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Japanische Häuser: Traditionell und Modern

Japanische Häuser haben eine eigene architektonische Tradition. Diese setzt sich vor allem aus buddhistischen und chinesischen Einflüssen in Verbindung mit originär japanischen Formen zusammen. Moderne Architektur in Japan ähnelt heute teilweise westlicher Architektur. Traditionelle Baustoffe, insbesondere Holz und Bambus, sind aber noch häufig anzutreffen. Sie werden auch als ästhetisches Stilmittel verwendet – anders als hierzulande.

Japanische Häuser sind regional unterschiedlich. Viele Formen und Eigenheiten haben sich aber mit der Zeit in ganz Japan durchgesetzt. Dazu gehört die Verwendung traditioneller Baustoffe, vor allem Holz und Papier. Als Dachformen sind historisch vor allem Walm- und Satteldächer verbreitet, die mit Ziegeln oder Schilfrohren, ähnlich dem norddeutschen Reet, gedeckt werden. Eine echte Besonderheit stellen hingegen die oft multifunktionalen Räume und bewegbaren Innenwände dar.

Wie sich japanische Häuser von anderen asiatischen Häusern unterscheiden und wieso immer ein Bezug zum Garten oder Innenhof hergestellt wird, erklären wir gleich. Worauf du dich noch freuen kannst: Architektur von japanischen Tempeln, etwas zur Geschichte und zum erdbebensicheren Bauen. Als schon immer besonders von Erdbeben bedrohter Region haben sich in Japan schon sehr früh besondere Bauweisen durchgesetzt. Heute gilt Japan als führend beim erdbebensicheren Bauen – selbst von Wolkenkratzern!

Japanische Häuser: Historische Entwicklungen

Die Geschichte der japanischen Architektur reicht weit in die Vergangenheit. Bemerkenswerte Ausformungen sind spätestens ab der Kofun Zeit (古墳時代, kofun-jidai, etwa vom Anfang des 4. bis Mitte des 6. Jahrhundert) mit ihren markanten Hügelgräbern gesichert. Der Ise-Schrein (Ise-jingū, 伊勢神宮), der als höchstes Heiligtum des Schrein-Shintoismus gilt, greift sogar teils noch ältere Architekturformen auf.

Der Ise-jingū Schrein gehört zu den ältesten Tempeln
Der Innenhof des Ise-jingū Schreins. Er befindet sich ich der Stadt Ise in der Präfektur Mie. Foto: von Fg2, via Wikimedia

Die klassische japanische Architektur und die sich mit ihr entwickelnde, teils bis heute nachwirkende Form des japanischen Hauses beginnt mit der Ausbreitung des Buddhismus und dem verstärkten Kontakt zu China im 7. und 8. Jahrhundert. Während aus dem großen Nachbarland stilistische Elemente übernommen wurden, hat der Buddhismus vor allem eine starke ästhetische Formung der Idee von Innen und Außenraum beigesteuert. Die Verbindung von Außen (Natur) und Innen (Räume) spielt in der japanischen Architektur so fast immer eine besondere Rolle.

In unserer heutigen Zeit mit ihren anderen Anforderungen und neuen Baumaterialien werden Häuser in Japan nur noch selten ganz im traditionellen Stil gebaut. Vor allem die Innenraumnutzung und die Multifunktionalität der Räumlichkeiten, die sich aus dem generellen Platzmangel schon früh entwickelte, sind aber immer noch von traditionellen Vorstellungen geprägt. Auch Architektenhäuser weisen häufig Anspielungen an traditionelle Formen und Baustoffe Innen wie an der Fassade auf.

Im modernen Japan lebt man heute oft in sehr kleinen Wohnungen. Dies ist insbesondere in Großstädten der Fall. Die Mikroapartments in Japan haben dabei teilweise schon Kult-Status erreicht.

Asiatische Häuser: Wie die Japaner ihre traditionellen Wohnhäuser bezeichnen

Traditionelles japanisches Minka Haus
Ein traditionelles japanisches Haus aus Shirakawa in der Präfektur Gifu. Foto: von Yosemite, CC BY-SA 3.0 , via Wikimedia Commons

Haus ist nicht gleich Haus, das ist in Japan genauso wie bei uns. Der Oberbegriff für traditionelle Wohnhäuser ist Minka (民家). Diese Minka werden dann noch unterteilt in:

  • Nōka (農家), traditionelle Bauernhäuser (manchmal auch Landhäuser) und

  • Machiya (町家/町屋) für traditionelle Stadthäuser.

Alle Minka waren und sind vor allem bürgerliche Wohnhäuser. Nōka wurden aus Holz, Bambus, Lehm sowie Gras und Stroh gebaut und stehen in der Regel auf einem Tragwerk zum Schutz vor Überflutung und Erdbeben. Als Dach sind Walm- und Satteldächer üblich (japanisch yosemune-yane; 寄棟屋根 für Walmdach und kirizuma-yan; 切妻屋根 für Satteldach). Zu einem Nōka gehört so gut wie immer ein umzäunter oder ummauerter Garten.

