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Der japanische Kampfsport Kendō – der Weg des Schwertes

Die japanische Kampfsportart Kendō entwickelte sich bereits im siebenten Jahrhundert. Die Ursprünge liegen in den gesammelten (Kampf-)Erfahrungen der Samurai, die sich im Umgang mit dem "Nihonto" (japanischen Schwert) übten. Die Samurai studierten in ausgefeilten Techniken und durch intensives Training die "Prinzipien des Schwertes".

Das Ziel von Kendo wird daher als der „Weg des Schwertes“ zur Stärkung des menschlichen Geistes bezeichnet. Die japanischen „“ entstammen dem Zen-Buddhismus und ergänzen andere Formen der Verinnerlichung wie die Meditation und Stärkung des Geistes.

 

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Faszination Kendō: Strenge Regeln, exotische Rüstung und martialische Kampfschreie.
Foto © B Vi, Unsplash

 

Die Geschichte des Kendō

Die japanischen Schmiedemeister der Heian-Periode (794-1185) entwickelten speziell für die Samurai Schwerter mit charakteristischen Merkmalen wie einer Krümmung (sori) und erhabenen Graten entlang der Klinge (shinogi).

Diese Schwerter wurden zum integralen Bestandteil der Waffen der Samurai. Die hochpräzisen und aufwändig gefertigten Waffen wurden bald zum Symbol für den Geist der Samurai. Die Schwerter wurden nicht nur als Waffe betrachtet, sondern auch als Ausdruckskunst für Stärke und Schönheit.

Mit dem Beginn der Edo-Zeit (1603 – 1868) erlebte das Land eine längere Ära des zivilen Friedens. Das bedeutete, dass die Samurai-Krieger keine Gelegenheit mehr hatten, ihre Fähigkeiten auf dem Schlachtfeld zu verbessern.

Daraufhin gründeten sich in ganz Japan viele Schwertkampf-Schulen (Kenjutsu). Im 18. Jahrhundert entwickelte sich daraus eine neue, sichere Vollkontakt-Methode mit Bambusschwertern, das Shinai – die Geburtsstunde des heutigen Kendō.

Infolgedessen gewann ein wettbewerbsorientierter Kenjutsu-Wettkampfstil an Popularität und verbreitete sich gegen Ende der Edo-Periode im ganzen Land.

Anfang des 20. Jahrhunderts wurde diese Art der Schwertkampfausbildung, die als "gekiken" oder "kenjutsu" bezeichnet wurde, in " Kendō " umbenannt, wörtlich "Weg des Schwertes".

Kendo ist heute eine repräsentative Disziplin des modernen japanischen "Budo" (der Weg des Kriegers), dessen zugrunde liegende Ideale der Selbstverbesserung auf dem Geist der Samurai beruhen.

 

Kendō lernen

Kendo ist keine einfach zu erlernende Kampfkunst, geschweige denn diese richtig zu beherrschen. Der Kämpfer sollte alle Gedanken an Perfektion beiseitelegen und sich stattdessen darauf fokussieren, das beste Potenzial zu erreichen - zu welchem Niveau des Könnens es auch immer führen mag.

Letztendlich ist das Können nicht das Maß für den Erfolg im Kendō. Vielmehr ist es die Art und Weise, wie sich der Kämpfer im Dojo und außerhalb verhält - der Respekt für den Gegner, das Einfühlungsvermögen und vor allem Demut und Selbstbeherrschung.

 

Kendō Ettikette im Dojo

Die Einhaltung der komplizierten traditionellen Verhaltensregeln unterscheidet Kendō von allen anderen Kampfsportarten. Für jede Situation im Dojo gibt es Regeln, die unbedingt befolgt werden sollten.

Beim Betreten und Verlassen des Dojos sollte man sich verbeugen (ritsu rei). Im Dojo selbst sind Scherze oder herumalbern und auch lautes Reden absolut unangebracht. Man sollte immer eine angemessene Haltung einnehmen und das Dojo als einen wichtigen, respektvollen Ort betrachten.

Zu Beginn und am Ende jedes Kendō-Trainings sitzen alle Dojo-Mitglieder im Seiza, um ihr Bogu anzulegen, sich zu verbeugen und ihr Bogu abzulegen. Seiza ist die traditionelle japanische Sitzhaltung.  Für Nicht-Japaner ist es oft schwierig, auf Anhieb in dieser Weise zu sitzen.

