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Kintarō – die japanische Legende vom landeseigenen „Tarzan“

Es gibt in vielen Kulturen Legenden, Sagen oder Geschichten, die von Kindern erzählen, welche mit Tieren zusammenleben oder mit ihnen sprechen können. In jüngster Literatur fallen dabei sofort Tarzan von Edgar Rice Burroughs sowie Das Dschungelbuch von Rudyard Kipling ein. In Japan gibt es ebenfalls legenden von einem Menschenkind, welches gut mit Tieren umgehen konnte.

Kintarō (金太郎) bedeutet übersetzt „goldener Junge“ und gehört in die Sparte der japanischen Volkshelden der Folklore. Das Kind hat übermenschliche Kräfte, da es von Yama-uba ("Berghexe") auf dem Mount Ashigara großgezogen wurde. Sakata Kintoki soll in der Heian-Zeit als Vorbild für die Figur gedient haben. Er stammte wohl aus der Stadt Minamiashigara in Kanagawa und hat sich in den Dienst des Regenten von der Provinz Izu, Minamoto no Yorimitsu ( 頼光), begeben.

Die Legenden über Kintarō

Yamauba und Kintaro
Die Statue zeigt den kleinen Kintaro. Er wird als Glückssymbol angesehen. Foto: von MK & G Sammlung Online, CC0 1.0.

Der Kintarō-Mythos gibt verschiedene Überlieferungen zur Geburt des magischen Kindes. Der Übersetzer Yei Theodora Ozaki hat im Übrigen im Westen die japanische Folklore durch sein Buch „Japanese Fairy Tales“, welches 1908 erschienen ist, berühmt gemacht. In einem Punkt sind sich alle Geschichten einig: Kintaro wurde im Mai 956 als kräftiges und molliges Kind geboren, welches lediglich eine rote Schürze mit der Aufschrift Kin (金, Gold) trug und immer eine große Doppelaxt auf dem Rücken bei sich führte. Für seine Herkunft gibt es vier verschiedene Versionen:

  1. Die Bergehexe Yama-uba wurde auf dem Berg Ashigara durch einen roten Drachen in Form eines Blitzes geschwängert.
  2. Die Mutter des Jungen ist vielleicht unbekannt. Sie hat das Kind in den Bergen ausgesetzt und es wurde von der Berghexe Yama-uba erzogen.
  3. Er ist Sohn der Prinzessin Yaegiri (八重桐), welche in einem Dorf nahe des Berges Kintoki lebte.
  4. Er könnte ebenfalls der Sohn der Prinzessin aus Sakata Sie hatte Streit mit ihrem Ehemann und seinem Onkel, sodass sie fliehen musste. Sie zog das Kind dann in den Wäldern vom Berg Kintoki groß.

Die Bergehexe Yama-uba (manchmal auch Yamamba) gehört in die Gruppe der Yokai (japanischen Dämonen). Sie soll vom Aussehen eine alte, aber gewöhnliche hässliche Frau mit ungepflegtem langen und weißem Haar gewesen sein. Sie gilt als Kinder- und Menschenfresserin, die es auf Menschen abgesehen hat, welche sich im Wald verlaufen.

Um ihre Jagd erfolgreich zu gestalten, kann sie ihre Gestalt verändern. Die Aufzucht des Jungen Kintaro gilt als Beispiel für ihre trotzdem gütige Seele. In dem Nō-Drama Yamauba von Zeami Motokiyo wird das Thema beispielsweise ausgeführt.

Die Taten des Kintarō in der Jugend

Kintaro ringt mit einem Bär
Die Statue zeigt den kleinen Kintaro. Er wird als Glückssymbol angesehen. Foto: von frontriver, CC BY 2.0., via flickr.
Kintaro ringt mit einem Bär
Die Statue zeigt den goldenen Jungen ringend mit einem Bär. Der Bär wurde später zu seinem Begleiter. Foto: von sodai gomi, CC BY 2.0., via flickr.

Im Gegensatz zur umstrittenen Herkunft, gilt die Jugend von Kintarō als unbeschwert. Er hat sich mit den Waldtieren angefreundet, mit ihnen gekämpft. Er hat beispielsweise einen Bären im Kampf bezwungen, der später sein Reittier wurde.

Das Sumoringen diente Kintarō und den Tieren, um ihre Kräfte zu messen. Auch andere japanische Fabelwesen wie Onis (ogerähnliche Yokai) und Tengus (krähenartige Yokai) hat das goldene Kind aus Japan im Kampf besiegt.

Der Oni Shuten-dōji (酒呑童子) verbreitete Angst und Schrecken in der Region des Berges Kintoki. Der goldene Junge hat das Ungeheuer gefangen genommen und wurde dadurch vom Regenten Minamoto no Yorimitsu entdeckt. In der Folge wurde er zum Shitennō (四天王, wörtlich: Vier Himmelskönige) und erhielt den neuen Namen Kintoki Sakata. Der Legende nach verstarb er am 11. Januar 1012.

Die Bedeutung von Kintarō in Japan

Der Mythos des „Golden Boy“ hat nicht nur Einzug in die Märchenwelt, das Theater, die Literatur und Kunst gehalten. Es gibt beispielsweise seit der Edo-Zeit ebenfalls Süßigkeiten, welche den Kopf des süßen, molligen Jungen zeigen. Die Süßigkeiten wurden dabei auf verschiedene Weise geschnitten, zeigten aber im Inneren den Kopf des Kindes. Am japanischen Kindertag (5. Mai) wird zudem das Zimmer eines Neugeborenen gerne mit Kintarō-Puppen dekoriert. Das Kind soll dadurch so stark wie der Volksheld werden.

