Inari - die beliebteste Shinto-Gottheit in Japan
Wer oder was ist Inari? Jeder, der sich mit dem Shintoismus beschäftigt, stößt früher oder später auf eine Gottheit (Kami), deren Namen einem immer wieder begegnet: Inari Ōkami , Ō-Inari oder einfach nur Inari. Dieser Kami ist aber weder die mächtigste Gottheit im Shintoismus, noch ein Schöpfer- oder Herrscher-Kami, wie beispielsweise die Sonnengöttin.
Und dennoch ist Inari die beliebteste und am häufigsten verehrte Shinto-Gottheit. Etwa ein Drittel aller Shinto-Tempel in Japan sind diesem eigentümlichen Kami gewidmet. Inari, zuallererst die Gottheit des Reisanbaus, wird aber auch als Schutzgott so widersprüchlicher Lebensbereiche wie des Handels, des Wohlstands, der Fruchtbarkeit oder auch der „gefallenen“ Frauen verehrt. Auch wird Inari immer wieder in Verbindung mit den Fuchs-Geistern „Kitsune“ gebracht. Wer also genau ist Inari und warum ist sie oder er bei den Japanern so beliebt?
Was ist ein Inari?
Inari ist die Shinto-Gottheit des Reises, der Füchse, der Landwirtschaft, der Fruchtbarkeit, des Handels, der Industrie, des Wohlstands und vielem mehr.
Der Name Inari (稲荷大神) bedeutet wörtlich eigentlich nur „Reiswachstum“ und wird allgemein mit der Welt der Landwirtschaft und des Getreides in Verbindung gebracht. Der ihm gewidmete Inari-Kult in Japan geht jedoch weit darüber hinaus.
Inari repräsentiert vielmehr den „Geist des Lebens“, der in allem steckt, und symbolisiert die Fruchtbarkeit sowohl der Erde als auch des Menschen, die menschliche Arbeitskraft sowie mütterliche Sanftheit. In diesem Sinne erscheint Inari auch als Beschützerin der Frauen, insbesondere auch der Ausgegrenzten, Prostituierten oder kinderloser Frauen.
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Inari und ihre Fuchsgeister helfen dem Schmied Munechika im späten 10. Jahrhundert, die Klinge Kogitsune-maru ( Kleiner Fuchs ) zu schmieden.
Foto © Ogata Gekkō - Public Domain
Ist die Gottheit Inari weiblich oder männlich?
Inari wird abwechselnd als alter Mann, als schöne junge Frau, als androgynes Wesen, manchmal aber auch als Kollektiv von drei oder fünf einzelnen Kami dargestellt. Je nachdem, wo in Japan man sich befindet, wird er ganz unterschiedlich verehrt.
Dies ist das auffälligste Merkmal der japanischen Inari-Verehrung: die Gläubigen verehren nicht einfach Inari, sondern eine ganz persönliche Variante von Inari. In den vielen Inari-Schreinen Japans wird man ganz unterschiedliche Kami oder Gottheiten als Inari dargestellt finden.
Tatsächlich ist die Inari-Verehrung, abgesehen von der Ehrung der Ahnen, die persönlichste Form der japanischen Shinto-Mystik. Das bedeutet, dass jeder Gläubige eine eigene Vorstellung „seines persönlichen Inari“ haben kann. Selbst die Kitsune, Inaris Boten-Füchse, können selbst Inari sein.
Die Ursprünge des Inari-Kultes
Der Ursprung des Inari-Kultes ist nicht ganz klar. In jedem Falle entstammt der Name Inari nicht der japanischen Mythologie.
So, wie wir ihn heute kennen, entstand er einigen Wissenschaftlern zufolge bereits in der Antike aus der Verschmelzung des Shintoismus und dem heidnischen Youkai-Kult. Youkai sind Geisterwesen in menschlicher oder oft tierischer Gestalt mit magischen Kräften und Teil des japanischen Volksglaubens. Zu ihnen gehört auch Kitsune, der Geist des Fuchses.
Andere Forscher gehen davon aus, das der Kult im späten 5. Jahrhundert begann, als der Hata-Clan begann, Inari offiziell als Kami der Bauern zu verehren.
Einen weiteren möglichen Ursprung könnte Inari bereits bei den Ainu, den Ureinwohnern Japans haben. Die Ainu feiern bis heute eine Erntedank-Zeremonie, die an den Inari-Kult erinnert. Andere Praktiken der Hexerei und Wahrsagerei der Ainu verwenden einen Fuchsschädel, was weitere und noch größere Ähnlichkeiten mit Inari aufweist.
Welche Verbindung besteht zwischen Inari und Füchsen?
Reis, Füchse und Fruchtbarkeit scheinen die Konstanten in der Inari Verehrung zu sein, sie sind die Grundsymbole. Die Verbindung der Füchse mit Reis ist indes schwer zu entschlüsseln.
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Der Toyokawa Inari Schrein in Tokio ist für seine Hunderte Kitsune-Statuen bekannt.
Foto © Matsujima - Own work, CC BY-SA 4.0
Sind Füchse in Japan heilig?
In jedem Fall sind Füchse in Japan ein beliebtes Symbol. Die berühmten Kitsune-Geister (wörtlich übersetzt „ Fuchs“) waren magische Füchse mit bis zu neun Schwänzen, die sich in Menschen verwandeln konnten. Ihre bevorzugte humanoide Form war die einer schönen jungen Frau, die sie nutzten, um Menschen auszutricksen, zu verführen, aber oft auch zu helfen.
