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Roboter – Japan und seine „Maschinenwesen“

Roboter in Japan: Wenn man hierzulande über Roboter spricht, ist das für die meisten immer noch ein bisschen Science-Fiction. Abgesehen natürlich von den Roboter-Maschinen, die in modernen Fabriken und Lagern zum Einsatz kommen und die man häufig auch als Assembly-Line Roboter (in etwa: Fließband-Roboter) bezeichnet. Diese heute alltägliche Form des Roboters ist zumeist auf eine oder eine kleine Anzahl spezifischer Handlungen optimiert und folgt in seiner Gestaltung ganz seiner vorgesehenen Nutzung. 

Damit sind die Arbeits-Roboter so ganz anders, als die Roboter oder Androiden (menschenähnliche Roboter), die man aus fiktiven Universen wie Star Wars kennt und mit denen viele den Begriff Roboter ein wenig vorschnell gleichsetzen.

In Japan, wo die Faszination mit künstlichen „Lebewesen“ und Robotern aller Art deutlich größer und weniger kritisch hinterfragt wird, als in den meisten anderen Ländern auf der Welt, gehören Roboter und Androiden zum alltäglichen Leben. Besonders bekannt geworden ist auch hierzulande der „Roboterhund“ AIBO (Artificial Intelligence Robot, entspricht dem japanischen Wort aibō, 相棒, übersetzt in etwa Freund oder Partner) von Sony Electronics.

Roboterhund AIBO
AIBO ist Spielzeug und Wachhund zugleich - Bild: © Jacques GAIMARD - Pixabay

Seit der Entwicklung von AIBO in den späten 90er Jahren hat sich die inzwischen klar von japanischen Unternehmen dominierte Roboter-Industrie natürlich deutlich weiterentwickelt. Insbesondere im Bereich der Herstellung von Androiden ist Japan weltweit mit Abstand führend und bietet auch Privatpersonen die Möglichkeit diese zu erwerben – in jedem Kaufhaus.

Damit ist Japan heute der Welt im Bereich Roboter kulturell schon einen großen Schritt voraus, denn der vermehrte Einsatz von Robotern verschiedenster Art als Gesellschafter, Krankenschwestern oder für bestimmte Service-Arbeiten, wie sie in Japan schon bestehen oder getestet werden, steht in allen Industrienationen über kurz oder lang auf der Agenda.

 

Japaner und Roboter – eine historische Beziehung

Der ungezwungene Umgang der Japaner mit Maschinenwesen ist hauptsächlich kulturell und historisch bedingt. Dabei spielt interessanterweise gerade die Religion eine nicht unerhebliche Rolle. Die meisten Japaner praktizieren zwei Religionen parallel: den Shintoismus und den Buddhismus.

Durch die lange Koexistenz beider Religionen sind diese heute allerdings teils stark ineinander verwoben. Für den Umgang mit Maschinenwesen ist aber vor allem der Shintoismus wichtig. Wie in allen dem Animismus als Obergruppe verwandten Religionen, sind dem Shintoismus nach so gut wie alle Dinge – lebende wie tote – beseelt. Das gilt also auch für einen Roboter, dem man so einfacher als einen gegenüber akzeptiert, als dies bei einem anderen religiös-kulturellen Hintergrund möglich wäre.

Nach dem zweiten Weltkrieg wurden Mangas und in diesen erzählten Science-Fiction Geschichten immer populärer, in denen Roboter (oft Androiden) auch schon mal die Hauptrolle spielen und sehr menschliche Züge besitzen. Ein frühes und besonders bekanntes Beispiel wäre der Manga Astro Boy von Osamu Tezuka aus den 50er und 60er Jahren mit inzwischen über 100 Millionen verkauften Exemplaren.

Andere Beispiele wären das auch mehrmals verfilmte Opus Ghost in the Shell oder Battle Alita: Battle Angel. Die besondere Ästhetik der Mangas fließt dabei auch in das Design der japanischen Roboter ein und schafft so eine zweite Ebene, über die Japaner einen leichteren emotionalen Zugang zu den Maschinen herstellen können.

