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Japans Bevölkerungsentwicklung: Demografie im Wandel

Japan steht vor einem dramatischen Wandel der Demografie. Von einer alternden Gesellschaft wird ja auch hierzulande in Deutschland immer wieder gerne gesprochen, aber was bei uns noch eher Zukunftsmusik ist, ist in Japan bereits Realität.

Mit einer Einwohnerzahl von 125,57 Millionen nach der letzten Volkszählung im Oktober 2020 ist Japans Bevölkerung seit dem Höchststand von 128 Millionen im Jahr 2010 um rund 2,5 Millionen geschrumpft. Erschwerend hinzu kommt, dass Japans Gesellschaft auch im Vergleich zu anderen entwickelten Industrienationen noch einmal deutlich mehr überaltert ist.

Prognosen gehen davon aus, dass die japanische Bevölkerung bis 2060 um weitere rund 40 Millionen schrumpft. Im Moment verringert sich die japanische Bevölkerung in etwa um 2000 Personen pro Tag oder, um es bildlicher auszudrücken, jeden Tag verschwindet ein Dorf. Mit der abnehmenden Bevölkerung und einer parallel damit einhergehenden stetigen Überalterung gehen aber bei diesem schon beinahe dramatischen demografischen Wandel noch weitere Probleme einher.

Eine überalterte Bevölkerung bedeutet auch eine Schieflage beim Rentensystem, fehlende Arbeitskräfte und damit einhergehend auch ein ausbleibendes Wirtschaftswachstum der immer noch drittgrößten Weltwirtschaft.

 

japan bevölkerungsentwicklung Demografie

Während Japans durchschnittliche Lebenserwartung ist seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs stetig steigt, sinkt die Geburtenrate weiterhin dramatisch.
Foto © Evangelos Bountaniotis, Pixabay 

 

Wie groß ist Japans Bevölkerung?

Japans Bevölkerung beträgt aktuell 125,57 Millionen Einwohner (Stand Oktober 2020). Die japanische Bevölkerung hat seit dem 2. Weltkrieg eine interessante und in Teilen für die entwickelten Industrieländer exemplarische Entwicklung durchgemacht. Die Bevölkerung stieg dank boomender Wirtschaft, guten Lebensbedingungen, guter medizinischer Versorgung und der in Japan besonders hohen Lebenserwartung, die manchmal mit der typisch japanischen Ernährung in Zusammenhang gebracht wird, von rund 81 Millionen im Jahr 1950 auf den Höchststand von rund 128,1 Millionen um das Jahr 2010 um dann innerhalb von ungefähr 10 Jahren wieder auf 125,57 Millionen (Oktober 2020) zu fallen.

Diese um das Jahr 2010 einsetzende Abnahme der Bevölkerung wird sich ohne drastische Änderungen der Geburtenrate oder massive Einwanderung immer schneller fortsetzen. Bei gleichbleibenden Bedingungen wird Japan so um das Jahr 2060 unter 90 Millionen und um das Jahr 2100 eventuell nur noch die Hälfte der der heutigen Einwohner zählen.

Bei den angegebenen Bevölkerungszahlen, die durch offizielle Volkszählungen erhoben werden, sind in Japan lebende Ausländer mit erfasst. Diese machen aber nur einen sehr kleinen Teil (aktuell etwa 1,7 Millionen) der japanischen Bevölkerung aus, da Japan sich nicht als Einwanderungsland sieht und sich mit der Idee, Ausländer als Immigranten anzuwerben kulturell und politisch bislang sehr schwer tut.

 

Wie sieht Japans Altersstruktur aus?

Die Altersstruktur der Bevölkerung Japans weist eine deutliche Überalterung auf, die sehr viel weiter fortgeschritten ist als in den europäischen Ländern, die sich aber einer ganz ähnlichen Problematik gegenübersehen. Aktuell (2022) ist davon auszugehen, dass 11,6% der japanischen Bevölkerung zwischen 0 und 14 Jahre, 58,5% zwischen 15 und 64 Jahre und 29,9% 65 Jahre und älter ist.

Der Anteil der über 65 jährigen steigt dabei laut Prognosen bis auf über 37% im Jahr 2050 bei einem Anteil von nur noch 51,4% in der Altersspanne von 15-64 Jahre. So ist schon heute nur noch etwas mehr als die Hälfte der Bevölkerung im klassischen Erwerbstätigen Alter bei einer gleichzeitig sehr geringen Reproduktionsrate.

