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Rōnin – die herrenlosen Samurai im alten Japan

Im feudalen Japan (1185-1868) war ein Rōnin (浪人, "Herumtreiber" oder "Wanderer", wörtlich „ein Mensch der Wellen") ein Samurai, der keinen Herrn oder Meister mehr hatte. In vielen Fällen hatte ein Rōnin auch alle Verbindungen zu seiner Familie oder seinem Clan abgebrochen.

Ein Samurai wurde in dem Moment zum Rōnin, wenn sein Herr starb oder wenn er die Gunst seines Herrn und somit sein rechtliches Privileg verlor. Die herrenlosen Samurai der Muromachi- (1138-1573) und Tokugawa-Periode (1603-1867) zogen oft vagabundierend durchs Land und heizten gar die revolutionäre Stimmung im späten 19. Jahrhundert an. Die berühmt-berüchtigte „Affäre der 47 Rōnin“ im frühen 18. Jahrhundert, bei der die Rōnin den Tod ihres Herrn rächten, ist Gegenstand vieler japanischer und internationaler Theater-, Film- und Literaturwerke.

Mit der Meji-Periode und der damit verbundenen Abschaffung der Privilegien für die Samurai im Jahr 1873 endete auch die Ära der Rōnin.

 

Ronin – herrenlose Samurai in Japan

Darstellung des berühmten Rōnin Miyamoto Musashi während der Kojiro-Schlacht auf der Insel Ganryūjima
Foto © RoninjapanWiki - Own work, CC BY-SA 4.0,

 

Was bedeutet der Begriff Rōnin

Das Wort Rōnin wird in der Regel mit "Herumtreiber" oder "Wanderer" übersetzt. Als Kanji bedeutet „rō“ (浪) jedoch "Welle" oder "unbeherrscht", während nin (人) für "Mann" oder "Person" steht. Rōnin ist auch ein idiomatischer Ausdruck für "Landstreicher" oder "Wanderer", also für jemanden, der den Weg sucht, ohne an einen Ort zu gehören.

Woher stammt der Begriff Rōnin

Der Begriff stammt ursprünglich aus der Nara- und Heian-Zeit und bezeichnete einen Leibeigenen, der aus dem Gebiet seines Herrn geflohen war oder es verlassen hatte. Im Mittelalter wurden die Ronin als die Schatten der Samurai dargestellt, herrenlos und weniger ehrenhaft. Später wurde der Begriff allgemein für einen Samurai verwendet, der keinen Herrn hatte. Daher stammt der Begriff "Wellenmann", der einen sozial Ausgeschlossenen beschreibt.

Was bedeutet Rōnin im modernen Japanisch?

Im modernen japanischen Sprachgebrauch wird der Begriff Rōnin auch für einen Schulabsolventen verwendet, der die erste Zulassungsprüfung nicht bestanden hat und nun ein Jahr lang auf die neue Prüfung warten muss.

 

Die Stellung der Rōnin in der japanischen Gesellschaft

Gemäß dem Bushido Shoshinshu (dem "Kodex des Kriegers") sollte ein Samurai beim Verlust seines Meisters Seppuku (auch Harakiri,  wörtlich "Bauchaufschneiden", eine spezielle Form des rituellen Selbstmords) begehen.

Wer sich nicht an diesen Kodex hielt, war "auf sich allein gestellt" und sollte große Schande erleiden. Die Unerwünschtheit des Rōnin-Status war in erster Linie eine Diskriminierung, die von anderen Samurai und den „Daimyō“, also den Feudalherren, auferlegt wurde.

 

Die Waffen der Rōnin

Wie die Samurai trugen auch die Rōnin zwei Schwerter, benutzten aber auch eine Vielzahl anderer Waffen. Mittellose Rōnin trugen beispielsweise einen „“ (Schlagstock von etwa 1,5 bis 1,8 m) oder „“ (ein kleinerer Stock von etwa 0,9 bis 1,5 m). Auch „yumi“, die japanischen Bögen waren bei den Rōnin beliebt.

Die meisten dieser Waffen spiegeln die „Ryū“ (Kampfkunstschule) wider, in der der Rōnin ausgebildet wurde.

