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Shogun, Daimyō und Tennō – Unterschiede und Funktionen im alten Japan

Shogun, Daimyō und Tennō sind drei der wichtigsten Ämter und Titel im historischen Japan. Jede dieser drei zentralen Rollen hat dabei seine eigene Bedeutung und Funktion. Die Rollen des Daimyō und des Shogun können sich aber überschneiden, denn der Shogun ist eigentlich immer auch ein Daimyō. Der Tennō hingegen ist eine einzigartige Rolle, die – zumindest in der Theorie – über allen anderen Ämtern und Titeln steht.

In ein europäisches Modell übersetzt ist die Rolle des Tennō in etwa vergleichbar mit der eines Kaisers. Der Titel des Shogun wiederum bezeichnet ursprünglich einen obersten Heerführer, vielleicht vergleichbar mit der ursprünglichen Bedeutung des Titels Herzog. Der Daimyō widerum ist ein lokaler Herrscher über ein Gebiet, in etwa vergleichbar mit einem Fürsten.

Die Beziehungen und Abhängigkeiten zwischen diesen drei höchsten Stufen der feudalen japanischen Gesellschaft waren dabei immer wieder fließend und die tatsächliche Macht der jeweiligen Titelträger und Rollen schwankten mitunter stark. Während es allerdings zu jeder Zeit im historischen Japan mehrere Daimyō gab, konnte es immer nur einen Shogun oder Tennō geben.

 

Wer sind Shogun, Daimyō und Tennō?

Shogun, Daimyō und Tennō sind drei der zentralen Rollen im historischen Japan. Der Tennō steht dabei an oberster Stelle und kann mit einem Kaiser verglichen werden. Dessen Macht und Stellung in Japan leiten sich aber auch von der angenommenen göttlichen Abstammung des Kaiserhauses ab.


Die Rolle des Tennō war dabei allerdings für lange Zeit auf eine rein zeremonielle beschränkt. Die weltliche Macht lag währenddessen bei einem Shogun oder den Daimyō.

Ein Daimyō ist ein regionaler Herrscher mit – im Allgemeinen – einer eigenen Armee und ihm direkt unterstellten Samurai. Diese dienen dem Daimyō als Krieger, Verwalter und Berater.
Gleichzeitig ist ein Daimyō aber auch selbst ein Samurai.

Shogun wiederum ist im Ursprung ein für einen Kriegszug vom Tennō normalerweise an einen Daimyō verliehener Titel, der diesen als obersten Heerführer auszeichnet. Der Titel Shogun wurde aber zu gewissen Zeiten erblich. Er zog die weltliche Macht an sich.

Der Tennō als eigentliches Staatsoberhaupt übte dann nurmehr eine zeremonielle Funktion aus.

 

Der Tennō – Der symbolische Herrscher Japans

Der Tennō (天皇, „Himmlischer Herrscher“) ist das historische und bis heute amtierende Oberhaupt des japanischen Staates und gilt als ältestes Herrschergeschlecht der Welt. Der heute amtierende Naruhito ist der 126. Tennō.  Dieses Herrschergeschlecht leitet seine Herkunft und seinen Herrschaftsanspruch dabei auf einen mythischen Vorfahren zurück, der direkt von der wichtigsten Shinto-Gottheit (Kami) Amaterasu abstammen soll.

 

Japanischer Kaiser Tenno in traditioneller Kleidung bei einer Zeremonie

Der aktuelle Tennō Naruhito und seine Gattin Masako.
Foto © 外務省ホームページ, CC BY 4.0

 

Mit der Thronbesteigung dieser legendären Figur, die in Japan als Jimmu oder Jimmu-tennō bezeichnet wird, im Jahr 660 v. Chr. soll das japanische Kaiserhaus begonnen haben. Inwieweit dies zutrifft, ist absolut unklar.

Die moderne Geschichtswissenschaft geht eher davon aus, dass der, im Übrigen aus China übernommene, Titel mit der nachweislichen Gründung eines japanischen Staatswesens im 5. Jahrhundert eingeführt wurde und seitdem immer in der gleichen Familie verblieben ist.

