Japanische Meditation im Wandel der Zeiten
Im Westen haben sich asiatische und darunter vor allem die japanische Meditation zu einer Art Modeerscheinung entwickelt. Doch immer öfter entdecken die Anhänger dieses Lebensstils neue Aspekte, die sich von den meist vom Buddhismus geprägten Lehren anderer Länder unterscheiden. Der Buddhismus hat seinen Ursprung in Indien, hat sich von dort aber rasch nach China ausgebreitet. Um das 6. Jahrhundert herum sollen einige Gelehrte aus Japan den Buddhismus auch auf die japanischen Inseln gebracht haben. Die Lehren von Buddha haben in Japan Glaube neu definiert und in vielen Bereichen über lange Zeit sogar dominiert. Heute gibt es ein Miteinander verschiedener Religionen, beispielsweise des traditionellen Shintoismus, des Buddhismus aber durchaus auch des Christentums.
Wie wird in Japan Glaube verstanden?
Japanische Meditation begrenzt sich aber keineswegs nur auf den buddhistischen Stil. Auch bei den Anhängern der Shinto Religion gibt es viele Meditationstechniken und Rituale, die auf den ersten Blick ähnlich anmuten. Allerdings ist japanischer Glaube im buddhistischen Sinne keiner an Götter oder Geister, wie das beim Shinto üblich ist. Die Befreiung des Geistes und die Erleuchtung sind jedoch tief in Japans Glaube verwurzelt, unabhängig von dessen Ausrichtung im Detail. Der Staatsbuddhismus hat in der Frühzeit der Entwicklung Japans oft dazu geführt, dass die eingeborenen Traditionen verdrängt oder gar bekämpft wurden. Dass viele asiatische Kampfkünste vom chinesischen Kung Fu und Tai Chi über das japanische Karate, Judo und Kendo bis hin zum Kyudo (Bogenschießen) auch stets meditative Einflüsse auf Körper und Geist haben, kommt nicht von ungefähr. Das körperliche Training ist in allen Kampfkünsten stets nur ein Teil des Ganzen, denn ohne einen starken Geist kann kein Krieger bestehen. Die japanische Meditation hat insofern auch die Ritterkaste der Samurai entscheidend beeinflusst. Auch wenn diese längst nicht immer den japanischen Glauben repräsentierten, ist die geistige Entspannung ein Schlüsselelement beim Schwertkampf. Dies lässt sich in moderner Zeit übrigens auch in den Traditionen des Shodo (also der Kunst der Kalligrafie) wiederfinden, denn hier ist der Pinsel ebenso wichtig wie das Schwert für den Samurai. Beides stellt eine Erweiterung von Körper und Geist dar und die Ergebnisse der Arbeit lassen große Rückschlüsse auf die geistige Verfassung des Künstlers im Moment des Pinselstrichs zu.
Was bedeutet japanische Meditation heute?
Es gibt zahlreiche Yogaschulen in Fitnessclubs, die sich jedoch nur mit den körperlichen Aspekten der Übungen beschäftigen und bestenfalls am Rande auf die Bedeutung der Atmung eingehen. Japanische Meditation beim Yoga ist aber deutlich mehr, denn auch hier ist (wie bei den obigen Beispielen Kampfkunst, Samurai und Shodo-Kalligrafie) der körperliche Aspekt nur ein Teil des Gesamtbildes. Die tiefe Entspannung gehört zur japanischen Meditation einfach dazu. Besonders populär ist in diesem Zusammenhang der sogenannte Zen-Buddhismus, wo die Meditation einen ganz besonderen Schwerpunkt im japanischen Glauben hat. Um den Geist zu öffnen und sowohl ihn als auch die eigene Konzentration zu fördern, beschäftigten sich japanische Mönche und Samurai gleichermaßen mit meditativen Aufgaben. Dabei gibt es vor allem sieben "Hauptwege", die im Zen-Buddhismus beschritten werden: Chadō (Weg des Tees, Teezeremonie), Shodō (Weg des Schreibens, Kalligraphie), Kadō (Weg der Blumen, Ikebana/Kunst des Blumenarrangements), Kyūdō (Weg des Bogens, Bogenschießen), Budō (Weg des Krieges, Kriegskunst), Suizen ("Blas-Zen", das rituelle Spielen der Shakuhachi) und natürlich den berühmten Kare-san-sui (Ausgetrockene Landschaft, Zengarten). All diese Tätigkeiten dienten neben den alltäglichen Arbeiten auch zur Meditation, da sie mit großer Geistesgegenwart und in einer bestimmten Form verrichtet wurden. Gerade für Samurai, die häufig von Kriegsgeschehen umgeben waren, waren beispielsweise Kalligraphie oder die Teezeremonie ein Ausgleich und ein Weg zur Entspannung.
Unterschiede im japanischen Glauben
Für Außenstehende ist nicht immer sofort ersichtlich, wo die Unterschiede zwischen buddhistischen Mönchen und Priestern des Shinto liegen. Das fängt bei den Begriffen an. Bei den Buddhisten spricht man eher von Mönchen bzw. Nonnen (denn auch Frauen spielten im Buddhismus stets eine wichtige Rolle), da sie in vielen Fällen auch in regelrechten Klostern lebten (wie etwa dem Shaolin-Kloster in China). In Japan – sowie auch in China, Korea und Vietnam – spielten die Frauen allerdings stets eine sehr untergeordnete Rolle in der Männerdomäne Buddhismus, auch wenn bereits unter den ersten buddhistischen Geistlichen, die nach Japan kamen, Nonnen gewesen sein sollen. Im Shinto hingegen werden geistliche Führer als Priester bezeichnet und verrichten ihre Arbeit und Meditation im Schrein. Der Ausdruck Tempel wiederum ist eher für den Buddhismus typisch. Eine Lebens- und Arbeitsgemeinschaft, wie sie für ein Kloster prägend wären, gibt es im Shinto nicht und früher war auch die Besitzlosigkeit und ein Zölibat üblich für buddhistische japanische Mönche. Letzteres wurde jedoch im Laufe der Zeit gelockert und sogar komplett aufgehoben, weswegen es regelrechte Mönch-Dynastien gibt, in denen die religiöse Autorität von einer Generation zur nächsten weitergegeben wird. Besonders in kleinen Gemeinden wuchsen solche Traditionen zu einem echten lokalen Machtfaktor an. Das beliebte Räucherwerk findet man hingegen in fast allen Ausrichtungen japanischen Glaubens. Obwohl es vor allem in der Shinto-Lehre zum Vertreiben böser Geister und zur Reinigung des eigenen Geistes genutzt wird, kennen auch japanische Mönche im Buddhismus die Verwendung von Räucherwerk. Hier helfen die Düfte, den Atem zu kontrollieren und den Körper zu entspannen und werden mithin auch für Yogaübungen begleitend eingesetzt.
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