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Was ist J-Pop? Ein tiefer Einblick in Japans Popkultur

J-Pop steht spätestens seit den 1990er Jahren für einen Musikstil, der in Japan und auch international Erfolge feiert und seine ganz eigenen Superstars und Supergruppen hervorgebracht hat. Dabei ist J-Pop die griffige Abkürzung für Japanese Pop (japanische Popmusik), die von japanischen Zeitungen für die Bezeichnung dieses Phänomens erfunden wurde.

Auch wenn nicht alle Popmusik, die in Japan produziert wird, J-Pop ist, bietet J-Pop einer Vielfalt von Stilen ein gemeinsames Dach. So findet sich unter den bekannten J-Pop Gruppen mit „Babymetal“ sogar eine Heavy Metal Band. Was aber macht J-Pop zu J-Pop und so besonders und anders als die typische westliche Popmusik?

 

Was ist J-Pop Musik?    

Der Begriff J-Pop ist doppeldeutig. Zum einen steht er als „japanese Pop“ ganz einfach für die Bezeichnung in Japan produzierter Popmusik. Zum anderen beschreibt er aber vor allem eine bestimmte Ausformung japanischer Popmusik, die sich insbesondere ab den 1990er Jahren durchzusetzen begann und auch eine – wenn auch begrenzte – internationale Anhängerschaft gefunden hat.

Trotzdem versammelt sich unter der Musikrichtung J-Pop Musik ein breites Spektrum an Stilen von Pop, Rock und Hip Hop bis hin zu Heavy Metal. Zu J-Pop wird diese Musik dann, wenn sie mit niedlicher Kawaii Ästhetik und Idolisierung der Stars einhergeht.

Die Musik der unterschiedlichsten J-Pop Bands und Stars ist dabei in der Regel durch eine Mischung aus japanischer und westlicher Musik geprägt, die aber nicht immer leicht wahrnehmbar ist. Den größten Einfluss auf J-Pop haben Musikstile wie Pop, Rock und Jazz sowie elektronische Tanzmusik.

 

J-Pop Idols Arashi

Arashi ist eine der meistverkauften männlichen J-Idol Bands in Japan.
Foto @ Japanese Station -  ARASHI mengguncang Jakarta! 1m 5sCC BY 3.0

 

Was ist an J-Pop Musik so besonders?

Auch wenn J-Pop meistens erst einmal an westliche Popmusik erinnert, gibt es doch einige Besonderheiten, die diese ausmacht.

Da ist die Kawaii-Ästhetik (可愛い), die als „süß“, „niedlich“, „kindlich“ übersetzt werden könnte und die Unschuld und Kindlichkeit betont.

Hinzu kommen eine Reihe musikalischer Besonderheiten, wie die im Gegensatz zu westlicher Popmusik ungewöhnlichen komplexen Akkordfolgen und Songabläufe. Im Kontrast dazu sind Melodien und Texte, die neben japanisch auch gerne mal englische Refrains einsetzen, häufig sehr einfach gehalten.

Ein anderes Merkmal ist das bewusste Erschaffen von stereotype Idolen, an denen sich die Fans orientieren können. Dies können sowohl einzelne Stars sein oder Mega-Idol Gruppen wie Onyanko Club (1980er und 90er) oder aktuell AKB48, deren Mitglieder (bei Onyanko Club zu Spitzenzeiten 54 Sängerinnen, AKB48 besteht aus 48 Mitgliedern) jeden nur erdenklichen Stereotyp bedienen.

 

Die Hauptmerkmale von J-Pop

Die hier als Hauptmerkmale des J-Pop gelisteten Punkte müssen natürlich nicht immer alle auf jeden Song oder jede J-Pop Gruppe zutreffen:

  • Polyrhythmik
  • komplexere Akkordfolgen, als bei westlicher Popmusik üblich
  • einfache Melodien
  • hohe Tonlagen beim Gesang
  • Texte drehen sich ähnlich wie in der westlichen Popmusik oft um Liebe, Herzschmerz, das Glücklichsein oder Hoffnungen, oft mit einem eher positiven Grundton
  • Kawaii Ästhetik
  • bewusst erschaffene „Idole“

 

Durch den enormen Erfolg vor allem ab den 1990er Jahren haben sich J-Pop auch zahlreiche Subgenres entwickelt, die aber nicht immer zum J-Pop gezählt werden. Zu diesen gehören z.B.:

  • Visual Kei (ヴィジュアル系), eher zur Independent Musik zählende Stilrichtung deren Musiker und Fans sich durch optisch auffällige Kleidung auszeichnen,
  • Idol-Pop, setzen stark auf die Identifikationskraft der durch die Gruppen präsentierten Idole (z.B. AKB48),
  • Shibuya-kei (渋谷系), ein aus dem Stadtteil Shibuya in Tokio stammendes Subgenre des J-Pop, Mischung aus Jazz, Pop und Elektropop.

