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Kokeshi-Puppen: Infos zu Bedeutung, Herkunft und Tradition der niedlichen japanischen Püppchen

Kokeshi-Puppen (jap. こけし, 小芥子) gehören seit rund 150 Jahren zum Bild japanischer Onsen . Diese an heißen Quellen liegenden Badehäuser sind traditionell ein beliebtes Urlaubs- und Erholungsziel in Japan.

Kokeshi-Puppen sind fein bemalte und traditionell aus dem Holz von Obstbäumen gefertigte Püppchen, die in stilisierter Form junge Frauen darstellen. Die Puppen haben einen zylindrischen Körper, auf dem ein ovaler Kopf sitzt, während Arme und Beine fehlen.

Moderne Kokeshi Dolls

Moderne Kokshi-Puppen.
Bild: ©  KimivanilKokeshijapanCC BY-SA 4.0

Die Kokeshi-Puppen gelten in Japan als total „kawaii“, als niedlich, wie Hello Kitty Staubsauger, Schulmädchenuniformen oder Takashi Murakami Handtaschen. Neben den traditionellen, teils heute noch von Hand gefertigten Kokeshi-Puppen aus Holz werden mittlerweile auch Plastikvarianten aus der Massenfertigung angeboten.

 

Japanische Holzfiguren: Kokeshis

Über die Zeit entwickelten sich 11 traditionelle Kokeshi Stile, die alle eine besondere Form und Bemalung aufweisen. Im 20. Jahrhundert kamen noch die so genannten „modernen“ Kokeshi-Püppchen hinzu. Diese sind mal Massenware aus Plastik, mal liebevoll in Handarbeit gestaltete Unikate und halten sich nicht an die traditionellen Vorgaben sondern werden von den Künstlern frei gestaltet.

Handbemalte traditionelle Kokeshi Puppen aus Japan
Handbemalte traditionelle Kokeshi Puppen aus Japan.
Bild: © Takaharu Misawa auf Pixabay

Moderne Kokeshi-Puppen setzen dabei oft stärker auf den „kawaii“ Aspekt und lehnen sich stilistisch nicht selten an die Manga-Ästhetik an oder stellen z.B. die Proportionen auf den Kopf. Beide – traditionelle wie moderne Kokeshis – sind heute beliebte Sammlerstücke. Nichtsdestotrotz werden sie noch immer als traditionelles Mitbringsel nach einem Onsen-Aufenthalt an Freunde, Verwandte oder Kinder verschenkt.  

 

Bedeutung der Kokeshi-Puppen

Kokeshi-Dolls oder Puppen wurden in Sendai, einem für seine Onsen bekannten japanischen Kleinstädtchen in der Tōhoku Region erfunden, wo sie bis heute besonders verbreitet sind. So findet man gerade in Zaō und anderen Orten der Region mit ihren vielen heißen Quellen heute noch Handwerker, die die japanische Kunst des Puppenschnitzens ausüben.

Ursprünglich dienten Kokeshi-Püppchen vor allem als niedliches Mitbringsel und Spielzeug, heute werden sie teils fanatisch gesammelt. Die Künstler, die moderne Kokeshi-Puppen herstellen oder entwerfen, kann man in ganz Japan finden.

Japanische Briefmarke mit Kokeshi-Motiv

Eine Briefmarke mit Kokeshi-Motiv zum Neujahrsfest 1956.
Bild: © 
 Carokazu, Wikimedia Commons

Deutlich anders als in Europa ist allerdings der traditionelle Umgang mit Puppen in Japan und deren Bedeutung für den Besitzer. Puppen werden in Japan zumindest traditionell fast wie Menschen betrachtet und behandelt. Zudem gelten sie vielen Japanern als Glücksbringer oder Schutzengel.

 

Herstellung von Kokeshi-Puppen

Hochwertige Kokeshi-Puppen werden bis heute von in japanischem Handwerk geübten Künstlern und regelrechten Kokeshi-Meistern in minutiöser Handarbeit hergestellt. Als Grundstoff wird vor allem mehrere Jahre getrocknetes und damit perfekt zu bearbeitendes Holz von Obstbäumen genutzt, vor allem Kirsche und Fächer-Ahorn.

Herstellung Kokeshi in Handarbeit

Herstellung eines traditionellen Kokeshi in Handarbeit.
Bild: © 
Fg2, gemeinfrei, Wikimedia Commons

Die runden, länglichen Körper und teilweise auch die Bemalung werden mithilfe einer Töpferscheibe realisiert, deren Nutzung für das Schnitzen in Japan ansonsten eher unüblich ist. Nachdem die Form der Kokeshi-Puppe fertiggestellt ist, wird diese liebevoll mit den traditionellen Motiven von Hand bemalt, manchmal lackiert und zuletzt vom Künstler auf dem Boden der Figur signiert.

Die weitaus günstigeren industriell hergestellten Kokeshi-Puppen sind Massenware und können sowohl aus Holz als auch aus Plastik bestehen, wobei Holz als Grundstoff häufiger anzutreffen und weitaus hochwertiger ist.

 

Sendai: die Herkunft der Kokeshi-Figuren

Sendai wird auch gerne als Hauptstadt der Kokeshi bezeichnet. Die japanische Großstadt ist die Hauptstadt der im Nordosten Japans gelegenen Präfektur Miyagi, die zur historischen japanischen Region Tōhoku gehört, die als Heimat der Kokeshi-Dolls gelten.

