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Vom Geisha-Lehrling zum Kanal Kimono Mom auf YouTube

Die japanische Geisha wird immer noch als sehr geheimnisvoll empfunden. Das Wort Geisha (芸者) steht dabei für eine „Person der Künste“. Sie ist eine japanische Unterhaltungskünstlerin, die traditionelle japanische Künste wie Lieder oder Gedichte vorträgt. Der Vergleich mit einer Prostituierten, wie man sie noch manchmal findet, ist daher unpassend.

Die 30-jährige Moe wurde in ihrer Heimatstadt Kyoto jahrelang als Maiko (Geisha-Lehrling) ausgebildet und debütierte schließlich als Geisha. Die Geisha reflektiert die Anfänge ihrer Kariere wie folgt:

„Ich war in Gion [in Tokio] und die Schönheit meiner Arbeit kam davon, nicht alles zu entlarven. Verstecken war das Schöne daran, und ich habe mein persönliches Leben nie nach außen getragen.“

Vor knapp einem Jahr startete Moe jedoch ihren YouTube-Kanal, der mittlerweile als Kimono Mom bekannt ist. Zunächst zeigte Moe, wie sie traditionelles japanisches Essen kochte und Ausflüge zum Markt unternommen hatte.

Eigentlich ist das auf YouTube nichts Neues, aber für eine Geisha, die auf das Geheimnisvolle bei ihrer Arbeit setzt, ist das ein großer Schritt. Die Geisha legt auch ihre Gewohnheiten nicht ab. Mehr als ihr Vorname ist kaum bekannt. Dennoch hat sie in einem Jahr eine Fangemeinde von 670.000 Abonnenten erreicht und mit ihren Videos mehrere Millionen Klicks generiert.

Der japanische YouTube-Star setzt auf authentische Szenen aus dem Familienalltag

Der Kimono Mom-Kanal ist bei Zuschauern im Ausland sehr beliebt. Viele Fans schalten regelmäßig ein, um den Alltag in Japan zu sehen. Allerdings zeigt Moe weit mehr als nur das Land. Ihre Familie ist ebenfalls zu sehen. Ihre kleine Tochter taucht immer wieder auf und wird als „Sutan“ bezeichnet. Ein Spitzname für das Kleinkind. Ihr Ehemann taucht ebenfalls auf und liefert Illustrationen für das Essen, was sie kocht.

Moe teilt nur japanische Sichtweisen mit dem Publikum, sondern schafft ebenfalls eine gemütliche Vertrautheit. Die Emotionen und Aspekte des Lebens, die nur wenige Japaner nach außen zeigen, berühren die Menschen. Moe erklärt ihren Erfolg so:

"Ich denke, der gemeinsame Reiz für die Zuschauer ist die Liebe einer Mutter. Es findet Resonanz beim Publikum und sie können sich damit verbinden. Einige Leute kommentieren, wie interessant es ist, die Herangehensweise einer japanischen Mutter an die Kindererziehung zu sehen. Aber viele andere teilen mit, wie ihnen durch das Ansehen der Videos klar wurde, wie sehr ihre Mütter sie liebten, während sie großgezogen wurden."

Der Alltag einer japanischen Mutter führte zu den Videos

Die Erfahrungen als Mutter brachten Moe zu YouTube. Vor 2019 hatte sie noch nie Videos auf YouTube gesehen, oder eine Sendung im richtigen Fernsehen sich angeschaut. Ihre Jugend war geprägt von den Anforderungen des Geisha-Lebens. Nach dem Ende ihres Berufslebens folgte der Umzug nach Tokio und die Geburt von ihrer Tochter. Hektik und Stress waren ihr Alltag. Rückblickend berichtet sie:

"Die Erziehung eines Kindes war das Schwierigste, was ich je in meinem Leben erlebt habe. Ich wollte keine Hausfrau sein, ich wollte weiterarbeiten. Aber ein Kind großzuziehen war einfach zu schwer. Ich habe eine Weile gekämpft.“

Ein lebensverändernder Moment kam, als YouTuber Paolo aus Tokio sich an Moe wandte, um ein Video über ihr Leben als Mutter zu erstellen. Das Video wurde am 15. Februar letzten Jahres veröffentlicht und hat mittlerweile über 12 Millionen Aufrufe. Es war die Geburtsstunde von Kimono Mom.

