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Mikroapartments in Japan – Leben auf kleinstem Raum

Mikroapartments in Japan - Tokio, Osaka und Yokohama zählen zu teuersten Städten der Welt. Bezahlbare Wohnungen praktisch nicht mehr zu bekommen. Also heißt es in Japan Platz sparen, wo es nur geht. Die  Mini- und Mikroapartments hier sind manchmal sogar nur knapp fünf Quadratmeter groß. Die Japaner haben also Übung darin, noch den allerkleinsten Raum größtmöglich zu nutzen.  

Dabei machen die Japaner aus der Not – oder besser: dem Platzmangel – aber fast schon eine Tugend. Spezielle Möbel, Ordnungssysteme und die Konzentration auf Funktionalität helfen dabei, auch auf kleinstem Raum ein echtes Zuhause einzurichten.

Inzwischen gibt es daher nicht nur hunderte Blogs und Rezensionen über Mikroapartments, sondern diese haben es auch in verschiedene Design- und Kunstbücher geschafft.

Auch wenn man vielleicht nicht unbedingt von einem „Trend“ reden kann, so fällt doch auf, das Mikroapartments inzwischen auch immer mehr in europäischen und internationalen Großstädten auftauchen. Gerade bei der Einrichtung sind diese häufig von Japan inspiriert und integrieren zusätzlich landestypische Eigenheiten.

 

Wohnen in Japan – die Wohnungstypen

Nakagin Kapsel-Tower in Tokio

Der weltberühmte Nakagin Kapsel-Tower in Tokio mit 140 modularen und je neun Quadratmeter großen Wohneinheiten wurde schon Anfang der 70ger Jahre gebaut.

Foto © Raphael Koh on Unsplash

Grob gesagt unterteilen sich Wohnungen in japanischen Ballungszentren in zwei grundlegend unterschiedliche Typen: Manshon (マンション, vom englischen mansion) oder Apāto (アパート, vom englischen apartment).

Ein Manshon befindet sich immer in einem großen, meist viele Stockwerke zählenden, modernen Wohnbau mit dicken Wänden und gilt als hochwertiger Wohnungstyp.

Das Apāto wiederum befindet sich in einem kleineren, teilweise aus Holz errichteten Wohnhaus, das selten mehr als drei Stockwerke aufweist. Diese finden sich immer noch viel in japanischen Wohnvierteln, sind aber in vielen Fällen schon recht alt und nicht unbedingt auf dem neusten Stand.

Das Apāto wird daher mit eher niedriger Miete und Wohnqualität in Verbindung gebracht, während das Manshon höher geschätzt wird.

Eine andere Form der Einteilung kann durch Unterscheidung zwischen Eigentumswohnungen bzw. privaten Wohnblocks, kommunalem Wohnungsbau und Firmenwohnungen (社宅, shataku) gemacht werden.

Während im privaten Sektor natürlich von Luxus bis minimalen Standard alles dabei sein kann, sind die Wohnungen im kommunalen Wohnungsbau meist schon recht alt (meist über 30 Jahre) und einfach ausgestattet.

Bei den recht häufig vorkommenden shataku (Firmenwohnungen) wiederum hängt deren Größe und Ausstattung stark von der jeweiligen Firma ab. Sie sind aber in der Regel für japanische Verhältnisse oft geräumig und sehr günstig, da sie vom Arbeitgeber subventioniert werden.

 

Architektur der japanischen Mikroapartments – das One-Room Mansion

Ein typisches japanisches Mikroapartment ähnelt dem westlichen Modell eines Studio-Apartments und wird in Japan gerne auch als one-room mansions (ワンルームマンション, wan rūmu manshon) bezeichnet.

Übersetzt heißt dies in etwa: Ein-Zimmer-Haus. Wie ein kleines Haus bestehen sie daher auch in der Regel aus einer kleinen Küchenzeile (oft in einem winzigen Eingangsflur, wenn vorhanden), einem kleinen Badezimmer und einem Wohnraum mit einer typischen Größe irgendwo um die 10 Quadratmeter.

