Typisch Japan? Klischees, Stereotype und Vorurteile über Japan
Stereotype, Klischees und Vorurteile gibt es für fast jedes Land oder jede Kultur. Japan hat allerdings die zweifelhafte Ehre, gefühlt weltweit die meisten zu haben. In diesem Beitrag werden wir uns die bekanntesten Klischees und Missverständnisse über Japan ansehen und herausfinden, ob wirklich alle gerechtfertigt sind.
Wenn Sie Japan zum ersten Mal besuchen, werden Sie überrascht sein zu sehen, wie viele bekannte Klischees über Japan sich als völlig falsch herausstellen. Dies betrifft nicht nur die berühmte strenge Arbeitsmoral oder die japanische Technik-Verrücktheit. Auch die Klischees über die legendäre Höflichkeit der Japaner oder die Liebe zu Anime und Manga sind nur bedingt wahr. Hier finden Sie ein paar verbreitete Mythen über Japan, die eigentlich nicht stimmen.
-
Auch wenn die Anime- und Manga-Kultur im japanischen Stadtbild allgegenwärtig ist, ist bei weitem nicht jeder Japaner ein Fan.
Foto © Pat Krupa on Unsplash
Klischee: Japaner sind immer ausgesprochen höflich
Auf der ganzen Welt gelten Japaner als freundlich, ruhig und vor allem außerordentlich höflich. Während das in vielen Fällen zutrifft, insbesondere im Kundendienst und Service, ist es in alltäglichen Situationen aber nicht immer unbedingt der Fall.
Schon allein die japanische Sprache beinhaltet ein besonderes Maß an Höflichkeit. Es gibt auch eine subtile Höflichkeit der Körpersprache. Wenn sie mit Fremden sprechen, achten die Japaner darauf, ihnen ihre volle Aufmerksamkeit zu schenken, lassen ihre Mobilgeräte liegen und hören aufmerksam zu.
Aber gerade im Umgang mit Servicepersonal oder Untergebenen sind Japaner nicht unbedingt höflicher als andere Nationalitäten. Gerade hier kann der Ton schon einmal ein bisschen ruppig werden, achten Sie bei Ihrer nächsten Japanreise einmal darauf.
Stereotyp: Alle Japaner sind verrückt nach Anime
Auch das sehr weitverbreitete Klischee, dass alle Japaner Anime und Mangas lieben, stimmt nur bedingt. Dies liegt auch hier an der großen Präsenz unzähliger Anime-Läden, Filme und dem großen Fankult.
Tatsächlich interessiert sich aber nur ein gutes Drittel der Japaner für Anime, viele kennen sich in der Szene überhaupt nicht aus. Aber die Anime-Community ist in Japan ausgesprochen groß, jung und bunt. Fast 90% der japanischen Schüler konsumieren regelmäßig die neuesten Anime. Trotzdem ist Anime auch in Japan alles andere als Mainstream.
Klischee: Japaner sind immer ruhig, zurückhaltend und eher schüchtern
Dieses Klischee über Japan stammt vermutlich vom Eindruck, den man von japanischen Touristen im Ausland hat. Viele Japaner sind der englischen Sprache nicht unbedingt sicher. Daher neigen sie im Ausland dazu, mit sehr leise zu sprechen oder lieber gar nicht zu kommunizieren. Auch hier liegt der Grund wieder in einer typisch japanischen Eigenart: sich zu blamieren oder vielmehr „das Gesicht zu verlieren“ ist eine große Sorge vieler japanischer Reisender.
Wenn Sie aber einmal die Gelegenheit haben, einen Japaner oder eine Japanerin näher kennenzulernen werden Sie feststellen, dass Japaner tatsächlich nicht schüchterner oder ruhiger als andere Nationen sind.
Vorurteil: Alle Japaner lieben Sushi oder rohen Fisch
So wie nicht alle Briten täglich Tee trinken oder Fish & Chips essen und nicht alle Amerikaner McDonald's lieben, lieben auch nicht unbedingt alle Japaner Sushi oder rohen Fisch.
Dennoch ist es wahr, dass man in Japan eine Affinität zu Sushi und rohem Fisch gibt, schon aufgrund der vielen Sushi-Restaurants in japanischen Städten. Allerdings wird Sushi in Japan keineswegs als Fastfood oder schnelles Mittagessen konsumiert, denn auch in Japan ist Sushi alles andere als billig.
So sieht man Sushi eher selten in den Bento-Boxen der Schüler und Angestellten. Zwischendurch bevorzugt man in Japan eher andere Gerichte wie Reis, eingelegtes oder gekochtes Gemüse oder gebratenes Fleisch. Sushi und Sashimi wird in Japan eher selten, dann aber genussvoll konsumiert.
Vorurteil: Alle Japaner lieben Kawaii
Kawaii, die japanische Kultur der „Niedlichkeit“, ist heutzutage auch international Kult. Am berühmtesten dürfte die Figur „Hello Kitty“ sein, die phasenweise aus keinem Kinderzimmer wegzudenken war.
Tatsächlich ist Kawaii in der breiten Gesellschaft leider immer noch verbreitet, je jünger beispielsweise eine Frau aussieht, als desto bezaubernder wird sie in der Regel empfunden. Jede Firma und Organisation hat heute ein niedliches Maskottchen (Yuru Chara).
Gleichzeitig wird aber auch Japan von Jahr zu Jahr globaler und offener. Viele Japaner und Japanerinnen können mit den niedlichen Rüschenkleidchen oder den allgegenwärtigen Maskottchen und Spielzeugen mittlerweile nicht mehr viel anfangen.
-
Japan und High-Tech: stimmt das Klischee?
