Senchado - Eine Variante der japanischen Teezeremonie
Senchado (煎茶道) ist eine Variante der japanischen Teezeremonie. Anders als bei der klassischen Teezeremonie, dem Chanoyu (茶の湯), die ein zentrales Element des zen-buddhistischen Sadō oder Chadō (茶道, Teeweg) bildet, wird beim Senchado kein Matcha, sondern Sencha getrunken.
Sencha bezeichnet sowohl den Grüntee in Japan allgemein als auch eine Sorte mit einem breiten Qualitätsspektrum. Klassischerweise wird das Senchado vor allem mit hochwertigem Grüntee, insbesondere dem Schattentee Gyokuro, durchgeführt. Es können aber auch andere japanische Grünteesorten wie Kabusecha (Halbschattentee) oder besonders hochwertige Varianten von Sencha verwendet werden.
Anders als die traditionelle Teezeremonie setzt die Sencha Teezeremonie – das Senchado – den Fokus weniger auf Meditation und Zen-Buddhismus. Stattdessen betont sie den gemeinsamen Genuss von Tee in einer weniger formellen Atmosphäre. Dennoch folgt auch das Senchado einer kodifizierten Form der Zubereitung, Präsentation und des Genusses von Grüntee.
- Der Hauptunterschied zwischen dem Chanoyu und einem Senchado ist der Tee, wie hier ein hochwertiger Gyokuro.
Foto © Alisher Sharip auf Unsplash
Was ist Senchado?
Senchado ist eine Variante der Teezeremonie, bei der Grüntee aus losen Blättern statt Matcha zubereitet wird. Wie bei der traditionellen Zeremonie spielen auch hier rituelle Formen der Zubereitung, Präsentation und des Teegenusses eine Rolle. Historisch wurde das Senchado weniger von Mönchen, Samurai oder Adligen durchgeführt, sondern vor allem von reichen Kaufleuten und Gelehrten.
Charakteristisch für Senchado ist die Verwendung von speziellem Teegeschirr, das oft chinesisch inspiriert ist (Karamono). Häufig wird das Senchado von der Präsentation von Kunstobjekten wie Töpferei, Malerei und Kalligraphie begleitet. Ein anschließendes mehrgängiges Mahl ist ebenfalls ein typischer Bestandteil.
Senchado Geschichte – Ursprung und Entwicklung
Der Genuss von Grüntee in loser Blattform und die frühe Form des Senchado kamen im 17. Jahrhundert durch den aus China stammenden Zen-Mönch, Kalligraphen und Dichter Ingen nach Japan. Ingen, der die Obaku-Schule des Zen-Buddhismus begründete, führte den Gong-fu-Teestil (Gong-fu-cha) ein, bei dem Tee aus losen Blättern zubereitet wird. Vor dieser Zeit war Matcha die vorherrschende Form des Tees in Japan.
Populär wurde Senchado im 18. Jahrhundert durch den buddhistischen Mönch Baisao (売茶翁, „alter Teeverkäufer“), der aus der Obaku-Schule stammte. Baisao lehnte die strenge und elitäre Form des Chanoyu ab und propagierte den Genuss von losem Blattgrüntee öffentlich in Kyotos Straßen. Nach seinem Tod wurde das Senchado formalisiert und verbreitete sich unter reichen Kaufleuten und Gelehrten als Alternative zum Chanoyu.
Unterschiede zwischen Senchado und der traditionellen Teezeremonie (Chanoyu)
Zwischen Senchado und der traditionellen Teezeremonie Chanoyu gibt es viele Unterschiede:
- Ursprung und Zielgruppe:
- Chanoyu war lange elitären Kreisen vorbehalten, während Senchado für Kaufleute und Gelehrte zugänglich war.
- Teeart:
- Chanoyu verwendet Matcha, während im Senchado loser Blattgrüntee wie Gyokuro oder hochwertiger Sencha zubereitet wird.
- Atmosphäre:
- Senchado ist weniger formell, Gespräche sind erlaubt.
- Räumlichkeiten:
- Ein Teehaus ist für beide Zeremonien optimal, doch Senchado kann auch im eigenen Haus, in öffentlichen Teehallen oder Restaurants stattfinden.