Die Machiya genannten Stadthäuser sind normalerweise direkt an den Straßen gelegen und haben nicht selten eine Doppelfunktion als Wohn- und Geschäftshaus. Machiya sind vom Grundriss her häufig langgezogen mit der Schmalseite zur Straßenseite hin. Dies hat seinen Hintergrund an der früher durch die Länge der Straßenfront bestimmten Besteuerung von städtischem Wohnraum.

An der Rückseite eines Machiya findet sich meist ein Innenhof, der üblicherweise ein kleines Lager vom Wohnbereich trennt. Auch ein Tsuboniwa (坪庭) genannter japanischer Garten gehört(e) in der Regel zu einem voll ausgestatteten Machiya. Von Innen von man typische japanische Zimmer in beiden Arten von Häusern.

Traditionell japanisches Haus: Stelzen, Schiebewände, eine umlaufende Veranda

Modell einer traditionellen Machiya
Das Modell von traditionellen Machiya aus Kyoto. Foto: von Ryuch, CC BY-SA 3.0 , via Wikimedia Commons
  • Ein traditionell japanisches Haus ist aus Holz (flexibles Fachwerk), Bambus und Papier gebaut.

  • Innenwände und manchmal auch Teile der Außenwände können häufig wie Schiebetüren genutzt werden (erlaubt flexible Raumnutzung, erzeugt Verbindung von Innenraum und Außenraum bzw. Garten).

  • Typisch sind um das ganze japanische Haus laufende schmal, überdachte Veranden, die Engawa (縁側) genannt werden (hauptsächlich bei Nōka).

  • Traditionelle japanische Häuser sind zum Schutz gegen Erdbeben in der Regel auf einem 50-80 cm hohen Tragwerk errichtet, statt direkt auf dem Fundament.

  • In der Regel gehört ein ummauerter Garten zur Anlage eines japanischen Hauses – im Idealfall ein japanischer Garten, bei weniger wohlhabenden aber natürlich auch ein Nutzgarten, in Städten oft zusätzlich durch einen Innenhof ergänzt, manchmal auch setzt.

  • Die Größe eines Hauses oder einer Wohnung wird in Japan mit der Anzahl von Tatami-Matten (eine Tatami entspricht 1,90 m x 0,90 m) angegeben, die darin ausgelegt werden können.

Lesen Sie wie Erdbeben in Japan die Bauweise und seine Bewohner beeinflussen.

Buddhismus und japanische Architektur: Innen- und Außenraum verbinden

Zur japanischen Architektur gehören natürlich nicht nur japanische Häuser wie die zwei Arten der Minka, sondern auch und vielleicht sogar besonders religiöse Stätten wie Tempel (meist durch ein an den Eigennamen angehängtes „ji“ gekennzeichnet), Schreine (Jingū) oder Burgen (Shiro) und Paläste. Zudem haben japanische Häuser über die Zeit einige Aspekte gerade der buddhistischen Tempel übernommen.

Ogimachi ist ein japanischer Ort in der Präfektur Gifu mit vielen traditionellen Häusern. Foto: von Bernard Gagnon, CC BY-SA 3.0 , via Wikimedia Commons

Der wichtigste gemeinsame architektonische Aspekt, den Minka und Tempel, in ihrem Inneren auch Burgen und Paläste spätestens seit dem 16. Jahrhundert teilen, ist die Verbindung des Innen- mit dem Außenraum. Klassische japanische Architektur ist nicht selten darauf ausgelegt, mithilfe von Schiebewänden und Fenstern Blickachsen zu schaffen, mit der die Natur bzw. die Gärten sozusagen ins Innere des Hauses geholt werden kann.

Diese Naturverbundenheit ist dabei vor allem eine kontemplative und meditative. Der Blick in den im Idealfall wie ein Bild angelegten Garten wird zum Blick in das eigene Innere, der Raum und Ort des Hauses bildet dafür sozusagen den Rahmen.

Japanische Häuser in Deutschland

In Deutschland findet man kaum traditionelle japanische Architektur. Einzelne Pavillons und kleine Gartenhäuser in japanischen Gärten und die wenigen japanischen Shinto-Schreine und buddhistischen Tempel können als Ausnahme gelten. Manchmal kann man jedoch Japan in Deutschland erleben.Die Philosophie und Besonderheiten japanischer Architektur lässt sich aber natürlich in der Theorie auch bei uns umsetzen – in der Innenausstattung wie beim Hausbau.

Titelfoto: Traditionelle japanische Häuser von TokyoTim, via Pixabay.

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