Als ein durch göttliche Abstammung legitimiertes Herrscherhaus war die Rolle des Tennō zu jeder Zeit – neben der diesem zugestandenen weltlichen Macht – vor allem in der Frühzeit des japanischen Staates immer auch eine rituelle und religiöse.

So ist der Tennō sozusagen durchgehend das spirituelle und kulturelle Oberhaupt Japans mit wichtigen zeremoniellen Aufgaben und einer besonderen, rituellen Autorität. Der Tennō ist damit gleichzeitig Staatsoberhaupt und Repräsentant des Staates sowie ein Mittler und eine lebende Verbindung zur göttlichen Welt im Shinto, der autochthonen Religion Japans.

Der Einfluss des Tennō auf die Geschicke Japans wandelte sich in der Geschichte mehrmals. Zu Beginn war bei diesem die kulturelle, zeremonielle und weltliche Macht weitgehend gebündelt. Mit der Zeit ging die weltliche Macht aber mehr und mehr auf einflussreiche Daimyō und dann schließlich den Shogun über, als dies ein erblicher Titel wurde.

Erst mit der Meiji-Restauration aber 1868 konnte das japanische Kaiserhaus wieder mehr weltliche Macht an sich ziehen, was aber auch nicht von Dauer war.Spätestens seit dem Ende des 2. Weltkrieges ist die Rolle des Tennō wieder eine rein kulturell-zeremonielle.

 

Der Shogun – Der militärische Machthaber des Landes

Der Shogun (将軍, vollständiger Titel 征夷大将軍; Seii Taishōgun, in etwa: „Barbaren unterwerfender großer General“) war ursprünglich ein nur temporär verliehener Titel für einen obersten Heerführer.

Als es Minamoto Yoritomo aber nach dem Ende der Heian-Zeit (794 bis 1185/92 je nach Sichtweise) gelang, sich diesen Titel vom Kaiser erblich übertragen zu lassen, wurde der Shogun durch seine militärische Macht sozusagen zum weltlichen Alleinherrscher in Japan und blieb dieses – mit Unterbrechungen – für viele hundert Jahre bis zum Beginn der Meiji-Restauration im Jahr 1868.

Daher spricht man für das von einem Shogun geleitete Japan auch von einem Shogunat. Die Macht des Shogun stützte sich dabei auf das Militär und die (oft zerbrechliche) Gefolgschaft der Daimyō, die in den einzelnen Provinzen oder Regionen herrschten. Während eines Shogunats lag die weltliche Verwaltung und militärische Macht direkt beim Shogun, und die Rolle des Tennō war während dieser Zeit weitgehend auf eine rein zeremonielle reduziert.

 

Shōgun und Tenno im historischen Gewand – Unterschied und Bedeutung der Macht in Japan

Sitzende Skulptur von Minamoto no Yoritomo im Tokio National Museum - der erste Shogun des Kamakura-Shogunats aus dem 13. bis 14. Jahrhundert.
Foto © Minamoto no JoritomoCC BY-SA 4.0

 

Damit war der Shogun über Jahrhunderte hinweg der De-facto Herrscher Japans. Der Titel verblieb aber nicht permanent bei derselben Familie bzw. demselben Clan, sondern wechselte während der japanischen Geschichte nach dem Ende der Heian-Zeit mehrere Male.

 

Die Daimyō – Die regionalen Feudalherren

Während es im historischen Japan gleichzeitig immer nur einen Shogun und einen Tennō gab, existierten seit Einführung dieser Bezeichnung immer gleich mehrere Daimyō (大名). Diese waren die regionalen Feudalherren, die über die einzelnen Provinzen oder Regionen Japans herrschten und jeweils über eine eigene Armee verfügten. Deshalb setzt man den Titel manchmal auch mit Kriegsherr (Warlord) gleich.

Die Daimyō stützten ihre Macht auf die ihnen zugehörigen Territorien (in etwa in Form von europäischen Lehen) und ihnen zugehörigen Samurai-Truppen, die den Daimyō als Krieger, Berater und Verwalter dienten. Aus dem Kreis der Daimyō kamen auch die Shogune, die also in gewisser Weise immer gleichzeitig Shogun und Daimyō waren.