- Philosophie:
- Chanoyu ist stark mit Zen-Buddhismus und Meditation verbunden. Senchado legt den Schwerpunkt auf Genuss und Gemeinschaft.
- Ablauf:
- Senchado hat weniger Schritte und das dazugehörige Essen wird oft nach der Teezubereitung gereicht.
Die Bedeutung von Senchado – Spirituelle und symbolische Aspekte
Die Sencha Teezeremonie stellt Einfachheit und den Genuss des Tees in der Gemeinschaft von Gastgeber und Gästen in den Vordergrund. Doch auch im Senchado haben sich – gegen den Willen des legendären Mönches Baisao – nach dessen Tod formalisierte Gesten und bestimmte, strenge Abläufe etabliert. Dennoch sind diese vom Umfang her deutlich geringer und können schneller erlernt werden als die vergleichbaren Formalia beim Chanoyu.
Spirituell betrachtet findet sich im Senchado eine Konzentration auf das Wesentliche – den Tee. Durch die ritualisierte Zubereitung wird dem Tee Achtung entgegengebracht. Gleichzeitig bietet das Senchado eine Form der Entschleunigung und fördert Achtsamkeit, ohne jedoch den Anspruch zu haben, eine regelrechte Meditation mit einem höheren Ziel zu sein. Zusätzlich stellt das Senchado das Gemeinschaftliche in den Mittelpunkt, was auch im traditionellen Chanoyu ein wichtiges Element ist, wenn auch dort oft elitärer vermittelt.
Von der Symbolik her spielen neben den Teeutensilien auch die Dekorationen eine bedeutende Rolle. Zum Senchado gehören beispielsweise ein Fächer und eine Blume oder ein Blumenarrangement. Es können aber auch andere Objekte aus Sammlungen einbezogen werden, die keinen zentralen Platz in der Zeremonie einnehmen, sondern eher als Beiwerk dienen.
Auch die Zubereitung selbst – das Aufkochen des Wassers, das Entnehmen des Tees, das Aufbrühen der Blätter im simmernden Wasser und das Einschenken in die Teeschalen – ist durch festgelegte Gesten und Abläufe symbolisch aufgeladen. Trotzdem bleibt das Senchado insgesamt weniger formell als das Chanoyu. Unterhaltungen sind erlaubt, und die Gäste müssen weniger Regeln beachten, was eine entspanntere Atmosphäre schafft.
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Im Gegensatz zur klassischen japanischen Teezeremonie kann ein Senchado auch im Freien stattfinden.
Foto © Chris Lawton auf Unsplash
Der Ablauf einer Senchado-Zeremonie
Eine Senchado-Zeremonie folgt in etwa folgendem Ablauf:
- Die Gäste werden in einen Warteraum mit Sitzgelegenheiten geführt und können eine Erfrischung bekommen, während sie auf den Beginn der Zeremonie warten.
- Der Gastgeber (und evtl. ein Assistent) bereitet den Raum vor, in der die Teezeremonie stattfindet und platziert ein Blumenarrangement sowie einen Fächer (evtl. auch zusätzliche Schaustücke) auf der Matte, die den Arbeitsbereich kennzeichnet, wo der Tee zubereitet wird.
- Die Gäste betreten den Raum, in der das Senchado stattfindet und setzen sich (in der Regel auf Tatami-Matten oder Zabuton Sitzkissen).
- Der Gastgeber betritt den Zeremonieraum und bereitet den ersten Tee zu. Nachdem der Gastgeber einen kleinen Schluck Tee probiert hat, um die Stärke zu testen, darf der Hauptgast zuerst trinken.
- Zum Tee werden Süßigkeiten, klassischerweise Higashi, gereicht.
- Meist bereitet der Gastgeber noch eine zweite Runde Tee zu.
- Anschließend an das Zubereiten und Trinken des Tees wird bei einem klassischen Senchado oft ein Essen gereicht.
Während der Zeremonie darf geredet werden und auch die Teeutensilien und andere Objekte werden während der Zeremonie oder im Anschluss an diese bewundert und gelobt.
Welche Teesorten werden im Senchado verwendet?
