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Tatami traditionell verlegen – Legeplan, Bedeutung, Regeln und Varianten

Wie verlegt man Tatami traditionell japanisch? In Japan werden Tatami Matten traditionell nach bestimmten Regeln angeordnet. Diese Tatami Arrangements haben für Japaner eine tiefe Bedeutung und tragen zur Ästhetik und Harmonie eines Raumes bei. Hier finden Sie die wichtigsten Regeln, die Bedeutung der verschiedenen Verlegemuster, Beispiel-Arrangements für ein Japan- oder Tee-Zimmer und wir sagen Ihnen, was Sie dabei unbedingt beachten sollten.

Seit der Edo-Zeit ordnet man in Japan die Tatami nach dem Prinzip “Glück oder günstig” (shūgijiki, 祝儀敷き) für den Alltag oder “ungünstig oder Unglück” (fushūgijiki, 不祝儀敷き) für Beerdigungen und traurige/ernste Anlässe an.

Da Tatami-Maße immer im Verhältnis 1:2 (Länge = doppelte Breite) stehen, lassen sich die Matten wie Dominosteine mosaikartig gestalten. Einige Tatami-Konfigurationen erfordern eine „halbe Tatami“ (Breite = Länge) um den Raum vollständig auszulegen.

 

Tatami traditionell verlegen

Historische Darstellung eines fushūgijiki Tatami-Musters in Gitterform aus dem 13. Jahrhundert.
Foto © Kakunyo (覚如 -, Public Domain, wikimedia

 

Bei der Anordnung der Tatami gibt es traditionell allerdings einige feste Regeln und Tabus zu beachten:

 

Für die traditionelle Anordnung der Tatami gelten diese Regeln:

1.     Die Ecken von vier Tatami-Matten dürfen sich nicht an einem Punkt berühren.

2.     Es darf keine Linie vorhanden sein, die die Tatami-Anordnung vertikal oder horizontal halbiert.

3.     Pro Zimmer sollte nur eine Tatami halber Größe verwendet werden.

4.     Es werden nie nur vier Tatami in einem Raum angeordnet, da die „4“ Unglück bringt.

5.     An Türen oder Nischen darf nur eine Matte und nicht an die schmale Seite der Tatami grenzen. Das Betreten der Ränder (Beri) soll ebenfalls Unglück bringen.

 

Welche Bedeutung hat die Anordnung der Tatami in Japan?

Früher wurde die Anordnung je nach Zeremonie angepasst. Mittlerweile ordnet man in Japan die Tatami-Matten in der Regel nach den shūgijiki oder günstigen Prinzip an.

 

Shūgijiki - die „günstige“ oder „glücksbringende“ Tatami Anordnung

Bei der glücksbringenden Tatami-Anordnung bilden die Verbindungsstellen eine T-Form. Diese „günstige“ Anordnung erfordert oft die Verwendung einer „halben“, also (annähernd) quadratischen Tatami Matte.

 

Fushūgijiki – die „ungünstige“ Variante, ein Japanzimmer auszulegen

In der „ungünstigen“ Anordnung liegen die Tatami in einem Gittermuster vor, wobei die Verbindungsstellen eine „+“-Form bilden. Dies gilt in Japan als ungünstig, da ein gedrehtes „+“ein „x“ bildet – das japanische Symbol für „Nichts“.

Zudem dürfte auch die japanische „Tetraphobie“ ein Grund sein, die Angst vor der Zahl 4, ähnlich wie bei uns die „Unglückszahl“ 13.

Ein ungünstiges Layout wird gelegt um zu vermeiden, dass ein ungünstiges Ereignis wie eine Beerdigung weiteres Unglück bringt. Auch heutzutage wird diese Art der Tatami Anordnung immer noch mit Pech/Unglück in Verbindung gebracht.

 

Tatami verlegen: Varianten

Hier sehen Sie einige Tatami Legemuster mit drei, viereinhalb, sechs und acht Matten unter Berücksichtigung aller Regeln:

 

Tatami-Legepläne – traditionelle Anordnung

Hier sieht man deutlich den Unterschied zwischen positiven und negativen Tatami-Anordnungen: glücksbringend sind „T“ Verbindungen, bei ungünstigen sind die Verbindungen ein „+“.
Bild © Japanwelt

 

Wie nennt man die verschiedenen Tatami Anordnungen in Japan?

Die Tatami-Legepläne oder Arrangements werden nach einem logischen Muster benannt: Anzahl der Tatami – Ungünstiges/Günstiges Arrangement.

