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Genkan - Der japanische Eingangsbereich

Der Genkan (玄関) ist der Eingangsbereich eines jeden traditionellen japanischen Hauses oder Wohnung und ein wichtiges Element der japanischen Architektur. Ursprünglich den Familien von Samurai und anderen höheren Ständen vorbehalten, entwickelte sich der Genkan über die Zeit zu einem allgemeinen Element japanischer Wohnhäuser und Appartements.

Auch nach der Anpassung vieler Aspekte japanischer Häuser an westliche Standards blieb der Genkan erhalten. Allerdings hat sich der Genkan aufgrund neuer Wohnbauten und moderner Appartements auch an beengte Wohnverhältnisse in vielen japanischen Großstädten angepasst.

 

Was ist ein Genkan?

Der Genkan symbolisiert den Übergang vom als öffentlich wahrgenommenen Außenraum in den privaten Innenraum einer Wohnung und liegt vor oder hinter der Eingangstür. Manchmal kann der Genkan auch durch eine zweite Tür vom Wohnbereich getrennt sein. Der Genkan ist immer als solcher gekennzeichnet, traditionell dadurch, dass er etwas tiefer liegt als der Wohnbereich. Der Wohnbereich liegt dann über eine Stufe etwas (manchmal auch deutlich) erhöht.

Zudem ist ein Genkan heute meist gekachelt und wurde auch traditionell nie mit Tatami Matten ausgelegt. Viele moderne japanische Appartements verzichten auf die Stufe und sind – anders als der anschließende eigentliche Wohnbereich – einfach nur gekachelt.

Der Genkan dient neben der Funktion als Eingangsbereich, in dem man sich die Schuhe auszieht (in Japan ein MUSS), auch als Ort, um Kurzbesuche zu empfangen oder Lieferungen und Bestellungen entgegenzunehmen. In der deutschen und europäischen Architektur ist der Genkan am ehesten mit dem Windfang oder einem Vestibül vergleichbar. Anders als diese muss der Genkan jedoch nicht über zwei Türen verfügen oder überhaupt in einem geschlossenen Teil eines Wohngebäudes liegen, er kann also auch die Form einer Veranda annehmen.

Im Genkan ziehen sich sowohl Bewohner als auch Gäste die Schuhe aus, die der japanischen Sitte nach außen zeigend abgestellt werden sollten. Den Innenraum betritt man entweder auf Socken oder in speziellen Hausschuhen, wobei man darauf achten muss, mit den Socken nicht den gekachelten Boden des Genkan zu berühren.

 

Genkan – japanischer Eingangsbereich zum Schuhe wechseln – Bedeutung und Design

Der Shinto-Priester der Stadt Echizen, Präfektur Fukui, am Eingang (Genkan) des Schreins. Hier sieht man deutlich die Stufe, die den weltlichen und den spirituellen Raum trennt.
Foto: Gpwitteveen - 投稿者自身による著作物, CC 表示-継承 4.0

 

Genkans in der japanischen Kultur

Auch wenn sich der Genkan in Wohnhäusern erst ab der Edo-Zeit durchsetzte, ist er bis heute ein besonders wichtiger Teil eines jeden japanischen Heims. Vor der Übernahme durch Samurai, reiche Händler und schließlich ab dem späten 18. Jahrhundert auch durch das gemeine Volk, wurden Genkan in buddhistischen Tempeln der Zen-Strömung genutzt. Hier haben sie ihren Ursprung und symbolisieren den Übergang des Schülers vom normalen Leben zu einem Leben intensiven Zen-Trainings oder den Übergang von einem weltlichen in einen spirituellen Raum.

Dies zeigt sich auch in der Bedeutung der beiden Kanji, mit denen Genkan im japanischen geschrieben wird: 玄 steht für Torbogen, Eingang und 関 steht für tiefes Wissen, sodass man Genkan wörtlich als „Torbogen zu tiefem Wissen“ übersetzen könnte.

Auch das Verhalten, wie man einen Genkan richtig benutzt, unterliegt einer strengen Etikette. Für den Laien ist vor allem wichtig, dass in einem Genkan immer die Schuhe ausgezogen werden müssen und man diese immer mit den Spitzen zur Eingangstür auf den Boden stellen sollte.

 

Genkan Design und Einrichtung

Der Genkan als Eingangsbereich eines japanischen Hauses oder Appartements kann sowohl innen liegen oder auch als eine Art Veranda vor dem eigentlichen Hauseingang. Bei einem innenliegenden Genkan gibt es oft eine zweite Tür, die dann ins Innere des Hauses führt.

Damit funktioniert ein Genkan auch als Windfang und trennt die kalte Luft außen vom geheizten Innenraum. Ein Genkan wird in der Regel nicht geheizt. Ein weiterer wichtiger architektonischer Aspekt eines traditionellen Genkan ist die Stufe, die den Übergang vom Genkan zum Wohnhaus markiert.