Foto © Possessed Photography, Unsplash
Stereotyp: In Japan sind immer auf dem neuesten technischen Stand
Sicherlich ist Japan ein High-Tech-ausgestattetes Land, mit vielen, für uns oft erstaunlichen, technischen Erfindungen. Man denke nur an all die technischen Features in japanischen Toiletten und Badezimmern.
Das bedeutet aber keinesfalls, dass jeder Japaner verrückt nach den neuesten Technik-Schnick-Schnack oder gar Experte für die neuesten Trends ist.
Wie auch in anderen Ländern gewöhnen sich die meisten Japaner erst nach einer gewissen Zeit an technische Innovationen. Noch heute kann man überall in Japan beispielsweise Videorekorder kaufen, eine Technik, die bei uns schon seit Jahrzehnten keine Rolle mehr spielt.
Typisch Japan? Alle Japaner arbeiten mehr und härter als in anderen Ländern
Japan ist bekannt für seine langen Arbeitszeiten und seine traditionell strenge Arbeitsmoral. Aber bedeutet das, dass die Japaner wirklich mehr und härter arbeiten als in anderen Ländern?
Zumindest ist es fraglich, ob sich das Arbeitszeitvolumen in der Produktivität des Landes auszahlt. Denn viele andere Ländern mit kürzeren Wochenarbeitszeiten erzielen dennoch eine hohe Produktivität.
Laut OECD-Statistiken leistet der durchschnittliche Arbeitnehmer in Japan im Jahr 2020 rund 1.644 Stunden pro Jahr, verglichen mit 1.779 Stunden in den Vereinigten Staaten, 1.538 Stunden im Vereinigten Königreich und 1.384 Stunden in Norwegen.
Diese Zahl geht seit den 1980er Jahren stetig zurück, teilweise beeinflusst durch Arbeitsgesetze, die Überstunden und Arbeitszeiten begrenzen.
Obwohl sich die Arbeitszeiten in Japan insgesamt verkürzen, arbeiten bestimmte Gruppen von Arbeitnehmern immer noch ausgespochen lange. Vollzeitbeschäftigte, die direkt für ihr Unternehmen arbeiten, machen aufgrund einer Mischung aus sozialem Druck von Kollegen und ihren Vorgesetzten eher Überstunden.
- Japanische Handwerkskunst: die berühmten japanischen Schwerter.
Foto © padrinan, pixabay
Japan hat viele exzellente Handwerker
Die japanischen Handwerksmeister „Shokunin“ – vergleichbar mit dem deutschen Handwerksmeister – haben international einen hervorragenden Ruf. Die handgefertigten Gegenstände stammen oft aus japanischen Manufakturen mit jahrhundertealter Tradition. International begehrt und sehr hochpreisig sind beispielweise japanische Schwerter, handgefertigte Keramik oder Japan-Schirme.
Wie in Europa kämpfen auch in Japan die Handwerksbetriebe mittlerweile um Nachwuchs. Viele traditionelle Berufe und Handwerke drohen gar ganz zu verschwinden, da die alten Manufakturen keine Nachfolger mehr finden.
Japaner können nicht mit Alkohol umgehen
Dieses Klischee ist wirklich falsch! Wie bei allen Nationalitäten ist dies auch in Japan von Person zu Person unterschiedlich. Auch hier gibt es Hardcore-Trinker, die die ganze Nacht durchhalten können, aber auch Leichtgewichte, die nach 2 Gläsern Wein bereits Lieder singen.
Traditionell ist der Umgang mit Alkohol in Japan in der Tat eher sehr locker und gesellschaftlich akzeptiert. Seit Jahrhunderten vermischt sich Alkohol in Japan mit kulturellen Anlässen, schafft täglich Freundschaften und besiegelt Geschäftsabschlüsse.
Berüchtigt sind die Nomikai, die ausufernden Trinkgelage nach Feierabend unter Kollegen. Aufgrund von Gruppenzwang und straffer Hierarchien ist es für viele Angestellte schwierig, einen Drink vom Kollegen oder gar vom Chef abzulehnen.
In Wahrheit ist die Trinkkultur in Japan aber komplex, denn bei weitem nicht jeder Japaner trinkt regelmäßig. Unter jungen Leuten ist es mittlerweile sogar verpönt, sich öffentlich zu betrinken.
Das könnte Sie auch interessieren:
Japan Reisen – Verbote, wichtige Regeln und Gesetze, die man kennen sollte
Deutschland – Kulturschock für Japaner?
Rituale in Japan: skurrile Bräuche aus Nippon
Titelfoto © Eddi Aguirre, Unsplash
Passende Artikel
Japanwelt Wundertüte "Fukubukuro" - Japan
Fukubukuro mit Thema Japan stehen für verschiedene Artikel aus dem Japanwelt-Sortiment. Sie erhalten ein gemischtes Set von japanischen Artikeln. Moderne und Tradition werden in den Glückstaschen vereint. Sie wissen zwar nicht, welche Artikel aus dem Japanwelt-Sortiment wirklich enthalten sind, Sie werden aber ein Schnäppchen machen. Der Warenwert der Lucky Bag übersteigt den Kaufpreis deutlich. Seit Beginn des 20....
Statt: 25,00 € * ab 20,00 € *
Inhalt: 9.0000
Sake Flasche
Sakeflasche aus Naturstein und etwa 180 ml Fassungsvermögen. Unterschiedliche Techniken beim Glasieren, über Jahrhunderte verfeinert, führen zu unterschiedlichen Ergebnissen. Umi bedeutet Meer, Sora Himmel, und Koke bedeutet Moos, angelehnt an die Farben dieses Geschirrs. Beim Wort Sake denken die meisten – ganz richtig – an den japanischen Alkohol. Dabei wird in Japan prozentual viel weniger Sake getrunken als beispielsweise Bier. Tatsächlich...
20,00 € *
Kommentar schreiben