der aktiven ausgeübten Gastfreundschaft. In der formellen Teezeremonie nach Sen-no Rikyū spielten Hierarchien während der Teezeremonie keine Rolle. Das Prinzip des Respektes erleichtert zudem auch Laien den Zugang zum Teeweg. Es geht mehr um Haltung als um Formvollendung.

SeiReinheit – bezieht sich auf die Reinigung vom Alltäglichen, vom „Staub des Alltags“. In der Teezeremonie findet dies sowohl durch die rituelle Reinigung an einem Wasserbecken vor Betreten des Teehauses als auch in der Reinigung der Teeutensilien vor den Augen der Gäste seinen Ausdruck. Durch diese zeremoniellen Waschungen soll der Geist von den Sorgen und Lasten des Alltags befreit werden, um Platz für die Kontemplation und das Begehen des Teeweges zu schaffen. Das Betreten des Gartens und das Gehen über den Roji sollen den Übergang und die Loslösung vom Alltag einläuten.

JakuStille – meint in Bezug auf die japanische Teezeremonie vor allem Besinnung und innere Einkehr, nicht die Abwesenheit äußerer Geräusche. Das Rezitieren von Gedichten oder eine feinsinnige Unterhaltung gehören durchaus zur Teezeremonie.

Im Zusammenwirken von Wa, Kei, Sei und Jaku sollen die Teilnehmer an einer japanischen Teezeremonie dem buddhistischen Ideal der Erleuchtung näherkommen. Der gesamte ritualisierte Ablauf einer formellen Teezeremonie kann als besondere Form der Meditation beschrieben werden, ähnlich wie bei anderen Wegen des Zen-Buddhismus.

 

Unterschiede zwischen einer formellen und informellen japanischen Teezeremonie

Heutzutage wird die japanische Teezeremonie in zwei sehr unterschiedlichen Formen durchgeführt. Die weitaus häufigere Form ist die nicht-traditionelle, informelle Teezeremonie oder Chakai. Eine formelle Teezeremonie – Chaji – wird hingegen nur noch selten ausgerichtet. Eine Einladung zu einer solchen gilt als große Ehre und Zeichen hoher Wertschätzung.

Die formelle Teezeremonie ist allein deswegen schon eher unüblich, da sie neben einem Teehaus und einem umgebenden Garten auch ein aufwändiges Essen beinhaltet und dann insgesamt schnell vier Stunden dauert. Zeit, die im hektischen Alltag der heutigen Zeit kaum jemand ohne weiteres aufbringen kann.

Eine informelle Teezeremonie ist demgegenüber eine abgespeckte Version. Diese wird oft in öffentlichen Teehäusern angeboten und kann ohne Einladung bzw. nach Voranmeldung von Gästen besucht werden. Bei informellen Teezeremonien wird auch weniger Wissen um Etikette und Ablauf erwartet. Das Essen fällt meist ganz weg. Nur zum Tee bzw. vor dem Tee wird eine kleine, Omogashi (主菓子) oder Higashi (干菓子) genannte Süßigkeit serviert. Diese soll in Form und Farbe die herrschende Jahreszeit repräsentieren. Bei der informellen Variante der japanischen Teezeremonie wird meist nur Usucha, dünner Tee, zubereitet. Die Dauer der meisten informellen japanischen Teezeremonien liegt bei etwa 45 Minuten bis einer Stunde.

 

Anleitung: Ablauf einer formellen japanischen Teezeremonie

Im Folgenden wird der Ablauf einer formellen japanischen Teezeremonie ausführlich beschrieben. Bei einer informellen Teezeremonie dreht sich im Allgemeinen alles um die Zubereitung des Tees. Vor dem Tee wird meist ein Omogashi (kuchenartige Süßigkeit) gereicht. Bei einer informellen Teezeremonie wird zudem nur selten auch Koicha zubereitet. Die anderen Teile des Ablaufes einer formellen japanischen Teezeremonie fallen hingegen größtenteils weg.

 

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Historische Darstellung einer traditionell japanischen Teezeremonie
Foto © kuco, depositphotos

 

1. Betreten des Teegartens

Der erste Schritt im Ablauf einer formellen japanischen Teezeremonie besteht im Betreten des Teegartens, in dem sich das Teehaus (Chashitsu) befindet. Der Eingang zum Teegarten, der wie der durch ihn führende Pfad als Roji (露地; „taubedeckter Boden“) bezeichnet wird, ist oft durch ein Tor gekennzeichnet. Das Durchschreiten des Tores versinnbildlicht den Übergang vom Alltag in den meditativen Raum des Chadō.