Da der Genkan auch als formeller Ort der Begrüßung für Gäste genutzt wird, ist es üblich, diesen Raum angemessen zu dekorieren, um Besuchern einen positiven Eindruck vom Haushalt zu geben. Dies kann eine aufgehängte Schriftrolle, ausgestellte Keramik, ein Blumenarrangement (Ikebana) oder ein Ornament sein.

Zudem verfügen Genkan in Häusern oft über einen Getabako genannten Schuhschrank sowie eine Garderobe für Mäntel und eine Möglichkeit, einen japanischen Schirm abzustellen.

In kleinen Appartements sind viele der Designaspekte der traditionellen Variante natürlich nur in minimaler Form anzutreffen oder fallen ganz weg.

 

Genkan, japanischer Eingang zum Schuhe ausziehen

Eingangsbereich „Genkan“ für die Straßenschuhe der Gäste in einem Ryokan in Minami-Sōma , Präfektur Fukushima
Foto @ Hajime NAKANO, CC BY 2.0, wikimedia

 

Genkans in japanischen Gebäuden

Genkan finden sich nicht nur in Wohngebäuden, sondern auch in Schulen, öffentlichen Schwimmbädern, Zen-Tempeln und selbst in manchen Geschäften oder Unternehmen. Die Besonderheiten stellen wir hier vor.

Genkan in Wohnhäusern

Genkan in Wohnhäusern sind die typischen Genkan. Je nach Größe haben sie einen Getabako für die Schuhe der Hausbewohner und sind dezent dekoriert.

Genkan in Ryokan und Restaurants

In den Ryokan genannten traditionellen japanischen Herbergen sowie in traditionellen japanischen Restaurants findet sich immer ein Genkan als Eingangsbereich. Hier werden die Schuhe ausgezogen, bevor man die meist mit Tatami-Matten ausgelegten Räumlichkeiten betritt. Diese Genkan sind oft aufwendiger und besonders schön dekoriert und verfügen über einen Getabako, der auch von den Gästen genutzt wird.

Genkan in Schulen und öffentlichen Bädern

Auch Institutionen wie Schulen oder öffentliche Bäder verfügen in Japan immer über einen Genkan. Diese sind, abhängig von der Größe des jeweiligen Ortes, oft deutlich größer dimensioniert als traditionelle Genkan, um die vielen Schüler und Besucher aufnehmen zu können. Sie sind meist zurückhaltend und einfach dekoriert. Statt eines Getabako finden sich insbesondere in öffentlichen Schwimmbädern und großen Schulen auch Schließfächer für Schuhe und andere persönliche Dinge.

Genkan in Tempeln

Genkan sind als architektonisches Element von Tempeln im Zen-Buddhismus entstanden. Besonders alte und teils aufwendig gestaltete Genkan finden sich in diesen. Der Genkan übernimmt hier zusätzlich die Rolle der Schwelle zwischen weltlichem und spirituellem Ort, was ihm eine besondere Bedeutung verleiht. Die Dekoration von Genkan in Tempeln ist in der Regel minimalistisch.

 

Genkan-Vergleich Japan und Korea

Neben Japan kennt man auch in Korea eine Art des Genkan bzw. Eingangsbereiches, in dem die Schuhe vor Betreten eines Hauses ausgezogen werden. Das koreanische Wort für diesen Eingangsbereich ist Tobang und dieser wird in der Regel wie in Japan durch eine kleine Stufe vom restlichen Wohnraum (oft mit beheiztem Boden) getrennt, der nicht mit Straßenschuhen betreten werden soll.

Anders als in Japan gibt es aber keine Regeln für das korrekte Abstellen der Schuhe in einem Tobang, sodass diese in Korea manchmal ziemlich chaotisch aussehen können.

 

Genkans in modernen japanischen Häusern

Der Genkan ist ein so zentrales Element der japanischen Wohnkultur, dass selbst kleinste Appartements in der Regel über einen solchen verfügen. Diese minimalistischen Genkan haben meist keine Stufe und bieten kaum Platz für Dekorationen oder einen Getabako.

Die Trennung von Genkan und Wohnraum erfolgt meist durch einen anderen Bodenbelag: für den Genkan sind Kacheln üblich, während der Rest der Wohnung Holz-, Laminat- oder Teppichboden hat oder mit Tatami-Matten ausgelegt ist. Auch moderne Häuser in Japan haben eigentlich immer einen klar ausgewiesenen Genkan im Grundriss, der von der Materialität deutlich von traditionellen Formen abweichen kann, z.B. mit Wänden aus Waschbeton statt dem traditionellen Holz.

 

 

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Titelfoto © japanwelt

 

 

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