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Pilgern in Japan - von Shikoku bis Kyoto

Pilgern ist keine rein christliche Angelegenheit. Zwar sind hierzulande christliche Pilgerpfade wie der immer beliebter werdende Jakobsweg nach Santiago de Compostela oder die Pilgerroute zu den heiligen Stätten in Jerusalem am bekanntesten, aber auch andere Religionen kennen diese Praxis. Die Moslems haben die Hadj – den Besuch in Mekka, den jeder Moslem einmal in seinem Leben unternehmen sollte falls es möglich ist, und auch in Indien und an vielen weiteren Orten und Kulturen existieren die verschiedensten Formen von Pilgerwegen.

So auch in Japan, wo man auf den Spuren buddhistischer Mönche oder durch verwunschene Wälder entlang zu entlegenen Tempeln und Shintō-Schreinen wandert, um zu beten, um Beihilfe zu erbitten oder einfach berühmte historische Stätten des Glaubens zu besuchen. Auf vielen der japanischen Pilgerwege lässt sich auch das Nebeneinander der beiden japanischen Hauptreligionen Shintō und Buddhismus hautnah erleben. Nicht selten führen diese zu einem Schrein, dann zu einem buddhistischen Tempel und so weiter, wobei an vielen Orten gleich Götter beider Religionen (so genannte Kami im Shintō und Buddhas im Buddhismus) verehrt werden.

Der Kumano Kodō (熊野古道) ist ein viel besuchter Pilgerweg auf der Kii-Halbinsel. Er führt vorbei an wichtigen Shinto Schreinen und ist sogar UNESCO Weltkulturerbe. Eine weitere berühmte Pilgerroute ist der Shikoku Pilgerweg (四国八十八箇所, zu Deutsch etwa: 88 Orte Shikoku). Er führt einmal rund um die Insel Shikoku und man wandert an 88 heiligen Orten entlang.

japanischer Tempel Kumano Kodo
Der Seiganto-ji in der Präfektur Wakayama ist der Endpunkt des Kumano Kodō - Bild: © Tom Vining - Unsplash

 

Historischer Ursprung der Pilgerwege in Japan

Die im japanischen als Junrei (巡礼) oder Junpai (巡拝) bezeichneten Pilgerreisen gehen wohl im Ursprung bis in die Nara-Zeit (ca. 710 bis 794, Nara ist die Hauptstadt) zurück, wurden aber erst während der sich anschließenden bis ins 12. Jahrhundert andauernden Heinan-Zeit wirklich populär. Dies entspricht in etwa der Ausbreitung des Buddhismus als zweite neben dem Shintō wichtige Religion in Japan. Die heute genutzten Pilgerwege, stammen fast alle aus der Edo-Zeit (1603 bis 1868). Während dieser Zeit, war das Pilgern zu wichtigen Orten der Andacht besonders populär. Besonders bekannte Pilgerwege, finden sich um den Fudschijama oder Fujisan, den heiligen Berg Japans und rund um den Ise-jingū Schrein, der in Japan als religiöses Heiligtum gilt (in der Stadt Ise, Präfektur Mie).

heiliger Ort mit Pilgerroute
Rund um den Fuji gibt es viele Tempel und Schreine. - Bild: © David Edelstein - Unsplash

 

Gastfreundliche Mönche & Besuch in einem japanischen Tempel

Pilger sind in den auch heute noch meist von Mönchen bewohnten buddhistischen Tempeln gern gesehen und bilden für diese eine wichtige Einnahmequelle. An berühmten Pilgerorten und Stationen der Pilgerrouten gibt es zudem nicht selten spezielle Unterkünfte für Pilger. Wer mag kann in vielen buddhistischen Tempeln auch an der Morgenzeremonie Gongyō (勤行) oder speziell für Pilger angebotenen Meditationsstunden teilnehmen.

