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Dieser Business-Dresscode gilt für Frauen in Japan

In Japan gilt ein strenger Business-Dresscode für Frauen. Japanische Firmen schreiben eine High-Heels-Pflicht und Brillenverbot am Arbeitsplatz vor.

Wenn es zu Business-Dresscodes kommt, haben viele Länder ihre sehr eigenen Ansichten, das ist auch in Japan nicht anders. Alles überlagernd ist dabei natürlich der internationale Business-Standard von Anzug, Hemd Krawatte für den Herren und Hosenanzug bzw. Kleid für die Dame. Ganz allgemein ist der Business-Dresscode für Frauen oft gleichzeitig offener und strenger.

Zwar können diese unter verschiedenen Kleidungsstücken wählen, gleichzeitig stehen sie aber nicht selten unter dem von außen gemachtem oder selbst empfundenem Druck gleichzeitig „gut“ auszusehen und dennoch „dezent“ aufzutreten. Was schon in Europa für nicht wenige Frauen alles andere als einfach ist, wird in Japan noch zusätzlich durch traditionelle Vorstellungen und Stereotype verschlimmert. Oft hat man von Japan den Eindruck eines hypermodernen Landes, welches uns zum Teil weit voraus ist, ja fast wie Science-Fiction wirkt. Das stimmt auch in manchen Bereichen, andererseits wird gerne übersehen, das Japan gleichzeitig nach wie vor stark in seinen eigenen, teilweise einzigartigen Traditionen verfangen ist. Und das zeigt sich deutlich bei den oft diskriminierenden Business-Dresscodes für Frauen.

veraltete Geschlechterrollen
Viele japanische Unternehmen haben eine strenge Kleiderordnung für Frauen - Bild: © Victoriano Izquierdo - Unsplash

Japan – G7 Land mit der schlechten Geschlechter-Gleichstellung

Unter den G7 Staaten, also den führenden Industrienationen der Welt, nimmt Japan den traurigen letzten Platz ein, wenn es um die Gleichstellung der Geschlechter geht. Nach wie vor herrscht in Japan ein stark patriarchalisches Rollenmodell vor, dass den Mann zum Ernährer der Familie erklärt und die Frau idealerweise in der Rolle der treusorgenden Hausfrau sieht. Bevor man jetzt die Moralkeule rausholt: das war bei uns ganz schön lange genauso und es gibt immer noch genug Menschen auch bei uns (hauptsächlich aber nicht nur Männer), die sich dieses 50er Jahre Idealmodell zurückwünschen.

Die Realität sieht inzwischen natürlich auch in Japan anders aus. Zum einen ist die weltweite Emanzipationsbewegung natürlich auch an den japanischen Frauen nicht spurlos vorbeigegangen, andererseits ist Arbeitskraft in einer derart an Überalterung leidenden Gesellschaft wie der japanischen ein fast schon rares Gut. So arbeiten heute viele, wenn nicht die meisten japanischen Frauen, genauso wie bei uns. Eine Realität, der sich die Japaner zwar stellen müssen, mit der sie aber allem Anschein nach kulturell so ihre Probleme haben. Anders ist es kaum vorstellbar, dass es zu so grotesken Kleidungsvorschriften kommen kann, wie man sie beim Business-Dresscode für Frauen in Japan finden kann.

 

Diskriminierende Business-Dresscodes: High Heels-Pflicht & Brillenverbot

Ja, sie haben richtig gelesen: High-Heels Pflicht und Brillenverbot. Beides wird von Unternehmen in Japan bei weiblichen Mitarbeiterinnen teilweise verpflichtend erwartet. Dabei ist selten klar, ob es sich um eher kulturell geprägte Wünsche oder direkt um Richtlinien der entsprechenden Unternehmen handelt. Was wohl auch am möglichen Public Relation Fallout liegt, der in Zeiten von Twitter immer nur einen Shit-Storm weit entfernt ist. Die betroffenen Branchen sind divers und reichen von Bürojobs bis hin zu Bedienungen in traditionell japanischen Restaurants.

diskriminierender Business-Dresscode
Brillen und flache Schuhe sind in Japan leider noch oft ein No-Go - Bild: © Mimi Thian - Unsplash

High-Heels in vielen Branchen eine Pflicht zum Business Outfit

In vielen Bereichen der japanischen Arbeitswelt ist Frauen vorgeschrieben, hochhackige Schuhe zu tragen. Natürlich rührt sich dagegen Widerstand unter den Japanerinnen. Nicht nur sind hochhackige Schuhe nicht jederfraus Sache, sie sind tatsächlich auch weniger gesund, als solche ohne hohe Absätze. Die Kritik richtet sich vor allem gegen die Vorschrift, an die Frauen sich in vielen Unternehmen zu halten haben und nicht gegen hochhackige Schuhe im Allgemeinen. Jeder soll tragen, was und wie er es in gewissen Grenzen für richtig hält. Für den Kampf gegen „High Heel Pflicht“ hat sich in den sozialen Medien in Japan denn auch ein eigener, an der #MeToo Kampagne angelehntes Hashtag durchgesetzt: #KuToo. Dahinter verbirgt sich ein Wortspiel aus den japanischen Worten für Schuhe (kutsu) und Schmerz (kutsū). Bei der nahen Verwandtschaft beider Begriffe kann man sich schon nach dem Tragekomfort japanischer Schuhe in früheren Zeiten fragen.

Schmerzen in den Füßen durch Stöckelschuhe
Hohe Schuhe führen zu Rückenproblemen, schmerzhaften Fußverformungen und Blasen - Bild: © JJ Jordan - Unsplash

Brillenverbot am Arbeitsplatz

Anders als die Vorschrift bzw. Erwartung, dass Frauen als Teil ihres Business Dresscodes High Heels zu tragen haben, sind Brillen in vielen japanischen Firmen verpönt – natürlich nur bei Frauen. Dies gilt insbesondere für Arbeiten, bei denen direkter Kontakt zum Kunden besteht, wie z.B. am Empfang oder in Verkaufsräumen aller Art. Die dort arbeitenden Angestellten, so die Erklärung, seien nun einmal „das Gesicht“ des Unternehmens und Brillen würden die Gesichtszüge verschandeln. Nur die von Frauen versteht sich, bei Männern hat niemand was gegen Brillen. Erstaunlich ist vor allem, dass sich erst jetzt langsam echter Widerstand gegen diese wohl nicht nur für viele Japanerinnen absurde Vorschrift in vielen japanischen Unternehmen regt.

Wiederstand der Japanerinnen
Es sollte jeder Frau selbst überlassen sein High Heels zu tragen - Bild: © CoWomen - Unsplash

Wie bei der #KuToo Kampagne gegen die Pflicht, High Heels zu tragen, ist auch beim – ziemlich schnell wachsenden – Protest gegen das „Brillenverbot“ die Autorin und Schauspielerin Yumi Ishikawa das Gesicht und eine treibende Kraft. Eine Petition gegen diskriminierende Kleidervorschriften, die von den protestierenden Frauen an die Regierung überreicht wurde, involviert nun auch die Politik in Japan. In einer ersten Reaktion erkannte die japanische Regierung das Problem an. In einer geplanten Richtlinie zur Belästigung am Arbeitsplatz scheinen aber weder das Brillenverbot noch die High-Heels angesprochen zu werden, wie Ishikawa öffentlich kritisierte.

 

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