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Hanten: Japanische Jacken nach Tradition

Der Hanten (袢纏) ist ein traditioneller japanischer Wintermantel, der von Frauen als auch von Männern getragen werden kann. Ursprünglich zum Tragen über einem Kimono entwickelt, bietet der Hanten auch bei anderer Bekleidung eine wärmende Alternative zu anderen Mänteln. Dabei kann ein Hanten sehr vielseitig eingesetzt werden und eignet sich auch als Hausjacke oder Strickjackenersatz. Für die Nutzung im Haus bzw. bei der Arbeit kommt dem Hanten zudem zu Gute, dass diese meist nur halblange Ärmel haben und einen so weniger behindern, als herkömmliche Mäntel oder Jacken.

 

Was sind Hanten?

Hanten sind halblange japanische Mäntel, die für die kalten Jahreszeiten gedacht sind. In der Regel werden sie aus festem Baumwollstoff hergestellt und besitzen ein wattiertes Innenfutter aus Baumwolle oder einer Mischung aus Baumwolle und Synthetikfasern.

Als halblanger Mantel reicht ein Hanten dem Träger oder der Trägerin bis knapp unter die Hüfte. Die Ärmel sind typischerweise ebenso halblang gehalten (es gibt Ausnahmen) und enden ein gutes Stück über dem Handgelenk. So behindern diese nicht oder sehr viel weniger bei manuellen Tätigkeiten.

Der Schnitt ist weit und klar auf Tragekomfort ausgelegt. Hanten haben zudem einen Kragen und einen langen, bei traditionellen Schnitten rechteckigen Ausschnitt. Zusammengehalten wird der Hanten beim Tragen durch einen einzelnen, mittig angebrachten Knopf.

In Japan sind Hanten seit dem 18. Jahrhundert während der Edo-Periode ein beliebtes Winterkleidungsstück für so gut wie alle Gesellschaftsschichten, das ursprünglich über einem Kimono getragen wurde. Das auf Komfort ausgelegte Design und die halblangen Ärmel erlauben es zudem, den Hanten auch bei der Arbeit zu tragen.

Anders als ein klassischer Haori (羽織), eine andere Form einer locker sitzenden japanische Jacke, ist der Hanten weniger formell, ähnlich dem ungefütterten und meist mit einer schmalen Schärpe gebundenen Happi (法被), aus dem der Hanten wohl entwickelt wurde.

 

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Japanischer Blumenverkäufer um 1880 in traditionellem Hanten.
Foto © 日下部金兵衛 - Bonhams, San Francisco, wikimedia

 

Wie Hanten Jacken in Japan hergestellt werden

Hanten werden in Japan aus Baumwolle für den Oberstoff und Baumwolle oder einer Baumwolle-Synthetik Mischung für das Innenfutter hergestellt. In wenigen Ausnahmen gibt es auch Hanten, die für den Oberstoff Seide verwenden.

In der Regel sind diese qualitativ hochwertige Hanten aus Kurume-Kasuri Baumwolle (aus der Stadt Kurume im Süden Kyushus). Kurume selber ist dabei auch für die dort seit spätestens 1800 aus der hochwertigen dort gezogenen Baumwolle produzierten Hanten bekannt und Kurume-Kasuri ist seit 1957 sogar ein eingetragenes immaterielles Kulturgut in Japan.

Die Herstellung selber umfasst von Entwurf über Weben, Binden und Färben des Baumwollstoffes rund 30 Schritte. Dabei werden auch heute noch bei in der Tradition des Kurume-Kasuri hergestellten Hanten viele Arbeiten von Hand erledigt und erhält so eine Handwerkstradition am Leben. Daneben gibt es aber natürlich auch industriell gefertigte Hanten in guter Qualität, die dann natürlich günstiger sind.

 

Hanten Tragestile und Kombinationsmöglichkeiten

Traditionell wurde der Hanten über einem Kimono getragen. Dies ist heute aber nur noch eher selten der Fall, so wie man auch in Japan eher selten einen Kimono trägt, sondern eher für besondere Anlässe.

Durch sein Casual Design lässt sich ein Hanten – ob einfarbig oder gemustert – aber problemlos auch mit anderer Kleidung kombinieren, zum Beispiel mit Jeans und Hemd oder langem Rock, mit einem Pullover oder T-Shirt, ganz wie man mag. Einzig die Kombination mit einem westlichen Anzug oder Kostüm ist – wenn auch möglich – doch eher weniger passend.

Insgesamt ist ein Hanten so gemütlich und komfortabel, dass man ihn zu so gut wie allen informellen Anlässen tragen kann. Dazu gehört auch seit langem das Tragen im Haus, um weniger heizen zu müssen.

Kinder tragen den Hanten in Japan nicht selten auch beim zu Bett gehen, um schön kuschelig warm zu sein. Für die Nutzung bei uns im Westen eignet sich der Hanten als Übergangsjacke, Hausjacke oder Strickjackenersatz sowie als Winterjacke bei nicht allzu kaltem Wetter. Bei Wind sollte man ihn zudem mit einem farblich passenden Schal kombinieren, um den Ausschnitt besser abzudichten.

 

Hanten Jacken im Wandel der Zeit

War der Hanten ursprünglich eine Arbeitsjacke für die kälteren Monate, wurde er über die Zeit ein allgemein von allen Japanern geschätztes Kleidungsstück. So war (und ist) der Hanten besonders bei Studenten beliebt und gewinnt auch heute wieder viele Kunden gerade unter jüngeren Japanern.

