Japanisch Schminken – Geisha Look und Make-up heute
Bei „japanisch schminken“ denkt man automatisch an das Bild einer Geisha mit dem schneeweißen Teint und den stark betonten Augen und Lippen. Diese Art der japanischen Schminkkunst ist uns vor allem aus Filmen und von Bildern bekannt, denn selbst in Japan trifft man diese extravagante Form des Schminkens fast nur noch zu besonderen Anlässen und Festen an.
Japanisch Schminken - die Farben weiß und rot und schwarz stehen in Form von aufhellendem Puder, Lidschatten und Kajal in starkem Kontrast zu einander. Gerade der Puder macht einen der größten Unterschiede auch in der modernen Kunst des Schminkens zwischen dem Westen und Japan aus. Während bei uns ein sommergebräunter Teint angesagt ist, gilt Blässe in Japan nach wie vor als Schönheitsideal.
Seit wann schminken sich die Japaner? Wieso sehen die traditionell geschminkten Gesichter japanischer Frauen so puppenartig aus? Kann man sich selbst als Geisha (芸者, zu deutsch in etwa: Person der Künste) schminken? Auf diese und andere Fragen wollen wir heute in unserem Beitrag eingehen.
Geschichte des Schminkens ins Japan
- Eine Geisha stellt ihre künstlerischen Darbietungen auf einer Bühne zur Schau. Foto: von patrik671, via Pixabay.
Schminken hat in Japan eine lange Tradition. Erste Anzeichen für die Nutzung von Schminke lassen sich im alten Japan bereits im 3. Jahrhundert zu Beginn der Kofun-Zeit (古墳時代, ca. 250 bis 538 n. Chr., manchmal bis 710 n. Chr.) finden. Die in Gräbern gefundenen Tonstatuetten mit rot bemalten Gesichtern können allerdings auch auf einen Totenkult hinweisen, bei dem das Bemalen der Gesichter eine rituelle Bedeutung hat, so dass sich die Wissenschaftler hier uneins sind, wie man diese Funde einordnen soll.
Gesichert ist die Verwendung von Make-Up in einer frühen Form hingegen spätestens seit dem 6. Jahrhundert. Aus schriftlichen Zeugnissen geht hervor, dass Hofdamen unter anderem Rot für die Lippen, weißen Puder und Parfüm nutzten.
Übrigens haben sich in Japan insbesondere während der Muromachi-Zeit (1333 bis 1573) auch Männer geschminkt, vor allem die dem Niederadel angehörenden Mitglieder der Kriegerkaste der Samurai. In jüngerer Zeit sind allerdings durchaus Trends auf dem japanischen Markt zu beobachten, und die Menge an Hautpflege-Produkten und Make-up für Männer (vor allem bei Foundation und Concealer) nimmt zu.
Die Entstehung der klassischen Form japanischen Schminkens
- Japanische Geisha hat sich im klassischen Stil geschminkt. Foto: von vinsky2002, via Pixabay.
Ab dem 9. Jahrhundert entwickelte sich die klassische Form des japanischen Schminkens: da es noch keine Elektrizität gab, wurden die Gesichter weiß geschminkt, um im Kerzenlicht gut sichtbar zu sein, man wollte einen Porzellan-Effekt erzielen. Die aufwendigen Kimonos und die kleiner erscheinenden Lippen sowie die höher angesetzten schwarzen Augenbrauen verstärken den Eindruck eines „maskenartigen“ Puppengesichts, wie man es auch heute noch bei den wenigen verbliebenen traditionellen Geisha sieht. Übrigens: Eine Geisha ist alles andere als eine Prostituierte, sie ist eine Künstlerin und Unterhalterin, deren Training die klassischen japanischen Künsten (Kalligraphie wie Musik, Dichtung und meist auch Teezeremonie) umfasst.
Ein besonderer Brauch aus dieser Zeit, der sich teilweise bis ins 19. Jahrhundert halten konnte, ist das im Japanischen als O-haguro bezeichnete Schwarzfärben der Zähne bei Frauen, um anzuzeigen, dass diese verheiratet sind.
Für das Rot der Lippen, Augen und Wangen, wurde aus den Blütenblättern der Färberdistel rote Pigmente für das sogenannte Beni gewonnen, das in fester Form oft irisierend grün schimmert. Bei Kontakt mit Wasser färbt es sich rot und konnte wie Lippenstift aufgetragen werden. Traditionelles Beni ist auch heute noch erhältlich, und sehr teuer, da die Blütenblätter der Saflor nur etwa 1% Pigment enthalten.
