Origami: die Bedeutungen der Figuren und Tiere
Was bedeuten die Origami-Figuren, Symbole und Tiere? Origami (折り紙) ist die japanische Kunst des Papierfaltens. Dabei wurde historisch meist quadratisches Origami-Papier genutzt. Dies ist – wie viele andere Bereiche des Origami – heute nur noch teilweise zutreffend.
Insbesondere durch die Vermittlung des japanischen Origami-Meisters Akira Yoshizawa (1911 bis 2005) hat sich diese ursprünglich spezifisch japanische Kunst des Papierfaltens zu einer Kunstform und einem Hobby mit weltweiter Anhängerschaft entwickelt. Dies ist auch dem von Akira Yoshizawa entwickelten System zur grafischen Notation von Origami-Faltschritten (Yoshizawa-Randlett System) zu verdanken, das bis heute genutzt wird.
Das klassische Origami nutzt vor allem Figuren aus der Natur, insbesondere Tiere und Fabelwesen. Das bekannteste der Origami-Tiere ist dabei sicherlich der Kranich, der inzwischen sogar als internationales Zeichen für Frieden und gegen Atombomben steht. Der Kranich und die anderen klassischen Origami-Figuren haben auch noch weitere traditionelle kulturelle Bedeutungen in Japan. Genau diese wollen wir hier im Einzelnen vorstellen.
Die Bedeutung von Origami selbst
Origami – zusammengesetzt aus den japanischen Wörtern für Falten (Oru) und Papier (Kami) – hat heute vor allem als Kunstform sowie als Hobby eine Bedeutung. Dabei kann Origami auch eine therapeutische Wirkung haben und in manchen Fällen so eingesetzt werden.
Seinen Ursprung hat Origami aber als eine rituelle oder zeremonielle Kunstform, bei der Tierfiguren als Opfergaben für Schreine gebastelt wurden. Dies war bis zur Edo-Zeit (1603-1868) vor allem eine Betätigung für die Oberschicht. Erst als Papier günstiger wurde, entwickelte sich Origami zu einer Art Volkskunst, dann aber meist ohne den ursprünglich spirituellen Hintergrund.
Wie oben schon angesprochen, geht das moderne – und internationale – Revival von Origami, aus dem sich dann auch neue Richtungen und (teils sehr komplexe) Falttechniken entwickeln sollten, auf den japanischen Origami-Meister Akira Yoshizawa zurück. Was aber sind die Bedeutungen hinter den klassischen Origami-Figuren?
Origami-Figuren und ihre Bedeutungen
Wir stellen hier 10 traditionelle oder besonders beliebte Origami-Figuren vor und geben eine Indikation, wie schwer diese zu falten sind. Dabei gibt es für viele Origami-Figuren aber teils auch unterschiedliche Faltmuster mit unterschiedlicher Komplexität.
1. Kranich – die bekannteste Origami-Figur
Der Kranich (Tsuru) steht als Tier in Japan symbolisch für Frieden, langes Leben und Glück. Kein Wunder also, dass der Kranich ein besonders beliebtes Origami-Tier ist, für das schon im ältesten bekannten Buch zur Kunst des Origami eine detaillierte Faltanleitung zu finden ist. Zur bekanntesten aller Origami-Figuren wurde der Kranich aber durch das Mädchen Sadako Sasaki, die nach dem Atombombenabwurf auf Hiroshima mit Krebs kämpfte.
Sie begann mehr und mehr Origami-Kraniche zu falten, da eine alte Legende besagt, dass ein Wunsch dessen in Erfüllung geht, der 1000 Kraniche faltet (千羽鶴, Senbazuru). Sadako soll in nur einem Monat 1000 Kraniche gefaltet haben und bis zu ihrem Tod nach Angaben ihres Bruders mehr als 1600. Durch sie wurde der Kranich zu einem internationalen Symbol für Frieden und dem Kampf gegen den Einsatz von Atombomben.
In Hinsicht auf die Komplexität ist der Kranich ein gutes Beispiel für ein mittelschweres Origami und ist ein guter Schritt nach den ersten Anfängen, um sein Geschick und seine Technik im Origami zu testen.
2. Der Frosch
Der Frosch (Kaeru) ist in Japan ein Symbol für das sinnvolle Ausgeben von Geld – und dessen schnelle Rückkehr. Daher tragen viele Japaner auch eine kleine Froschfigur in ihrer Geldbörse. Origami-Frösche werden aus einem quadratischen Stück Papier gefaltet und die Technik gilt als eher einfach.
Für einen Origami-Frosch, der in ein Portemonnaie passen soll, muss man allerdings mit sehr kleinem Papier arbeiten, was natürlich deutlich schwieriger sein kann.
3. Die Katze
Die Katze (Neko) ist sowieso ein beliebtes Tier. Das zeigen allein die tausenden von Youtube-Videos über unsere samtpfotigen Freunde. Die Japaner sind aber besonders besessen von Katzen.
Das zeigen berühmte Katzen wie Tama, die Stationsleiter eines Bahnhofes war und nach ihrem Tod schließlich sogar zum Kami – zu einer Shinto-Gottheit – erhoben wurde, samt eigenem Schrein, an dem besonders gerne Thunfisch in Dosen geopfert wird.
