Fusuma - Japanische Schiebetüren als Raumteiler
Was sind Fusuma und welche Bedeutung haben sie für die japanische Innenarchitektur? In diesem Beitrag wollen wir Ihnen die historische und kulturelle Bedeutung der Fusuma vorstellen und unter anderem auch erklären, was diese von Shoji-Schiebetüren unterscheidet. Dabei gehen wir auch auf die Nutzung von Fusuma in modernen japanischen Häusern ein und wie man selbst Fusuma in die eigene Einrichtung integrieren kann.
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Kunstvoll verzierte Fusuma mit Malereien aus Blattgold aus dem 17. Jahrhundert, Kyoto.
Foto © Kanō Sansetsu, CC0
Was sind Fusuma?
Fusuma (襖) sind japanische Schiebetüren, die sowohl als Türen als auch als Raumteiler verwendet werden können. Letzteres ist vor allem historisch bedeutsam und heute noch in vielen alten japanischen Häusern, Villen, Schlössern und Tempeln zu besichtigen. Fusuma werden heutzutage auch als Schiebetüren für Schränke und Einbauschränke genutzt.
Vom Aufbau her sind Fusuma Holzrahmen mit einem inneren Gitter aus Holz, auf das mehrere Lagen dickes und blickdichtes Washi (和紙; Japanpapier) aufgezogen werden. Vom Holzgerüst ist am Ende nur noch der Rahmen sichtbar.
Das Washi wird häufig bemalt. Dies können traditionelle Motive japanischer Malerei im Yamato-e- oder Nihongi-Stil sein oder auch moderne oder abstrakte Motive. Die Bemalung wird bei Türen und Raumteilern beidseitig angebracht, bei Schränken in der Regel nur auf der Außenwand. Diese Kunstform wird in Japan Shouhekiga genannt.
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Moderner Fusuma, gestaltet vom Künstler Hideki Kimura im Shōren-in, Kyoto, Japan.
Foto © Daderot - Self-photographed, Public Domain
Was ist der Unterschied zwischen Fusuma und Shoji?
Fusuma wurden traditionell als Innentüren verwendet, um Räume voneinander zu trennen, während Shoji (障子) eher als Trennwände zwischen Außen- und Innenraum genutzt wurden. Anders als die blickdichten Fusuma sind Shoji nur einseitig mit dünnem, halbtransparentem Washi bezogen und lassen sowohl das innenliegende Holzgitter als auch Licht durchscheinen.
Durch die halbtransparenten Eigenschaften der Shoji eignen sich diese schlecht, um Räume wirklich voneinander zu trennen und angemessene Privatsphäre zu bieten. Shoji gibt es wie Fusuma in Form von Schiebetüren und auch als Raumteiler.
Die Geschichte japanischer Fusuma-Schiebetüren
Fusuma wurden wohl zuerst im siebten Jahrhundert verwendet. Zu dieser frühen Zeit waren die sogenannten Fusuma-Shoji mit Seide und nicht mit Papier bespannt, dessen Herstellung erst Jahrhunderte später von China nach Japan kam.
Frühe Fusuma hatten oft eher die Funktion von Raumteilern und waren historischen Zeugnissen nach oft tragbar. Die mit Papier statt Seide bespannten Fusuma, auch Karakami-Shoji genannt, setzten sich spätestens ab der Kamakura-Zeit (1185-1333) durch.
Mit den Karakami entstanden auch die bis heute typischen Griffe, die rund, quadratisch oder in Pflanzen- oder Tiermotivik vorliegen können und meist aus Holz gefertigt sind. Zudem fanden sich auf diesen Fusuma Bemalungen im Yamato-e-Kunststil, häufig mit jahreszeitlichen Motiven, in herrschaftlichen Räumen auch auf goldenem Hintergrund.
Heute dienen Fusuma-Schiebetüren in vielen modernen japanischen Häusern und Wohnungen, in denen viele Räume an westliche Innenarchitektur angepasst sind, als Tür zwischen diesen und einem spezifisch als Washitsu (和室; japanischer Raum) eingerichteten Zimmer oder als japanischer Ersatz für normale Türen. Daneben finden sie auch in Japan Verwendung als Schranktüren.