Paolo ist ein YouTuber aus Tokio. Er hat seit 2016 einen Kanal auf der beliebten Plattform. Er sieht sich selbst als Reiseführer. In den Videos zeigt er, was Touristen in Japan machen können. Er räumt aber ebenfalls mit Mythen über Japan und den Alltag auf. In diesem Fall wollte er eine japanische Mutter und ihr Kind zeigen. Moe erinnert sich wie folgt an den Tag:

„Eine Woche nachdem Paolo mich gefilmt hat, habe ich mein erstes Video gedreht. Die Erfahrung hat mir gezeigt, dass ich YouTube als Job machen kann, so wie er es tat. Das Thema für mich war: "Was kann ich jetzt tun?" Ich koche jeden Tag ... und ich trage Kimono. "

Das Nutzen der traditionellen Kleidung kann ein großer Pluspunkt sein. Kimonos oder Yukatas (Sommerkimonos) und japanische Sandalen (Geta) sowie Zehentrenner (Zori) sind im Ausland sehr beliebt. Daher finden Sie auf Japanwelt nicht nur die Kleidung zum Anziehen, sondern ebenfalls Geishas auf Tassen, Anhängern oder Raumteilern. Die Motive stehen für eine fremde und exotische Kultur, die in Europa eine unheimliche Faszination auslöst.

Überwindung der Hausfrau und Authentizität in den Videos

Früher war für Moe die Aussicht, Hausfrau zu werden, sehr unattraktiv. Mittlerweile habe sie jedoch erkannt, dass das Leben einer Hausfrau universeller sein kann, als sie dachte. Die ersten Videos machte sie mit ihrem Smartphone. Außerdem hatte sie einen Crash-Kurs in Videoschnitt. Sie hatte sich erst vor wenigen Wochen die technische Ausrüstung gekauft, die einem richtigen YouTube-Star gebührt.

Sie begann ihr Leben mit Menschen auf der ganzen Welt zu teilen. Moes Popularität basiert auf ihren authentischen Videos. Die härteren Teile der Mutterschaft verbirgt sie nicht. Eigentlich wollte sie ihre Tochter nicht in den Videos zeigen. Aber letztlich ist sie immer im Haushalt und sie kann sie auch nicht alleine lassen.  Das ist nun einmal ihr Leben.

Beim ersten Upload von Kimono Mom unterbricht Sutan die Zubereitung von Renkon-Hasamiage (gebratene Lotuswurzel) mit Schreien nach Aufmerksamkeit. Sie unterbricht den Prozess später erneut, um geschaukelt zu werden. Diese Momente trugen dazu bei, dass Moes Clips auffielen, und fügten ein Gefühl der Authentizität hinzu. Dieses Gefühl fehlt anderen YouTube-Kanälen zum Kochen und Erziehen oft.

Videos ohne Skript – einfach mit dem Strom schwimmen

Es gibt kein Skript oder Zeitplan für die Videos. Sie kann die „Drehtage“ nicht planen, da ihr Baby alles unvorhersehbar macht. Sie schwimmt daher einfach im Fluss des jeweiligen Tages. Als Sutan auf dem Kimono Mom-Kanal zu einem festen Bestandteil wurde, verlagerte sich Moes Zielgruppe.

"Ich richte es für die Privatsphäre meiner Tochter auf internationale Zuschauer aus. Wenn ich eine bestimmte Art von Aufmerksamkeit erhalte, möchte ich nicht, dass sie kein normales Leben in Japan führen kann. Ich stelle immer sicher, dass meine Videos sie nicht negativ beeinflussen."

Kimono Mom als Tor zu Japan

Viele YouTuber begegnen dem Paradoxon, welches Moe erleben musste. Sie müssen in den Videos zeigen, um ein Publikum zu gewinnen. Sie wollen jedoch nicht zu viel mit den Internetnutzern teilen, da manchmal die Grenze zwischen Schöpfer und Betrachter überschritten wird. Kommentare und Shit-Storms in den sozialen Medien können schließlich an die Substanz gehen.

Moe hat festgestellt, dass Zuschauer in Übersee weniger an ihrem persönlichen Leben interessiert sind. Ihre Rolle als Mutter und Bürgerin in der japanischen Gesellschaft tritt in den Vordergrund. Moe mag die Idee, als Tor für die japanische Welt und Sichtweise zu dienen. Zu diesem Zweck hat sie begonnen, Englisch zu lernen. Über ihren Alltag und das Leben als YouTube-Star resümiert sie:

„Ich hatte nicht erwartet, dass die Erziehung eines Kindes so viel Zeit in Anspruch nimmt. Die Bearbeitung eines Videos dauert 30 bis 40 Stunden. Zeitmanagement war also das Größte, was ich lernen musste.“

Sie muss die Videos schneiden, wenn ihre Tochter schläft. Selbst wenn es nur ein kleines Nickerchen ist, nutzt sie die Zeit für den Kanal. Der Alltag ist daher manchmal sehr hektisch. Sie zögert daher auch die Zusammenarbeit mit Marken oder andere gewerblichen Kunden heraus. Die Angst vor dem Stress und noch mehr Zeitdruck ist zu groß.

Ihre Arbeit an Videos, das Denken ans Publikum oder das Lesen von Kommentaren stellen Pausen von der Kindeserziehung und den Hausarbeiten dar. Da ihre Tochter derzeit in den „schrecklichen zweiten Jahr“ ist, wie sie sagt, sieht sie Ihren YouTube-Kanal mit anderen Augen:

„Ehrlich gesagt, hat der YouTube-Kanal mein Leben gerettet."

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