 

Die Geschichte Rōnin

Während der Edo-Periode, mit dem strengen Klassensystem und den Gesetzen des Shogunats, stieg die Zahl der Rōnin stark an. Die Konfiszierung von Lehen während der Herrschaft des dritten Tokugawa-Shōgun Iemitsu führte zu einem besonders starken Anstieg der Rōnin.

In früheren Zeiten konnten die Samurai zwischen ihren Herren und sogar zwischen Berufen wechseln. Sie konnten auch zwischen den Klassen heiraten.

Mit der Edo-Periode waren die Samurai nun jedoch stark eingeschränkt und es war ihnen vor allem untersagt, ohne die Erlaubnis ihres früheren Meisters bei einem anderen Meister angestellt zu werden.

Da ehemalige Samurai nicht legal einen neuen Beruf ergreifen durften (oder dies aus Stolz nicht wollten), suchten viele Rōnin nach anderen Möglichkeiten, ihren Lebensunterhalt mit dem Schwert zu verdienen.

Rōnin, die eine feste, legale Beschäftigung anstrebten, wurden Söldner. Sie bewachten Handelskarawanen oder wurden Leibwächter für reiche Kaufleute.

Andere Rōnin wurden Gesetzlose, die sich als Banditen und Wegelagerer durchschlugen oder sich sogar dem organisierten Verbrechen in Städten anschlossen.

Die Rōnin waren dafür bekannt, dass sie für kriminelle Clans, Glücksspielringe und Bordelle Schutzgelderpressungen und Ähnliches betrieben und sich sogar als Auftragskiller verdingten.

Die meisten Rōnin waren Kleindiebe und Straßenräuber. Dieses kriminelle Segment verlieh den Rōnin der Edo-Periode einen beständigen Ruf der Schande, und einem Image von Schlägern, Halsabschneidern und umherziehenden Landstreichern.

Auch nach dem Ende der Samurai setzten einige der Rōnin ihre Aktivitäten fort. So waren Rōnin beispielsweise an der Ermordung der Kaiserin Myeongseong der Joseon-Dynastie im Jahr 1895 beteiltigt, dem berüchtigten „Eulmi-Zwischenfall“.

 

Der „47 Rōnin Zwischenfall“

Die Geschichte der „47 Rōnin“ ist eine der berühmtesten Legenden der japanischen Geschichte. Die herrenlosen Samurai rächten im Jahre 1703 den Seppuku (ritueller Selbstmord) Ihres Meisters, dem Fürsten Asano. Sie ermordeten mit einer spektakulären Aktion den für den Tod des Fürsten verantwortlichen Beamten, Fürst Kira.

 

Die 47 Ronin – Samurai-Legende aus Japan

Darstellung des Überfalls auf den Palast des Fürsten Kira. Holzschnitt-Triptychon von Yamazaki Toshinobu II, 1886
Foto ©
Yamazaki Toshinobu II (1866-1903), gemeinfrei Wikimedia Commons

 

Da in der japanischen Gesellschaft zur damaligen Zeit von loyalen Samurai erwartet wurde, einen ungerechtfertigten Seppuku zu rächen, entbrannte eine gesellschaftliche Debatte auf allen Ebenen der Gesellschaft, die über ein Jahr andauerte. Sollte man die 47 Ronin trotz allem zum gemeinschaftlichen Seppuku verurteilen?

Um die öffentliche Ordnung aufrechtzuerhalten entschied man sich letztendlich, den Seppuku zu befehlen. Seither gelten die 47 Ronin als Kulturhelden, die die Tugend und Loyalität der Samurai verkörpern.

Die 47 Ronin wurden im selben Tempel wie ihr Herr begraben. Ihre Gräber sind seitdem eine Besucherattraktion im Sengakuji-Tempel in Tokio.

Die Geschichte wurde seither unzählige Male in Kunst, Literatur, Film, Fernsehen, Anime und in Musikwerken aufgegriffen. Die bekanntesten sind sicherlich die Filmadaptionen von Kinugasa Teinosuke (1932), Mizoguchi Kenji (1942) und Hiroshi Inagaki (1962). 

 

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Titelfoto © Krys Amon, Unsplash

 

 

 

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