Trusted Shops zertifiziert + 49 (0)30 - 31 80 81 51
 

Japanischer Tisch: Warum so niedrig, am Boden & mit Decke?

Japanische Tische unterscheiden sich deutlich von unseren europäischen. Der offensichtlichste Unterschied ist, dass sie sehr viel niedriger sind. Auf den ersten Blick erinnern japanische Tische an niedrige Couchtische. In Japan sind sie jedoch ganz gewöhnliche Tische, an denen man arbeitet, lernt, isst oder als Familie zusammenkommt.

Ein anderer, erstaunlicher Unterschied sind die dicken und weit über den Rand herausragenden Decken, mit denen einige japanischen Tische bedeckt werden. Meist handelt es sich dann um einen beheizbaren Kotatsu (炬燵), der in vielen japanischen Haushalten im Winter als – nicht selten einzige – Heizung genutzt wird.

 

Niedriger traditioneller Japanischer Boden-Tisch

Ein klassischer japanischer Esstisch „Chabudai“ mit Zaisu-Stühlen.
Foto © Filiz Elaerts auf Unsplash

 

Warum sind japanische Tische so niedrig?

Ein traditioneller japanischer Tisch ist deutlich niedriger, als wir das gewohnt sind. Selbst ein Couchtisch ist oft höher. Der Hintergrund liegt in der japanischen Kultur und dem Brauch, auf dem Boden sitzend zu speisen. Auch Lesen und Lernen sowie viele Arbeiten wurden früher in Japan immer auf dem Boden sitzend durchgeführt. Dafür wurde ein niedriger Tisch genutzt. So sind japanische Häuser und Wohnungen traditionell dafür ausgelegt, dass sich ein Großteil des Lebens auf dem Boden abspielt, inklusive Schlafen auf einem Futon.

Viele japanische Häuser und Wohnungen haben Tatami-Böden, und die Schuhe müssen immer im Eingangsbereich ausgezogen werden, um den Boden sauber zu halten. Am Tisch sitzt man entweder direkt auf dem Tatami, auf einem Zabuton (座布団) genannten Kissen, oder kombiniert mit einem Zaisu (座椅子), einem Stuhl ohne Beine aber mit Rückenlehne.

Die typisch japanische Art, auf dem Boden sitzend zu essen, Tee zu trinken, zu lernen und zu arbeiten, bestimmt das Design der Tische. Diese müssen niedrig genug sein, um den Gegebenheiten des Sitzens im Schneidersitz (jap. Agura, nicht formell) oder im Seiza (sitzen in kniender Position, formell) gerecht zu werden. Japanische Tische bestehen in der Regel aus natürlichen Materialien wie Holz oder Bambus und sind minimal und funktional gestaltet. Ein Kotatsu kombiniert diese Funktionalität zusätzlich mit einer Heizfunktion.

 

Verschiedene Typen japanischer Tische und ihre Besonderheiten

In Japan gibt es viele verschiedene Typen von Tischen mit leicht unterschiedlichen Eigenheiten. Allen gemein ist, dass sie niedrig genug sind, um auf dem Boden sitzend Platz zu nehmen. Auch in Japan findet man heute westliche Tische, z.B. in Büros, jedoch haben viele Japaner zuhause nach wie vor traditionelle japanische Tische. Hier sind die gängigsten Modelle:

Chabudai (卓袱台)

Der Chabudai ist ein japanischer Tisch mit kurzen Beinen und ist meist zwischen 15 und 30 cm hoch. Man sitzt auf einer Tatami-Matte oder einem Zabuton mit oder ohne Zaisu. Ein Chabudai kann rund, rechteckig oder quadratisch sein, wobei rechteckige am üblichsten sind. Dieser Tisch eignet sich sowohl als Tee- oder Esstisch als auch als Werkbank oder Arbeitstisch. Manche Chabudai sind zusammenklappbar, was in Japan mit seinen beengten Wohnverhältnissen besonders praktisch ist.

Kotatsu (炬燵)

Ein Kotatsu ist ähnlich hoch wie ein Chabudai und kommt in denselben Formen vor, wobei rechteckige am gebräuchlichsten sind. Anders als beim Chabudai wird der Kotatsu von einer dicken Decke oder einem Futon bedeckt und hat eine meist elektrische Heizfunktion. Die historischen Vorgänger des Kotatsu, die Horigotatsu, nutzten ein Kohlebecken zur Wärmeerzeugung. Im Winter ist der Kotatsu in vielen japanischen Haushalten oft der Mittelpunkt des häuslichen Lebens.

