Mimikaki - Was ist die japanische Ohrreinigung?
Japaner nutzen zur Ohrreinigung, anders als wir Europäer, keine Wattestäbchen oder ähnliches, sondern ein Werkzeug namens Mimikaki (耳かき). Diese Mimikaki wirken auf den ersten Blick oft einschüchternd, bieten jedoch eine sehr gute Funktionalität zur Reinigung des Ohres.
In Japan sind die Mimikaki Ohrenreiniger zudem von kultureller Bedeutung und werden häufig mit Momenten der Intimität verbunden. Mimikaki sind dünne, am Ende gebogene Stäbchen, die traditionell aus Bambus hergestellt werden. Heutzutage gibt es jedoch auch Modelle aus Metalldraht oder Kunststoff.
Mimikaki sind zudem oft verziert und manchmal sogar verspielt, wobei oft Anime-Figuren oder andere Aspekte der japanischen Ästhetik im Design aufgegriffen werden.
Was ist Mimikaki?
Mimikaki ist der Begriff für das japanische Ohrreinigungswerkzeug in Form eines am Ende gebogenen Stäbchens mit einer durchschnittlichen Länge von etwas über 20 Zentimetern. Mimikaki gibt es in vielen Variationen; modernste Modelle nutzen sogar LED-Lampen, um den Ohrkanal auszuleuchten.
Der Prozess der Ohrreinigung wird in Japan Mimi Souji (耳掃除) genannt und ist kulturell ein Zeichen der Intimität und Liebe, wenn man dies für einen anderen macht. Viele Japaner haben nostalgische Erinnerungen an ihre Mutter, die ihnen mit einem Mimikaki die Ohren reinigt.
Für die Durchführung des Mimi Souji mit dem Mimikaki wird das Stäbchen in den Ohrkanal eingeführt und das sich im Ohr angesammelte Ohrenwachs „ausgelöffelt“. Anders als bei den westlichen Methoden der Ohrreinigung mit Wattestäbchen und ähnlichem besteht dabei keine Gefahr, das Ohrwachs tiefer in den Ohrkanal zu drücken.
Trotzdem muss man natürlich vorsichtig sein, nicht zu tief in den Ohrkanal einzudringen oder die zarte Haut zu verletzen. Mimi Souji kann sowohl selber, als auch durch eine andere Person durchgeführt werden, was insbesondere bei Kindern, aber auch durch den Partner geschehen und durchaus als romantische Geste gelten kann. Für Alleinstehende gibt es in japanischen Städten zudem Mimikaki Läden, in denen man sich (oft von in Kimono gekleideten jungen Frauen) die Ohren reinigen lassen kann.
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Ein moderner japanischer Haarnadel-Ohrreiniger (Mimikaki Kanzashi)
Foto © Kanawa Kuniko, CC BY-SA 3.0
Ursprung und Entwicklung von Mimikaki
Mimikaki, beziehungsweise ähnliche Ohrreinigungswerkzeuge, gibt es in Japan seit rund tausend Jahren. Ähnliches gilt auch für Europa, allerdings sind diese schon von vornherein anders gebaut.
Dies liegt auch an genetisch bedingten Unterschieden beim Ohrenwachs, die jeweils andere Werkzeuge und Methoden besser geeignet erscheinen lassen. Das Durchführen der Ohrenreinigung mit Mimikaki beginnt in Japan oft schon im Kleinkindalter im Schoß der Mutter, die das Reinigen übernimmt. Dadurch entsteht sowohl eine tiefe emotionale und körperliche Bindung zur Mutter als auch besonders intime Erinnerungen auf Seiten des Kindes.
Die Kultur rund um Mimikaki hat sich über die Zeit tief in die kulturelle Wirklichkeit Japans eingeschrieben. Das Prozedere des Ohrreinigens wird nicht nur in Animes, Filmen und der Literatur gezeigt, sondern es hat sich mit den Mimikaki-Läden in japanischen Städten auch eine richtige Industrie um dieses kulturelle Phänomen entwickelt. Die meisten der Mimikaki-Läden richten sich dabei an Männer, es gibt aber auch immer mehr Angebote für Frauen.
