Wie alt ist Japan? – Auf den Spuren der Gründung eines faszinierenden Landes
Wie alt ist Japan? Diese scheinbar einfache Frage führt uns tief hinein in die Welt von Mythen, Kaisern und archäologischen Funden. Japan ist ein Land, das mit einer der ältesten kontinuierlichen Monarchien der Welt aufwartet – und dennoch bleibt vieles im Dunkeln, wenn es um seine Gründung geht. In diesem Artikel werfen wir einen Blick auf die Gründung Japans, das Alter Japans und die Entwicklung eines Landes, das heute zu den technologisch fortschrittlichsten der Welt gehört.
Die mythische Gründung Japans – Als Götter auf die Erde stiegen
Die Geschichte Japans beginnt der Legende nach mit zwei Gottheiten: Izanagi und Izanami. Laut dem "Kojiki", dem ältesten Geschichtswerk Japans, schufen sie die japanischen Inseln und gebaren zahlreiche Gottheiten. Ihre Tochter Amaterasu, die Sonnengöttin, gilt als direkte Vorfahrin der japanischen Kaiserfamilie.
Der erste Kaiser Japans, Jimmu Tennō, soll im Jahr 660 v. Chr. den Thron bestiegen haben. Ihm wird eine direkte Abstammung von Amaterasu zugeschrieben. Deshalb feiert Japan am 11. Februar den "Kenkoku Kinen no Hi", den Nationalfeiertag zur Reichsgründung Japans.
Doch wie viel Wahrheit steckt in diesen Geschichten?
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Die Darstellung aus dem 19. Jahrhundert zeigt Kaiser Jimmu während seiner legendären Ostexpedition von Kyūshū ins Yamato-Gebiet, die laut Mythos zur Gründung Japans führte. Der Feldzug gilt als symbolischer Beginn der japanischen Kaiserlinie.
Foto © Rijksmuseum, De Oostelijke expeditie van keizer Jinmu, RP-P-1985-485, CC0 1.0
Historische Fakten: Wann wurde Japan wirklich gegründet?
Die archäologischen Spuren menschlicher Aktivität auf den japanischen Inseln reichen bis weit in die Vorgeschichte zurück. Besonders bedeutend ist die Jōmon-Zeit (ca. 14.000 v. Chr. bis 300 v. Chr.), eine der weltweit ältesten Phasen sesshafter Jäger- und Sammlerkulturen. Sie ist berühmt für ihre kunstvoll verzierten Tonwaren, die zu den ältesten Keramiken der Menschheitsgeschichte zählen. Die Jōmon-Gesellschaft lebte in festen Siedlungen, betrieb Fischfang, Sammelwirtschaft und entwickelte eine ausgeprägte spirituelle Kultur.
Ein tiefgreifender Wandel setzte mit der Yayoi-Zeit (ca. 300 v. Chr. bis 300 n. Chr.) ein: Neue Bevölkerungsgruppen gelangten vermutlich über das heutige Korea nach Japan und brachten den Nassreisanbau, die Metallverarbeitung (Bronze und Eisen), sowie fortschrittlichere Werkzeuge und soziale Strukturen mit. In dieser Zeit entstanden die ersten städtischen Siedlungszentren und Stammesbünde – ein deutlicher Schritt hin zu einer organisierten Gesellschaft.
Im 1. Jahrhundert n. Chr. erscheint Japan erstmals in chinesischen Quellen unter dem Namen „Wa“ (倭). Das chinesische Han Shu (Buch der Han) berichtet von diplomatischen Kontakten mit einer Gruppe von Inselbewohnern, die eigene Herrscher und eine klare Hierarchie aufwiesen. Diese Erwähnung zeigt, dass es bereits zu dieser Zeit staatenähnliche Strukturen gegeben haben muss.
Zwar lässt sich kein exaktes Gründungsdatum Japans im modernen Sinne bestimmen, doch die Wurzeln einer japanischen Zivilisation reichen mindestens bis in die Yayoi-Zeit zurück. Der Übergang von mythischer Erzählung zur historischen Realität beginnt mit der Ausbildung früher Machtzentren wie dem späteren Yamato-Reich.
Wie hieß Japan früher?
