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Washitsu - das „japanische Zimmer“ und seine Stile

Jeder hat sicher eine Vorstellung von diesen echt traditionellen japanischen Zimmern, wie man sie in vielen japanischen Historienfilmen, in manchen Mangas oder aus dem Urlaub in Japan kennt. Im Japanischen hat sich für diese Art von Zimmer oder Raum der Begriff Washitsu (和室), wörtlich übersetzt "japanisches Zimmer", ausgebildet. 

Eine seltener gebrauchte Bezeichnung ist Tatami-Raum, weil die Tatami-Bodenmatten immer ein wesentlicher Bestandteil eines Washitsu sind. Neben den Tatami sind aber noch eine ganze Reihe weiterer Eigenheiten und besonderer Möbel Teil eines „echten“ Washitsu.

japanischer Schrank
Ein Washitsu mit typischem Chigaidana (asymmetrisches Regal) - Bild: © chxfly9527 - Pixabay

Die Geschichte des Washitsu in seiner Ästhetik und seinen doch sehr spezifischen Teilen geht bis in die Muromachi-Zeit ( 室町時代, Muromachi jidai; etwa 1336–1573, manchmal auch als Ashikaga Zeit bezeichnet) zurück. Insgesamt waren früher alle japanischen Wohnräume nach heutigem Sprachgebrauch Washitsu und wurden auch zum Schlafen benutzt. Hierfür wurden früher einfach die Futon auf den Tatami Matten ausgerollt. 

Nach einer langen Periode der mehr oder weniger stetigen Verwestlichung der japanischen Wohnräume und Wohngewohnheiten sind Washitsu inzwischen wieder sehr in Mode und viele japanische Haushalte mit genügend Platz bzw. Wohnfläche richten sich den zentralen Wohnbereich heute wieder als traditionelles Washitsu ein.

 

Wesentliche Elemente eines Washitsu

Ein Washitsu ist immer mit Tatami () ausgelegt, hat zumeist Fusuma (, Schiebetüren) und einen Tokonoma (床の間, zu deutsch: Bettnische), in der jahreszeitlicher Blumenschmuck oder andere Ziergegenstände präsentiert werden. Manchmal gehören zusätzlich auch Shōji (障子), bewegbare und meist transparente oder halbtransparente Raumteiler, zu einem Washitsu, die auch als eine Art Schiebetür genutzt werden können. Daneben können noch weitere Möbelstücke zu einem Washitsu gehören. Besonders üblich ist ein niedriger Tisch und dazugehörige Sitzgelegenheiten in Form eines Zabuton oder niedriger Stühle. Beliebt sind zudem versetzt zueinander angebrachte Einbauregale (Chigaidana), die häufig gleich neben dem Tokonoma platziert werden.

Die Größe eines Washitsu wird bis heute durch die Anzahl der verwendeten Tatami-Matten angegeben. Dabei wird das spezielle japanische Zählwort Jō () verwendet. Typische Raumgrößen in japanischen Privathaushalten sind sechs oder acht Tatami, eine typische Anordnung vier Tatami um eine zentral in der Mitte platzierte halbe Tatami. Nach Zählweise dann eine Raumgröße von 4 ½ Tatami. Problematisch für die Einschätzung allein nach Anzahl der Tatami sind deren von Region zu Region schwankenden Abmessungen.

Muster des Tatami-Bodenbelags
Die klassische Legeweise der Tatami-Matten - Bild: © Immanuel Giel - wikimedia

 

Shoin und Sukiya – die zwei Grundstile des Washitsu

Die beiden Grundstile des Washitsu leiten sich von zwei der drei bedeutendsten japanischen Architekturstilen in der vorindustriellen Periode Japans ab.