 

2. Das Wasser begutachten

In einem Warteraum, auf Japanisch Machiai genannt, treffen die Gäste zusammen und erhalten ein Schälchen mit heißem Wasser – demselben, mit dem später der Tee zubereitet wird – und überzeugen sich von dessen Qualität. Der Machiai kann auch außerhalb des Teegartens liegen und ist dann der erste Schritt im Ablauf.

 

3. Der Weg auf dem Roji

Die Gäste wandeln nun auf dem wie der Teegarten selbst auch Roji genannten Gartenpfad, der meist aus losen Steinen, seltener aus Steinplatten besteht, und stimmen sich auf die jahreszeitliche Natur ein. Der Weg führt bis zu einer Koshikake-machiai genannten Bank. Dort warten die Gäste und genießen den Blick in den Garten. Wie der Name nahelegt, kann die Koshikake-machiai auch als – in diesem Fall draußen liegender – Warteraum dienen. Je nach Teegarten ist die Bank freistehend oder Teil eines offenen Pavillons.

 

4. Das Begrüßen der Gäste

Der Gastgeber holt die Gäste an der Wartebank ab. Er begrüßt sie zuerst schweigend, um sie anschließend zum Teehaus (oder in manchen Fällen auch einem Teeraum) zu führen. Der Weg wird in aller Regel in Stille abgeschritten.

 

5. Die Reinigung

Am Teehaus angekommen, reinigen sich die Gäste die Hände und den Mund an einem Tsukubai (蹲踞) genannten, in der Regel steinernen Wasserbecken. Währenddessen betritt der Gastgeber das Teehaus schon durch einen gesonderten Eingang, um die nötigen Vorbereitungen zu treffen. Nach der Reinigung betreten auch die Gäste gereinigt von der äußeren Welt das Teehaus durch den Nijiriguchi (躙り口) genannten, oft nur etwa einen Meter hohen Kriecheingang. Spätestens mit dem Einstieg durch den Nijiriguchi soll alles Weltliche zurückbleiben und den Gästen eine geistige Ebene aufzeigen, auf der sie die folgenden Schritte mit allen Sinnen genießen können.

 

6. Platznehmen und formelle Begrüßung

Im Teehaus nehmen die Gäste an den dafür gedachten Plätzen auf den Tatami-Matten Platz. Dabei wird in der Regel direkt auf den Tatami-Matten gesessen. Entweder im Seiza (正座), dem Fersensitz, oder im Lotussitz, manchmal auch im besonders formellen Kiza (跪座). Wenn alle Gäste Platz genommen haben, begrüßt der Gastgeber sie noch einmal formell.

 

7. Das Essen

Nach der Begrüßung serviert der Gastgeber seinen Gästen das Kaiseki (懐石) genannte Mahl. Es besteht aus verschiedenen saisonalen traditionellen Gerichten, die selbst für japanische Standards besonders ansprechend angerichtet sind. Die Speisen werden tapasartig in kleinen Portionen angeboten.

 

8. Die Holzkohle auflegen

Nach dem Essen legt der Gastgeber die Holzkohle auf, um das Wasser für den Tee zu erhitzen. Bei dieser Gelegenheit werden gerne Omogashi, traditionelle kuchenähnliche Süßigkeiten, serviert. Dies wird aber auch manchmal erst direkt vor der Zubereitung des Koicha später im Ablauf der japanischen Teezeremonie gemacht.

 

9. Vorbereitung der Teezeremonie und Warten auf der Bank

Nach dem Essen verlassen die Gäste das Teehaus wieder und begeben sich zur Wartebank. Dort erholen sie sich vom Mahl und genießen den Garten. Währenddessen bereitet der Gastgeber alles für die eigentliche Teezubereitung vor. Die Gäste werden schließlich durch das Schlagen eines Gongs wieder in das Teehaus gerufen. Bevor dieses erneut betreten wird, reinigen sich die Gäste erneut Mund und Hände am Tsukubai, dem steinernen Wasserbecken.

