Shugendō – die faszinierende Kultur der japanischen Bergmönche Yamabushi
Shugendō - die japanischen Bergasketen oder auch Eremiten oder Bergmönche, bekannt als Yamabushi (山伏), praktizieren die uralte spirituelle Tradition des Shugendō (修験道). Diese synkretistische Religion vereint Elemente des Shinto, Buddhismus und Daoismus, aber auch uralte schamanische Rituale wie Wahrsagungen, Exorzismen oder Zaubersprüche - und bietet so einen tiefen Einblick in die spirituelle Verbindung zwischen Mensch und Natur.
Das Shugendō der japanischen Bergasketen, was wörtlich "der Weg der Übung und der Prüfung, um besondere Kräfte zu erlangen" bedeutet, hat seine Wurzeln im 8. Jahrhundert und wurde von En no Gyoja, einem legendären japanischen Berg-Eremiten, gegründet. Die Yamabushi-Eremiten führen strenge asketische Rituale durch, darunter den berühmten Feuerlauf und das Wasserfalltraining, um spirituelle Reinheit und Erleuchtung zu erlangen. Für die Bergmönche gilt der Wald als Teil der „spirituellen Welt“, also als heiliger Ort.
Trotz eines Verbots während der Meiji-Zeit erlebt Shugendō heute eine Wiederbelebung, und es gibt ein wachsendes Interesse an dieser faszinierenden Facette der japanischen Kultur und Religion.
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Die Yamabushi Feuerzeremonie der Bergasketen im Kaya-in-Tempel (Präfektur Hyogo) findet jedes Jahr am 10. Oktober statt.
Foto © 南無観自在, 伽耶院採燈大護摩供PA110131, CC BY-SA 4.0
Was sind Yamabushi, die japanischen Bergasketen?
Für die Yamabushi Bergmönche, gibt es zwei unterschiedliche Existenzbereiche: die alltägliche Welt und ein separater, übernatürlicher spiritueller Bereich dahinter, das alltägliche Leben der Menschen kontrolliert.
Dabei spielen die Berge als „heiliger Ort“ eine verbindende Rolle. Sie sind Teil der irdischen, wie auch der spirituellen Welt und ermöglichen so eine Verbindung in die übernatürliche Existenz.
So sind die wichtigsten Shugendō-Praktiken die nyūbu shugyō, die „Praktiken in den Bergen“ (入峰修行). Die heilige Berge sind die übernatürliche Heimat zahlreicher Gottheiten (Kami) und werden als Symbol des gesamten Universums angesehen. Zur Shugendō-Mythologie gehören zahlreiche andere buddhistische, shintoistische und lokale religiöse Persönlichkeiten, die beiden wichtigsten sind:
- die tantrisch-buddhistische Gottheit Fudō Myōō („Unbeweglich“) als zentrale Gottheit
- der Buddha Dainichi Nyorai (大日如来)
Die Ursprünge und Geschichte der japanischen Bergmönche: Shugendō
Shugendō, die Praxis der japanischen Bergasketen oder Eremiten, ist eine synkretistische Religion, die Elemente des Shinto, Buddhismus und Daoismus vereint. Diese spirituelle Tradition hat ihre Wurzeln im 8. Jahrhundert, als En no Gyoja, ein legendärer Eremit, als Gründer verehrt wurde. En no Gyoja, bekannt für seine übernatürlichen Kräfte, praktizierte asketische Übungen in den Bergen und soll mit Hilfe seiner magischen Fähigkeiten Dämonen bezwungen haben.
Während der Heian-Zeit (794–1185) integrierte man Elemente des esoterischen Buddhismus, insbesondere des Tendai- und Shingon-Buddhismus, und vermischte sie mit alten schamanistischen Ritualen und lokalen Volksglauben. Dies führte zur Entstehung von Tempeln und religiösen Zentren in den Bergen. Während der Edo-Zeit (1603–1868) verbreitete sich Shugendō unter den einfachen Leuten, die begannen, selbst an den asketischen Praktiken teilzunehmen und Pilgerreisen zu heiligen Stätten zu unternehmen.
Rituale und Praktiken der japanischen Bergmönche: Shugendō
Die Rituale der Yamabushi (japanische Bergasketen) sind sehr intensiv und fordern den Asketen sowohl körperlich als auch geistig. Zu den bekanntesten Ritualen gehört der Feuerlauf (hiwatari matsuri), bei dem die Praktizierenden barfuß über glühende Kohlen gehen, um spirituelle Reinigung zu erlangen. Dieses Ritual ist ein spektakuläres, sehr beliebtes Matsuri (Festival), und wird in ganz Japan im Fernsehen übertragen.