Am Fuße des Mount Ashigara im Gebiet Hakone in der Nähe von Tokio gibt es einen Schrein, welche dem Helden gewidmet ist. In der Nähe kann man auch einen Stein finden, der von dem Helden selbst in zwei Hälften geteilt wurde.

Kintarō in der japanischen Kunst

Kintaro fängt Koi-Fische
Kintaro wird gerne mit Fischen dargestellt, wobei er diese auch fängt. Foto: von foldscheap, CC0 1.0, via flickr.

In der Ukiyo-e-Kunst ist Kintarō ein beliebtes Motiv. Der goldene Junge wird dabei vor allem mit roter Hautfarbe dargestellt. Zudem ist er meist von seinem treuen Affengefolge umgeben. Der Künstler Utagawa Yoshikazu hat sich des Öfteren dem Thema gewidmet. Er zeigt, wie mit anderen Gefolgsleuten seines Meisters ringt. Die Axt ist immer zusehen. Manchmal nimmt Kintarō aber auch nur die Rolle des Schiedsrichters ein.

Interessant ist, dass ein Bild den Zeitpunkt der Entdeckung Kintarōs durch den Samurai zeigt. In diesem Fall wurde die Haut des Volkshelden nicht in roter Farbe dargestellt. Er erscheint aus gutgebauter und runder Mensch, der aber über eine enorme Größe verfügt. Der Samurai wirkt dagegen eher schmächtig und klein, wobei er aber weitaus besser gekleidet ist.

Der Kintarō-Mythos im modernen Japan

One Piece Cosplayer
Kintaro wird in modernen Mangas aufgegriffen. Bei One Piece steht der Charakter Sentōmaru für den Volkshelden. Foto: von ElCapitanBSC, CC BY-SA 2.0 , via flickr.

Im modernen Japan handelt es sich bei Kintarō um ein Symbol des großen Glücks für junge Jungen angesehen wird. Der erstaunliche Kintarō ist in Büchern, Mangas, Statuen, Animationen und in anderen Aspekten der modernen Kultur im Land der aufgehenden Sonne zu sehen. Tatsächlich zieht das Computerspiel Mortal Kombat starke Parallelen zu der Geschichte von „Golden Boy“. Daher ist Kintaro gleichermaßen in der alten Welt von Noh-Theatern, Kabuki und Ukiyo-e zu Hause – wie auch in der neuen Welt der Animations-, Manga- und Computerspiele. Beispiele für die moderne Verwendung des Mythos lassen sich schnell finden:

  • Der Manga Gin Tama von Hideaki Sorachi handelt von der Hauptperson Gintoki Sakata, welche auf Kintarō basiert.
  • Seit 2004 gibt es den Anime Otogizōshi, der sich um den Hof von Kyoto. Kintarō ist eine der Hauptfiguren.
  • Von 1999 bis 2008 gab es den Manga The Prince of Tennis von Takeshi Konomi. Die Figur Kintarō Tōyama besitzt wie Kintarō eine übermenschliche Kraft, aber ist lediglich eine Nebenfigur und wird als nicht terrestrisch dargestellt.
  • Anfang der 1990er-Jahre gab es den Manga Yū Yū Hakusho von Yoshihiro Togashi. Im Team Makintaro gibt es den Charakter Uraotogi, welcher vom Verhalten und den Kräften ebenfalls an den beliebten Volkshelden erinnert.
  • Im berühmten Manga One Piece vom Mangaka Eiichirō Oda. Sentōmaru hat ein ähnliches Aussehen und Gebaren (mit Doppelaxt) wie der goldene Junge aus der Legende.
  • Die Videospielserie „Power Instinct“ kennt Kintaro als spielbaren Charakter mit dem Namen „Kintaro Kokuin“. Bären und Koi-Fische kann er zur Hilfe nutzen, sowie eine Axt um Gegner anzugreifen.
  • Im Videospiel „Animal Crossing: New Leaf“ gibt es das Bekleidungsgeschäft "Able Schwestern". Dort kann manchmal eine Perücke im Zubehörbereich gefunden werden, welche Kintaros eigener Frisur ähnelt.
  • Im Handyspiel Fate / Grand Order ist Sakata Kintoki ein Diener der Berserker-Klasse. Er kommt als Verbündeter im Londoner Kapitel vor und hat die Tendenz „Gold“ oder „Golden“ zu sagen. Im Spiel wird er wie ein Yakuza-Boss dargestellt, schwingt aber eine elementare (Blitz-) Axt.

Kintarō, der goldene Junge, ist damit fest in der japanischen Kultur verwurzelt. Als Symbol und Sinnbild für Stärke und Kraft sehen ihn die Japaner an. Es ist daher nicht verwunderlich, dass er als Volksheld die Jahrhunderte überdauert hat und im modernen Japan immer noch eine große Rolle einnimmt, ähnlich wie es die Kappa-Monster, Kitsune-Füchse und die Katzendämonen in Japan heute immer noch machen.

Titelfoto: von FæCC BY 2.0, via flickr.

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