Ein Daimyō verwaltete und kontrollierte das lokale, ihm unterstehende Gebiet, war aber gleichzeitig dazu verpflichtet, dem Shogun Abgaben zu zahlen und diesen zu unterstützen, zum Beispiel durch Truppen. Besonders mächtige Daimyō oder gar Zusammenschlüsse dieser waren so auch immer eine potenzielle Gefahr für die jeweilige Zentralregierung bzw. den Shogun und das Shogunat.

Der wohl berühmteste Daimyō der japanischen Geschichte ist Oda Nobunaga (1534 bis 1582), der erste der drei Reichseiniger, der sich während der Sengoku-Zeit (Zeit der streitenden Länder, 1467–1568), in der es keinen wirklich durchsetzungsfähigen Shogun gab, zum mächtigsten Kriegsherrn Japans aufschwang.

 

Statue eines Shōgun oder Daimyō als Symbol für Japans Kriegsherren und Samurai-Tradition

Skulptur von Takechiyo (der spätere Shogun Tokugawa Ieyasu in seinen jüngeren Tagen) und Daimyō Imagawa Yoshimoto am Bahnhofs Shizuoka.
Foto © Akahito YamabeTakechiyo statueCC BY-SA 4.0

 

Mehr über den geradezu legendären Krieger und Feldherren kann in unserem Beitrag über Oda Nobunaga nachgelesen werden.

 

Was sind die Unterschiede zwischen Shogun, Daimyō und Tennō?

Die Unterschiede zwischen Shogun, Daimyō und Tennō sind schnell erklärt. Der Tennō ist das kulturelle und spirituelle Oberhaupt Japans. Der Shogun (seit Einführung eines erblichen Shogun-Titels) ist der weltliche Herrscher und das Oberhaupt über Militär und Verwaltung.

Die Daimyō sind lokale Herrscher, die Gebiete sozusagen im Auftrag der Zentralregierung verwalten. Dabei waren die Daimyō dem Shogun unterstellt und diesem Abgaben wie Folgschaft schuldig.

In Hinsicht auf die Hierarchie steht der Tennō zwar an der Spitze, hatte diese Funktion aber über weite Strecken nur symbolisch, während sich die wirkliche Macht beim Shogun konzentrierte. Die Shogune zogen in der Praxis die gesamte weltliche Macht an sich und regierten Japan.

 

Militärische Hierarchie: Shogun, Daimyō und die Samurai

In der militärischen Hierarchie des historischen Japan steht der Shogun an der Spitze. Ursprünglich war dieser Titel ja auch die Bezeichnung für einen temporär ernannten obersten Heerführer. Auf den Shogun als zentralen militärischen Befehlshaber ganz Japans folgen die Daimyō, die als lokale Herrscher eigene, ihnen unterstehende Samurai hatten und Truppen ausheben konnten. An letzter Stelle stehen die Samurai als Krieger, Verwalter und Berater der Daimyō.

Dabei muss man aber im Blick halten, dass die Daimyō und der Shogun auch zu den Samurai gezählt werden können, sowie dass der Shogun selber gleichzeitig auch ein Daimyō mit einem eigenen Machtbereich war. Die militärische Macht war dabei der entscheidende Faktor für den Machterhalt im feudalen Japan – so wie dies am Ende auch in allen anderen feudalen Systemen der Fall war.

Die Rollenverteilung in Japan sah dabei vereinfacht so aus, dass der Shogun Befehle erteilte, die Daimyō regionale Gebiete verwalteten und die Samurai sozusagen für die Erhaltung der Ordnung zuständig waren.

 

Die Entwicklung der Machtverhältnisse im Laufe der Zeit

Die Machtverhältnisse zwischen Tennō, Shogun und Daimyō entwickelten sich über die Zeit und waren fast nie völlig statisch. Bis zum Ende der Heian-Zeit (794 bis 1185/92) war die weltliche, spirituelle und kulturelle Macht noch beim Tennō konzentriert, der einen Shogun nur für einzelne Heerzüge bzw. Kriege ernannte.

