Obon Fest in Japan: Ahnen ehren und Geister vertreiben
Das Obonfest ist eines der größten Feste in Japan. Über vier Tage hinweg wird die Rückkehr der verstorbenen Ahnen gefeiert, die einmal jährlich die Lebenden besuchen. Beschlossen wird das Fest durch ihre Rückführung in das Jenseits. Aus diesem Grund wird das Obon Fest oft auch „Das Fest der Seelen“ genannt.
Das Obonfest und wo seine Ursprünge liegen
- Auf dem Berg Daimonji in Kyoto wird jedes Jahr zum Obonfest ein großes Feuer in Form des Kanji 'dai' (groß) entzündet. - Bild: © Takeshi Kuboki - commons.wikipedia.org - Lizenz: CC-BY-SA
Obwohl das Obonfest ein sehr großes und bekanntes japanisches Fest ist, lässt sich über seine genauen Ursprünge nur mutmaßen. So soll es eine Fusion aus verschiedenen Erntefesten, Ahnenfesten sowie dem „Fest der hungrigen Geister“ sein. Letzteres fällt immer auf den 15. Tag des siebten Monats des Mondkalenders. Hierbei streifen sogenannte Hungergeister durch die Welt der Lebenden, die sich durch bestimmte Opfergaben (meist in Form von Mahlzeiten) besänftigen lassen.
Dieses Fest lässt sich – wie auch das Obon Fest – vermutlich auf eine indische Legende zurückführen, die von einem jungen Mann und dessen Heimsuchung durch den Geist seiner Mutter erzählt. Die verstorbene Mutter erscheint ihm im Traum und ist sehr aufgebracht. Um den Geist milde zu stimmen, legt der junge Mann Mahlzeiten an das Grab der Mutter, woraufhin er erneut von ihr träumt und sie versöhnlicher zu sein scheint.
Der Tanz Bon Odori als besonderes Merkmal des Festes
- Der Bon-Odori ist leicht zu erlernen und die lokale Bevölkerung bringt Touristen gern die Schritte bei. - Bild: © hanapon1002 - Fotolia.com
Das Obon Fest unterscheidet sich jedoch maßgeblich durch die rituellen Tänze vom asiatischen Fest der hungrigen Geister. Dass der Tanz als feste Komponente des Fests gilt, entspringt auch einer buddhistischen Legende. Diese handelt von einem Jünger Buddhas, dem ebenfalls seine Mutter im Traum erscheint, jedoch ergibt sie sich der Selbstsucht. Um seine Mutter zu befreien, konsultiert der Mann Buddha, der ihm rät, ein großes Fest zu Ehren der verstorbenen Generationen zu feiern. Auf diese Weise kann der Jünger seine Mutter erfolgreich befreien und ergibt sich in einen Freudentanz, der bis heute charakteristisch für das Obon Fest ist. Aus dieser Erzählung entstammt auch der traditionelle Bon-Tanz, der in Japan Bon Odori heißt.
Die Tanzschritte für den Bon Odori untermalen meistens den gesungenen Text eines Liedes, weshalb er für der japanischen Sprache mächtige Personen leicht zu erlernen und auch zu erinnern ist. So gibt es beispielsweise Tanzschritte wie „den Reis ernten“, bei denen diese Aktion imitiert wird. Sinn des Tanzes ist ursprünglich das Empfangen sowie das Zurücksenden von Geistern, jedoch dient er heutzutage hauptsächlich der Unterhaltung.
Ablauf der Tänze und Riten beim Obon Fest
- Zum Abschluss des Obon Festes geleiten schwimmende Laternen die Toten wieder ins Jenseits. Flüsse werden dabei als Straßen ins Jenseits betrachtet. - Bild: © dreamnikon - Fotolia.com
Wie erwähnt handelt es sich beim Obonfest um eines der größten japanischen Feste. Sehr wichtig sind hierbei die rituellen Tänze, die Bon Odori genannt werden. Hierfür werden in öffentlichen Parks sowie an Schulen sogenannte Yugara-Bäume aufgestellt, die den Musikern eine Bühne bieten. Um richtige Bäume handelt es sich hierbei allerdings nicht: Viel eher ähnelt die Bühne einem eigens zum Obonfest aufgestellten Turm. Besucher des Festes tanzen in Yukata (Sommerkimonos) um den Baum herum. Besonders ist auch die mitreißende Atmosphäre des Bon Odori: Auch Touristen werden zum Mittanzen animiert, da der Tanz nicht schwierig zu erlernen ist. Für die besten Tänzer gibt es Wettbewerbe, bei denen in Gruppen angetreten wird.
Eine zentrale Rolle spielt beim japanischen Obonfest das Feuer in unterschiedlicher Gestalt. Besonders eindrucksvoll sind die Laternen, die an diesen Tagen gezündet und schwimmen gelassen werden. Diese sollen als Wegweiser für die Seelen der Verstorbenen dienen. Auch werden Laternen an deren Gräber gebracht. Zur Begrüßung der Geister werden große Feuer gezündet, die in Form bestimmter Botschaften gehalten sind. Die Willkommensfeuer nennt man „kadobi“ oder „mukaebi“. Die größten Feuer werden in der Stadt Kyoto gezündet. Zum Ende der Feierlichkeiten hin werden ebenfalls Feuer gezündet, um den Toten den Weg zurück ins Jenseits zu leuchten.
Das Fest und sein gesellschaftlicher Stellenwert in Japan
- Im Zeitraum der Obon Feierlichkeiten besuchen Japaner die Gräber ihrer Vorfahren, beten dort, säubern das Grab und stellen Kerzen auf. - Bild: © tayuaishi - Fotolia.com
Da man am Obon Fest verstorbenen Ahnen gedenkt, nutzen die meisten Japaner die Feiertage auch, um mit der Familie zusammenzukommen. Aus diesem Grund sind viele Großstädte Japans während des Fests wie leergefegt, da die Bewohner zurück in ihre Heimatorte reisen, um ihre Ahnen zu begrüßen und mit der Familie zu feiern. Bevor die Feierlichkeiten jedoch beginnen, besuchen die meisten Japaner die Gräber ihrer Angehörigen, um diese zu pflegen, eine kleine Opfergabe zu hinterlassen und Weihrauchstäbchen anzuzünden. Traditionelle Opfergaben sind zum Beispiel Blumen wie Lotusblumen oder Crysanthemen, aber auch buntes Obst.
Natürlich gibt es auch traditionelle Speisen zum Obonfest, mit denen die Geister gelockt werden sollen. Am ersten Tag serviert man süße Reisklöße, am zweiten Tag werden Nudeln als Opfergabe zubereitet, am dritten Tag ebenfalls Süßspeisen. Laut Brauch herrscht die Vorstellung vor, dass die Ahnen auf Lastentieren in die Welt der Lebenden zurückkommen, weshalb es mancherorts auch Brauch ist, mit Gemüse und Bambusstäben Pferde zu basteln. Da sich das Obonfest nach dem Mondkalender richtet, wird es in manchen Regionen Japans – vor allem in den Regionen Kanto und Tohoku – Mitte Juli (13.07. bis 16.07.), in den westlichen Teilen Japans jedoch erst Mitte August (13.08. bis 16.08.) gefeiert.
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