Bevor der Name „Japan“ (日本, Nihon oder Nippon) in Gebrauch kam, wurde das Land in chinesischen Quellen als „Wa“ (倭) bezeichnet – ein Begriff, der bereits im 1. Jahrhundert n. Chr. auftauchte. Später, vermutlich im 7. Jahrhundert, begannen japanische Herrscher, sich selbst als „Nihon“ zu bezeichnen – was so viel bedeutet wie „Ursprung der Sonne“.
Dieser Name verweist auf Japans östliche Lage und wurde auch von China übernommen, das Japan in der Folge als „Land der aufgehenden Sonne“ kannte. Der Begriff „Japan“ in westlichen Sprachen entstand schließlich durch lautliche Übertragungen über das Chinesische („Rìběn“) ins Portugiesische („Jipangu“) und dann ins Englische.
Lesen Sie hier mehr zum Thema der Name Japans
Ist Japan das älteste Land der Welt?
Wenn man die kontinuierliche Monarchie als Maßstab nimmt, gilt Japan mit seiner ununterbrochenen Kaiserlinie tatsächlich als einer der ältesten bestehenden Staaten der Welt. Doch Kulturen wie China, Ägypten oder Persien (Iran) reichen historisch sogar noch weiter zurück – insbesondere, wenn man zivilisatorische Wurzeln und frühe Hochkulturen berücksichtigt.
Ob man Japan als „das älteste Land“ bezeichnet, hängt also davon ab, ob man die politische Kontinuität oder die kulturelle Frühzeit zum Maßstab nimmt.
Welche Kultur ist älter – die chinesische oder die japanische?
Nach heutigem Stand der Forschung ist die chinesische Kultur deutlich älter. Bereits im 2. Jahrtausend v. Chr. existierten in China hochentwickelte Zivilisationen wie die Shang-Dynastie, mit Schrift, Bronzeverarbeitung und einem komplexen Staatswesen.
Japan hingegen war zu dieser Zeit noch von Jäger- und Sammlergesellschaften geprägt. Erst mit Beginn der Yayoi-Zeit (ab ca. 300 v. Chr.) kam es unter anderem durch Einwanderung und den Einfluss aus China und Korea zu tiefgreifenden kulturellen Veränderungen – darunter die Einführung von Schriftzeichen, dem Konfuzianismus, dem Buddhismus und Verwaltungssystemen.
Trotz dieser prägenden Einflüsse entwickelte Japan schon früh eine eigenständige Kultur, die viele chinesische Elemente aufgriff, aber gezielt an die eigenen Bedürfnisse anpasste – etwa in der Architektur, dem Recht oder der Religion. Besonders ab der Heian-Zeit begann sich ein unverkennbar japanischer Stil herauszubilden, der sich bewusst vom großen Nachbarn im Westen abgrenzte.
Der erste Kaiser und die Entstehung des Kaiserreichs
Jimmu Tennō bleibt eine sagenumwobene Figur, doch ab dem 4. Jahrhundert n. Chr. formierte sich das Yamato-Reich, ein Vorläufer des heutigen Staates Japan. Von hier aus verbreitete sich die Herrschaft des Kaiserhauses. Auch wenn viele frühe Kaiser kaum mehr als Namen in antiken Chroniken sind, beginnt hier die greifbare Geschichte des japanischen Staates.
Das Yamato-Reich nutzte die Symbolik des Himmels und der Götter, um politische Macht zu legitimieren – eine Strategie, die sich über Jahrhunderte halten sollte.
Das älteste bestehende Kaiserhaus der Welt
Die japanische Monarchie gilt als die älteste noch bestehende Erbmonarchie der Welt. Laut offizieller Zählung reicht die Kaiserlinie über 2.600 Jahre zurück – bis zu Jimmu Tennō, dem mythischen ersten Kaiser, der laut Kojiki im Jahr 660 v. Chr. den Thron bestieg. Aktuell befindet sich die Dynastie mit Kaiser Naruhito in ihrer 126. Generation.
Ob es sich dabei tatsächlich um eine lückenlose Blutlinie handelt, ist historisch nicht zweifelsfrei belegbar – viele frühe Kaiserfiguren sind eher legendär als konkret bezeugt. Dennoch wird das japanische Kaiserhaus im In- und Ausland als Symbol für nationale Identität, kulturelle Kontinuität und historische Tiefe hoch geachtet.