Klar, dass es bei dieser geringen Raumgröße wichtig ist, das meiste aus dem begrenzten Platz herauszuholen. Dabei helfen Einbauschränke ebenso wie ein möglichst klarer, meist rechteckiger Grundriss.

Zudem darf natürlich kein Platz verschwendet werden und so ist der kleine Küchenbereich entweder im Eingang mit integriert oder aber Teil des Wohnraums.

Eine besondere Erwähnung soll auch das Bad haben, welches – obwohl so klein wie möglich gehalten – so gut wie immer mit einer Badewanne ausgestattet ist, wie sie für Japaner traditionell wichtig ist.   

 

Möbel auf engstem Raum – die Einrichtung

Mikroapartments-japan-Kotatsu

Den Kotatsu stellt man meist auf Tatami-Matten oder zusätzlich auf einen Teppich. Um sich zu wärmen, muss man mit dem Körper folglich möglichst tief unter den Kotatsu und unter die Kotatsu-Decke schlüpfen.

Foto © Von Tim Notari (tastefulTN) - flickr.com (just a wee bit cropped), CC BY-SA 2.0

In Japan richtet man sich völlig anders ein als in westlichen Wohnungen. Dies hat auch zur Folge, dass sich einige aus einer beengten Raumsituation ergebenden Probleme leichter lösen lassen bzw. kein Problem darstellen.

Am offensichtlichsten und wohl auch bedeutendsten ist der Verzicht auf ein europäisches Bett, das in einer Wohnung mit 10 Quadratmetern Wohnraum natürlich erheblich Platz verschlingen würde.

Der japanische Futon, der auf den Tatami Matten ausgerollt wird und nach dem Schlafen wieder zusammengerollt in einem Schrank o.ä. verstaut werden kann, spart viel Platz. Mehr noch als ein normales Klappbett oder eine ausziehbare Schlafcouch.

Eine andere Besonderheit ist der in japanischen Wohnungen häufig anstelle einer Heizung anzutreffende Kotatsu (炬燵、こたつ).

Diese niedrigen Holztische haben eine Decke und – das ist das geniale – eine integrierte Heizung.

In vielen japanischen Haushalten dient der Kotatsu als Ess- und Arbeitstisch sowie nebenbei als Heizung im Winter, die einen mollig warmhält. Lesen Sie hier mehr zum Kotatsu.

Zuletzt sind Aufbewahrungssysteme aller Art und Form wichtig. Gerade für Mikroapartments verbieten sich wuchtige Schränke oder Kommoden eigentlich von allein, wird von diesen doch über die Maß Raum beansprucht. Für die Küche wiederum bieten sich nützliche Kleingeräte wie ein Mikrowellen-Ofen und ein Reiskocher an.

 

Marie Kondō - Ordnung ist das halbe Leben

Mikroapartments-japan-marie-kondo

Die Japanerin Marie Kondo ist die internationale Expertin für Ordnung im eigenen Zuhause und hat unzählige Fans.

Foto © RISEMarie Kondo speakingCC BY 2.0

Marie Kondō ist inzwischen wahrscheinlich den meisten ein Begriff. Die japanische Queen des Aufräumens hat mit ihrer Philosophie für ein entrümpeltes Leben und rigorose Ordnung weltweit eine Heerschar von Anhängern gefunden.

Auch wenn man nicht alles bei Kondō so unterschreiben muss, so ist ihre Philosophie, nur das zu kaufen, was man auch behalten will. Eine gerade in unseren vom Konsum gezeichneten Zeiten sinnvolle Lebenseinstellung.

Auch ihre spezielle Falttechnik kann dabei helfen große Mengen an Kleidung auf engem Raum zu verstauen.

Ordnung und perfekte Organisation sind die wichtigsten Aspekte beim Leben in japanischen Mikroappartments.

 

Lesen Sie mehr zum Thema:

Nakagin Capsule Tower – dem einst visionären Gebäude droht der Verfall

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Titelfoto: © Lauriane Betin on Unsplash

 

 

 

 

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