Kintsugi – Keramikreparatur mit Gold und Edelmetallen
Die traditionelle japanische Kunst Kintsugi (auch als japanische Goldreparatur bekannt), zerbrochene Keramik oder Porzellan mit Gold zu reparieren stammt bereits aus dem 15. Jahrhundert. Bei Kintsugi werden die wieder zusammengefügten Bruchstellen in der Keramik mit Lack und Gold besonders hervorgehoben. Die kostbaren Goldadern betonen die Schönheit des Unvollkommenen, Zerbrechlichen, die in der japanischen Philsophie einen ganz besonderen Wert haben. Lesen Sie hier alles Wissenswerte zur Philosophie, die hinter Kintsugi steht, zur Kintsugi-Reparatur-Technik und was man für Kintsugi braucht.
Kintsugi (金継ぎ, dt. „Goldverbindung, -flicken“), eine japanische Technik für die Reparatur von Keramiken, ist fast das genaue Gegenteil des westlichen Umgangs mit zerbrochener Keramik. So versucht die Kintsugi-Technik auch gar nicht, die Bruchstellen zu kaschieren, sondern betont diese sogar durch die Verwendung von Goldstaub und anderen Edelmetallen wie Silber oder Platin, die in den Reparatur-Lack gemischt werden. So entstehen schmale goldene (oder silberne) Bänder, die sich wie Adern durch die Keramik ziehen und deutlich aufzeigen, wo diese einmal zu Bruch gegangen ist.
Handgemachte Keramik wie Teeschalen, Teller oder Kannen werden in der japanischen Kultur nicht nur hochgeschätzt, ihr Alter und die Patina, eingeschlossen auch Beschädigungen, erhöhen sogar nur noch ihre individuelle Wertschätzung.
- Kintsugi wird auch „Kintsukuroi“ genannt, was „Goldreparatur“ bedeutet. - Bild: © Daderot - wikimedia
Das grundlegende Prinzip für diese Reparatur liegt in der Ästhetik des Wabi-Sabi (侘寂), einer in Japan entstandenen und vom Zen-Buddhismus beeinflussten Idee der Schönheit, die das Unvollkommene, das Gebrauchte, Vergängliche und Authentische in ihr Zentrum stellt.
Die Wertschätzung für durch die Kintsugi-Technik reparierte Keramiken geht so weit, dass Keramik teils sogar extra zerbrochen wird, um sie anschließend mit dieser Technik zu reparieren, um dann ein einzigartiges Stück zu besitzen – oder verkaufen zu können.
Geschichte des Kintsugi
Der Legende nach zerbrach die Lieblingsteeschale des japanischen Shoguns Ashikaga Yoshimasa (herrschte von 1449 bis 1473) und wurde daraufhin zur Reparatur nach China gesandt. Zurück kam die mit Metallklammern reparierte Schale, was dem Shogun aber nicht gefiel, da die Metallklammern von der Schönheit der eigentlichen Schale ablenkten. So regte der Shogun die Entwicklung einer alternativen Technik an und japanische Kunsthandwerker erfanden Kintsugi.
Damit schaut diese sehr spezielle Reparaturtechnik auf eine Geschichte von über 500 Jahren zurück und wird auch heute noch von Kunsthandwerkern in teils sehr langwierigen Prozessen durchgeführt.
Dabei erhöht sich der Wert einer Keramik mitunter deutlich durch ihre Reparatur und führte so zu der oben schon angesprochenen Eigenheit, Keramiken sogar extra zu zerbrechen, nur um diese mit der Kintsugi-Technik reparieren zu lassen.
Die Philosophie Kintsugi und Wabi-Sabi
Unter Wabi-Sabi versteht man eine Idee der Schönheit bzw. eine ästhetische Auffassung, in der das Unvollkommene, das Alte, beschädigte und von Patina überzogene der Perfektion und Symmetrie vorgezogen werden.
Dabei besteht eine enge Verbindung zum Zen-Buddhismus und Wabi-Sabi kann als Entsprechung zur ersten der vier edlen Wahrheiten (Dukkha) des Buddhismus, aufgefasst werden. Die wirkliche Schönheit liegt dem Wabi-Sabi zufolge nicht offensichtlich zu Tage, sondern erscheint im Verborgenen und erschließt sich erst durch die nähere Betrachtung.
- Wabi-Sabi bedeutet, auch die kleinen, alten und benutzten Dinge zu schätzen - Bild: © Haragayato - wikimedia
Wabi-Sabi ist dabei universell auf die Künste anwendbar und umfasst neben Gegenständen auch die Poesie, beeinflusst die Gartengestaltung und kann ebenso in der Natur aufgefunden werden.
Die offensichtliche Reparatur, wie sie durch Kintsugi mit den schmalen, metallen glänzenden Bändern an den Bruchstellen durchgeführt wird, betont die Unvollkommenheit eines Objektes, ohne dies selber grundlegend zu verändern und verspricht so bei Anschauung des Objektes eine besondere Schönheit zu entbergen.
Wie funktioniert Kintsugi?
Die Reparatur von zerbrochener Keramik mit Kintsugi ist sehr aufwendig und kann teilweise sogar Monate dauern. Grundlegend ist die Verwendung von Urushi-Lack (jap. 漆, hierzulande häufig auch als Chinalack bezeichnet), einem Naturlack auf Basis des Harzes von Lackbäumen.
Dieser wird in einem langwierigen Prozess in mehreren Schichten aufgetragen und immer wieder geschliffen und poliert. Üblich ist es dabei, den Urushi-Lack mit Goldfäden, Goldstaub oder mit anderen Edelmetallen zu versetzen und zu färben. Neben der sorgsamen Verarbeitung ist vor allem die nach jedem Arbeitsschritt notwendige Trocknung in speziellen Feuchtschränken (Urushi-Furo) sehr zeitaufwendig.
- Urushi ist gesundheitlich unbedenklich. - Bild: © Haragayato - wikimedia
Außer dem einfachen Zusammenfügen von Teilen einer gebrochenen Keramik gibt es noch zwei weitere Techniken, um mit Kintsugi aus Scherben etwas Einzigartiges entstehen zu lassen.
Zum einen ist da die Yobitsugi-Reparatur, bei der für die Reparatur ein fehlendes Teil durch das einer anderen, oft anders gemusterten Keramik für die Fertigstellung ersetzt wird.
Zum anderen gibt es mit der Makienaoshi-Technik auch eine Form der Reparatur, bei der ein fehlendes Teil oder eine Scherbe gänzlich mit mehreren Schichten Ushuri-Lack ersetzt wird. Dieser ist dann meist aber nicht mit Gold oder anderen Edelmetallen gefärbt, sondern versucht das Muster der Ursprungskeramik zu imitieren.
Auch interessant:
-
Akribisch geplante Asymmetrie – einen japanischen Garten gestalten
-
Gusseisenkanne oder Porzellan-Teekanne - eine Entscheidungshilfe
-
Auf dem Boden schlafen: Gesund oder schädlich?
Titelfoto: © Guggger, Kintsugi, CC BY-SA 4.0
Passende Artikel