Der Shoin-Stil (書院造り, shoin zukuri) entstand gegen Ende der Henan- und zu Beginn der Muromachi Zeit aus dem zuvor vorherrschenden Shinden-Stil, der sich weitgehend an chinesische Vorbilder anlehnte. Der Umbruch hin zu einer feudalen Gesellschaft mit starkem Fokus auf das Militär führte zu einem Wandel im Lebensstil des japanischen Adels und rückten die Natur, sowie Schlichtheit und Zurückhaltung in den Fokus. Das zentrale Element im Shoin-Stil ist das Studierzimmer (Shoin, 書院) geprägt durch einen flachen Schreibtisch (tsukeshoin), vor dem man auf dem Boden sitzt. Der Blick vom Schreibtisch geht im allgemeinen hinaus auf die Veranda oder den Garten. Daneben sind ein Tokonoma (Erker, Bettnische) und versetzt angebrachte Regale (Chigaidana,  違い棚) sowie Schiebetüren und Raumteiler (Fusuma und Shōji) essentielle Bestandteile eines Washitsu im Shoin-Stil.

japanischer Raum im Shoin-Stil
Die Erhöhung dient als Schlafplatz - Bild: © ignis - wikimedia

Der Sukiya-Stil (数寄屋造り, sukiya zukuri, von suki – verfeinert, gut gebaut und ya – Gebäude oder Dach) ist der jüngste der klassischen japanischen Architekturstile und kann als eine Weiterführung der vorhergehenden Stile Shinden und Shoin angesehen werden, übernimmt er doch Aspekte der beiden. Der Beginn der Entwicklung liegt kurz vor der Edo-Zeit und wird heute mit dem Bau des Jurakudai-Schlosses in Kyoto (ab 1578) durch Toyotomi Hideyoshi in Verbindung gebracht. Ein federführender Berater bei den Bauarbeiten und für die Gestaltung war der bis heute berühmte Tee-Meister Sen no Rikyū. Der Sukiya-Stil gilt heute als der Inbegriff der traditionellen japanischen Architektur, wohl auch weil mit der kurz nach seiner Entstehung einsetzenden Edo-Zeit für Japan eine 200 jährige Zeit der weitgehenshden Isolation einsetzt. Zudem sind von diesem Stil heute besonders viele Gebäude erhalten. In Hinsicht auf die Gestaltung des Washitsu im Sukiya-Stil sind vor allem die Dimensionen andere. Klassische Gebäude im Sukiya Stil sind weit ausgreifend, solche im Shoin-Stil eher klein.

Gebäude in Japan
Die japanische Bauweise im Sukiya-Stil - Bild: © shell_ghostcage - Pixabay

Auch die räumliche Anordnung des Tokonoma ist anders. Während dieser beim Shoin-Stil so angelegt ist, dass nur der Hausherr beim Sitzen den Anblick genießen kann, ist er im Sukiya-Stil so angeordnet, dass er in der Sichtachse des Gastes steht. Die Anordnung der anderen Elemente (auch des Tokonoma am Ende) sind darüber hinaus weit freier zu handhaben und folgen keinem strengen Muster. So muss ein Washitsu im Sukiya-Stil außer Tatami-Matten und Tokonoma keine weiteren besonderen Elemente aufweisen.

 

Japanische Möbel für ein Washitsu

Oben wurde ja schon eingehend angesprochen, welche Möbel sich häufig in einem Washitsu – egal welchen Stils - finden lassen. Daneben gibt es aber noch weitere besondere Möbelstücke, die typisch für ein Washitsu sein können.

  • Der Butsudan: ein Butsudan ist ein kleiner, in einem Holzschrank angelegter buddhistischer Hausaltar. Dieser wird meist besonders für die Verehrung der Ahnen und der Familie benutzt. Im Altar werden vor den Verstorbenen täglich kleine Opfergaben (Früchte, Reiswein etc.) gestellt.
  • Der Futon: das traditionelle Schlaflager der Japaner, bestehend aus einer ausrollbaren Unterlage, Decke und einem Kissen. Der Futon wird zum Schlafen auf die Tatami-Matten gelegt und morgens wieder aufgerollt. Heute schlafen die meisten Japaner in normalen Betten, trotzdem sind in vielen Haushalten nach wie vor Futons vorhanden, die genutzt werden, wenn z.B. Besuch kommt.
  • Kotatsu: ein Kotatsu ist ein niedriger, beheizbarer Tisch. Heute wird dieser meist elektrisch betrieben, ist aber nach wie vor häufig ein zentrales Element in einem Washitsu und nach wie vor eine der beliebtesten Heizungsformen in Japan. Hintergrund ist der Mangel an Heizmöglichkeiten im traditionellen Japan, wo man sich – wie heute auch noch – im Washitsu um den Wärme spendenden Kotatsu versammelt.
japanische Wohnung mit Altar
Ein prunkvoller Butsudan in einem japanischen Haushalt - Bild: © Corpse Reviver - wikimedia

 

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