Nach Ende der Heian-Zeit wurde der Titel des Shogun erblich an Minamoto Yoritomo vergeben und es entstand das erste Shogunat, das auch als Kamakura-Zeit (1185/1187–1333) bezeichnet wird, da die Minamoto-Shogune ihren Regierungssitz in der Stadt Kamakura hatten.  Auf die Herrschaft der Minamoto folgte ein Shogunat der Ashikaga, darauf wiederum eine Zeit streitender Daimyō (Sengoku-Zeit) und letztendlich das Tokugawa-Shogunat bzw. die Edo-Zeit (1603–1868). Während dieser Zeitperioden lag die Macht die meiste Zeit über bei einem Shogun aus einer der drei Dynastien.

Mit der Meiji-Restauration bzw. dem Beginn der Meiji-Zeit (1868 bis 1912) endete die Vorherrschaft der Shogune und des Schwertadels der Samurai und die politische Macht fiel zurück zum Tennō.

 

Shogun, Daimyō und Tennō in historischen Dramen und Filmen

Wie die Samurai sind auch die Figuren des Shogun, der Daimyō und des Tennō immer wieder Teil der Handlungsträger in historischen Dramen und Filmen, die im historischen, feudalen Japan angesiedelt sind. Je nach spezifischem Film können dies sowohl tragende Rollen oder auch nur Rollen im Hintergrund sein.

Besonders bekannte Produktionen aus den letzten Jahren sind:

  • der Hollywood-Blockbuster „The Last Samurai“ (2003) mit Tom Cruise in der Hauptrolle, in dem der Kampf der letzten Samurai gegen die Meiji-Regierung thematisiert wird;
  • die auf dem gleichnamigen Roman von James Clavell basierende Fernsehserie „Shogun“ (2024), die einen englischen Seemann begleitet, der am Hof eines Daimyō gestrandet ist und in der es hauptsächlich auch um den Machtkampf zwischen Daimyōs und dem Shogun geht;
  • die Manga- und Anime-Serie „Rurouni Kenshin“ über einen Samurai nach dem Fall des Shogunats.

Diese Werke haben neben den Samurai auch die drei wichtigsten Rollen im historischen Japan weithin bekannt gemacht, die wir hier im Detail beschrieben haben.

Der Tennō erscheint darin, wenn überhaupt, als quasi unantastbare Symbolfigur, während Shogune und Daimyō gern als Machtfiguren dargestellt werden. Allerdings nehmen sich natürlich alle diese fiktiven Bearbeitungen gewisse Freiheiten bei der historischen Genauigkeit, die von Fall zu Fall teils stark variieren können.

 

Wie wird das Erbe von Shogun, Daimyō und Tennō in Japan bewahrt?

Das historische Erbe der Shogun, Daimyō und des Tennō, der bis heute seine zeremonielle Rolle als Staatsoberhaupt ausfüllt, wird in Japan auf verschiedene Weise bewahrt. Da sind zum einen Museen wie das Edo-Tokyo-Museum, in dem Besuchern das Leben während des Tokugawa Shogunats bzw. der Edo-Zeit durch materielle Hinterlassenschaften, aber auch moderne, audiovisuelle Medien nahegebracht wird.

Zum anderen haben sich auch Bauwerke aus der Feudalzeit Japans erhalten. Zwei der eindrucksvollsten, die direkt mit der Geschichte der Samurai und Daimyō verbunden sind, sind sicher die Burgen Himeji und Matsumoto.

Zusätzlich bringen Reenactments, in denen Menschen sozusagen in die Haut (und Rüstungen) der Samurai dieser Zeit schlüpfen, diese Epoche der japanischen Geschichte zum Leben.

Der Tennō wiederum ist auch heute noch nicht nur Staatsoberhaupt und quasi ein Symbol für die japanische Kultur und den japanischen Staat, sondern spielt auch weiterhin durch die Teilnahme und Durchführung bestimmter Shinto-Rituale nach wie vor eine wichtige zeremonielle und spirituelle Rolle.

Zuletzt ist die Geschichte der Shogun, Daimyō und der Tennō natürlich Teil des japanischen Schulunterrichts und die japanische Feudalgeschichte ein wichtiges Forschungsfeld an den historischen Fakultäten japanischer Universitäten.

 

 

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Titelfoto © japanwelt

 

 

 

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