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Die japanische Teekultur & -tradition im Überblick

Die Vielfalt der japanischen Teekultur

Tee oder Cha (茶), wie das japanische Wort lautet, ist tief in der japanischen Kultur verwurzelt. Wie viele andere Praktiken wurden auch die Grundzüge des Teetrinkens sowie des Teeanbaus in Japan aus China übernommen, entwickelten sich aber in Japan weiter und wurden in verschiedenen Aspekten verändert und perfektioniert. Dabei war Tee in Japan lange Zeit vor allem ein Getränk für buddhistische Mönche und Eliten und erlangte erst in mehreren Schritten eine breitere Verbreitung und Popularität.

Die japanische Teekultur umfasst ritualisierte Formen der Zubereitung und des Trinkens von Tee, wie sie sich insbesondere in der japanischen Teezeremonie zeigt. Es gibt traditionelle und moderne Teehäuser, spezielles Geschirr und Gerätschaften für verschiedene Arten von Tee und vieles mehr. Die Tradition spielt oft eine große Rolle, aber in jüngerer Zeit wird Tee auch mehr und mehr als reines Genussmittel konsumiert, vor allem in Form von Softdrinks auf Teebasis.

Die japanische Teekultur und -tradition ist eine faszinierende Welt, die es zu erkunden lohnt. Tee oder Cha – soviel ist sicher – ist in Japan mehr als ein einfaches Lebensmittel.

 

japanische-teezeremonie-bedeutung

Historische Darstellung der traditionellen japanischen Teezeremonie auf einem Bijin-e (Schönheitsdruck) Triptychon von 1895.
Foto © Yōshū Chikanobu (Toyohara Chikanobu) (1838-1912), Public Domain

 

Die Kultur rund um japanischen Tee

Die Geschichte von Tee in Japan beginnt der Legende nach mit zwei buddhistischen Mönchen, Saichō und Kūkai, die aus China nach Japan kamen. Diese Mönche sollen während der Heian-Zeit (794 - 1185 n.Chr.) in China studiert und von dort die ersten Samen der Camellia Sinensis, des Teestrauches, mit nach Japan gebracht haben, um das belebende Getränk dort auch selber anzubauen. Daher beschränkte sich der Genuss von Tee vorerst vor allem auf buddhistische Klöster und Tempel sowie einige Adelige.

Eine breitere Popularität unter den Eliten erreichte Tee in den folgenden Jahrhunderten stetig, bis er im 16. Jahrhundert durch die Formalisierung der Teezeremonie seinen Höhepunkt erreichte, der bis heute als höchster Standard des Teegenusses in Japan gilt. Dieses Vorbild der Eliten und Samurai griff aber auch auf die weniger prestigeträchtigen Bevölkerungsschichten über und führte zur Etablierung von Teehäusern in so gut wie allen Städten Japans.

Die steigende Beliebtheit von Tee führte zur Perfektion der Herstellung. Anbaugebiete wie Uji bei Kyoto wurden erschlossen, wo bis heute besonders prestigeträchtige Tees herkommen. Es wurden eigene Technologien im Teeanbau entwickelt, wie die Beschattung der Pflanzen zur Herstellung von Schattentees (Tencha, Gyokuro, Kabusecha) sowie das schonende Bedampfen der Teeblätter, anstelle der in China und zuvor auch in Japan genutzten Röstung.

Aufgrund des hohen Stellenwerts von exzeptionellen Grüntees, die leider auch exzeptionelle Preise haben, werden manche Teeplantagen bis heute in Japan von Hand gepflückt, obwohl dies eine Ausnahme ist.

Eine Besonderheit der hohen Wertschätzung von Tee in Japan ist die Produktion von herausragenden Tees und Teespezialitäten in kleinen Chargen. Dies gilt vor allem für Gyokuro und den aus Tencha hergestellten Matcha (pulverisierter Schattentee), umfasst aber auch Sencha und andere Grünteesorten. Jährlich gibt es einen offiziellen Wettbewerb (Nichoncha Award), bei dem die besten Tees der besten Teemeister prämiert werden. Solch einen Tee zu kosten, verlangt in der Regel eine Reise nach Japan, da nur etwa 1-2 Prozent der Teeproduktion des Landes exportiert wird. Bei prämierten Tees dürfte die Quote noch geringer sein.