 

10. Koicha zubereiten und trinken

Wenn alle Gäste wieder im Teehaus Platz genommen haben, beginnt der Gastgeber damit, den Koicha, den dicken Tee, zuzubereiten. Dafür wird relativ viel Matcha-Pulver von alten Teesträuchern (diese sollten mindestens 30 Jahre alt sein) mit einer relativ geringen Menge Wasser vermischt und mit dem Chasen, dem Teebesen aus Bambus, schaumig gerührt. Der Gastgeber nutzt dafür genau festgelegte Gesten, die sich je nach Schule der Teezeremonie leicht unterscheiden können.

Zudem spielt auch die Jahreszeit bei den richtigen Gesten eine Rolle. Insgesamt gibt es 16 unterschiedliche Formen, Matcha bei einer japanischen Teezeremonie zuzubereiten. Wenn der Koicha fertig aufgeschäumt ist, wird die Teeschale dem Shokyaku (Hauptgast) gereicht. Dieser bietet sie erst dem Nachbarn an und trinkt dann schweigend und mit festgelegten, formellen Gesten, bevor er die Teeschale weiterreicht. Koicha wird gemeinsam nacheinander aus einer Teeschale getrunken.

 

11. Usucha zubereiten und trinken

Nach dem Genuss des Koicha bereitet der Gastgeber dünnen Tee (Usucha) zu. Dafür wird Matcha von jungen Teesträuchern mit mehr Wasser aufgeschäumt. Zudem wird bei dem Usucha für jeden Gast eine eigene Teeschale zubereitet. Während man den Usucha trinkt, kann sich unterhalten werden. Allerdings müssen dies unverfängliche Themen sein. Das Wetter, die Teeutensilien oder das Essen sind geeignete Themen, auf keinen Fall jedoch Arbeit oder Politik.

 

12. Die Teegeräte begutachten

Bevor die japanische Teezeremonie ihr Ende findet und die Gäste durch den Garten und den Warteraum wieder in den Alltag zurückkehren, werden die Teeutensilien und Teegeräte des Gastgebers begutachtet und lobend kommentiert. Danach verabschiedet der Gastgeber seine Gäste.

 

japan-teezeremonie-traditionell Anleitung und Ablauf

Jede Bewegung, jede Geste folgt bei der japanischen Teezeremonie strikten Regeln.
Foto © akiyoko74

 

Wie lange dauert eine japanische Teezeremonie?

Die Dauer einer japanischen Teezeremonie kann variieren. Eine formelle japanische Teezeremonie dauert meist etwa drei bis fünf Stunden. Eine informelle japanische Teezeremonie, die sich im Wesentlichen auf die Zubereitung und den Genuss des Matcha beschränkt, dauert hingegen meist etwa 45 Minuten bis eine Stunde.

 

Wann findet eine japanische Teezeremonie statt?

Es gibt keine festen Regeln, wann eine japanische Teezeremonie abgehalten wird. Eine Unterscheidung muss jedoch zwischen der formellen und der informellen japanischen Teezeremonie gemacht werden. Letztere wird oft in öffentlichen Teehäusern durchgeführt und Gäste können sich für eine solche anmelden. Je nach Teehaus werden solche informellen Teezeremonien an bestimmten Wochentagen, auf Wunsch bzw. Anmeldung oder teils sogar täglich angeboten.

Zu einer formellen japanischen Teezeremonie werden die Gäste vom Gastgeber eingeladen. Dies gilt als große Ehre. Zudem wird erwartet, dass man der Etikette folgend gekleidet ist, oft in Form eines traditionellen Kimonos, und die umfangreichen Regeln der formellen Teezeremonie beherrscht. Formelle japanische Teezeremonien finden häufig zu besonderen Zeitpunkten statt, z.B. zur Kirschblüte, wenn sich das Herbstlaub verfärbt oder zum Neujahrsfest. Auch die Wechsel der Jahreszeiten sind beliebte Zeitpunkte, um eine formelle japanische Teezeremonie abzuhalten.

 

Regeln und Etikette einer japanischen Teezeremonie

Die Regeln und die Etikette bei einer formellen japanischen Teezeremonie sind sehr streng. Es kann Jahre dauern, bis man diese gemeistert hat. Dies gilt sowohl für die Gäste als auch für den Gastgeber, der während der Teezeremonie die Stelle des Teemeisters einnimmt. Amateure sind bei einer formellen japanischen Teezeremonie normalerweise nicht erlaubt. Bei einer informellen Teezeremonie ist das anders. Ein angemessenes Verhalten und der Versuch, sich der Etikette nach zu verhalten, sind gerade in Japan jedoch auch bei dieser selbstverständlich.