Beim Besuch eines japanischen Tempels oder Schreins steht häufig zuerst eine rituelle Reinigung in extra hierfür bereitgestellten Wasserbehältern an. Danach gehört es sich, gegen eine kleine Spende von 50 oder 100 Yen ein Weihrauchstäbchen am Weihrauchkessel zu entzünden, dem heilende Kräfte zugesprochen werden. Zum Gebet am Schrein selber läutet man normalerweise zuerst einmal die hierfür aufgehängte Glocke zwei oder dreimal. Dann erst faltet man die Hände etwa in Brusthöhe und betet.

Regeln zum Besuch eines Schreins
Mit der Kelle schöpft man Wasser, um sich Mund und Hände zu waschen. - Bild: © Dai Yoshinaga - Unsplash

 

Auch vor dem Beten selber ist es üblich, eine kleine Gabe in den bereitstehenden Opferstock zu geben. Beliebt sind auch das Kaufen und Aufhängen einer Ema (bemalte Holzplatten) oder der Erwerb eines der von den Tempeln zum Kauf angebotenen Talismane und Wahrsage-Lose.

Wünsche am Schrein
Auf Ema schreibt man Wünsche und hängt sie am Schrein auf. - Bild: © Luke Phang - Pixabay

 

1200 Kilometer auf dem Shikoku-Pilgerweg

Ein gutes Beispiel für das Pilgern in Japan stellt der Shikoku Pilgerweg dar. Dieser Pilgerweg führt einmal komplett um die Insel Shikoku herum und hat eine Gesamtlänge von rund 1.200 km. Der gern als japanisches Pendant zum Jakobsweg beschriebene Shikoku Pilgerweg, kann in einer Zeit zwischen 30 und 60 Tagen bewältigt werden, was aber natürlich nur in Ausnahmefällen in einem Zug geschieht. Weitaus üblicher ist der Besuch einzelner Orte oder Abschnitte des Pilgerwegs, wobei die weiteren Strecken zwischen den heiligen Pilgerorten von den Japanern nicht selten im Auto oder mit der Bahn zurückgelegt werden.

Shikoku-Pilgerweg in Japan
Besondere Orte der Pilgerroute werden auch gerne einzeln besucht. - Bild: © Samuele Schirò - Pixabay

 

Der Shikoku Pilgerweg geht der Sage nach auf den buddhistischen Mönch Kūkai (774 bis 835) zurück, der die buddhistische Schule Shingon-shū (真言宗, wörtlich: Schule des wahren Wortes) gegründet hat. Wahrscheinlicher ist allerdings, dass Schüler des Meisters den Weg nach und nach zwischen dem 12. und 17. Jahrhundert auf den Spuren ihres Meisters anlegten, ausbauten und schließlich heiligsprachen. Aus dem frühen 17. Jahrhundert stammen auch die ersten literarischen Bearbeitungen der Pilgererfahrung in Form von Reisetagebüchern, Legenden-Sammlungen und Ratgebern.

Als Ausgangs- und Endpunkt der Pilgerreise ist der Besuch des Kōya-san (高野山) mit dem fast das ganze Hochplateau einnehmenden buddhistischen Kongōbu-Tempels (金剛峯寺) in der Präfektur Wakayama beliebt. Der Tempel ist ein wichtiges Zentrum der von Kūkai gegründeten buddhistischen Shingon-shū Schule.

88. Ort des Shikoku Pilgerwegs
Der Ōkubo-ji ist der 88. Und damit letzte Tempel des Shikoku-Pilgerwegs. - Bild: © ウランボルグ - ウランボルグ - wikimedia

Ein Zeichen der großen Bedeutung und Beliebtheit des Shikoku-Pilgerwegs sind die in ganz Japan existierenden nachgestellten Miniaturausgaben des Pilgerweges, bei denen die Tempel und die in ihnen verehrten Gottheiten oft durch bemalte bzw. beschriebene Steine dargestellt werden. Manchmal sind diese Miniaturausgaben aber auch selber kleine Pilgerwege, die einige Stunden Fußmarsch in Anspruch nehmen.

 

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