 

Tee Kultur Japan Bedeutung
Dr. Genshitsu Sen, Japan-UN-Sonderbotschafter und Großmeister der Urasenke-Teetradition.
Foto: Archive of the Chancellery of the President of the Republic of Poland - [1], GFDL 1.2

 

Tee und Jahreszeiten: Traditionen im Jahreskreis

In Japan hat sich über die Zeit, insbesondere mit der Formalisierung der japanischen Teezeremonie, ein enges Verhältnis zwischen dem Genuss von Tee und den Jahreszeiten herausgebildet. Dies hängt mit Sadō (茶道), dem dem Zen-Buddhismus nahe stehenden Teeweg, zusammen, der neben dem Genuss von Tee in der ritualisierten Form der Teezeremonie eine eigene, verfeinerte Philosophie und Ästhetik hat.

Der legendäre Teemeister Sen no Rikyū (千 利休, 1522-1591) legte für die Teezeremonie die wakei seijaku (和敬清寂), vier Prinzipien fest: Harmonie (和, wa); Respekt (敬, kei); Reinheit (清, sei) und Stille (寂, jaku). Hinzu kommt das wabi-cha, bzw. das sehr japanische ästhetische Konzept des Wabi Sabi (侘寂), das in der Betrachtung der Natur und der Vergänglichkeit der Dinge stille Schönheit findet.

Eine Teezeremonie, aber auch ein formelles Zusammenkommen zum Trinken von Sencha, wird traditionell mit auf die Jahreszeit abgestimmter Kleidung, Speisen, evtl. Spaziergängen und dem Rezitieren jahreszeitlich passender Gedichte zelebriert. Diese Tradition wird heute nur noch selten in vollem Umfang zelebriert und oft auch als touristische Attraktion vermarktet. Trotzdem haben sich Elemente dieser traditionellen und streng ritualisierten Form auch in den Alltag der Japaner gerettet. Eine alte, von Hand getöpferte Tonschale für den Tee ist oft ein hoch geschätzter Besitz.

Auch die Teesorten ändern sich mit den Jahreszeiten. Der Frühling und Sommer sind perfekt für den Genuss der ersten Ernte (Ichibancha bzw. Sincha) mit ihrem feinen Geschmack, während Herbst und Winter Matcha, Genmaicha oder zweite Ernten mit ihrem adstringenteren Geschmack bevorzugt werden. Durch modernes Verpackungswesen hat sich die Haltbarkeit von Grüntee verbessert, sodass Sencha aus den ersten Ernten das ganze Jahr über genossen werden kann.

 

Teetrinken als soziales Ereignis in Japan

Teetrinken ist in Japan traditionell ein soziales Ereignis. Während heutzutage die morgendliche Tasse Tee nichts Ungewöhnliches ist, war Tee früher ein hochgeschätztes Getränk, das man vor allem beim Besuch eines Teehauses genoss oder Gästen servierte. Auch heute noch legt man in Japan Wert darauf, Gästen besonders hochwertigen Tee auszuschenken, wie z.B. Sencha, Kabusecha oder Gyokuro.

Moderne Teestuben, die eher an westliche Cafés erinnern, bieten neben Tee auch süße Speisen an, um eine umfassende Tee-Experience zu bieten. Auch in traditionellen Teehäusern findet man diese Angebote.

 

Tee in der japanischen Gastfreundschaft

Einem Gast oder Geschäftspartner bei einem Meeting hochwertigen Tee anzubieten ist in Japan ein Ausdruck der Gastfreundschaft. Das Servieren des Tees steht dabei am Anfang eines Treffens und schließt an die Begrüßung an. Erst nachdem man zusammen eine Schale Tee getrunken hat, kommt man bei einem Meeting zum Thema oder bei einem Besuch zum lockeren Gespräch. Unter Freunden ist das Ganze weniger formell.