Auch heute hat der Tennō (Kaiser) eine verfassungsmäßig definierte Rolle als „Symbol des Staates und der Einheit des Volkes“ – ohne politische Macht, aber mit großer kultureller Bedeutung. Zeremonien wie die Thronbesteigung oder der jährliche Neujahrsgruß unterstreichen seine Rolle im gesellschaftlichen Bewusstsein Japans.
Wenn Sie mehr über die Geheimnisse, Rituale und Besonderheiten des Kaiserhauses erfahren möchten, lohnt sich ein Blick in unseren Blogartikel:???? Das japanische Kaiserhaus – 10 spannende Fakten und Geheimnisse
Wie alt ist das japanische Volk?
Die genetischen, kulturellen und linguistischen Wurzeln der heutigen Japaner reichen tief in die Vorzeit zurück – weit über 10.000 Jahre. Besonders prägend sind zwei Hauptlinien:
- Die Jōmon-Menschen, die bereits ab ca. 000 v. Chr. auf den japanischen Inseln lebten. Sie waren Jäger, Sammler und Fischer, lebten in dauerhaften Siedlungen und entwickelten eine der ältesten bekannten Keramikkulturen der Welt. Ihre genetische Signatur ist bis heute in der Bevölkerung erhalten – besonders bei den indigenen Ainu im Norden.
- Die Yayoi-Migranten, die ab dem Jahrhundert v. Chr. über das heutige Korea nach Japan kamen. Sie brachten neue Technologien wie Nassreisanbau, Bronze- und Eisenverarbeitung und komplexere soziale Strukturen mit. Mit ihrer Ankunft begann die Transformation Japans in eine frühstaatliche Gesellschaft.
Woher stammen die Japaner ab?
Genetische Studien zeigen, dass die heutige japanische Bevölkerung vor allem aus einer Mischung der Jōmon- und Yayoi-Gene besteht. Doch auch darüber hinaus gibt es nachweisbare Einflüsse:
- Nordchina und Korea: als Hauptquellen der Yayoi-Migration
- Sibirien: u. a. durch Wanderbewegungen entlang der Küstengebiete
- Südostasien: in Form von mitochondrialer DNA, vor allem in Südjapan
Diese ethnische und kulturelle Melange bildet das Fundament der heutigen japanischen Identität – einzigartig, aber historisch gewachsen durch Wanderung, Austausch und Anpassung.
Fun Fact: Auch die Sprache Japans ist ein Spiegel dieser Vielfalt – sie gilt als isolierte Sprachfamilie, weist jedoch strukturelle Ähnlichkeiten mit altaischen und austroasiatischen Sprachen auf.
Japan in der Weltgeschichte – Isolation, Öffnung, Moderne
Vom feudalen Shogunat über die Isolation der Edo-Zeit bis zur radikalen Modernisierung in der Meiji-Zeit (ab 1868): Japan hat sich mehrfach neu erfunden. Manche Historiker sprechen sogar von einer "zweiten Gründung" mit der Meiji-Restauration, als das Kaiserhaus wieder ins Zentrum der Macht rückte und Japan sich dem Westen öffnete.
Nach dem Zweiten Weltkrieg erlebte Japan mit einer neuen Verfassung und amerikanischer Besatzung einen weiteren Wendepunkt. Der moderne Staat Japan wurde 1947 unter dem neuen Grundgesetz formalisiert.
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Samurai aus dem Satsuma-Clan während des Boshin-Krieges (1868–1869), der den Machtwechsel von den Tokugawa-Shōgunen zur kaiserlichen Meiji-Regierung einleitete.
Foto © Felice Beato, gemeinfrei, Wikimedia Commons
Wie alt ist Japan nun wirklich?
Die Antwort hängt davon ab, wie man „Gründung“ definiert:
- Mythologisch beginnt Japans Geschichte mit der Thronbesteigung von Jimmu Tennō im Jahr 660 v. Chr., als göttlicher Nachkomme der Sonnengöttin Amaterasu.
- Historisch greifbar wird Japan ab dem /4. Jahrhundert n. Chr., mit der Herausbildung des Yamato-Reichs und einer zentralisierten Herrschaft.
