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Sashiko: Japanische Stickerei - Muster & Technik

Die japanische Stickerei Technik Sashiko (jap. 刺し子) bringt nicht nur schöne Muster hervor, sondern birgt als klassische Handarbeit auch eine quasi meditative Qualität.

Traditionell wurde Sashiko mit hellem Garn auf oft indigofarbene Oberstoffe gestickt. Auch wenn Ihnen der Name nicht bekannt gewesen ist, haben Sie vielleicht sogar schon einmal solch eine Sashiko Stickerei gesehen, die sich auch bei uns schon seit einiger Zeit großer Beliebtheit erfreut.

Das liegt zum einen an der eher minimalistischen, klaren Ästhetik, zum anderen an der beruhigenden Wirkung, die traditionelle Handarbeiten wie Stickerei oder auch Stricken haben und so einen Ausgleich zum oft hektischen Alltag zu schaffen helfen.

 

Was ist Sashiko?

Sashiko – übersetzt einfach Stäbchen – ist eine japanische Stricktechnik. Sie verwendet den Vorstich und für das Sticken, für Sashiko wird grundsätzlich kein Stickrahmen benutzt. Die Technik von Sashiko ist dabei sehr einfach und wird in Japan oft schon im Kindergarten erlernt, wo allerdings Schablonen benutzt werden.

Sashiko wird von vielen als „Do“, als Weg, angesehen, ähnlich den Wegen des Zen-Buddhismus. Dies bedeutet, dass es beim Sashiko nicht nur um das Erschaffen schöner, mit Mustern bestickter Stoffe geht, sondern auch um eine Form der Meditation und einen Weg zu sich selbst. Die wirkliche Kunst des Sashiko besteht in der Vielfältigkeit der Muster und Motive, die genutzt werden können.

 

Japanische Sashiko Stickerei Technik und Muster

Die traditionelle Sashiko-Sticktechnik: weißer Faden auf dunkelblauer Baumwolle.
Foto © Auckland Museum, CC BY 4.0,

 

Die Entstehung und Entwicklung von Sashiko

Sashiko entstand während der Edo-Zeit (1603 bis 1868) als eine Technik, um alte, getragene Stoffe aufzuarbeiten und wieder zu tragbarer Kleidung zu machen. Dafür wurden verschiedene japanische Stoffe übereinander genäht bzw. gestickt, ganz ähnlich wie dies beim amerikanischen Quilt der Fall ist.

Dabei benutzte man für die unteren Lagen die ältesten und unansehnlichsten Stoffe bzw. Stoffreste und für die oberste Lage die besten Stoffe oder Stoffreste, auf die man Zugriff hatte.

Die heute traditionelle, typische indigoblaue Färbung der Stoffe, auf die Sashiko Stickereien appliziert werden, erklärt sich dabei auch aus der Historie. Den unteren Klassen war es in etwa bis zum Ende der Edo-Zeit nicht gestattet, helle, luminöse Farben wie Gelb oder Rot zu tragen. Das tiefe Indigoblau hingegen war erlaubt und besonders beliebt.

In gewisser Weise wurde Sashiko also aus der Not geboren und war eine Möglichkeit, aus alter wieder neue, ansehnliche Kleidung herzustellen. Zudem boten die aufgestickten Muster, die gleichzeitig die Stoffschichten zusammenhielten, eine breite Bandbreite an individualisierter Verzierung und Ornamentierung der eigenen Kleidung. So entwickelte sich Sashiko über die Zeit zu einer eigenen Kunstform.

 

Philosophie und Bedeutung hinter Sashiko

Traditionell wurden Sashiko Muster mit weißem Garn auf meist Indigoblau gefärbten Stoff gestickt. Da das weiße Garn sich mit der Zeit hellblau verfärbten wurden später auch hellblaue Garne genutzt, um von vornherein einen gewissen blau auf blau Effekt zu erzielen.