Bei einem Senchado werden Grüntees in loser Blattform verwendet. Dies sind normalerweise japanische Grüntees, die gedämpft und nicht geröstet werden, um die Oxidation zu stoppen. Neben dem besonders hochwertigem Schattentee Gyokuro sind auch Sorten wie Kabusecha oder ein hochwertiger Sencha nicht unüblich.
Qualitativ eher als minderwertig geltende japanische Grünteesorten wie Bancha oder Genmaicha werden hingegen in aller Regel nicht für das Senchado genutzt. Für ein eigenes Senchado kann man aber selbstverständlich auch damit brechen, immerhin geht es beim Senchado im Ursprung gerade nicht um Regeln, Vorschriften oder Formalitäten, sondern vor allem um den gemeinsamen Genuss von Tee.
Senchado heute in der modernen Welt
Senchado ist heute allen Menschen zugänglich, die sich dafür interessieren. Allerdings werden Senchado-Teezeremonien auch in Japan seltener als das traditionelle Chanoyu angeboten. Außerhalb Japans ist es daher oft schwierig, an einer Sencha Teezeremonie teilzunehmen
Kulturell betrachtet kommt Senchado in Japan zudem eine etwas geringere Stellung zu, als dem Chanoyu. Trotzdem pflegen bis heute verschiedene Schulen diese Form der Teezeremonie und erhalten die Tradition am Leben.
Senchado Utensilien und Zubehör
Eine Senchado Zeremonie verlangt nach streng vorgeschriebenen Utensilien und Gerätschaften sowie Zubehör. Die Bezeichnung der einzelnen Utensilien unterscheidet sich mitunter von Senchado-Schule zu Senchado-Schule.
Auch die Form der Teekannen und Teeschalen kann unterschiedlich ausfallen. Typisch sind aber Teeschalen und Teekannen im sogenannten Karamono Stil, der sich an chinesische Formen anlehnt, oder auch altes chinesisches Teegeschirr.
Die Art der Teeschalen und -kannen schlägt so in gewisser Weise einen Bogen zurück zur chinesischen Teezeremonie Gong-fu-cha, aus der Senchado am Ende ja entstanden ist.
Arbeitsbereich und Vorbereitung:
- eine Matte (茶具褥), die im Raum auf den Tatami-Matten platziert wird und den Arbeitsbereich kennzeichnet.
- Vorhang zum Abtrennen des Teeraums (帳)
Heiz- und Feuerutensilien:
- Feuerstelle oder Ofen (凉爐)
- Fächer zum anfeuern (爐扇)
- Federbesen (羽帚)
- Feuerstäbchen (火箸; Hibashi)
- Wassertank bzw. Wasserkessel (罐座; Kama-za)
- Holzkohle (烏府; Karasu-fu)
- Feuerstarter Topf und Holzkohle Löschtopf
- Feuerschirm (爐屏; Robyō)
Teebereitung und -servieren:
- Teekessel (aus Metall: 水注; Mizu chū oder Töpferware (auch Porzellan) 保宇夫良)
- kleine Teekanne in Form einer Kyusu (急須) oder Houhin (泡瓶, kleiner als Kyusu und ohne Griffe)
- Wasserkühler (Yuzamashi; 湯冷)
- ein Behälter für Benutztes Wasser (建水; Kensui)
- Teebehälter (茶心壺; Chaire)
- Löffel für den Tee (仙媒)
Reinigung und Aufbewahrung:
- Teetuch (茶巾; Chakin)
- Behälter für Chakin (巾筒; Kintō)
- Behälter für Teeschalen (碗筒; Wantō)
Teeschalen und Zubehör:
- Teeschalen (煎茶碗; Chawan auch 汲み出し; Kumidashi genannt)
- Teetassenuntersetzer (煎茶托; Chataku)
- Tablett (盆)
Duft und Dekoration:
- Weihrauchbrenner (香爐; Kōro)
- Weihrauchröhrchen (綫香筒)
- Teefahne (茶旗)
- saisonale Blume oder Blumenarrangement in Vase
- Fächer
Aufbewahrung und Transport:
- Teebehälter (茶櫃; Chaki)
- Utensilienbox (提籃)
- Teebrett (茶盤)
- Teeschrank (茶局)
- Ständer (棚)
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