Ein wichtiger Faktor in der Gesamtbetrachtung spielt dabei die durchschnittliche Lebenserwartung, die in Japan besonders hoch ist. Im Moment hat Japan die weltweit älteste Bevölkerung Die Aufteilung nach Geschlechtern ist bei Geburten und in den Bevölkerungsgruppen bis 64 Jahre in etwa 50/50 bei Männern und Frauen, wobei in der Gesamtbevölkerung aufgrund der etwas höheren durchschnittlichen Lebenserwartung von Frauen ein leichter Überhang bei den Frauen besteht.

 

Japan Alter Bevölkerung

Japans durchschnittliche Lebenserwartung erreicht 2021 mit 87,74 Jahren für Frauen und 81,64 Jahren für Männer ein Rekordhoch.
Foto ©  Redd F, Unsplash

 

Problem: Demographischer Wandel in Japan

Natürlich bringt der demographische Wandel in Japan mit einer stetig überalternden Gesellschaft bei gleichbleibend niedriger Geburtenrate (zwischen 1,44 und 1,36) gewaltige Probleme mit sich. Zuallererst nimmt der Anteil der Menschen im erwerbstätigen Alter ab.

Dies wird teils dadurch abgemildert, dass viele Japaner auch nach dem 65. Lebensjahr nach Renteneintritt weiter einer Art von Erwerbstätigkeit nachgehen. Dabei spielt auch das im Vergleich zu vielen europäischen Ländern niedrigere Rentenniveau eine Rolle.

Ein zweites Problem, das durch eine überalternde Gesellschaft auftritt ist das der Rentenfinanzierung. Umso weniger Menschen arbeiten und in das System einzahlen, desto schwieriger ist naturgemäß dessen Finanzierung. Zuletzt wirkt sich das Zusammenspiel aus Finanzierung (im Zweifel durch höhere Abgaben) und weniger Arbeitskräften auch auf das Wirtschaftswachstum eines Landes aus.

So sieht Japan schon seit der Krise in den 1990er Jahren eine weitgehende Stagnation des Wachstums bei gleichbleibenden Nullzinsen der Zentralbank. Trotzdem konnte sich Japan bislang auf Platz drei (nach den USA und China) der größten Weltwirtschaften halten.

 

Warum sinkt die Bevölkerung in Japan?

Die Bevölkerung in Japan schrumpft vor allem, weil zu wenige Kinder geboren werden. Dies ist ein weltweites Phänomen in den hochentwickelten Industriestaaten und ein Problem, das auch auf Deutschland perspektivisch erschwert Auswirkungen haben wird.

Daher kann der demographische Wandel Japans auch als exemplarisch für die Probleme der überalternden Gesellschaften in den meisten Industriestaaten angesehen werden. Um eine ausgeglichene Bevölkerung zu behalten benötigt es ohne Einwanderung einer Geburtenrate von 2,0 pro Frau. In Japan kommt – zumindest in wirtschaftlicher Hinsicht – erschwerend hinzu, dass die japanische Bevölkerung eine der höchsten Lebenserwartungen weltweit aufweist.

 

Die Geburtenrate in Japan

Die Geburtenrate in Japan liegt schon seit vielen Jahrzehnten auf einem sehr niedrigen Niveau, aktuell in etwa bei 1,36 und ist damit eine der niedrigsten der Welt.

 

Die Geburtenrate in Deutschland

Die Geburtenrate in Deutschland liegt heute bei 1,59 Kinder pro Frau und hat sich damit von dem Tiefststand von 1,37 um das Jahr 1990 nach dem Fall der Mauer wieder etwas erholt. Das Problem der Überalterung und schrumpfenden Bevölkerung ist in Deutschland trotz der deutlich unter 2,0 liegenden Geburtenrate noch weniger ausgeprägt.

Dies liegt vor allem daran, dass die so genannte Baby Boomer Generation (Geburtenstarke Jahrgänge nach dem 2. Weltkrieg) in Deutschland etwas später zu verorten sind als in Japan, sowie an der relativ stetigen Einwanderung von Arbeitskräften mit Beginn der Gastarbeiterverträge in den frühen 60er Jahren, die im Vergleich zu Japan um einiges höher ist.