Allerdings ging die Beliebtheit des traditionellen Kleidungsstücks insbesondere in der Nachkriegszeit mehr und mehr zurück, bis diese ab den späten achtziger Jahren vor allem noch bei Touristen und ausländischen Kunden gefragt waren.

Seit den 2000er Jahren und der Aufnahme von Hanten oder an diesen angelegten Jacken von Modeketten und Labels steigt die Beliebtheit auch in Japan wieder und hat sogar die Corona Epidemie weitgehend unbeschadet überstanden. So finden heute auch traditionelle Hanten-Produzenten wieder mehr Kunden, was auch mit der Ausweitung des Online-Handels in Japan wie weltweit zusammenhängt.

 

Hanten im kulturellen Kontext

Kulturell betrachtet spielt der Hanten in Japan eine sehr viel weniger große Rolle als der Kimono oder der Haori als sozusagen formelle Männerjacke. Trotzdem bietet der Hanten eine einfache und (in der Regel) erschwinglichere Möglichkeit, japanische Kleidung nach Tradition zu tragen, zum Beispiel auf Winterfestivals.

Zudem werden Hanten mit verschiedenen Mustern und Symbolen auf dem Oberstoff angeboten, die eine kulturelle Bedeutung haben können. Das können z.B. Motive wie die Kirschblüte oder auch Kanji auf dem Rücken sein. Farbgebung und Motivwahl sind – anders als bei einem Haori oder Kimono – aber freier wählbar und können auch popkulturelle Motive umfassen.

 

Hanten für jeden: Unisex-Modelle und Kindervarianten

Hanten sind im Grunde genommen Unisex-Jacken. Der einzige Unterschied zwischen Hanten für Herren und Hanten für Damen besteht traditionell in der Farbgebung, wobei für Herren eher dunkle und gedeckte Farben gewählt wurden und für Frauen eher knalligere und hellere Farben angezeigt waren. Dasselbe gilt für Muster und Motive, allerdings ist dies heute auch in Japan nicht mehr zu hundert Prozent zutreffend.

Neben Modellen für Herren und Damen gibt es auch Hanten extra in Kindergrößen, mitunter mit kindgerechten Motiven versehen. Bei Hanten für Kinder sollte neben der passenden Größe (ruhig etwas zu groß kaufen, dass sie hineinwachsen) auf gute Qualität und evtl. reine, weitgehend unbehandelte Baumwolle geachtet werden, um Allergien und chemischen Belastungen vorbeugend entgegenzuwirken.

 

Hanten in der globalen Mode

Der Hanten ist vom Design her klar als japanisch zu erkennen. Gerade deshalb wird er wohl auch hin und wieder als Grundlage für moderne Designs westlicher Modelabels adaptiert. Dies gilt allerdings hauptsächlich für innovativere Labels und teilweise die Haute Couture.

Auf der anderen Seite hat sich der traditionelle japanische Hanten eine gar nicht so kleine internationale Fangemeinschaft geschaffen. Dabei kommt dem Hanten vor allem seine Vielseitigkeit zu Nutze, die ihn auch als Hausjacke tragbar macht.

In Japan legt man darüber hinaus inzwischen auch mehr und mehr Wert auf nachhaltige Produktion, was besonders für die traditionellen Handwerksbetriebe gilt. In Hinsicht auf das Design wird zudem nicht nur Hinsicht auf Muster und Motive experimentiert, sondern auch die Schnitte und Kragenformen sowie der von üppig bis schmal ausfallende Ausschnitt sind Teil der Designmöglichkeiten, ohne von der Grundidee des Hanten abzuweichen.

So gibt es heute drei weit verbreitete Hanten-Formen: den klassischen Halbarm Hanten (Yakko), Hanten mit langen Ärmeln und Hanten mit kurzen Ärmeln oder ohne Ärmel (Chanchanko), die vom Aussehen schon eher an Westen erinnern.

 

Worauf beim Hanten-Kauf zu achten ist

Wer eine Hanten Jacke kaufen möchte, der muss natürlich auf ein paar Dinge achten. Zum einen ist da die Größe, die bei japanischen Modellen meist als Small, Medium, Large (S, M, L) angegeben wird. Dabei ist es hilfreich, sich wenn möglich die genaueren Angaben dazu durchzulesen, da Japaner in der Regel kleiner und schmaler sind, als Europäer, so dass sich die Größenkategorie schon einmal um eine Spalte verschieben kann.

Daneben macht es immer Sinn auf Qualität zu achten. Dafür sollte der Oberstoff des Hanten aus Krume-Kasuri Baumwolle sein. So ein Hanten guter Qualität hält bei richtiger Pflege mitunter ein Leben lang.

Wer sich etwas Besonderes leisten will, der setzt beim Hanten auf einen teils oder ganz handgefertigten Hanten aus Kurume, die auch in Japan als die besten ihrer Art gelten. Erstkäufer hingegen, die sich nicht sicher sind, ob sie den Hanten auch wirklich ausgiebig tragen werden, sollten natürlich erst einmal ein günstigeres Modell ausprobieren. Man kann immer einen zweiten Hanten gebrauchen, wenn man das Kleidungsstück ins Herz schließt.

 

 

 

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Titelfoto © japanwelt.de

 

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