Noch wichtiger: Füchse und Kitsune-Geister gelten als Diener und Boten von Inari. Die wohlwollenden Kitsune dienen dem Reis-Kami, während die böswilligen sich gegen die Gottheit auflehnen. Tatsächlich zeigen viele Darstellungen der Gottheit, unabhängig von ihrem Geschlecht, Inari mit Füchsen oder auf einem großen weißen Kitsune reitend.
Welches sind die berühmtesten und schönsten Inari-Schreine?
Obwohl Inari weder eine aktive Rolle im Shinto-Schöpfungsmythos spielt, noch einen festen Platz im Shinto-Pantheon der Götter einnimmt, ist Inari die beliebteste Shinto-Gottheit in Japan.
Inari wurde in der Geschichte Japans immer beliebter und gewann Anhänger aus verschiedenen sozialen Schichten, von Bauern bis hin zu Adligen und Kaufleuten. So nahm auch der Bau von Schreinen und Tempeln immer weiter zu, die der Gottheit gewidmet sind. In Japan gibt es heute sage und schreibe über 40.000 Schreine, die Inari gewidmet sind.
Der Fushimi Inari-Taisha Schrein in Kyoto
Der berühmteste und bedeutendste Inari-Schrein ist der Fushimi Inari-Taisha in Kyoto. Er steht eng in Verbindung mit der Entstehung des Inari-Kultes und wurde bereits im Jahr 711 n. Chr. von Hata no Kawakatsu erbaut. Hier befindet sich heute der Sōhonsha (der Hauptschrein) aller Inari-Schreine.
Berühmtheit erlangte der Schrein durch die atemberaubenden fast 10.000 zinnoberroten Torii-Tore entlang der Bergpfade. Als einziger Inari-Schrein werden hier für Anhänger des Inari-Kultes Pilgerfahren zum Inari-Berg angeboten.
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Auf der Rückseite der Torii sieht man die Namen der Stifter. Eine Spende verspricht Wohlstand und geschäftliches Glück.
Foto © Siddhesh Mangela, Unsplash
Unzählige Fotos des einmaligen Motivs gibt es im Internet, Millionen Pilger und Touristen besuchen jedes Jahr den Schrein. So stehen die Torii, die seit dem 16. Jahrhundert von Bürgern und Geschäftsleuten gespendet werden, sinnbildlich für die Spiritualität der japanischen Kultur.
Wieviele Stufen hat der Inari-Schrein?
Ganz besonders hart ist der Aufstieg auf den Fushimi-Inari-Taisha: insgesamt 12.000 Stufen muss der Besucher auf dem weg der 1.000 Torii steigen. Der Berg ist ingesamt 233 Meter hoch.
Der Kasama-Inari-Schrein
Der bereits im Jahr 651 errichtete Kasama-Inari-Schrein in der Kanto-Region ist einer der drei größten Inari-Schreine Japans und zieht jährlich rund 3,5 Millionen Pilger und Besucher an. Kamari ist mit 800.000 Besuchern eines der Top-Ziele der Neujahrspilger. Der Schrein trägt den alten japanischen Hof-Rang „Senior First Grade“.
Die wunderschöne Anlage mehrerer Schreine ist Teil der „Hundert Ansichten von Ibaraki“ – eine Liste der 100 malerischsten Orte der Region.
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Der Hauptschrein im auffälligen „Kasama-Zinnoberrot“.
Foto © Σ64 - Own work, CC BY 3.0
Das Gründungsfestival des Kasama-Inari-Schreins findet jedes Jahr am 9. April statt. Von Mitte Oktober bis Ende November findet das Kasama Chrysanthemen-Matsuri statt.
Der Takayama-Inari-Schrein
Der Takayama-Inari-Schrein in Tsugrau, Präfektur Aomori, ist vor allem für seinen spektakulären Torii Weg bekannt, der sich malerisch an einem Fluss bis zum Hauptheiligtum schlängelt. Der Schrein ist Inari Ōkami gewidmet. Neben dem Schrein befindet sich ein Denkmal für die amerikanischen Seeleute, die 1889 starben, als ein Taifun das Schiff an die Klippen der Küste trieb.
Der Takekoma Inari-Schrein
Der Takekoma-Inari-Schrein gilt als einer der drei Hauptschreine, die dem Kami Inari gewidmet sind, und ist angeblich der zweitälteste Inari-Schrein in Japan. Er befindet sich in der Stadt Iwanuma in der Präfektur Miyagi.
Zum Inari-Matsuri im Februar pilgern jährlich eine Viertelmillion Besucher. Der Takekoma-Inari-Schrein wurde 842 n. Chr. von Ono no Takamura, dem Kokushi der Provinz Ōshū, als Zweigstelle des Fushimi-Inari-Schreins erbaut.
- Im Zuishinmon-Tor werden eine Statue von Zuishin und eine Statue eines göttlichen Fuchses aufbewahrt.
Foto © 投稿者自身による著作物, CC 表示-継承 3.0
Inari-Festivals - Matsuri
Im alten Japan fiel der traditionelle Inari-Feiertag auf den „ersten Pferdetag“ (der sechste Tag) des zweiten Monats des Mondkalenders. Heute beginnt die Festival- und Gebetszeit fünf Tage vor dem November-Vollmond und dauert eine ganze Woche. Die Gläubigen bringen Reis-Geschenke zu den Schreinen, auch O-Momori, die japanischen Glücksbringer, sind sehr beliebt.
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