 

Gründe für die niedrige Geburtenrate in Japan

Die Gründe für die niedrige Geburtenrate in Japan sind vielfältig. Neben dem ständig steigenden Bildungsniveau, welches in aller Regel eine gewisse negative Auswirkung auf die Geburtenrate hat, spielen vor allem vier Faktoren eine wichtige Rolle:

  1. Hohe Lebenshaltungskosten: Japan ist ein Land mit hohen Lebenshaltungskosten und insbesondere in den Großstädten sehr beengten Wohnverhältnissen. So sind schon die teils sehr kleinen Wohnungen (auch bei Paaren) zumindest ein Hindernis, um ein Kind zu bekommen und groß zu ziehen.
  2. Die traditionelle Rolle der Frau in Japan: In Japan, das seine Traditionen insgesamt mehr bewahrt haben dürfte, als die meisten anderen hochentwickelten Industrieländer, sind Frauen bis heute ein wenig in der Rolle der Mutter und Hausfrau gefangen, wenn sie sich entschließen zu heiraten und ein Kind zu bekommen. Auch wenn sich dies etwas aufgeweicht hat, sind die Hürden für verheiratete Mütter in der Arbeitswelt deutlich höher als in anderen vergleichbaren Ländern.
  3. Die japanische Arbeitskultur: Der Japaner lebt für die Firma, für die er arbeitet. Das geht mitunter so weit, dass japanische Angestellte sich so überarbeiten, dass sie am Arbeitsplatz sterben. Die Japaner haben dafür sogar ein eigenes Wort: karoshi (過労死, Tod durch Überarbeiten). Diese Arbeitsmentalität wird insgesamt auch von Frauen erwartet, weshalb Mütter als Arbeitnehmer kaum gern gesehen sind und so das Single Leben ohne Kind bei Karriere in einem Unternehmen der Normalfall ist.

Fehlende Anreize und Kinderbetreuung: Lange Zeit hat Japan wenig dafür getan, Anreize dafür zu schaffen, das junge Paare Kinder bekommen.

Hinzu kam lange Zeit der fehlende Ausbau der Betreuungsmöglichkeiten gerade für Kleinkinder, so dass viele Frauen sich entscheiden mussten, ob sie weiter arbeiten oder ein Kind bekommen wollten. Insbesondere in diesem Bereich hat Japan aber in den letzten Jahren deutliche Reformen begonnen, um Eltern finanziell und in Hinsicht auf die Betreuung zu entlasten, ohne damit allerdings bislang große Erfolge erzielen zu können.

 

Japan Bevölkerung Demografie Geburtenrate

Trotz hohem Bildungsniveau: Japan hat eine der niedrigsten Geburtenraten der Welt
Foto © Stephanie Hau, Unsplash

 

Zuletzt spielen natürlich auch sich verändernde Lebensentwürfe eine Rolle. So ist die Anzahl der Singles bei japanischen Frauen von 3% im Jahr 1960 auf rund 17% im Jahr 2020 gestiegen.

Bei den japanischen Männern ist ein noch deutlicherer Anstieg zu konstatieren, hier stieg der Anteil der Singles von 1,7% im Jahr 1960 auf rund 26% im Jahr 2020. Für die heranwachsende Generation kann in etwa davon ausgegangen werden, dass etwa ein Drittel Single bleiben und damit weniger wahrscheinlich ein Kind bekommen wird.

 

Was sind die Folgen von Japans Demographieentwicklung?

Die Folgen der Demographieentwicklung Japans sind teilweise schon heute sichtbar. Zum einen überaltert die Bevölkerung zunehmend und der Anteil der über 65-Jährigen nimmt stetig gegenüber den Jüngeren zu.

Zum anderen sinkt der Anteil der Erwerbstätigen bzw. Arbeitnehmer über die Zeit immer weiter, so dass Stellen nicht besetzt oder automatisiert werden müssen. Dies ist auch ein Mitgrund für den vermehrten Einsatz von Robotern auch in Servicebereichen, wie er in anderen Ländern im Moment kaum vorstellbar ist.

 

 

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Titelfoto © Jason Goh, Pixabay 

 

 

 

 

 

 

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