Temari-Bälle aus Japan - Bunte Kugeln als Dekoration
Temari (手まり) sind bestickte Bälle aus Garn, die heutzutage vor allem als dekorative Kugeln genutzt werden. Ursprünglich entstanden sie als Spielbälle und sind immer noch beliebte Geschenke für Kinder. Man kann mit ihnen spielen, obwohl die aufwendig gestalteten Temari-Bälle dafür fast zu schade sind. Mit einem Band und Quasten versehen, werden Temari-Bälle in Japan von Frauen auch als Accessoire zum Kimono getragen.
Die Muster und Ornamentierung der bestickten Temari-Bälle können sowohl japanische Blumenmotive wie Kirschblüte, Chrysantheme oder Pflaumenblüte zeigen als auch hochkomplexe geometrische Muster. Diese bunten, dekorativen Temari eignen sich hervorragend als dekorative Elemente. In Japan symbolisieren sie Kindheit, Weiblichkeit und Glück.
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Drei Temari-Bälle mit unterschiedlichen Motiven und Verzierungen.
Foto © Conveyor belt sushi, CC BY 2.0
Was sind Temari-Bälle?
Temari-Bälle sind bestickte japanische Stoffbälle mit einer über tausendjährigen Geschichte. Ursprünglich als Spielzeug für Kinder gedacht, entwickelten sie sich besonders ab der Edo-Zeit (1603-1868) zu kunsthandwerklich ausgefeilten und hochdekorativen Objekten. Seit dieser Zeit wurden sie nicht nur als Kinderspielzeuge, sondern auch als wertvolle, dekorative Objekte von allen Gesellschaftsschichten geschätzt.
Der Aufbau eines Temari ist einfach. Auf eine kugelförmige Stofffüllung (heute oft aus mit Garn umwickelten Kugeln aus Plastik oder Styropor, früher meist aus Resten alter Kleidung) werden kunstvolle und oft bunte Muster gestickt. Die Muster können Motive aus der japanischen Natur wie Kirschblüte oder Chrysantheme darstellen oder einem streng geometrischen Design folgen, das teils einer komplexen Mathematik entspricht.
Temari-Bälle sind bis heute sehr beliebte japanische Geschenke, die tiefe Freundschaft und Loyalität ausdrücken. Für Kinder und junge Frauen sind auch Kleidungsstücke mit Temari-Aufdrucken beliebt, die symbolisch für Kindheit und Weiblichkeit stehen.
Wie wurden die ersten Temari-Bälle hergestellt?
Der Ursprung der Temari-Bälle liegt in China. Im 7. Jahrhundert gelangten Bälle zum Spielen mit der Hand nach Japan. Diese ursprünglich Kemari genannten Bälle, meist aus Resten von Kimonos, entwickelten sich zu den bestickten Temari – was sich aus den japanischen Schriftzeichen (Kanji) für Hand und Ball zusammensetzt.
Die Herstellung von Temari wurde zu einer handwerklichen Kunstform, die erst von Frauen des Adels und der oberen Klassen ausgeübt wurde.
Spätestens mit der Einführung von Gummi in Japan wurden Temari-Bälle endgültig zu Kunstobjekten. Dennoch basteln manche japanische Mütter auch heute noch Temari für ihre Kinder.
Die Herstellung von Temari-Bällen ist heute ein traditionelles Kunsthandwerk und benötigt spezifisches Training für eine Zertifizierung. Natürlich kann jeder auch seine Temari selber machen – als Geschenk für das eigene Kind, einen guten Freund oder ähnliches.
Gibt es spezielle Traditionen oder Bräuche, die mit Temari-Kugeln verbunden sind?
Temari-Bälle waren traditionell Geschenke für Kinder an Neujahr, um ihnen Glück zu wünschen. Sie wurden und werden als Spielzeug genutzt. Außerdem dienen Temari als Accessoire für Kimonos. Kimonos mit Temari-Mustern sind aufgrund der symbolischen Verbindung mit Weiblichkeit typische Geschenke zur Verlobung oder Heirat.