Während die Farben von Garn und Stoff historisch eng mit der Klassenstruktur der japanischen Feudalgesellschaft verwoben ist, haben die traditionellen Muster im Sashiko alle eine eigene Bedeutung und Geschichte. Viele der Muster beziehen sich dabei auf den Shintoismus oder auf weithin bekannte Legenden und können teilweise auch eine Funktion als Talisman haben. 

 

Sashiko Sticken Japan Anfänger

Historische “Liste” der verschiedenen Sashiko-Muster.
Foto © Daderot - Own work, CC0

 

So wurden von Fischern historisch z.B. bestimmte Muster des Sashiko getragen, die den Träger vor Schiffbruch bewahren sollten. Dasselbe gilt auch für andere Berufsgruppen wie z.B. Feuerwehrleute. Welches Muster auf welcher Geschichte beruht und welche positiven Wirkungen diese haben sollen, ist dabei nicht immer einfach herauszufinden und Bedarf oft einiges an detektivischer Recherchearbeit.       

 

Sashiko Sticken: Muster, Stile und Techniken

Wie schon angesprochen sind die traditionellen Muster im Sashiko mit inhärenter Bedeutung aufgeladen. Die Muster selber können dabei aus einer ganzen Reihe unterschiedlicher Formen bestehen.

Dies können parallele Striche oder Linien sein, Kreuze, Karos, Bögen oder auch treppenförmige Linien. Diese werden von der Technik her als Vorstich gesetzt und es wird kein Stickrahmen benutzt. Der Vorstich gilt als einfachster Stich, den es beim Sticken gibt, und bei diesem wird die Nadel in Auf- und Ab-Bewegungen durch den Stoff gestochen. Beim Sashiko spielen aber noch weitere Aspekte für die Technik eine wichtige Rolle.

 

Sashiko Technik und ihre 2 Gebote

Das erste Gebot der Sashiko Technik lautet: Nutze den kürzesten Weg. Hintergrund ist die Auffassung von Sashiko als ein „Do“ oder Weg. Umgesetzt bedeutet diese Regel, dass man beim Sashiko den Startpunkt des Musters so wählt, dass dieser beim Sticken den kürzesten Weg von Beginn bis Vollendung des Musters ermöglicht.

Das zweite wichtige Gebot der Sashiko Technik geht so: Der Stoff bewegt sich durch die Nadel. Anders als beim Sticken nach westlichem Vorbild, wird die Nadel beim Sashiko still in der Hand gehalten und der Stoff mit der anderen Hand auf diese geschoben. Dabei werden so viele Stiche wie möglich auf die Nadel gelegt, bevor diese durchgestochen wird. Anschließend glättet man Stoff und Faden und beginnt erneut Stiche anzusetzen.

Aufgrund dieser 2 Techniken nutzt man für Sashiko lange und feste Sticknadeln und verzichtet auf den Einsatz von Stickrahmen, da der Stoff in diese fest eingespannt wird, was die Sashiko Technik unmöglich machen würde.

Die Bewegung des Stoffes auf bzw. durch die Nadel macht auch den Einsatz eines Fingerhutes sinnvoll, um sich nicht aus Versehen in die Hand oder den Finger zu stechen.

 

Sashiko Hitomezashi und Sashiko Moyozashi – die zwei Stile von Sashiko

Die japanische Sticktechnik Sashiko hat zwei distinkte Stile mit unterschiedlichen Mustern und teilweise auch leicht unterschiedlichen Techniken hervorgebracht. Diese Stile sind Sashiko Hitomezashi und Sashiko Moyozashi.

Sashiko Hitomezashi basiert vor allem auf geraden Linien, in denen sich Stiche kreuzen oder treffen und so zusammen ein Muster bilden. Sashiko Hitomezashi hat Ähnlichkeiten mit der europäischen Variante der Schwarzstickerei und ist in Japan besonders typisch für die Stadt Shōnai in der Präfektur Yamagata.