- Als moderner Nationalstaat besteht Japan seit 1947, mit Inkrafttreten der Nachkriegsverfassung – demokratisch, pazifistisch und konstitutionell.
Jede dieser Etappen – Mythos, Frühstaat und Moderne – ist ein Teil der vielschichtigen Identität Japans.
Was jedoch unbestritten bleibt: Japan blickt auf eine der faszinierendsten und kontinuierlichsten Kulturgeschichten der Menschheit zurück – und meistert bis heute den eleganten Spagat zwischen uralter Tradition und technischer Avantgarde.
Zeitleiste: Wichtige Etappen der japanischen Geschichte
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Die Zeitleiste zeigt die Entwicklung Japans von prähistorischer Sesshaftigkeit über mythische Kaiser, kulturelle Blütezeiten und politische Isolation bis hin zur modernen Hightech-Nation. Grafik © Japanwelt
14.000 v. Chr. – Beginn der Jōmon-Zeit:
Früheste Sesshaftigkeit auf den japanischen Inseln; charakteristische Keramik, Jäger- und Sammlerkulturen.
660 v. Chr. (mythologisch) – Thronbesteigung von Jimmu Tennō:
Laut dem „Kojiki“ beginnt mit Jimmu die japanische Kaiserlinie. Der 11. Februar gilt seither symbolisch als Gründungsdatum Japans.
300 v. Chr. – Beginn der Yayoi-Zeit:
Einwanderung vom asiatischen Festland bringt Reisfeldbau, Metallverarbeitung, neue soziale Strukturen und erste staatenähnliche Organisationen.
Jahrhundert n. Chr. – Erste schriftliche Erwähnung Japans:
In chinesischen Quellen wie dem Wei Zhi wird Japan als „Wa“ bezeichnet – ein frühes Zeugnis der außenpolitischen Wahrnehmung.
Jahrhundert n. Chr. – Aufstieg des Yamato-Reichs:
Konsolidierung der politischen Macht im Landesinneren; das Kaiserhaus etabliert sich als zentrale Autorität.
Jahrhundert n. Chr. – Einführung des Namens „Nihon“:
Japan bezeichnet sich erstmals selbst als „Nihon“ („Ursprung der Sonne“) – eine bewusste politische Abgrenzung gegenüber China.
794–1185 – Heian-Zeit:
Blütezeit von Kunst, Dichtung und höfischer Kultur in Kyōto; Entstehung des japanischen Schriftsystems und klassischer Literatur (z. B. „Genji Monogatari“).
1603–1868 – Edo-Zeit (Tokugawa-Shogunat):
Politische Stabilität, Abschottungspolitik (sakoku), Blüte der städtischen Kultur; Einschränkung westlichen Einflusses und Kontrolle über Religion und Handel.
1868–1912 – Meiji-Zeit und Meiji-Restauration:
Rückkehr des Kaisers als Staatsoberhaupt, Abschaffung des Feudalismus, Modernisierung von Militär, Bildung, Industrie und Verwaltung nach westlichem Vorbild.
1947 – Inkrafttreten der Nachkriegsverfassung:
Japan wird zu einer parlamentarischen Demokratie. Der Tennō bleibt als „Symbol des Staates“ ohne politische Macht bestehen.
Heute – Hochtechnisierte Kulturnation:
Japan ist eine der führenden Industrienationen mit globalem Einfluss in Technik, Popkultur, Wissenschaft und Design – und bewahrt dennoch tief verwurzelte Traditionen.
Fragen & Antworten
Warum ist das Gründungsdatum umstritten? Weil die Grenzen zwischen Mythos, Legende und belegbarer Geschichte fließend sind.
Was hat der Kalender Japans mit der Gründung zu tun? Japan verwendet neben dem gregorianischen Kalender auch einen eigenen Kaiserkalender, der mit der Thronbesteigung des ersten Tennō beginnt.
Gibt es noch Spuren der mythologischen Ursprünge im heutigen Japan? Ja, viele Schreine und Riten erinnern an die Götterwelt des Shintō – und auch die Symbolik des Kaiserhauses greift auf diese Ursprünglichkeit zurück.
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