Wie werden Temari-Bälle in der modernen japanischen Kultur genutzt?
In der modernen japanischen Kultur gelten Temari vor allem als dekorative Objekte zur Wohnungsdekoration. Mütter basteln manchmal Temari für ihre Kinder, und sie gelten als besondere Geschenke unter Freunden, um Loyalität und tiefe Verbundenheit auszudrücken. Temari oder an Temari angelehnte Kugeln finden sich auch als Schlüsselanhänger, Telefonarmbänder oder Schmuckstücke.
Herstellung und Materialien von Temari-Bällen
Die Herstellung von Temari lässt sich grob in drei Schritte einteilen:
- Fundament legen (die Füllung aus Stoff)
- Aufteilung der Oberfläche
- Herstellung des Musters (Stickerei)
Die Kugel - das Fundament eines Temari
Für das Fundament eines Temari wurden ursprünglich Reste japanischer Stoffe oder Beutel aus Reishülsen verwendet. Moderne Temari nutzen oft Plastik- oder Styroporkugeln, die dann mit hellem Garn umwickelt werden, bis eine runde Kugel entsteht.
Die Oberfläche für das Besticken vorbereiten
Die Oberfläche der Temari-Kugel wird in Abschnitte unterteilt, die man mit Nadeln markiert. Dies können 4 bis 16 Abschnitte sein, immer gerade Zahlen. Nadeln an den Ober- und Unterseiten markieren oben und unten. Zwischen den Nadeln werden Fäden gespannt, die dem Temari-Künstler als Richtungsweiser dienen.
Das Muster anlegen
Um das gewünschte Muster auf den Temari-Ball zu bringen, werden farbige Fäden aus Baumwolle oder Seide in einer spezifischen Anordnung um und zwischen die Stifte gezogen. Diese Technik schafft viele geometrische Muster, vor allem Rauten- oder Sternmuster. Für kompliziertere Muster werden weitere Fäden mit einer Nähnadel durch vorhandene Lagen von Fäden gewebt. Zuletzt werden bei manchen Designs kleinere Muster auf das grundlegende Fadenmuster gestickt.
Muster, Farben und Bedeutungen auf Temari-Bällen
Typische Muster auf Temari-Bällen umfassen klassisch japanische, von der Natur inspirierte Motive wie Blumen, Wellen oder Wassermuster und geometrische Formen in variabler Komplexität. Die geometrischen Muster können sich überlappen und im Zusammenspiel besonders erstrahlen.
Bei der Farbwahl bieten sich knallige Farben und starke Kontraste an, um die Muster hervorzuheben. Manche Farben haben in der japanischen Kultur eine besondere Bedeutung und werden bewusst für bestimmte Motive oder Muster gewählt.
Während geometrische Muster im Allgemeinen keine inhärente kulturelle Bedeutung haben, trifft dies bei klassischen Naturmotiven wie Kirschblüte oder Chrysantheme nicht zu. Durch die Wahl eines Motivs und bestimmter Farben können Temari-Bälle eine tiefere Bedeutung erhalten.
Eigene Temari-Kugeln selbst herstellen
Jeder kann mit etwas Übung eigene Temari-Kugeln herstellen. Für Anfänger eignen sich einfache Muster. Ein guter Einstieg kann ein Temari-Kit sein, das alle benötigten Utensilien enthält. Man braucht:
- Eine Styroporkugel in gewünschter Größe
- Garn für das Umwickeln
- Näh- oder Stickgarn für das Muster
- Schneidernadeln und eine Nähnadel
Neben speziellen Temari-Kits können vorgefertigte Temari-Muster und Lehrvideos auf YouTube helfen, die einzelnen Schritte zu verstehen und eine Temari-Kugel erfolgreich zu basteln.
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