 

Sitzen und Gesten

In einem Teehaus sitzt man während einer formellen oder einer informellen Teezeremonie eigentlich immer direkt auf den Tatami-Matten. Als Sitzstellung bieten sich der japanische Fersensitz (Seiza) oder der Lotussitz (Schneidersitz) an. Bei formellen japanischen Teezeremonien kann auch die besonders formelle Kiza (跪座, „kniend sitzen“) Sitzstellung verlangt sein.

Bei den Gesten ist für die Gäste neben der korrekten Verbeugung (ojigi) zur Begrüßung und Verabschiedung, die auch für den Gastgeber gilt, vor allem die richtige Handhabung der Teeschale mit dem Koicha wichtig. Diese hat eine Schauseite, die vom Gastgeber bei der Zubereitung zu den Gästen weist. Man nimmt sie zum Trinken, indem man sie auf die offene, hochgehaltene linke Hand stellt und sie mit der rechten Hand seitlich umfasst.

Bevor man trinkt, dreht man die Teeschale mit zwei Vierteldrehungen im Uhrzeigersinn, sodass die Schauseite wieder nach außen zeigt. Der Koicha wird dann in drei Schlucken in derselben Haltung, also mit beiden Händen an der Teeschale, getrunken. Beim letzten Schluck schlürft man deutlich, um anzuzeigen, dass man fertig ist.

Die speziellen Gesten, die der Gastgeber bei der Zubereitung des Tees durchführen muss, sind vielfältig. Besonders wichtig sind das Präsentieren der Teeutensilien, deren korrekte Aufstellung und Säuberung. Jeder einzelne Schritt folgt genau festgelegten Vorgaben.

 

Japanische Teezeremonie – Seiza Sitz

Bei der traditionellen Teezeremonie wird der Seiza praktiziert.
Foto © Stephane D'Alu (en:User:Sdalu) in April 2004, Tea ceremony performing 2CC BY-SA 3.0

Kleidung

Zu einer japanischen Teezeremonie sollte man konservative Kleidung tragen. Bei einer formellen Variante empfiehlt sich ein traditioneller Kimono mit den passenden Accessoires. Da das Teehaus immer ohne Schuhe betreten wird, sind saubere Socken ein Muss.

Von erfahrenen Teilnehmern an einer formellen japanischen Teezeremonie wird erwartet, dass sie bestimmte Utensilien mitbringen, darunter einen japanische Papierfächer, eine kleine Gabel, um die servierten Wagashi (traditionelle japanische Süßigkeiten) zu teilen, und ein Tuch (oft aus Seide).

 

Verhaltensregeln

Sowohl bei einer informellen als auch bei einer formellen japanischen Teezeremonie wird höchster Wert auf angemessenes Verhalten bzw. Etikette gelegt. Dazu gehören das Ausziehen der Schuhe vor Betreten des Teehauses, die Einhaltung der Stille während der Teezubereitung und dem Genuss des Koicha, das Ausschalten oder Stummschalten des Mobiltelefons sowie die dezente Verwendung von Eau de Toilette oder Parfums. Es werden jedoch unterschiedliche Ansprüche an die Gäste je nach Rahmen und deren Erfahrung gestellt.

Die richtigen Teeschalen und das Zubereiten des Tees

Die während der japanischen Teezeremonie genutzten Teeschalen – Chawan (茶碗) – werden durch den Gastgeber bereitgestellt. Für den Koicha wird eine andere Teeschale verwendet (oft höher und größer) als für den Usucha, der jedem Gast in einer eigenen Schale serviert wird. Auch jahreszeitlich werden verschiedene Chawan verwendet.

Die Teeschalen sind zusammen mit den Teebehältern Chaire für Koicha und Natsume für den Usucha die Gegenstände mit dem größten Prestige. Im feudalen Japan wurden besondere Teeschalen und Teegeräte mitunter als Anerkennung verliehen und teils höher geschätzt als die Verleihung von Pfründen oder Privilegien. Manche Familien nutzen solche, ihren Vorfahren übergebene, Teeschalen bis heute.

