Sitzen in Japan: Fersensitz Seiza und Zabuton
Obwohl der westliche Einfluss überall in Japan zu spüren ist, halten viele Japaner, zumindest in den eigenen vier Wänden, an althergebrachten Traditionen fest. Dies ist auch beim Sitzen häufig zu beobachten, denn in Japan war der Stuhl lange unbekannt und wurde erst nach dem Ende der Edo-Zeit (circa 1600 bis 1860) eingeführt. Deswegen wurde er aber noch lange nicht angenommen.
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Bei der traditionellen Teezeremonie wird der Seiza praktiziert.
Foto © Stephane D'Alu (en:User:Sdalu) in April 2004, Tea ceremony performing 2, CC BY-SA 3.0
Zwar sind die westlichen Sitzmöbel in vielen Bereichen zu finden, insbesondere vermehrt in Büros und nicht traditionellen Restaurants. Doch Zuhause nutzen viele Japaner nach wie vor traditionelle japanische Sitzgelegenheiten wie den Zabuton (座布団), eine Art niedriges Sitzkissen, oder den Zaisu (座椅子). Dieser während der Muromachi-Zeit (ca. 1336 bis 1573) in Mode gekommenen „Sitzstuhl“, der ein Zabuton-artiges Kissen mit einer Rückenlehne und meist einer einzelnen Armlehne verbindet. In gewisser Weise basiert der Zaisu auf dem Modell eines „normalen“ Stuhls, lässt aber die Beine weg, was den traditionellen Formen des Sitzens in Japan entgegenkommt.
Seiza Fersensitz – Richtig Sitzen
Für den traditionellen Fersensitz Seiza (正座, übersetzt in etwa „richtig sitzen“) ruht der Körper kniend auf den Fersen, wobei der Spann auf dem Boden sitzt und der Rücken gerade gehalten wird. Dieser Sitz gehört sich insbesondere für Frauen, aber auch von Männern wird er unter Umständen erwartet.
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Traditionell gekleidete Geisha im perfekten Seiza-Fersensitz.
Foto @ Joi Ito https://www.flickr.com/people/joi/, Maiko and geisha back, CC BY 2.0
Außerdem ist diese Sitzhaltung, die man bei uns häufig bei Kindern beobachten kann, für die Wirbelsäule und die Muskelnutzung deutlich gesünder, als das westliche „auf dem Stuhl sitzen“. Es kann aber für ungeübte Personen nach einer Weile schmerzhaft sein, da die Muskeln im Beinbereich ganz anders strapaziert werden.
Eine bei zeremoniellen Anlässen und in manchen japanischen Kampfsportarten wie Iaidō oder Kyūdō bei der rituellen Begrüßung verwendete Sitzposition ist das Kiza (跪座, übersetzt in etwa „kniend sitzen“). Anders als beim Seiza sind hierbei die Zehen aufgestellt und das Gesäß ruht auf den Fersen.
Eine dritte, inzwischen kaum noch genutzte Sitzart, ist das Tatehiza, eine halb kniende Sitzhaltung, die von gerüsteten Samurai genutzt wurde.
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Erwin_Steinhauser, der österreichische Lehrmeister und Träger des 6. Dan des wirklichen Schwertkampfsportes Iaidō praktiziert das Tatehiza.
Foto © Michael Weller, Steinhauser-Jinbaori-tate-hiza, CC BY-SA 3.0 DE
Seiza ist auch eine für alle Personen empfohlene Sitzhaltung, die den so genannten Lotussitz oder Padmasana für die Meditation im Buddhismus nicht durchführen können. Auch wenn Seiza bis heute in Japan bei beiden Geschlechtern verbreitet ist, wird diese Sitzhaltung hauptsächlich von Frauen eingenommen, für die es sich nicht schickt, breitbeinig zu sitzen. Männer nehmen heute meist den einfacheren (und weniger gesunden) Schneidersitz ein, wenn sie sich an den niedrigen traditionell japanischen Tischen niederlassen.
Das Zabuton – Quadratisch, Komfortabel, Gut
Das quadratische japanische Sitzkissen Zabuton (座布団) löste in der Edo-Zeit langsam das vorher übliche, runde Enza in Privathaushalten ab. Das Zabuton wird zum Sitzen auf eine Tatami Matte gelegt, kann aber auch als Sitzkissen auf einem Stuhl dienen.
Der Zabuton ist meist aus Baumwolle gefertigt, seltener aus Leinen, Seide oder gar Leder oder dem japanischen Washi-Papier (和紙, hierzulande auch gerne als Japanpapier bezeichnet). Die Füllung kann unterschiedlich sein, ist meist jedoch nicht zu weich, um eine bessere Stabilität zu gewährleisten.
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Ein traditionelles Washitsu („Japanzimmer“) mit Zaisu und Zabuton.
Foto © chxfly9527, pixabay
Das Zabuton kann außerdem als Teil eines Zaisu (s.u.) genutzt werden. Zudem findet das Zabuton oft bei der Zen-Meditation () (Zazen, 座禅) Verwendung, wo es als Unterlage für das Meditationskissen (Zafu, 座蒲) dient.
Auch beim Sumō (相撲) kommt das Zabuton zum Einsatz, allerdings ganz anders, als man dies von den sonst so zurückhaltenden und höflichen Japanern erwarten würde. Gewinnt ein unterrangiger Kämpfer am letzten Tag eines Turniers gegen einen Yokozuna (横綱, höchster Grad bei Sumō-Ringern), werfen die Zuschauer als Zeichen ihrer Begeisterung traditionellerweise ihr Zabuton in den Ring.
Der Zaisu – Japanischer Sitzstuhl mit Rückenlehne
Wenn man sich einen Zaisu (座椅子) so ansieht, kann man nicht anders, als an einen Stuhl ohne Beine zu denken. Normalerweise besteht der Zaisu immer aus der Rückenlehne und entweder einem, an dieser befestigten, Kissen oder einem Zabuton in passender Größe, den man mit der Rückenlehne kombiniert.
Den japanischen Sitzstuhl gibt es in vielen verschiedenen modischen Varianten. Er ist bei den Japanern bis heute sehr beliebt ist, weil er verschiedenste gemütliche Sitzpositionen ermöglicht.
- Ein Zaisu mit Zaboton im modernen japanischen Stil.
Bild: © eyetronic - Stocks.Adobe.com
Häufig gehört zusätzlich eine aufstellbare, Kyōsoku (脇息) genannte Armlehne zu einem Zaisu. Wie der einfache Zabuton kann der Zaisu mit den traditionellen niedrigen japanischen Tischen zum Essen genutzt werden. Oder man nutzt ihn einfach als bequeme Sitzgelegenheit, die es erlaubt, die Beine auszustrecken und – falls ein Kyōsoku vorhanden ist – die Arme abzulegen.
Der Zaisu kommt dabei aber nur bei privaten oder inoffiziellen Anlässen zum Einsatz. Schon beim Empfang von Gästen, die nicht zur engeren Familie gehören, wird eher das Zabuton allein genutzt.
Allerdings lockern sich die ehemals sehr strengen Vorschriften zu Höflichkeit und Etikette in Bezug auf das Sitzen und Speisen in Japan immer mehr auf.
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