Sashiko Moyozashi wiederum nutzt einen Laufstich mit geraden Linien und Kurven, die ihre Richtung ändern und so im Zusammenspiel ein Muster erschaffen. Dabei überschneiden und kreuzen sich Motive nicht. Sashiko Moyozasho nutzt zudem oft doppelte Fäden und eignet sich besonders für die Herstellung dichter und warmer bestickter Stoffe.

 

Materialien und Werkzeuge für Sashiko Stickerei

Für Sashiko Stickerei werden teils besondere Strickwerkzeuge und Materialien benutzt. Für eine traditionelle Sashiko Stickerei wäre ein gutes Beispiel der indigoblau gefärbte Oberstoff und das spezifisch weiße (oder hellblaue) Garn, dass sich dann stark absetzt bzw. einen blau auf blau Effekt erzeugt.

Heute gibt es aber Sashiko Garn in allen möglichen Farben und auch das genutzte Material, auf dem gestickt wird, muss natürlich nicht indigoblau sein. Hier eine Übersicht über Werkzeuge und Materialien für die Sashiko Stickerei:

  • Sashiko Garn (eng verdrehtes Garn, unterschiedliche Garnstärken)
  • Stoff zum Besticken (typischerweise gewebte Baumwollstoffe, Leinen oder auch Seide)
  • Sashiko Sticknadeln (besonders lange und feste Sticknadeln)
  • Fingerhut (optimalerweise mit breitem Fingerring)

Für Anfänger gibt es auch Sets und Stoffe mit bereits vorgedruckten Mustern, die nachgestickt werden können sowie Schablonen, mit denen das Muster vor dem Sticken auf den Stoff übertragen werden kann und das Sticken selber so deutlich erleichtert.

Besonders gut für Sashiko Stickereien eignen sich gewebte Baumwollstoffe, da es sich ursprünglich aber um eine Upcycling Methode handelt, können im Grunde genommen alle Stoffe für Sashiko Stickerei verwendet werden.

 

Sashiko-Nähen zu Hause lernen und selbst sticken für Anfänger

Sashiko Stickereien zu Hause selber zu machen ist relativ einfach, wenn man die benötigten Materialien beisammen hat. Besonders hilfreich sind hier Sashiko Starter-Kits, in denen sich neben speziellem Sashiko-Garn und Sashiko-Nadeln sowie einem Fingerhut auch Schablonen oder manchmal ein mit einem Muster vorbedruckter Stoff enthalten ist.

Wer sich intensiver mit Sashiko beschäftigen möchte, der kann einen Sashiko Workshop besuchen, die auch in Deutschland inzwischen regelmäßig an vielen Orten angeboten werden.

Auf jeden Fall sollte man aber vor dem Beginn des Stickens zuerst das Garn vorbereiten. Auch das korrekte Falten des Stoffes ist hilfreich. Dann steht an erster Stelle das Besticken des Randes des Stoffstückes, mit dem eine Umrandung für das spätere Muster geschaffen wird. Das Einfädeln des Garns in die Sashiko-Sticknadel wiederum erfolgt am besten unter Zuhilfenahme eines Einfädlers und ist dann eigentlich kinderleicht. 

 

Sashiko im heutigen Japan

Im heutigen Japan werden alte Stoffe in der Regel genauso wenig wieder aufgearbeitet, wie hierzulande. Die Sashiko Stickerei hat sich so in Japan zu einer Art kontemplativen Kunstform mit historischen Wurzeln gewandelt.

Dabei spielen die Bedeutungen der Muster zwar eine geringere Rolle als früher, werden aber oft trotzdem noch bewusst verwendet. Neben der Nutzung als „Do“, als Weg der Einkehr und Selbstfindung, werden Sashiko Muster heutzutage natürlich auch industriell erstellt und z.B. auf Kissenbezüge oder Geschirr gedruckt, bei ersterem seltener auch gestickt. Zudem nehmen auch immer wieder japanische Modedesigner Elemente und Techniken des Sashiko und inkorporieren diese in ihre Entwürfe.

 

 

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Titelfoto © japanwelt.de

 

 

 

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