Kulturelle Einbettung und Ritual von Mimikaki in Japan
Mimikaki gehört bei vielen Japanern zu den Ritualen der Körperpflege und ist tief in die japanische Kultur eingebettet. Während manche das Mimikaki auch täglich nutzen, ist dies auch als Liebesdienst am Kind, Partner oder nahen Verwandten üblich.
Oft wird die Ohrreinigung im Bad oder an einem anderen, eher privaten Ort durchgeführt, manchmal aber auch beim Zusammensitzen, Fernsehschauen und Schwatzen. Selbst im Büro kann man – in seltenen Fällen – Angestellte finden, die sich mit einem Mimikaki die Ohren reinigen.
Wirkliche Standards gibt es hier nicht, die Wahl zwischen privatem oder gemeinschaftlichem Ort ist meist eine persönliche Präferenz. Die Angebote der Mimikaki-Läden wiederum zielen vor allem auf die nostalgischen und romantischen Aspekte des Rituals ab.
Arten von Mimikaki Ohrreiniger Werkzeuge und Materialien
Mimikaki Ohrreiniger gibt es in verschiedenen Arten und aus verschiedenen Materialien. Typische Materialien für Mimikaki Ohrreiniger sind:
- Bambus – der traditionelle Werkstoff
- Kunststoff – eignet sich besonders für bunte Farben und Aufsätze, z.B. Hello Kitty
- Holz – als Naturwerkstoff auch ein eher traditionelles Material
- Metalldraht – lässt sich besonders gut reinigen und desinfizieren, flexibler als andere Materialien, beständig
- Edelmetall – für besonders edle Mimikaki
- moderne Modelle mit integrierter Technik – meist aus Kunststoff mit Metallteilen, LED Lämpchen zum ausleuchten des Ohrkanals während der Reinigung, vor allem für die Nutzung bei jemand anderem sinnvoll
Die verschiedenen Arten sind teils durch das Material bestimmt, wie bei Modellen aus Metallen, deren Enden teils individuell angepasst werden können, teils unterscheiden sie sich durch das Design des abgewinkelten Endes. Dies betrifft die Neigung ebenso wie die Form, die meist entweder flach ist oder eine Schlaufenform aufweist.
Mimikaki als Wellness- und Entspannungspraxis
Mimikaki wird von vielen Japanern als entspannend wahrgenommen und kann auch als eine Wellnesspraxis angesehen werden. Dies kann durchaus auch für Nicht-Japaner gelten, allerdings fehlen hier die Bezüge zur Kindheit und die anderen mit Mimikaki einhergehenden kulturellen Assoziationen. In Japan jedenfalls boomt das Geschäft mit Mimikaki.
Gesundheitliche Aspekte von Mimikaki
Inwieweit eine regelmäßige Ohrreinigung gesundheitlich vorteilhaft ist, ist umstritten, und Mediziner raten in der Regel davon ab. Ausgenommen sind Ohrspülungen unter medizinischer Aufsicht, wenn diese als notwendig angesehen werden.
Der Hintergrund ist die Funktion des Ohrenwachses. Dieses schützt die empfindliche Haut des Ohrkanals wie eine Schutzschicht und kann Entzündungen und Verletzungen vorbeugen.
Hinzu kommen die Gefahren, die bei einer Ohrreinigung bestehen, vor allem die Verletzung der empfindlichen Haut durch das Reinigungswerkzeug und – vor allem bei westlichen Methoden und Werk-zeugen – das Hineindrücken des Ohrenschmalzes in tiefere Regionen des Ohrkanals, wo dieses dann eine störende und eventuell eine Ohrspülung notwendig machende Barriere bilden kann.
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