Kintsugi-Set: 9 teiliges japanisches Keramik-Reparatur-Kit
Mit dem 9 teiligen Kintsugi-Set erlernen Sie spielend die traditionelle Technik der Keramik-Reparatur. Mit dem Set können Sie Porzellan und Keramik aller Art neues Leben einhauchen. Kintsugi-Keramik ist in Japan sehr beliebt. Porzellan- und Keramik-Bruchstücke werden zu einem neuen Gegenstand zusammengesetzt, wobei die Bruchlinien mit goldener oder silberner Farbe direkt in das Auge springen – die Wabi Sabi-Ästhetik aus...
Statt: 29,90 € * 19,90 € *

Kintsugi: Ersatzfarben-Set Gold und Silber
Wenn man mehrere Kintsugi-Kunstwerke hergestellt hat, kann das Gold- oder Silberpulver schnell zur Neige gehen. Aus dem Grund bietet Japanwelt Silber- und Goldpulver als Ersatzfarben-Set an. Damit steht der Nutzung der übrigen Komponenten des japanischen Keramik-Reparatur-Sets nichts mehr im Wege. Was zeichnet das Ersatz-Reparatur-Set aus? In Japan spielt die Wabi Sabi-Ästhetik eine große Rolle. Mit der Kintsugi-Kunst soll...
8,50 € *

Kintsugi-Erweiterungsset mit den Farben Rot, Grün und Blau
Die klassischen Kintsugi-Sets bestehen aus einem Keramik-Reparatur-Kit mit goldener und silberner Farbe. Aber warum soll es beim Kintsugi nur goldene und silberne Bruchlinien geben? Auf Japanwelt haben wir daher eine farbenfrohe Erweiterung bestehend aus Rot, Grün und Blau. Was macht das Farben-Erweiterungsset für Kintsugi aus? Im Bereich der japanischen Keramikreparatur steht die Wabi-Sabi-Ästhetik im Mittelpunkt....
9,50 € *

2-Komponenten-Kleber für Keramik und Porzellan
Sie erhalten hier einen 2-Komponentenkleber auf Epoxidharzbasis, der universell eingesetzt werden kann. Durch die praktische Instant-Spritze mit 25mg Kleber erfolgt die Mischung der Komponenten automatisch. Der Kleber hat eine extreme starke Klebekraft und gleicht auch kleine Materialunebenheiten aus. Der Kleber vergilbt nicht und härtet in 5 Minuten aus. Sie können den Kleber für das Zusammenfügen von Bestandteilen am...
10,00 € *
Kommentar schreiben