Unter das weiße Puder (Oshiroi oder Shironuri) wurde vor dem Schminken noch eine Art Wachs aufgetragen, um die Haut ebener zu machen, dieses Prinzip eines Primers ist auch heutzutage aktuell. Frühe Puder enthielten übrigens eine Art Blei, bis man die toxischen Effekte erkannte und die Nutzung für die Herstellung verbot.
Übergang zu moderneren Formen und Schminken in Japan heute
- Ein japanisches Mädchen hat sich im modernen Stil geschminkt. Foto: von clarencealford, via Pixabay.
Ihr Ende fanden die traditionellen Formen des Schminkens in Japan während der Meiji-Restauration (ab ca. 1868). Das O-haguro wurde sogar unter Strafe verboten und die sich nun vermehrt am Westen ausrichtende und auf die Industrialisierung des Landes setzende Regierung propagierte neue, am Westen angelehnte Mode für Frauen. Verstärkt wurde dieser Trend zusätzlich durch die zunehmende Arbeitstätigkeit von Frauen, der schließlich in den frühen 20er Jahren den moga-Look (Modern Girl, モダンガール) hervorbrachte, der stark an westlichen Vorbildern angelehnt war und die japanische Version der amerikanischen Flappers, französischen Garçonnes oder der deutschen „neuen Frauen“ der 20er Jahre darstellt.
Heute schminken sich viele Japanerinnen ähnlich wie westliche Frauen. Allerdings ist in Japan eine möglichst helle Gesichtsfarbe bis heute ein weit verbreitetes Schönheitsideal. Deshalb steht die Verwendung von Teint aufhellenden Cremes, Foundations und Pudern nach wie vor hoch im Kurs. Die traditionelle Form des japanischen Make-Up findet man demgegenüber nur noch selten, zum Beispiel bei den wenigen verbliebenen Geisha oder bei Umzügen und historischen Events.
Selbst aussehen wie eine Geisha? How-to Schminktipps im Japan Stil
- Die traditionelle Art des Schminkens ist bei Mädchen in Japan sehr beliebt. Foto: von ptksgc, via Pixabay.
Um zu einer Geisha (oder Maiko – einer Geisha in Ausbildung) zu werden, braucht man selbstverständlich einen Kimono und ein bisschen Know-How, mit dem man sich selbst das traditionelle Puppengesicht schminken kann.
- Wer kein Oshiroi besitzt, braucht natürlich auch das Wachs zur Grundierung nicht. Eine gute Alternative ist weiße Theater- oder Karnevalsschminke, die auf das ganze Gesicht samt Lippen aufgetragen wird. Die Schicht sollte gleichmäßig und nicht zu dick sein, sonst wird die Schminke mit der Zeit bröckelig. Bei den Lippen kann man schon den Raum frei lassen, der später rot geschminkt wird (in der Regel wesentlich kleiner als eure Lippen eigentlich sind).
- Abpudern mit weißem oder transparentem Puder.
- Mit dem Lippenstift die Kontur der Lippen aufmalen und ausfüllen. Ggf. solltet ihr vorher ohne das weiße Make-up üben, damit der Übergang perfekt wird.
- Mit Kajal werden nun über euren mit der weißen Schminke abgedeckten echten Augenbrauen die neuen Brauen aufgemalt. Die Form sollte ein leicht geschwungener Bogen sein. Auch hier empfiehlt es sich, das ganze vorher zu üben. Einige Geisha rasieren sich ihre Augenbrauen für ein besseres Ergebnis, andere arbeiten mit einer speziellen Paste, mit der man die Augenbrauen eng an den Kopf „legen“ kann.
- Die Lidfalte wird mit rotem Lidschatten geschminkt und die Augen zusätzlich durch einen Lidstrich und Wimperntusche betont.
- Am Ende wird noch etwas Rouge auf die Wangen auftragen und
- fertig.
Das klingt nach etwas Arbeit, und das ist es auch, aber die Mühe lohnt sich. Denkt daran, keine Geisha wird als solche geboren, hinter der Entertainerin mit dem perfekten Gesicht stecken viele Jahre Training!
Titelfoto: Japanische Geisha Gruppe von UniBay, via Pixabay.
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