Teetische und Zen-Tische

Teetische oder Zen-Tische (Chabu-Dai) sind niedrige japanische Tische, meist rechteckig oder quadratisch, und deutlich kleiner als andere Chabudai. Sie sind für maximal zwei Personen ausgelegt, die sich gegenüber sitzen können.

Nagarezukuri (流造)

Nagarezukuri Tische erhalten ihren Namen von einem bestimmten Dachstil für Shinto-Schreine und haben fließende, organische Formen. Diese Tische versuchen, die harmonischen Formen der Natur nachzuahmen und sind ein Beispiel für die Fusion von japanischer Tradition und modernem Design.

 

Niedriger traditioneller Japanischer Boden-Tisch mit Heizung

Kotatsu im öffentlichen Raum: Lesebereich für Kinder in der Zentralbibliothek der Stadt Ama
Foto © Asturio Cantabrio - Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0

 

Design, Ergonomie und Materialien von Tischen in Japan

Japanische Tische haben eine lange Tradition. Moderne Formen gehen auf das 14. oder 15. Jahrhundert zurück. Die Chabudai-Form geht auf das 19. Jahrhundert zurück. Diese Tische folgen einigen Designprinzipien:

  • Klare Linien: Japanische Tische haben in der Regel klare Linien und sind weitgehend frei von Ornamentierungen.
  • Minimalistische Ästhetik: Die Tische strahlen Ruhe aus und lassen sich gut mit verschiedenen Einrichtungsstilen kombinieren.
  • Niedrige Höhe: Die Tische sind dafür gedacht, dass man an ihnen auf dem Boden sitzend isst, arbeitet und diskutiert.
  • Funktionale Aufbewahrungsmöglichkeiten: Viele Tische haben integrierte Schubladen oder Fächer.

Typische Materialien sind Holz und Bambus, manchmal kombiniert mit Metall oder Steinelementen. Auch Washi (Reispapier) kann als Shoji-Teiler Teil eines Tisches sein und für weichere Beleuchtung sorgen. Moderne japanische Tische können oft schnell zusammengeklappt oder ausgezogen werden, um Platz zu sparen und sich an die Anzahl der Personen anzupassen. In vielen japanischen Haushalten gibt es zwei Tische, einen Chabudai für wärmere Monate und einen Kotatsu für kältere.

 

Was ist der Unterschied zwischen japanischen und europäischen Tischen?

In Japan ist der Tisch oft das Zentrum des Familienlebens und wird für viele unterschiedliche Aufgaben verwendet. In Europa hingegen wird strenger zwischen Esstisch, Couchtisch und Arbeitstisch unterschieden. Ein japanischer Tisch kann im europäischen Kontext als Couchtisch leicht integriert werden, während die Nutzung als Esstisch samt dem Sitzen auf dem Boden oder einem Zabuton Besuchern fremd erscheinen könnte.

 

Auswahl des perfekten japanischen Tisches für Ihr Zuhause

Wenn Sie sich für einen japanischen Tisch interessieren, gibt es viele interessante Möglichkeiten. Überlegen Sie zuerst, wofür Sie den Tisch nutzen wollen. Soll es ein Teetisch, ein Esstisch oder ein Couchtisch sein? Viele japanische Tische bieten die Möglichkeit, sich für eine runde Form zu entscheiden, was besonders kommunikativ ist. Selbst ein Kotatsu kann eine interessante Ergänzung zur vorhandenen Heizungsanlage sein.

 

 

Das könnte Sie auch interessieren:

Sukiya-Zukuri - Inbegriff der traditionellen japanischen Architektur

Washitsu - das „japanische Zimmer“ und seine Stile

Tatami richtig verlegen – Anordnung, Regeln und Bedeutung

 

Titelfoto © S. Tsuchiya auf Unsplash

 

 

Passende Artikel

Kommentar schreiben

Die mit einem * markierten Felder sind Pflichtfelder.

  1. Paravent, Futon und Tatami in Berlin bei Japanwelt online günstig kaufen
  2. Blog