Kokeshi-emblem-historisch

Emblem der Boden-Selbstverteidigungstruppe Tohoku Area Unit von 1956 mit Kokeshi-Motiv.
Bild: © 
 Wikimedia Commons JGSDF North Eastern Army

Die ersten Kokeshi überhaupt wurden vor über 150 Jahren in der nahe Sendai gelegenen Kleinstadt Zaō entworfen. Die Präfektur Miyagi zeichnet sich durch viele heiße Quellen und die dazugehörigen, teils sehr alten Onsen aus und über die Zeit entwickelten sich in den einzelnen Dörfern und Kleinstädten eigene Stile der Kokeshi-Puppen.

 

Fünf traditionelle Kokeshi-Puppen Stile aus der Präfektur Miyagi

Die Kokeshi-Puppen Stile werden immer nach dem Ort ihrer Herstellung benannt:

 

  • Togatta – langer, gerader, eher dünner Körper mit großem Kopf, häufig mit Chrysanthemen, Kirschblüten oder Pflaumenblüten auf dem Körper verziert, während der Kopf mit einem kranzförmigen Haarschmuck roter Blütenblätter verziert ist, der sich bis auf die Wangen hinunterzieht.
  • Naruko – eine der ältesten und klassischsten Formen von Kokeshi-Puppen, bei denen der Kopf beim Drehen quietscht. Zylindrischer, länglicher Körper mit Streifen oben und unten, abgesetzten Schultern und roter Haarschmuck. Der Körper ist meist mit einem Chrysanthemen-Motiv bemalt und das Gesicht hat einen liebevollen Ausdruck.
Die verschiedenen Kokeshi Stile
Die Stile von links: Naruko (von Noritaro Sato), Hijiori (von Kiyoji Okuyama), Kijiyama (von Yoneyoshi Ogura), Southern (von Seigoro Fujiwara), Tsugaru (Von Bunzo Mikami). 
Bild: © 
 Keitoh2, Wikimedia Commons
  • Yajiro – sehr farbenfroh, Kopf oben mit bunten Ringen bemalt, der Körper hat eine detaillierte Taille und wird dort ebenso mit Ringen verziert. Yajiro Kokeshi nutzen besonders leuchtende Farben und haben etwas warmes, scheinendes an sich.
  • Sakunami – zeichnen sich durch einen sehr dünnen, länglichen Körper aus, der mit einem speziellen Chrysanthemen-Motiv (kanikiku) bemalt ist. Der Kopf trägt einen roten Haarschmuck und das Gesicht hatte ursprünglich einen eher strengen Ausdruck, der heute aber zumeist deutlich milder und freundlicher gestaltet wird.
  • Hijiori – der Hijiori Stil ist eine Art Mischung aus dem Togatta und Naruko Stil. Auf dem länglich-zylindrischen Körper sitzt ein deutlich größerer, fast runder Kopf. Besonders die farbige Bemalung des Körpers ist sehr individuell und zeigt meistens ein Chrysanthemen-Motiv in knalligem Gelb (Hintergrund), Rot (Blüten) und Grün (Blätter). Der Kopf hat einen dezenten roten Kopfschmuck und häufig kräftiges aufgemaltes schwarzes Haar.
Kokeshi Stile

Die Stile von links: Tsuchiyu (von Osamu Abe), Yajiro (von Kuji Niiyama), Tokarida (von Naosuke Sato), Zao Takayu (von Genkichi Saito) und Sakunami (von Sokichi Takahashi).
Bild: © 
 Keitoh1, gemeinfrei, Wikimedia Commons

 

Kokeshi-Dolls und andere japanische Puppen

Die besondere Beziehung, die in Japan traditionell zu Puppen besteht, zeigt sich in der Vielfalt der heute anzutreffenden Formen und Stile. Von diesen japanischen Puppenstilen sind Kokeshi-Puppen lediglich eine, wenn auch eine häufig besonders kunstfertige und auch wertvolle, wenn sie von Hand gefertigt wurden. 

Andere japanische Puppen-Typen neben den Kokeshi-Dolls sind:

  • Kimmidolls: Kimmidolls gibt es als richtige Puppen und in Miniaturversion als Schlüsselanhänger. Sie sind moderne Interpretationen der traditionellen Kokeshi-Puppen und stehen meist für einen bestimmten Aspekt, wie z.B. Anmut (Hasumi), Wohlstand (Tomiko) oder Glück (Yuki).
  • Daruma-Dolls: Daruma-Figuren (だるま) haben eine runde Form und sollen ursprünglich den Zen-Mönch Bodhidharma darstellen. Sie werden aus Pappmaché hergestellt, haben eine annähernd runde Form und sind unten beschwert. So richten sie sich immer wieder von allein auf. Sie sind oft mit den Schriftzeichen für Glück und Erfolg beschrieben. Neben den in Tempeln verkauften klassischen Daruma-Dolls gibt es auch moderne Varianten.
maneki-neko- Winkekatzen
Vor oder in Geschäften sollen die Winkekatzen Glück und Kunden anlocken.
Bild: © yukihipo- fotolia
  • Maneki-neko: Die bei uns auch als „Winkekatze“ bekannten Katzenfiguren Maneki-neko (招き猫) sind ein beliebter Glücksbringer und inzwischen weltweit anzutreffen.
  • Moderne japanische Puppen: von Manga-Puppen über Superhelden-Figuren bis hin zu sexy Anime-Girl Püppchen setzt sich die traditionelle japanische Kultur im Umgang mit und der Bedeutung von Puppen heute weiter fort. Natürlich bricht die Popkultur die klassischen Muster ironisch oder überspitzt manche Merkmale (z.B. die riesigen Augen der Manga-Figuren) ins absurde – und macht die modernen Puppen so teils besonders „kawaii“.

 

 

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Foto © Carrie Z, Pixabay 

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