Erfahren Sie hier mehr zum japanischen Fersensitz Seiza  

 

Die Kendō Regeln

Wie bei jeder Kampfkunst folgt auch Kendō einer Reihe von Regeln:

  • Der Kampf wird zwischen zwei Kendōka in einem einzigen Match Bei Mannschaftswettbewerben sind jedoch pro Team etwa drei bis fünf Teilnehmer anwesend. 
  • Die Spielzeit unterscheidet sich bei Junioren (drei Minuten) und Senioren (fünf Minuten): Der Kampf wird so lange ausgetragen, bis einer der Kendōka zwei Punkte erzielt oder bis die vorgegebene Zeit abgelaufen ist.
  • Die Punkte werden von drei Kampfrichtern
  • Der Teilnehmer, der während der gesamten Runde die meisten Punkte erzielt, gewinnt. Bei einem Unentschieden wird der Kampf in einem „Enchō“ (einer neuen Runde) entschieden. Der Kendōka mit dem ersten Punkt gewinnt.
  • Bei einem Team-Match gewinnt das Team mit den meisten Siegen das gesamte Kendō-Match. Bei einem Gleichstand entscheidet die Gesamtpunktzahl.

 

Kendo Stockkampf Ausrüstung und Waffen

Die Bōgu, insbesondere der Dō und der Tare, sind aufwändig gefertigt und verziert.
Foto © Tong Su auf Unsplash

 

Die Kendō-Punkte

Das Yuko Datotsu (möglicher Punkt) in einem Tai Kai (Kendo-Match) muss ein präziser Stoß mit dem „Shinai“ (Bambusschwert) sein, der direkt in das „Kendo Gu“ (Körper-Rüstung) des Gegners ausgeführt wird.

Die richtige Schwerttechnik

  • Eine bloße Berührung des Schwertes genügt hierbei nicht, der Treffer muss mit der korrekten Angriffsfläche „Datotsu-bu“, etwa ein Viertel der Gesamtläge des Shinai, erfolgen.
  • Der Stoß muss zudem mit der richtigen Technik, Körperhaltung und Konzentration (Zanshin) eine der zulässigen Trefferflächen des Gegners erreichen.
  • Ein Treffer wird mit dem „kiai“, einem lauten Schrei durch den angreifenden Kendōka angezeigt.

Die Datsu Bui (Punkteziele) in einem Kendo-Turnier

  • Men-bu: die Sho-Men (Oberseite) und die Sayu-Men (Seiten) des Kopfschutzes eines Kendoka
  • Kote-bu: gepolsterte und geschützte Bereiche des rechten oder linken Handgelenks (Migi-Kote und Hidari-Kote).
  • Do-bu: Zielpunkt auf der linken oder rechten Seite der Kendo-Rüstung, der den Oberkörper des Kendōka schützt (Hidari-Do und Migi-Do).
  • Tsuki-bu: der Halsbereich am Helm des Kendōka. Der „Tsukidare“, der Punkt direkt vor der Kehle sollte besonders vorsichtig ausgeführt werden.

 

Die Kendō Ränge

Das komplizierte Rangsystem im Kendō bemisst das Niveau eines Kendōka anhand eines Kyu-Dan Bewertungssystems. Im Gegensatz zum Kyu-Dan System beim Judo oder Karate gibt es beim Kendō allerdings keine äußerlichen Rangzeichen wie farbige Gürtel.

Die sechs Grundgrade beim Kendō sind die Kyu (級), wobei der sechste der erste erreichbare Kyu ist, der erste Kyu ist der höchste Grundrang.

Die mittleren und fortgeschrittenen Stufen entsprechen dem dan (段). Die Reihenfolge vom niedrigeren zum höheren Rang ist dem Kyu entgegengesetzt: der niedrigste ist der erste Dan und der höchste der achte Dan.

Ab dem sechsten Dan erlangt man den Titel des Shogo in drei Stufen : Ren-shi für den sechsten Dan, Kyo-shi für den siebten Dan und Han-shi für den achten und höchsten Dan.

Anforderungen der Kendo-Dan-Ränge:

  • 1 Dan (Schodan): Mindestens 13 Jahre alt, 1-kyu, Kiri-kaeshi, Wettkämpfe, Kata 1-5, Schriftliche Prüfung
  • 2 Dan (Nidan): Mindestens 1 Jahr Ausbildung nach bestandenem Shodan, Kiri-kaeshi, Wettkämpfe, Kata 1-7, Schriftliche Prüfung
  • 3 Dan (Sandan): Mindestens 2 Jahre Training nach bestandenem Nidan, Kiri-Kaeshi, Wettkämpfe, Kata 1-7 und Kodachi Kata 1-3, schriftliche Prüfung
  • 4 dan (Yondan): Mindestens 3 Jahre Ausbildung nach bestandenem Sandan, Kiri-Kaeshi, Wettkämpfe, Kata 1-7 und Kodachi Kata 1-3, Schriftliche Prüfung
  • 5 dan (Gödan): Mindestens 4 Jahre Ausbildung nach bestandenem Yodan, Kata 1-7 und Kodachi Kata 1-3, Schriftliche Prüfung
  • 6 Dan (Rokudan): Mindestens 5 Jahre Ausbildung nach bestandenem Godan, Kata 1-7 und Kodachi Kata 1-3, Schriftliche Prüfung und Schiedsrichterfunktion
  • 7 Dan (Nanadan): Mindestens 6 Jahre Ausbildung nach bestandener Rokudan, Kata 1-7 und Kodachi Kata 1-3, Schriftliche Prüfung und Schiedsrichterfunktion
  • 8 Dan (Hachidan): Mindestalter 46 Jahre, mindestens 10 Jahre Ausbildung nach bestandenem Nanadan, Kata 1-7 und Kodachi Kata 1-3, Schriftliche Prüfung und Schiedsrichterfunktion

