Japanische Wörter mit deutschem Ursprung
Im Japanischen gibt es viele Wörter, die aus anderen Sprachen wie dem Portugiesischen, Niederländischen, Französischen und auch aus dem Deutschen stammen. Diese gairaigo (外来語 „ausländisches Wort“) stammen aufgrund ihrer kulturellen und wissenschaftlichen Bedeutung während der Modernisierung Japans in der Meiji-Zeit meist aus Frankreich und Deutschland. Wir geben Ihnen einen Überblick über die wichtigsten deutschen Lehnwörter im Japanischen.
Das Japanische hat viele Wörter aus dem Deutschen übernommen, insbesondere Fachbegriffe aus dem Medizinstudium japanischer Ärzte im preußisch dominierten Deutschland während der Meiji-Zeit (1868–1912). Ebenfalls gebräuchlich sind Wörter im Zusammenhang mit Bergsteigen und Skifahren, bestimmte wissenschaftliche oder verwaltungstechnische Fachbegriffe oder technische Wörter. Aber auch international gebräuchliche deutsche Begriffe wie „Autobahn“, „Doppelgänger“ oder „Rucksack“ haben eine japanische Entsprechung.
Woher stammen die vielen deutschen Worte im Japanischen?
Die Meiji-Zeit (1868-1912) steht für die Modernisierung Japans nach einer langen Zeit der Isolation. Die japanische Elite führte dazu in dieser Zeit ein groß angelegtes Forschungs- und Studienprogramm in der westlichen Welt durch. Im erst kürzlich vereinigten Deutschland mit seinen preußisch organisierten Strukturen sah man die Möglichkeit, diese für die Modernisierung Japans zu nutzen.
In der Folge entsandte das japanische Königshaus Experten im Gebiet der Medizin, des Militärs, der Bildung und verschiedener Wissenschaftszweige wie Physik und Chemie nach Deutschland. Der Erfolg Preußens und die Ähnlichkeiten zu den japanischen Gesellschafts- und Wirtschaftsstrukturen war letztlich entscheidend, viele Ideen und Strukturen aus Deutschland zu übernehmen.
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Klemens W. Meckel kam Ende des 19. Jahrhunderts als sogenannter „Oyatoi Gaikojujin“ (angeheuerter Ausländer) nach Japan und modernisierte die kaiserliche Armee Japans nach preußischem Vorbild.
Foto © Michael Schönitzer (2009), Public Domain
Insbesondere das Militär-, Bildungs- und Rechtssystem wurde praktisch direkt aus Deutschland übernommen. Selbst die Bürokratie der Meiji-Regierung wurden stark von der preußischen Regierungsführung beeinflusst. Das heutige japanische Rechtssystem basiert beispielsweise immer noch auf dem deutschen Zivilgesetzbuch.
Warum können japanische Ärzte deutsch?
Besonders bekannt sind die deutschen Einflüsse in den medizinischen Bereichen Japans. Japan übernahm damals quasi das medizinische Ausbildungssystem aus Deutschland. Deutsche Ärzte lehrten an japanischen Universitäten und Japaner studierten in Deutschland. So wurden auch viele medizinische Fachbegriffe direkt aus dem Deutschen ins Japanische übernommen.
Mittlerweile schwindet allerdings der deutsche Einfluss immer mehr und die japanische Gesellschaft wendet sich mehr dem englischen Sprachraum zu. So benutzen meist nur noch die älteren Mediziner die alten deutschen Begriffe aus den damaligen deutschen Lehrbüchern.
Die bekanntesten deutschen Wörter im Japanischen
Wie in vielen anderen Sprachen ist man sich in Japan heute oft nicht mehr bewusst, dass es sich bei einigen Wörtern um ein gairaigo, also ein Wort aus einer fremden Sprache handelt. Die deutschen Lehnwörter sind aufgrund der für Japaner schwierigen Aussprache und Schrift oft so verfremdet, dass der deutsche Ursprung fast nicht mehr erkennbar ist.
Hier eine Übersicht der wichtigsten und bekanntesten japanischen Wörter mit deutschem Ursprung:
Allgemeine deutsche Lehnwörter im Japanischen
- Autobān (アウトバーン) - Autobahn
- Arubaito (アルバイト) – Nebenjob
- Dopperugengā (ドッペルゲンガー) - Doppelgänger
- Idē (イデー) - Idee
- Umurauto (ウムラウト) - Umlaut
- Enerugisshu (エネルギッシュ) - Energisch
- Tsu~aitogaisuto (ツァイトガイスト) - Zeitgeist
- Tēma (テーマ) - Thema
- Ryukkusakku (リュックサック) – Rucksack
- Doitsunin (ドイツ人) – Deutsch
- Betto (ベット) – Bett
- Shurafu (シュラフ) – Schlaf (-sack)
Medizinischer Bereich
- Dokutā (ドクター) – Doktor/ Arzt
- Arerugī (アレルギー) - Allergie
- Kapuseru(カプセル) - Kapsel
- Karute (カルテ) – Krankenakte (Karte)
- Kuranke (クランケ) – der Kranke (Patient)
- Gipusu (ギプス) - Gips
- Rentogen (レントゲン) – Röntgen
- Hisuterī (ヒステリー) - Hysterie
- Noirooze (ノイローゼ) - Neurose
Wissenschaftlicher Bereich
- Enerugī (エネルギー) - Energie
- Kariumu (カリウム) - Kalium
- Bekutoru (ベクトル) - Vektor
- Zemināru (ゼミナール) - Seminar
- Natoriumu (ナトリウム) – Natrium
- Kafein (カフェイン) – Koffein
- gumi (グミ) – Gummiartig, Fruchtgummi
Kultureller/ Gesellschaftlicher Bereich
- Meruhen (メルヘン) - Märchen
- Menuetto (メヌエット) - Menuett
- Epigōnen (エピゴーネン) - Epigonen
- Messe (メッセ) - Messe
- Demōnisshu (デモーニッシュ) - Dämonisch
- Hākenkuroitsu (ハーケンクロイツ) - Hakenkreuz
- Fanfāre (ファンファーレ) – Fanfare
- Winnaa (ウィンナー) - Wiener
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