Die Zubereitung des Tees durch den Gastgeber folgt einem strengen Ablauf mit präzisen Gesten, die sich allerdings von Schule zu Schule leicht unterscheiden können. Hier eine verkürzte Auflistung des Ablaufes und der Handgriffe in vier Schritten:

  1. Die Teegeräte werden aus dem Kästchen entnommen, aus den schützenden Stoffbeuteln (Shifuku) befreit und in einer präzisen Ordnung aufgestellt. Dies kann auf einem niedrigen japanischen Tisch oder direkt auf den Tatami-Matten geschehen.
  2. Das Seidentuch wird auf eine genau geregelte Art gefaltet und die Teeschalen sowie der Bambuslöffel zum Entnehmen des Matcha (Chashaku) symbolisch gereinigt.
  3. Die Matcha Schale wird mit heißem Wasser vorgewärmt und anschließend mit einem kleinen Leinentuch getrocknet.
  4. Das Matcha-Pulver wird in die Matcha-Schale gegeben, anschließend das warme Wasser. Der Teemeister schäumt das Matcha-Wasser-Gemisch mit dem zuvor eingeweichten Teebesen (Chasen) auf, bis es die richtige Konsistenz hat.

 

Die Rolle des Teemeisters in der Zeremonie

Der Teemeister (in vielen Fällen identisch mit dem Gastgeber) hat die komplexeste Aufgabe während einer japanischen Teezeremonie. Die korrekte Durchführung der Teezubereitung erfordert jahrelanges Training. Wirkliche Meister dieses Faches blicken auf Jahrzehnte der Erfahrung zurück. Solche finden sich vor allem unter buddhistischen Mönchen, die sich dem Chadō verschrieben haben, sowie unter den Mitgliedern der Teeschulen.

Dort werden regelmäßig formelle Teezeremonien abgehalten. Historisch waren es vor allem elitäre buddhistische Mönche (des Zen-Buddhismus), Kriegsherren und Adlige, die sich der noblen Kunst der japanischen Teezeremonie verschrieben haben.

Aufgrund ihres Status und ihrer Okkupation hatten sie die nötigen Mittel und Zeit, sich in dieser Kunstform zu vervollkommnen. Heute steht es jedem frei, sich für den Chadō zu begeistern. Man kann an informellen japanischen Teezeremonien teilnehmen oder sich intensiver mit dieser Kunst auseinandersetzen, z.B. einer der berühmten Teeschulen beitreten, um Wissen und Können zu vertiefen.

 

Verschiedene Stile der Teezeremonien in Japan

Die japanische Teezeremonie wird je nach Schule in leicht abgewandelter Form durchgeführt. Die drei berühmtesten Stile und Schulen sind die Urasenke (裏千家), die Omotesenke (表千家) und die Mushakojisenke (武者小路千家). Diese gehen alle auf die Nachfahren des legendären Teemeisters Sen-no Rikyū zurück. Die Unterschiede im Ablauf der Zeremonie liegen vor allem im Detail, z.B. im Falten des Seidentuches für die symbolische Reinigung der Teeutensilien. Auch die Ausrichtung ist jeweils leicht anders.

Die Urasenke-Schule fokussiert sich auf die Zufriedenheit der Gäste. In der Omotesenke-Schule wird großer Wert auf die Schlichtheit der japanischen Teezeremonie gelegt, was sich auch in den verwendeten Teeutensilien zeigt. Die Mushakojisenke ist die kleinste der drei großen japanischen Teeschulen. Sie spielte insbesondere während der Zeit der Meiji-Restauration (ab 1868 bis 1877) eine wichtige Rolle bei der Modernisierung der japanischen Teezeremonie.

 

Welcher Tee wird in japanischen Teezeremonien verwendet?

In der japanischen Teezeremonie wird alleine Matcha verwendet, also zu feinem Pulver zerriebener Tencha-Schattentee. Für den Koicha wird Matcha in hoher, am besten zeremonieller Qualität verwendet, der von alten, über dreißigjährigen Teesträuchern geerntet wurde. Der Usucha wird von Matcha aus jungen Teesträuchern zubereitet.

Er muss nicht immer die höchste Qualitätsstufe aufweisen, auch wenn dies nicht unüblich ist. Der für die Teezeremonie benutzte Tee ist nicht selten etwas ganz Besonderes und Edles.