Die funktionalen Aspekte von Fusuma
Von ihrer Funktionalität her sind Fusuma potenziell vielfältiger als herkömmliche Türen. Bei der Nutzung als Raumteiler im Innenraum erlauben Fusuma die Erweiterung oder Separierung von Einzelräumen in einem Grundriss. Darin ähneln sie großen, meist doppelflügeligen Türen, wie man sie in manchen europäischen Altbauten findet, und mit denen meist Salon und Essbereich verbunden sind.
In modernen Häusern, die nicht speziell für diese Nutzung von Fusuma entworfen sind, fällt diese spezifische Nutzung als Raumteiler oft weg. Bleibt die Funktion als Schiebetür sowie der ästhetische Aspekt, der sowohl minimal als auch dekorativ sein kann, je nachdem wie und ob der Fusuma bemalt ist.
Bei der Nutzung als Schranktür fungiert ein Fusuma als Schiebetür mit dekorativem ästhetischen Potenzial. Durch die Funktionsweise kann dabei nur ein Teil des Schranks gleichzeitig geöffnet werden. Die Funktion der Schiebetür bei einem Schrank wird subjektiv unterschiedlich bewertet, durch die Materialität des Washi und eine entsprechende Bemalung bieten sie aber auf jeden Fall optisch eine Menge.
Design und Ästhetik von Fusuma
Fusuma werden heute in hauptsächlich drei unterschiedlichen Varianten hergestellt. Das eigentliche Design der Schiebetüren ähnelt sich jedoch. Der Rahmen besteht aus Holz und ist am Ende der einzige sichtbare Teil des Korpus. In den Rahmen ist ein massiveres Holzgitter eingebracht, da es durch die beidseitige Bespannung mit mehreren Lagen Washi mehr Spannung aushalten muss. Auf dieses Gitter wird das dicke, blickdichte Japanpapier gespannt.
Für das Schieben laufen die Rahmen unten und oben auf Schienen. Diese können aus Holz oder PVC sein. Seltener gibt es Fusuma, die auf Rollen laufen. Handgefertigte und industriell produzierte Fusuma ähneln sich ästhetisch, erstere haben jedoch einen besonderen Charme und können oft besser neu bespannt werden.
Integriert in ein modernes Wohnumfeld bieten Fusuma einen japonisierenden Effekt. In Verbindung mit einem getrennten Washitsu entsteht so etwas wie ein Tor in eine andere Wohnumgebung und ein traditionelles japanisches Lebensgefühl.
Die Bemalung (oder deren Abwesenheit) kann der Tür und den Räumen, die sie verbindet, einen minimalistisch bis hoch dekorativen Ton verleihen. Dasselbe gilt auch für Fusuma-Schranktüren, die sich einfacher in moderne Räume einfügen lassen und so einem ansonsten eher sterilen Büroraum einen japanischen Touch verleihen können.
Die verschiedenen Arten von Fusuma-Schiebetüren
Bei Fusuma-Schiebetüren gibt es drei hauptsächliche Typen. Diese können je nach Bespannung und verwendetem Kern in verschiedene Kategorien unterteilt werden.
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Aufbau einer Fusuma Tür mit Benennung der einzelnen Elemente
Foto © Catfisheye - Own work, CC BY-SA 3.0
1. Die traditionelle Fusuma-Schiebetür
Die traditionelle Fusuma-Schiebetür wird auch Wabusama oder seltener Kumiko Fusuma genannt. Bei dieser Fusuma-Schiebetür wird auf das im Rahmen angebrachte Gitterwerk aus Holz Washi-Papier in mehreren Lagen aufgebracht. Diese Papierlagen können im Laufe der Zeit mit einer Ukikashi-bari genannten Technik wiederaufgearbeitet werden.
2. Die Fusuma-Tür
Diese Art des Fusuma wird meist als trennendes Element zwischen einem Washitsu und dem Rest einer Wohnung oder eines Hauses verwendet. Die Fusuma-Tür ist dabei deutlich massiver und schwerer als eine traditionelle Fusuma-Schiebetür. Dadurch sind sie kältefester und schützen besser vor Geräuschen, sodass sie sich gut für eine echte räumliche Trennung eignen.
