Was ist ein Otaku? Vom japanischen Anime-Fanatiker zur weltweiten Subkultur
Wer oder was ist ein Otaku? Sicherlich ist jedem der sich für die japanische Kultur interessiert, schon einmal der Begriff des „Otaku“ begegnet. In Japan bezieht sich Otaku typischerweise auf (meist sehr junge) Menschen, die eine extreme, ins Obsessive gehende Leidenschaft für ein bestimmtes Interesse pflegen.
Ein Otaku verliert sich derart in die Anime- oder Videospielwelt, dass er kaum noch das Haus verlässt und sich so sozial isoliert. Dabei handelt es sich aber nicht unbedingt nur um Anime und Manga-Inhalte. Otakus gibt es beispielsweise auch in der Gaming-, J-Pop- Science-Fiction- oder gar Horrorfilm-Szene. Dies ist auch der Grund, warum man Otaku eigentlich nicht mit dem westlichen Begriff „Nerd“ oder „Geek“ gleichsetzen kann.
Wie entwickelte sich in Japan die Subkultur der Otaku?
Die meisten Studien zu dem Thema sehen die Ursachen des „Otaku-Phänomens“, ähnlich wie beim »Hikikomori-Syndrom« im kastenähnlich funktionierenden Schulsystem Japans.
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Auch passionierte Eisenbahnfans zählen in Japan zu den Otaku.
Foto © Leinsd - Own work, CC BY-SA 3.0, wikimedia
Schulvereine oder Clubs für spezielle Interessen bilden jedoch eine Ausnahme von der sozialen Hierarchie. In den Schulclubs werden die Interessen aller Schüler anerkannt und gefördert, speziell auch die der Otaku.
Ein weiterer Grund liegt sicherlich auch im sozialen Aufstiegsdruck, dem viele junge Japaner ausgesetzt sind. Nicht jedem gelingt es naturgemäß, durch überdurchschnittliche Leistungen die naturgegebene Hierarchie in Japan zu durchbrechen. Die Subkultur der Otaku bietet da für viele japanische Teenager eine vermeintliche Zuflucht.
Was bedeutet der Begriff Otaku?
Der Begriff Otaku (お宅) setzt sich im japanischen aus den beiden Wortteilen „o“ (お) für „sein“/ „dein“ / „ihr“ und taku (宅) für „Zuhause“ oder auch „Familie“ zusammen. Der Begriff geht wahrscheinlich auf einen Variaty-Artikel der Science-Fiction-Autorin Motoko Arai aus dem Jahr 1981 zurück.
Während der achtziger Jahre wurde Otaku in der Regel abwertend, im Sinne von „unangenehmer Fan“ benutzt. Ende der Achtziger Jahre brachte der Mordfall Tsutomu Miyazaki die Szene noch mehr in Verruf.
Der „Otaku“ Mörder
Der japanische Serienmörder Tsutomu Miyazaki entführte und ermordete in den Jahren 1988 bis 1989 insgesamt vier Mädchen im Kindergartenalter. Nach seiner Festnahme wurden mehr als 5000 Videobänder in seiner Wohnung gefunden, darunter einige Anime- aber auch Slasher-Filme.
In Japan ist er daher auch als „Otaku-Mörder“ oder „Otaku-Dracula“ bekannt, da er seine Opfer zerstückelte und Teile von Ihnen aß.
Als Folge der medialen Berichterstattung und Fixierung auf die Videospielsucht des Verdächtigen fiel der Ruf der „Otaku“ auf einen Tiefstand. Otaku wurden in der Öffentlichkeit mit „Perversen“ und „potenziellen Kriminellen“ assoziiert. Das Wort wurde sogar auf den Index gesetzt und dürfte nicht im Fernsehen genannt werden.
Diese Geschichte wirkt bis heute in der japanischen Öffentlichkeit nach. Otaku stehen latent noch immer bei einigen Bevölkerungsgruppen und Medien unter Generalverdacht.
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Fahndungsfoto von Tsutomu Miyazaki der Tokioter Polizeibehörde
Foto © Tokyo Metropolitan Police Department, Fair use, wikimedia
Ist „Otaku“ in Japan ein Schimpfwort?
Trotz immer weiter steigender Popularität seit den neunziger Jahren gilt der Begriff Otaku in Japan noch als Schimpfwort, wenn auch nicht mehr so stark ausgeprägt wie in den achtziger Jahren.