Die ältesten – damals noch mechanischen – Maschinenwesen, die in Japan erschaffen wurden, sind Karakuri Ningyō (からくり人形) genannte mechanische Puppen, die während der Edo-Zeit (1603–1867) entwickelt wurden. Diese waren teilweise zum Ausführen einer durchaus auch komplexen Tätigkeit wie dem Einschenken von Tee, dem Malen eines Kanji Schriftzeichens oder dem Abschießen eines Pfeils in der Lage. Der bekannteste „Puppenmacher“ aus dieser Zeit ist Hisashige Tanaka, den man mitunter auch als japanischen Edison bezeichnet.

mechanische Puppen die Tee tragen
Chahakobi Ningyo sind Puppen, die Tee servieren - Bild: © Daderot - wikimedia

 

Japans wunderbare Welt der Roboter

Eine Besonderheit in Japan sind die Android-ähnlichen Roboter, die mit Menschen interagieren und diese in ihrem Alltag begleiten können. Neben dem oben schon angesprochenen KAIBO, den man auch als Roboterhund bezeichnen könnte, gibt es Roboter für verschiedenste Aufgaben:

  • Androiden (wirklich menschenähnliche Roboter mit künstlicher Haut und Haaren, z.B. Actroid, entwickelt von der Universität Osaka)
  • Humanoid-Roboter, die menschliche Fähigkeiten simulieren und meist für Unterhaltung eingesetzt werden oder bestimmte Fähigkeiten besitzen (B. der musizierende Toyota Partner Robot, der verschiedene Instrumente spielen kann)
  • Soziale Roboter, die für die Interaktion mit Menschen ausgelegt sind (B. Pepper von Aldebaran Electronics oder der Therapieroboter Paro in Form einer Baby-Robbe)
  • Wach-Roboter
  • Haushalts-Roboter, die putzen und andere einfache Tätigkeiten im Haushalt übernehmen (B. TWENDY-ONE, ein Prototyp der Waseda Universität)
  • Mobilitäts-Roboter, die Menschen mit Einschränkungen helfen (B. Toyotas I-REAL)
  • Rettungs-Roboter
  • Industrieroboter, auch in Form von Androiden, die häufig deutlich vielseitiger sind, als herkömmliche Assembly-Line Roboter, die meist auf ein oder zwei „Handgriffe“ spezialisiert sind
humanoider Roboter Pepper
Pepper wird unter anderem im Verkauf,der Altenpflege und hinter dem Empfangstisch eingesetzt- Bild: © Alex Knight - Unsplash

Besonders großen Nutzen erwartet man in Zukunft von Robotern, die in der Pflege und als Hilfs-Krankenschwestern eingesetzt werden können. Auch in diesem Bereich ist Japan dem Rest der Welt voraus und testet sogar schon erste Modelle in Krankenhäusern und Heimen.

 

Kurioses – die Grenzen testen

Bei der großen Liebe und Vorsprung im Bereich Robotik verwundert es kaum, dass japanische Firmen und Universitäten stetig daran arbeiten, die Grenzen des Möglichen auszutesten. Oftmals geht es dabei nicht vorrangig um eine wirklich nützliche Anwendung, sondern vor allem um das Machbare, weshalb inzwischen einige ziemlich kuriose Roboter entwickelt wurden. Besonders schräg sind:

  • Murata Boy und Murata Girl – zwei Roboter, die in der Lage sind, Fahrrad zu fahren
  • Asimo von Honda, der unter anderem schon als Dirigent aufgetreten ist und etwas Fußball spielen kann, eigentlich aber als Gesellschafter bzw. sozialer Roboter entwickelt wurde
  • der Android HRP-4C in Form einer hübschen jungen Frau mit Maßen wie ein Topmodel
  • Kirobo, der als erster Roboter mit ins All genommen wurde und auf der ISS (Internationale Raumstation) stationiert ist
  • die Band „Z-Machines, die aus drei musizierenden Robotern im Rocker-Manga Look besteht
  • der Robo-Klon – entwickelt vom Robotiker Hiroshi Ishiguro, der nach einem Abbild seiner selbst und mit dem Geminoid F einen zweiten Robo-Klon einer jungen Frau angefertigt hat
Asimo als Dirigent
Asimo ist 130 cm groß und 55 kg schwer - Bild: © Vanillase - wikimedia

 

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