 

Wichtige Utensilien und Zubehör für die japanische Teezeremonie

Die wichtigen Utensilien und Zubehör für die japanische Teezeremonie sind:

  • Chawan – Teeschale / Matcha-Schale
  • Japanische Teedosen:
    • Chaire – Teebehälter aus Keramik (für den Koicha)
    • Natsume – Teebehälter aus lackiertem Holz (für den Usucha)
  • Mizusashi – Frischwassergefäß
  • Kama – Wasserkessel aus Gusseisen
  • Hishaku – Schöpflöffel aus Bambus
  • Chashaku – Teelöffel aus Bambus
  • Chasen – Teebesen aus Bambus
  • Fukusa – Teetuch aus Seide (zum symbolischen Reinigen der Teegeräte)
  • Chakin – Leinentuch (zum Trocknen)
  • Furo – Holzkohlebecken
  • Ro – Feuerstelle (im Boden eingelassen)
  • Kensui – Spülwassergefäß
  • Futaoki – Deckelträger
  • Kaishi – Papierservietten (für die Gäste; erfahrene Teilnehmer haben diese dabei)
  • Sensu – Japanische Fächer (haben erfahrene Gäste bei einer formellen Teezeremonie bei sich)

 

Wo finden japanische Teezeremonien statt?

Japanische Teezeremonien finden traditionell in einem Teegarten gelegenen Teehaus (Chashitsu) statt. Alternativ kann auch ein Teeraum mit Gartenzugang genutzt werden. Für eine informelle Zeremonie im privaten Rahmen werden heutzutage auch teils speziell eingerichtete Teeräume in einer Wohnung genutzt.

Außerhalb Japans gibt es Workshops zur japanischen Teezeremonie sowie japanische Teehäuser mit umliegenden Gärten, wie z.B. in Hamburg oder München. Dort werden vor allem im Frühling und während des Sommers Teezeremonien (im Allgemeinen informelle) abgehalten, zu denen man sich als Gast anmelden kann.

 

Japanisches Teezimmer Tatami Anordnung

Für das Teezimmer gelten unterschiedliche saisonale Regeln der Tatami-Anordnung: in der „Ro-Saison“ (Winter) wird die Feuerstelle aufgestellt, in der Furo-Saison ist das „Ro“ geschlossen.
Foto © Japanwelt

 

Was ist die Verbindung zwischen japanischer Teezeremonie, Religion und Meditation?

Die Verbindung zwischen japanischer Teezeremonie, Religion und Meditation findet sich sowohl in der Geschichte als auch in der inhaltlichen Verbindung zum Zen-Buddhismus und dessen Ideen. Der Chadō ist einer der Zen-Wege, mit denen nach Ansicht dieses Zweiges des Buddhismus Erleuchtung erlangt werden kann.

Die vier Prinzipien der japanischen Teezeremonie Harmonie (和), Respekt (敬), Reinheit (清), und Stille (寂) spiegeln die Prinzipien des Zen-Buddhismus – Bewusstheit, Leere des Geistes, Vergänglichkeit. Dies gilt auch für die in der japanischen Teezeremonie genutzte Keramik, die Ästhetik des Wabi-Sabi und den Garten, der ein essentieller Teil der formellen Teezeremonie ist. Die ritualisierten Gesten, die man sich durch langes Training aneignet, erlauben eine Loslösung vom denkenden Handeln und sind so eine Form der Meditation in sich selbst.

 

Die kulturelle Bedeutung der Teezeremonie in Japan heute

Die japanische Teezeremonie hat sich bis heute einen besonderen Platz in der japanischen Kultur bewahrt, auch wenn nicht jeder Japaner sich näher mit dieser beschäftigt. Die Grundregeln sind aber Allgemeinwissen und Clubs, teils sogar von Firmen für ihre Mitarbeiter angeboten, erlauben Japanern das Erlernen und Teilnehmen an formellen Zeremonien. Manche treten auch einer der Teeschulen bei.

Für die meisten ist dies ein Hobby mit besonderer Tradition. Die japanische Teezeremonie ist trotz des Wandels der Zeiten und Lebensgewohnheiten bis heute eine lebendige „Kunst“ geblieben.

Inzwischen hat sie auch international eine gewisse Strahlkraft und Anziehung entwickelt. Dies zeigt sich am regen Interesse an Kursen und Workshops rund um die japanische Teezeremonie und der Begehrtheit von Plätzen – sei es in Japan oder in einem japanischen Teehaus in Europa – zur Teilnahme an einer (informellen) japanischen Teezeremonie.

 

 

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