 

Die Kendō Ausrüstung

Die Kendō -Kleidung besteht im Wesentlichen aus dem Keikogi (traditionelle japanische Sport-Wickel-Jacke) und der Hakama, einer weit geschnittenen Hose. Besonders charakteristisch ist die archaisch anmutende SchutzrüstungBogu“ (防具), die aus verschiedenen Teilen besteht:

 

Der Kopfschutz: Men (面)

Dieser Teil des Bogu schützt den Hals, das Gesicht und die Schultern des Kendōka. Der Men besteht aus einer Gesichtsmaske mit horizontalen Metallgitterung (megane), die den gesamten Gesichtsbereichs schützt. Der Kendo-Men wird aus Baumwolle gefertigt und je nach Qualität an den empfindlichen Stellen mit Leder überzogen.

Der Men wird durch die Men-Himo (Bänder) des Gesichtsgitters fixiert. Unter dem men wird oft ein Tenugui getragen.

 

Kendo Kopfschutz Ausrüstung

Foto © Dennis P auf Pixabay 

 

Der Brustpanzer: „Dō“ (胴)

Die beiden Hauptteile des Dō (Brustpanzers) ist der leicht gewölbte Bauchbereich (Dō-dai) und der Protektor entlang des Brustbereichs (Mune, 胸).

Der obere Brustbereich Mune ist meist aus mit Wolle gefüttertem und besticktem Leder gefertigt.

Der untere Panzer Dō-dai hat heute eine eine ausgeprägtere Wölbung, die dazu beiträgt, die Kraft verschiedener Angriffe von den weichen und empfindlichen Bereichen wegzulenken, die sich direkt in der Mitte des Oberkörpers einer Person befinden. 

Meist ist das Dō-dai aus lackierten Bambusstreben gefertigt und mit Leder bezogen. Es gibt aber auch preiswertere Do aus lackierter Glasfaser oder geformtem Kunststoff. Innen ist der Panzer rot, außen schwarz lackiert und wird mittels Lederschlaufen am Oberkörper fixiert.

Die primären Trefferbereiche des sind die beiden unteren Seiten auf Achselhöhe.

 

Die Kendō-Handschuhe: Kote (小手)

Die Kote schützen die Hände und Arme des Kämpfers und wurden speziell für Kendō Kämpfe entworfen. Die Kote mögen sperrig erscheinen, bieten dem Kendōka aber genug Mobilität und Platz, um das Shinai bequem und leicht zu greifen. So kann der Kämpfer während des Trainings oder bei Wettkämpfen kraftvolle und feste Angriffe ausführen.

 

Der Hüftschutz-Gürtel: Tare (垂れ)

Der Hüftschutz „Tare“ ist ein dicker und strapazierfähiger Schutzgürtel aus mehreren Baumwollschichten, der fest um die Taille des Benutzers gewickelt wird. Die fünf einzelnen Schutzlappen sind traditionell mit dem Namen des Trägers oder einem Wappen verziert.

Alle Teile des Bogu werden in der Sitzposition Seiza angelegt. 

 

Shinai (竹刀): Das Kendō Schwert

Die Übungswaffen im Kendō sind die Shinai (竹刀). Sie repräsentieren ein Katana (Japanisches Schwert) wärend des Kampfes. Shinai sollten nicht mit Bokuto (Holzschwertern) verwechselt werden, die beim Kenjutsu zum Einsatz kommen.

 

Kendostick - japanischer Schwertkampf Bambusschwert

Der Aufbau eines Shinai, auch „itto“ genannt.
Foto © Balougador, CC BY-SA 3.0, Wikimedia

 

Die Shinai werden meist aus Bambus-Lamellen gefertigt, es gibt aber auch (wesentlich kostspieligere) Varianten aus Karbon. Die Spitze des Kendo-Schwertes ist mit einer Lederkappe bestückt, um die Schläge und Stiche abzumildern, sie hält aber auch die einzelnen Bambusstreben zusammen.

Das Gewicht und die Maße des Kendo Bambusschwertes orientieren sich an denen eines echten Katanas. Die Länge des Shinai variiert allerdings und richtet sich nach dem Alter und dem Geschlecht des Kendōka. Ein Shinai für Erwachsene ist in der Regel zwischen 114 und 120 Zentimeter lang.

 

 

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Titelfoto © ARTHUR YAO auf Unsplash

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