Diese „Genjutsu“ Praktiken dienen der Demonstration magischer und spiritueller Kräfte. Einige der Bergmönche praktizieren dabei auch extremste Rituale wie Feuerlaufen, Schwertlaufen oder das Betreten kochenden Wassers.
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Asketische Praxis des Wasserfalltrainings unter Aufsicht eines buddhistischen Mönches im Shippōryū-Tempel (Präfektur Osaka)
Foto © WolfgangMichel - Own work, CC0, wikimedia
Prinzipiell gibt es aber 3 Hauptformen der Bergaskese:
- Das Betreten des Berges zu Ehren verschiedener Kami Gottheiten oder Buddha um Sutras zu lesen oder zu vergraben und ein Blumenopfer zu bringen. Der heilige Berg wird ein „Mandala“.
- Das Betreten des Berges für eine bestimmte Zeit als „Eremit“ mit der Durchführung der verschiedenen asketischen Praktiken
- Das strengste und anspruchsvollste ist Nyūbu die Winterklausur in den Bergen. Sie soll besondere spirituelle Kräfte verleihen.
Ein weiteres wichtiges und nicht weniger spektakuläres Ritual ist das Wasserfalltraining (takigyo), bei dem Yamabushi unter eiskalte Wasserfälle treten, um ihren Geist und Körper zu reinigen. Diese Praxis soll dem Pilger helfen, geistige Klarheit zu erlangen und sich von weltlichen Verunreinigungen zu befreien.
Darüber hinaus praktizieren die Mönche eine „mokujiki“ genannte Diät, bei der sie auf Getreide verzichten und sich ausschließlich von in den Bergen gesammelten Nahrungsmitteln wie Piniennadeln, Rinden und Samen ernähren. Diese Praxis ist von daoistischen Konzepten beeinflusst, die glauben, dass Dämonen, die in menschlichen Körpern leben, sich von Getreide ernähren.
Weitere Praktiken des Shugendō:
Die Yamabushi praktizieren aber auch einige einzigartige esoterische und magische Praktiken:
- Befragung durch ein Orakel (Fujutsu oder yori kitō)
- Wahrsagungen
- Beschwörungen (Kaji) für bestimmte Zwecke
- Zaubersprüche und Verwendung von magischen Amuletten (Fuju, Majinai)
- Verschiedene Feuerzeremonien und Initiationsriten
- Exorzismus (Tsukimono Otoshi) bzw. Austreibung von Dämonen
Das Leben der Yamabushi Bergasketen im Shugendō
Entgegen der landläufigen Meinung leben die Yamabushi- wörtlich übersetzt „die sich in den Bergen verbergen“ - nicht immer als Einsiedler oder Mönche abseits der Gesellschaft. Viele von ihnen haben Berufe und Familien und integrieren ihre spirituellen Übungen in ihren Alltag.
Die anstrengensten Übungen finden übrigens oft im täglichen Leben statt. Die Bergasketen ziehen sich aber auch in regelmäßig in die Berge zurück.
Die traditionelle Kleidung der Yamabushi, darunter schwarze Kappen (tokin) und Blashörner aus Muscheln (horagai), die zur Kommunikation und bei Ritualen verwendet werden, unterscheidet sich schon optisch von den buddhistischen Mönchen. Diese spezifischen Outfits und Rituale sind tief in der buddhistischen Kosmologie und Symbolik verwurzelt.
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Die lokale Tracht der Bergmönche (Yamabushi) aus der Region Tsuruoka mit den „drei heiligen Bergen von Deva“.
Foto @ Mimissu, CC BY-SA 4.0
Die moderne Wiederbelebung des Shugendō – Bergasketen Trends
Obwohl Shugendō während der Meiji-Zeit (1868–1912) verboten wurde, erlebt es heute eine Wiedergeburt. Historische Stätten und Rituale werden restauriert und wiederbelebt. Es gibt ein wachsendes Interesse an dieser alten Praxis sowohl bei Japanern als auch bei Touristen. Viele ehemalige Shugendō-Stätten wurden als Kulturerbe Japans anerkannt und tragen gleichsam zur regionalen Revitalisierung bei.
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Heute nehmen auch Frauen an den Shugendō Ritualen teil, auch die Zeremonien wurden in den letzten Jahren modernisiert.
Foto: Havlicej - Own work, CC BY-SA 4.0
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