 

japanische Teekultur – Anbau und Geschichte

Arbeiter auf einer Teeplantage im Japan der Meiji-Ära. Das Foto stammt vom bekannten Fotografen Kusakabe Kimbei (1841 - 1934).
Foto © By Kusakabe Kimbei, Public Domain

 

Die japanische Teezeremonie: Ein kurzer Einblick

Die japanische Teezeremonie oder Sadō bildete sich über mehr als hundert Jahre bis zur Formalisierung durch Sen no Rikyū im 16. Jahrhundert zu einer eigenen Kunstform aus. Wie die anderen „Wege“ des Zen-Buddhismus wird auch die Perfektion des Sadō als ein Weg zur Erleuchtung angesehen. Eine Teezeremonie wird daher in einem speziellen Teehaus ausgerichtet, zu dem oft auch ein eigener Garten gehört.

Aus der durch Sen no Rikyū formalisierten Teezeremonie haben sich verschiedene Schulen herausgebildet, die eigene Formen und Handlungen vorsehen. Im Mittelpunkt steht immer die Zubereitung von Matcha, entweder als Koicha (dicker Tee) oder als Usucha (dünner Tee). Bei Koicha trinkt man gemeinsam aus einer Teeschale, bei Usucha erhält jeder Teilnehmer seine eigene Teeschale.

Die ritualisierte Zubereitung des Tees kann bei einer traditionellen Teezeremonie mehrere Stunden dauern. Begleitet wird die Teezeremonie oft von Spaziergängen durch den Garten, dem Vortragen von jahreszeitlich passenden Gedichten und leichten Speisen. Dabei wird immer auf Einfachheit und Zurückhaltung geachtet, um die wakei seijaku, die vier Prinzipien des Sadō, einzuhalten.

 

Moderne Teekultur: Tee im heutigen Japan

Heute besteht ein Unterschied zwischen der traditionellen Teekultur Japans und modernen Formen des Teegenusses. Es gibt immer noch traditionelle Teehäuser und andere kulturelle Aspekte der japanischen Teekultur. Aber auch in Japan hat man den Kaffee entdeckt, der Tee zunehmend Konkurrenz macht. Der größte Konsum von Tee fällt heute auf fertige Teegetränke und Softdrinks. Der häusliche Konsum spielt ebenfalls eine bedeutende Rolle – inklusive der benötigten Gerätschaften wie Wasserkochern mit Temperatursensoren, die das Wasser auf die für Grüntees erforderliche Temperatur bringen.

Auch moderne Teehäuser oder Tee-Cafés erfreuen sich großer Beliebtheit, in denen man in entspannter Atmosphäre Tee genießen kann. In Japan finden sich inzwischen auch viele Speisen, in denen Tee, insbesondere Matcha, verarbeitet wird. Das Tee immer noch als Nationalgetränk gilt, sieht man daran, dass die Japaner rund 98% des in Japan angebauten Tees selber verbrauchen.

 

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Traditionelle Teezeremonie in einem Ryokan.
Foto © Teddy Yang, pexels.com

 

Der Einfluss von Tee auf die japanische Kunst

Die Verbindung der Teezeremonie mit Wabi Sabi hat deutliche Spuren der Teekultur in der japanischen Kunst hinterlassen. Insbesondere von Hand getöpferte Teeschalen und Teekannen gelten als Kunstobjekte. Alte, von Meistern hergestellte Schalen und Kannen sind begehrte Sammlerobjekte und erzielen hohe Preise. Ähnliches gilt für anderes Zubehör, das für die Zubereitung von Tee oder die Durchführung einer Teezeremonie benötigt wird.

Tee spielt auch in der Literatur und anderen narrativen Kunstformen wie Film eine Rolle, wo dieses Sujet in verschiedenster Form aufgegriffen und umgesetzt wird. Handlungen, Gesten und innere Monologe können subtile Bedeutungen haben, die für Nicht-Japaner schwer zu entziffern sind.

 

 

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Titelfoto © Arisa Chattasa auf Unsplash

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