3. Industriell in Masse produzierte Fusuma-Einbautüren
Industriell produzierte Fusuma-Einbautüren werden in Masse gefertigt, um sie in Appartements oder Fertighäusern als Tür einzubauen. Die Papierlage ist dabei massiv und kann nicht abgelöst werden. Für das Aufarbeiten klebt man in der Regel eine neue Lage Washi auf die abgenutzte Oberfläche. Anders als bei den anderen Fusuma ist der Rahmen bei dieser Art Fusuma fest verbaut und kann nicht entfernt werden.
Japanische Kunst und Malerei auf Fusuma
Die auf das außenliegende Papier einer Fusuma-Schiebetür gemalte Kunst wird in Japan mit dem Begriff Shouhekiga beschrieben und ist eine etablierte Unterform der Malerei. Traditionell wurden vor allem traditionelle Motive im Yamato-e-Stil verwendet, später auch solche im Nihongi-Stil und anderen modernen Malstilen, durchaus auch in abstrakter Form. Herausragende Beispiele für traditionelle und moderne Formen des Shouhekiga finden sich oft in Tempeln und historischen Bauwerken.
Welches Papier verwendet man für Fusuma-Trennwände?
In Japan werden heutzutage verschiedene Papierarten zur Bespannung von Fusuma-Schiebetüren oder Trennwänden genutzt.
Washi-Papier für Fusuma
Washi oder Japanpapier ist das traditionell zur Bespannung von Fusuma genutzte Papier. Es gibt viele unterschiedliche Subtypen, und es ist meist dicker als das Washi, das für Shoji genutzt wird. Das Washi für Fusuma wird in mehreren Lagen aufgebracht und ist so blickdicht.
Fusuma-Papier aus Textilien
Diese Art von Fusuma-Papier kann sowohl aus natürlichen als auch synthetischen Fasern hergestellt werden. Beide Typen von textilem Fusuma-Papier sind fester und haltbarer als traditionelles Washi.
Fusuma-Klebepapier zum Aufbügeln
Aufbügelbares Fusuma-Papier (auf der einen Seite mit Klebstoff versehen) gibt es in vielen Designs und mit verschiedensten Motiven, von traditionell bis modern bis hin zu popkulturellen Motiven. Diese Art des Fusuma-Papiers ist besonders für DIY-Projekte beliebt, um eine Fusuma-Schiebetür individuell zu gestalten.
Andere Fusuma-Klebepapiere für DIY-Projekte
Für DIY-Enthusiasten gibt es noch zwei weitere Arten von Fusuma-Klebepapier. Eines davon muss vor Gebrauch auf der Klebeseite mit Wasser behandelt werden, das andere ist auf der Klebeseite versiegeltes Fusuma-Papier, das besonders einfach zu wechseln ist.
Moderne Anwendungen und Adaptionen von Schiebetüren im japanischen Stil
Während sich die traditionelle Nutzung und Form der Fusuma-Schiebetür in Japan nur noch selten in traditionellen japanischen Häusern und historischen Bauten findet, wird die Fusuma-Schiebetür immer noch in angepasster Form fast überall in Japan verwendet.
Dies kann als Trenner zwischen einem Washitsu und dem Rest der Wohnung oder des Hauses sein oder auch als industriell gefertigte Einbautür in modernen Appartements, die nicht selten westliche Türen ersetzen. Zudem sind Fusuma als Schranktüren nicht nur in Japan sehr beliebt.
Kulturelle Bedeutung von Fusuma in Japan
Fusuma sind ein wichtiger Teil traditioneller japanischer Architektur bzw. Innenarchitektur. Mit der Zeit, insbesondere ab dem frühen 20. Jahrhundert, haben sich aber Wohn- und Arbeitsarchitektur in Japan immer mehr westlichen Formen angenähert.
Heute sind traditionelle japanische Häuser eher die Ausnahme. So finden sich Fusuma heute oft als eine Hommage an die Tradition in japanischen Wohnumfeldern. Dies kann in Form von Einbautüren in westlich gestalteten Wohnräumen oder als bemalte Schranktüren in Wohn- und Arbeitsräumen sein.
Eine beliebte Nutzung bei auf Tradition bedachten Japanern ist auch, eine Fusuma-Schiebetür als trennendes, traditionelles Element einzusetzen, um ein dezidiert traditionelles Washitsu vom Rest der ansonsten eher westlichen Wohnumgebung abzutrennen.
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