Daneben haben sich auch die Genres J-Rock (japanischer Rock) und J-Goth (japanische Gothicmusik) sozusagen parallel zum J-Pop entwickelt, werden aber in der Regel nicht dazu gezählt.

 

Was ist der Unterschied zwischen J-Pop und K-Pop?

International deutlich bekannter als J-Pop ist dessen südkoreanisches Pendant K-Pop. Dies liegt vor allem auch daran, dass K-Pop deutlich aggressiver international vermarktet wird, als dies bei J-Pop der Fall ist.

Hintergrund ist der deutlich größere Heimatmarkt, auf den J-Pop in Japan mit seinen rund 130 Millionen Einwohnern zurückgreifen kann (Süd-Korea hat nur etwa halb so viele Einwohner). Trotz gewisser Ähnlichkeiten, gerade in Hinsicht auf das bewusste Aufbauen von Idolen, sind K-Pop und J-Pop zwei sich klar voneinander unterscheidende Musikrichtungen in Sound, Marketing und Image.

So ist K-Pop beim Sound deutlich näher an westlichen Hörgewohnheiten und dem, was man als Mainstream Popmusik bezeichnet, während sich J-Pop durch seine ungewöhnlichen Akkordabfolgen und hohen Singstimmen sowie polyrythmischen Songstrukturen deutlicher von dieser unterscheidet.

In Hinsicht auf das Image geht es bei den meisten J-Pop Künstlern und Gruppen vor allem um Kawaii oder „Niedlichkeit“, während K-Pop Stars sich eher „edgy“ und cool, mit starker Betonung von Sex-Appeal präsentieren. Zudem sind beim K-Pop Boy-Bands deutlich häufiger, während die Vertreter des J-Pop besonders häufiger Girl Groups sind.

 

Wann ist J-Pop entstanden? - Ursprung & Entwicklung

 

Popmusik in Japan

Der Einfluss „westlicher“ Musik setzt in Japan bereits im 19. Jahrhundert ein und umfasst neben klassischer Musik ab den 1920er Jahren auch Jazzmusik, die sich schnell großer Beliebtheit erfreute. Aus der Verschmelzung von Jazz und Elementen japanischer Musik entstand dann der Musikstil Kayōkyoku (歌謡曲; Schlager), der als Vorläufer des J-Pop angesehen werden kann.

Neben Kayōkyoku etablierte sich aber auch Rock&Roll sowie der so genannte „Cover-Pop“, bei dem japanische Bands beliebte westliche Songs kopieren. Mit den 1970er und 80er Jahren begann dann der Aufstieg von japanischer Popmusik, z.B. mit der Stilrichtung City Pop, sowie die Integrierung neuer, elektronischer Musikgeräte.

 

Entstehung von J-Pop

Auf all diesen Vorläufern und Entwicklungen aufbauend entstand J-Pop je nach Sichtweise in den 1980er oder 90er Jahren, wobei der Begriff J-Pop erst in den 90ern geprägt wurde. Die schon angesprochene Mega-Idol Band Onyanko Club oder die Formation Pink Lady können dabei als erste Flaggschiffe des J-Pop angesehen werden. 

 

J-Pop heute

Heute, nach über dreißig Jahren seit der Prägung des Begriffes und der Etablierung von J-Pop als eigenständiger Musikrichtung, vereinigen sich unter dem Begriff so unterschiedliche Formen wie Boy- und Girl Idol Bands (Idol-Pop), sich eher am Genre Rock orientierende Gruppen, Hip Hop Künstler, die Heavy Metal Band Babymetal oder auch die computeranimierte Anime-Sängerin Hatsune Miko.

Letztere bleibt für immer ein 16 Jahre alter Pop Star und gibt als Hologramm Konzerte. Im Jahr 2007 war die Software zu Hatsune Miko eine der am meisten verkauften Softwares auf Amazon.

Wie man leicht erkennt, hat sich die Bandbreite von J-Pop seit seinen Anfängen deutlich erweitert und auch die für dieses Genre so typische Kawaii Ästhetik ist inzwischen oft noch deutlicher ausgeprägt, als zu den Anfängen von J-Pop. Anders als sonst oft üblich wird J-Pop in der Regel durch die Veröffentlichung von Singles vermarktet, die dann zusammengefasst auch als Kompilation als Album erscheinen.