Viele wissenschaftliche Studien und Dokumentationen beschäftigen sich heute mit dem Phänomen, das in Japan immer präsenter wird. Laut einer Umfrage unter japanischen Jugendlichen identifizieren mittlerweile sich fast 40% selbst als „Otaku“ oder zumindest als eine „Art Otaku“.
Wie begann der internationale Aufstieg der Otaku?
Doch was löste den Wandel in der Wahrnehmung der Otaku vom sozialen Außenseiter zum popkulturellen Massenphänomen aus? Die Antwort ist wie so oft ganz einfach: Geld.
Mitte der Neunziger Jahre strahlte TV Tokyo mit „Neon Genesis Evangelion“ die erste Anime-Serie von Otaku für Otaku aus. Damit erreichte die Subkultur den Mainstream und wurde zu einem Wendepunkt hin zum Massenpublikum.
In der Zeit der wirtschaftlichen Probleme im Japan der 90er Jahre hatten viele den Glauben in das System verloren. Die Hauptfigur von Evangelion verkörperte die Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung dieser „verlorenen“ Generation und machte die Otaku selbstbewusster und somit auch sichtbarer.
Als der Spielentwickler und bekennende Otaku Satoshi Tajiri 1996 die PoKéMoN veröffentlicht, wird die bis dahin rein japanische Subkultur zum globalen Phänomen.
Der beispiellose finanzielle und kulturelle Erfolg zwang die japanische Gesellschaft, die Otaku als normalen Jugendtrend anzuerkennen und zu entstigmatisieren. Damit waren die Otaku in der Mitte der Gesellschaft angekommen.
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Otaku sind heute ein popkulturelles Phänomen - die nächtlichen Straßen von Akihabara, Tokyo, Japan.
Foto © Luca Deasti, Unsplash
Wie sieht es heute mit der Otaku-Subkultur aus?
Durch die Digitalisierung aller Lebensbereiche hat sich auch das Selbstverständnis der Otaku komplett gewandelt. Lebten die Otaku Anfangs isoliert ihre Leidenschaft aus, bezeichnen sich heute selbst erfolgreiche Leistungsträger stolz als Otaku.
Im Zeitalter von millionenfach besuchten Conventions, weltweiter J- und K-Pop Begeisterung und letztendlich dem Siegeszug japanischer und koreanischer Streaming-Serien hat die Otaku Kultur eine breite Akzeptanz gefunden, nicht nur unter Teenagern.
Sieht man sich beispielsweise das Tokioter „Tech-Viertel“ Akihabara an wird klar, dass das Bild der Otaku viel nuancierter geworden ist. Anime, Manga und Idol-Popkultur werden heute so offen wie nie zuvor gelebt sind nicht länger als Nischen-Nerdkultur zu betrachten.
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Wolkenkratzer, Neonlichter und buntes Treiben: Akihabara ist der Inbegriff der japanischen Tech-, Manga- und Anime-Kultur.
Foto © Roméo A. auf Unsplash
Was ist der Unterschied zwischen einem Otaku und einem Weeb?
Während der Begriff Otaku in Japan noch heute negativ besetzt ist, hat er im Westen mittlerweile Kult-Charakter. Die immer weiter verbreitete J-Kultur Bewegung mit Cosplay-, Anime- und J-Pop hat unzählige Anhänger. Auf Japan- und Anime-Conventions trägt man stolz „Otaku-T-Shirts“ und zeigt somit, dass man einer „verschworenen Gemeinschaft“ angehört.
Diese sogenannten „Weebs“ unterscheiden sich trotz vieler Überschneidungen in einigen Punkten zentral von den japanischen „Otaku“. Das Wort „Weeaboo“ (oft abgekürzt „weeb“) geht weit über Anime und Manga hinaus und bezeichnet Personen, die sich für alles Japanische begeistern.
Typischerweise sind „Weeb“ nicht japanischer Abstammung. Aber auch Weebs gelten als Außenseiter und Exzentriker. Sie interessieren sich für viele Facetten der japanischen Kultur – sowohl die moderne als auch die traditionelle.
Zu den Interessen eines Weeaboos gehören auch japanische Modetrends, Videospiele, die japanische Küche, Sprache, Medien und alles, was als „kawaii“ gilt.
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