Ebenso zeigt dies der Nationale Katzentag, den man in Japan am 22. Februar feiert. Allerdings ist die Katze eine eher neue Origami-Figur und besitzt keine tiefere kulturelle Bedeutung. Dafür eignet sie sich durch die einfache Falttechnik perfekt als Einstieg in die Welt des Origami oder für das Basteln mit Kindern.
4. Der Schmetterling
Der Schmetterling (Chocho) steht als Origami-Figur in Japan für Verwandlung und Freude sowie die Hoffnungen und Träume von Mädchen am Übergang zur Frauwerdung. Allerdings ist die Falttechnik komplex und nicht unbedingt für Anfänger geeignet.
Schmetterlinge, die umeinander tanzen, stehen in Japan hingegen für eine glückliche Ehe, weshalb sie gerne als Deko bei Hochzeiten genutzt werden (in aller Regel aber keine Origami-Figuren). Insgesamt ist der Schmetterling damit symbolisch deutlich positiver besetzt als in vielen anderen Ländern, die teils eher böse Omen mit Schmetterlingen verbinden.
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Komplexe Falttechnik: der Schmetterling gehört zu den anspruchsvolleren Origami-Figuren.
Foto @ Miguel Á. Padriñán
5. Schildkröte
Die Schildkröte (Kame) steht nicht nur in Japan, sondern auch in vielen anderen Kulturen für Weisheit und Langlebigkeit. In der japanischen Kultur wird dabei besonders die Dualität der Schildkröte hervorgehoben.
Der harte Panzer repräsentiert ihre Verbindung zur Weisheit des Himmels, der weiche Körper ihre Verbindung zur Erde. Für die Origami-Schildkröte gibt es zwei Techniken. Einmal die für eine flache Schildkröte, die eher einfach ist, und eine für eine dreidimensionale Schildkröte, die deutlich komplexer ausfällt.
6. Schwan
Der Schwan (Hakuro) hat in Japan keine besondere symbolische Bedeutung, steht dafür aber in vielen anderen Ländern für Stärke, Loyalität oder Majestät. Da Origami heute bei weitem keine reine japanische Kunstform mehr ist, bildet der Schwan eines der beliebteren Motive und ist obendrein einfach zu falten. Origami-Schwäne stehen zudem von alleine, was sie zu interessanten Deko-Objekten machen kann.
7. Drache
Der Drache (Tatsu) ist in Japan eine wichtige mythologische Kreatur, die Elemente anderer asiatischer Drachen (aus China, Korea etc.) übernommen hat. Ihr Aussehen (lange, schlangenartige Körper, mehrere Gliedmaßen) teilt, bildet aber trotzdem eine eigene, distinkte Art.
In der Mythologie kennen die Japaner fünf verschiedene Drachen, für Origami ist es aber immer Tatsu. Diese Drachenart steht für Glück und Stärke. Der japanische Drache wird oft mit mehreren Blättern Papier gefaltet und gilt als ein eher komplexes und schwieriges Origami-Projekt.
8. Koi (Fisch)
Der Fisch steht in der japanischen Kultur für Glück und Wohlstand. Dies wird oft durch den Zierkarpfen Koi (japanischer Koi-Karpfen) versinnbildlicht, dessen Teichhaltung aus Japan stammt. Die meisten Origami-Fische stellen aber keine besondere Sorte Fisch dar. Der Fisch ist als Grundmuster einfach zu falten und eignet sich auch für Einsteiger.
9. Stern
Der Stern (Hoshi) symbolisiert in Japan Hoffnung, Glück und die Erfüllung von Wünschen. Daher werden Origami-Sterne auch gerne als „Lucky Stars“ bezeichnet. Die Komplexität der Faltmuster kann beim Stern stark variieren und reicht von einfach bis komplex.
10. Lotusblüte
Die Lotusblüte ist insbesondere im Buddhismus mit starker Symbolik aufgeladen und wird daher in allen stärker buddhistisch geprägten Ländern, wie auch Japan eines ist, gerne als Ornament oder Figur genutzt. Die Lotusblüte steht unter anderem für Reinheit und Erleuchtung. Im Origami stellt die Lotusblüte je nach spezifischer Falttechnik meist ein mittelschweres Objekt dar.
Einfluss von Origami-Bedeutungen auf die moderne Zeit
Origami hat sich insbesondere durch die internationale Verbreitung nach dem 2. Weltkrieg in verschiedensten Formen modernisiert und erneuert. Dies gilt sowohl für neue Origami-Techniken, wie z.B. das Falten mit zwei oder mehreren Blättern Papier, als auch für die immer weiter steigende Komplexität der Figuren.
Für letztere sind die sogenannten „Bug Wars“ (Käferkriege) in den 1960er Jahren ein Ausdruck. Eine Gruppe von Origami-Afficionados rund um den Origami-Künstler und Physiker Robert J. Lang versuchte, sich gegenseitig dabei zu übertrumpfen, möglichst lebensechte Insekten aus Papier zu falten.
Aber auch die Popkultur (in Japan natürlich auch besonders Mangas und Animes) hinterlässt ihre Spuren im Origami. Es werden Faltmuster für deren Helden und Figuren wie Darth Vader aus Star Wars oder Pikachu entworfen. Diese Figuren haben dann natürlich ihre ganz eigenen, in der jeweiligen fiktionalen Welt verankerten symbolischen Bedeutungen.
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