Dies sieht in Kanji beispielsweise folgendermaßen aus und könnte wörtlich so übersetzt werden:

3 畳 祝 儀 敷 き  - 3 Tatami-Matten für feierliche Anlässe

8 畳 不 祝 儀 敷 き – 8 Tatami-Matten für nicht-zeremonielle Anlässe

Dem kleinen Kanji (für nein, nicht) kommt hier also eine entscheidende Bedeutung zu. Möglicherweise hängt dies auch mit der Aussprache „shi“ zusammen, die auch „Tod“ bedeuten kann.

 

Wie verlegt man Tamai in den verschiedenen Räumen?

Typische Tatami Anordnung für ein Tee-Zimmer Chashitsu

Für das Teezimmer der traditionellen japanische Tee-Zeremonie werden die Tatami im Sukiya-Stil verlegt. Dabei werden dem Gastgeber und den Gästen spezielle Plätze zugeordnet. Zusätzlich wird mittig eine Feuerstelle (Sunken) platziert.

Für ein Teezimmer gibt es je nach Größe drei Varianten: Hiroma (großer Raum), Yojyohan (viereinhalb Tatami-Raum) und Koma (kleiner Raum). Der Yojyohan ist klassischerweise die Standardgröße.

 

 Tatami für ein Teezimmer / Teeraum traditionell verlegen

Für das Teezimmer gelten sogar unterschiedliche saisonale Regeln: in der „Ro-Saison“ (Winter) wird die Feuerstelle aufgestellt, in der Furo-Saison ist das „Ro“ geschlossen.
Foto © Japanwelt

 

Die Tatami am Tokonoma (床の間, Bettnische, Alkoven) werden so verlegt, dass keine Kante angrenzt. Ebenso grenzt an den Mizuya (水屋 Wasserraum), den traditionellen Vorbereitungsraum, immer die lange Seite. Dies gilt auch für alle Türen und Fenster des Zimmers. Eine Tatami-Kante zu betreten, bringt in Japan Unglück.

 

Tatami-Schema für ein Washitsu – Japanzimmer / Tatami-Raum

Traditionelle Japanzimmer werden im Shoin-Stil gestaltet. Je nach Größe werden die Tatami meist als Yo-jou-han (4 einhalb Tatami-Zimmer), Roku-jou (6 Tatami-Zimmer). Hachi-jou (8 Tatami-Zimmer) gelegt.

 

Tatami Varianten Muster für ein Japanzimmer – Washitsu: positive Shūgijiki Layout

Die Shūgijiki (glücksverheißende) Anordnungen für die verschiedenen Zimmergrößen.
Bild © Japanwelt

 

Tatami Varianten Muster für ein Japanzimmer – Washitsu: negativ/ Unglück Fushūgijiki Layout

Diese Fushūgijiki-Arrangements werden bei Beerdigungen oder anderen traurigen Zeremonien gelegt.
Bild © Japanwelt

 

Tatami Anordnung für ein Dōjō oder Budokan

Auch wenn heutzutage die meisten Trainingshallen für japanische Kampfsportarten mit Kunststoffmatten ausgelegt sind, findet man in einigen traditionellen Dōjō oder Budokan noch immer einen Tatami-Boden.

Nicht nur in Japan gilt allgemein, dass die Tatami auch hier nach bestimmten Prinzipen ausgelegt werden müssen. Die Mattenkanten sollten sich also nicht so treffen, dass sie ein Kreuz bilden, sondern den Buchstaben T.

Schauen Sie bei den nächsten Olympischen Spielen genau hin – im Budokan sind die Tatami immer nach den traditionellen Regeln angeordnet.

 

Wie Sie Tatami nicht verlegen sollten: das „Harakiri-Zimmer“

Doch es gibt noch weitere Fallstricke bei der Anordnung eines Tatami Raums. Platziert man beispielsweise ein quadratisches Yo-jou-han, also ein klassisches viereinhalb Tatami-Zimmer spiegelverkehrt, dann haben Sie das Muster eines traditionellen „Harakiri-“ oder „Seppuku-Zimmers“.

tatami-anordnung-harakiri-seppuku: Tod

Achten Sie auf die Richtung der Tatami, links herum verheißt nichts Gutes.
Foto © Japanwelt

 

Die vier Tatami-Matten liegen gegen den Uhrzeigersinn und stellen den Tod dar. Sobald die Tür geschlossen ist, gibt es für den Körper keinen Ausgang mehr, sondern nur für die Seele. Dies gilt auch für ein kleines 3 Tatami-Zimmer.

 

 

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Titelfoto © S. Tsuchiya, Unsplash

 

 

 

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