 

J-pop Musik aus Japan Idol Emily Kanou

Die japanische Elektropop-Sängerin Emily Kanou im Jahr 2018 bei „Namida vol. 14“ im Chelsea Hotel in Shibuya, Tokio.
Foto © Patrick Benny, Emily Kanou 2018CC BY-SA 2.0

 

J-Pop Mode, Idole und Image-Marketing

Musik und Mode, Image und Starkult - das geht nicht selten Hand in Hand und das ist auch bei J-Pop nicht anders. So werden die Images der J-Pop Stars nicht selten schon vor der Entwicklung der Musik sorgsam geplant und Mitgliedern einer Boy Band oder Girl Group zugeteilt.

Dabei wird häufig versucht, möglichst viele unterschiedliche „Typen“ oder Stereotype in Charakter wie im Aussehen in einer Band zu vereinen, um ein breites Spektrum an Fans und Otakus (japanische Superfans, ursprünglich auf Manga und Anime bezogen) anzusprechen.

Die Unterschiede sind in Japan dabei aber oft nur minimal, da die japanische Gesellschaft insgesamt deutlich „homogener“ ist, als in anderen Ländern und das Spiel mit Abweichungen nur bis zu einem gewissen Grad funktioniert.

Durch die klar definierten Images der J-Pop Künstler (was analog übrigens auch für westliche Boy- und Girl-Bands gilt) sollen diese als Idole für die Fans funktionieren, die diesen dann nacheifern. Besonders weit wird dies im Subgenre Idol-Pop getrieben, zu dem auch die international bekannte Gruppe AKB48 gehört. Die insgesamt 48 Mitglieder bieten eine Projektionsfläche für jeden Geschmack und bieten so gut wie täglich Liveshows und Autogrammstunden an, auch wenn sie nicht auf Tour sind. Hierfür wird in Tokio ein eigenes Theater im Stadtteil Akihabara betrieben. AKB48 tritt dabei in der Regel in Teams auf.

Die typische Kawaii Ästhetik von J-Pop Künstler mit pastellfarbener Kleidung und oft in bonbonbunten Musikvideos inspiriert natürlich auch die Mode, die so ihrerseits wieder J-Pop Künstler inspiriert. Der Transfer der Bühnenmode in den Alltag ist dabei aber oft eher gemäßigt. Eine Ausnahme bildet das Subgenre Visual Kei, bei dem Bands wie Fans sich extrem kleiden oder verkleiden, was nicht selten an Cosplay erinnert.

 

J-Pop Konzerte, Community und Fan-Kultur

Die Fan-Kultur in Japan ist besonders ausgeprägt. Dabei unterschiedet man häufig zwischen „normalen“ Fans und den so genannten Otaku, Superfans, die einen großen Teil ihrer freien Zeit ihrer Leidenschaft widmen.

Als ein gutes Beispiel für die Community Pflege und Fan-Kultur kann dabei die Band AKB48 dienen. Mit ihrem eigenen Theater bieten diese Fans in Tokio fast jeden Tag die Möglichkeit, eine Performance zu besuchen, Autogramme zu erstehen und Selfies mit ihren Idolen zu machen. Ein solcher Fanservice ist natürlich nur dadurch möglich, dass AKB48 aus 48 in Teams auftretenden Mitgliedern besteht.

Konzerte sind ein weiterer wichtiger Bestandteil des J-Pop und die Gruppen füllen nicht selten ganze Stadien. Dabei stehen häufig Show und ausgeprägte Choreographien im Vordergrund, auch wenn Musiker meist Live die Musik machen.

 

Wie J-Pop international wahrgenommen wird

J-Pop hat international zwar nicht die gleiche Anhängerschaft wie K-Pop. Durch die auch international verbreitete Faszination für Mangas, Animes, Computerspiele und japanische Popkultur konnte aber auch J-Pop eine (wenn auch kleine) internationale Fangemeinde aufbauen.

Insgesamt verbleibt dieser Musikstil aber eine weitgehend japanische Angelegenheit und wird oft nur zaghaft international vermarktet. In den letzten Jahren und Jahrzehnten kam es aber durchaus auch zu Kollaborationen von J-Pop Stars mit meist US-Amerikanischen Popstars, so z.B. zwischen Yuna Itō und Celine Dion (2008), Crystal Kay mit Lionel Ritchie (2012) oder im Hip-Hop Bereich zwischen Ai und Snoop Dogg (2010).

 

Bekannte und beliebte J-Pop Künstler, Bands und Gruppen

 

Girl Group

Boy Band

Solo Künstler

AKB48

SMAP

Hatsune Miku

Perfume

Arashi

Kyari Pamyu Pamyu

Babymetal

NEWS

LISA

Last Idol

Exile

Aimer

E-Girls

KAT-TUN

Utada Hikaru

Scandal

One Ok Rock

miwa

 

 

 

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Titelfoto: AKB48 live auf der Japan Expo 2009 (Paris, Frankreich).
Credit © Georges Seguin (Okki), AKB48 20090703 Japan Expo 37CC BY-SA 3.0, wikimedia

 

 

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