Trusted Shops zertifiziert + 49 (0)30 - 31 80 81 51
 

Anrede auf Japanisch: So sprechen Sie in Japan jemanden richtig an

Die Regeln der japanischen Anrede sind kompliziert aber gesellschaftlich auch sehr wichtig. Wann benutze ich die Anreden chan, kun, san oder sama? Egal, ob Sie geschäftlich oder privat nach Japan reisen, aufgrund der komplizierten Höflichkeitsregeln ist es wichtig zu wissen, wie man andere Menschen ansprechen sollte. Wir erklären die wichtigsten Regeln der japanischen Anredeformen.

Bei der japanischen Ansprache geht es wie so oft in Japan in erster Linie um Höflichkeit und Ehrerbietung. Höflichkeit und Ettikette ist in der japanischen Kultur von größter Bedeutung, und diese spiegelt sich auch im Sprachsystem wider.

Die Anrede erfolgt im Japanischen in Form von Präfixen und Suffixen. Mit deren Gebrauch bezieht sich der Sprecher indirekt oder direkt auf eine andere Person. Diese Anredeformen, wie beispielsweise das bekannte „san“ (さん) sind ein wichtiger Teil der komplizierten japanischen Höflichkeitssprache „keigo (敬語).

 

Die wichtigsten Faktoren für die Wahl der richtigen Anrede

Hauptentscheidend für die Anrede in Japan ist die gesellschaftliche Stellung und Hierarchie sowie die persönliche Beziehung zum Gesprächspartner in dieser Reihenfolge:

  • Alter
  • Persönliche Beziehung
  • Sozialer Rang

Wenn Sie also mit einer Ihnen unbekannten älteren Person sprechen, sollten Sie eine höflichere Ansprache wählen, als bei einer jüngeren Person, die Sie gut kennen. Ebenso verhält es sich bei Anreden gegenüber Mitarbeitern oder Vorgesetzten.

Werfen wir also einen Blick auf die gebräuchlichsten japanischen Anreden und in welcher Situation man sie anwenden sollte.

 

Richtige japanische Anrede
So kompliziert die japanischen Umgangsformen sind, gibt es doch für fast jede Anredeform eine deutsche Entsprechung.
Foto © Andrew Leu, Unsplash

 

Wann kann ich einen Gesprächspartner mit dem Vornamen ansprechen?

Sofern Sie nicht explizit gebeten werden, den Vornamen zu verwenden, sollte man in Japan sein Gegenüber unbedingt mit dem Nachnamen ansprechen.

Wenn Sie zu schnell zum Vornamen ihres Gesprächspartners übergehen, könnte dies in Japan als anmaßend (und sogar als beleidigend) empfunden werden. Dies betrifft insbesondere Personen, die Ihnen in Bezug auf Alter oder Position überlegen sind.

Hierarchien sind noch immer ein wichtiger Bestandteil der japanischen Kultur; etwas, dessen Sie sich bewusst sein sollten, wenn Sie den richtigen Eindruck machen wollen.

 

Die sechs gebräuchlichsten japanischen Anredeformen

Die meisten japanischen Anredeformen werden als Suffix an den Namen der angesprochen Person angehängt. Es gibt aber auch Ausnahmen, bei der die Anrede als Präfix vor den Namen gestellt wird.

 

1.    „san“ (さん)

Die japanische Anrede „san“ wird am häufigsten verwendet und entspricht im weitesten Sinne der deutschen Anrede „Herr“ oder „Frau“.

San“ ist höflich, aber nicht übermäßig formell, geschlechtsneutral und wird im Allgemeinen verwendet bei:

  • Unbekannten Personen, unabhängig von Status oder Alter
  • bei der Anrede gleichgestellter Personen (Bekannte oder Kollegen)
  • als Anrede in Verbindung mit dem Berufsstand. Ein Beispiel: Eine Metzgerei wird nikuya genannt, der Metzger selbst ist nikuya-san, also der „Herr Metzger“.
  • Bei befreundeten Personen kann die Anrede „san“ mit dem Vornamen kombiniert werden
  • Als Höflichkeitsform in Kombination mit einem Firmennamen, wie beispielsweise „Sony-san“.

 

2.    „sama“ (さま)

Sama“ ist eine weitere - wenn auch weniger gebräuchliche - höfliche, formelle und indirekte Anrede. „Sama“ wird verwendet, um Personen, die älter oder ranghöher sind als man selbst, großen Respekt zu erweisen.

Sama“ wird häufig verwendet:

  • in Unternehmen, wenn sie sich an Kunden wenden
  • von Sprechern, die sich an Menschenmengen wenden
  • in Bezug auf Gottheiten und göttliche Wesen
  • als Bezeichnung für den Kaiser und seine Familie

Im Deutschen entspräche „sama“ in etwa „verehrte“ oder „Euer Ehren“.

 

3.    „kun“ (くん)

Die japanische Anrede „kun“ ist unter Freunden und jüngeren Menschen weit verbreitet. Diese Anrede wird aber auch von Älteren als Anrede von jüngeren Gesprächspartnern benutzt, hauptsächlich im beruflichen Kontext. Aber es gibt noch weitere Aspekte:

  • „kun“ ist die gebräuchliche Anrede für (meist) männliche Jugendliche, junge Angestellte und Auszubildende
  • Im japanischen Fernsehen oder Mangas trifft man oft auf die Anrede -kun und -chan, da sie in der japanischen Popkultur häufig als Spitznamen unter Freunden vorkommen.
  • Alle Abgeordneten des japanischen Unterhauses werden vom Präsidenten mit „kun“ angeredet, unabhängig von Alter und Geschlecht.

Die Anrede „kun“ wird häufiger für Männer und Jungen als für Frauen und Mädchen benutzt.

Inzwischen ist es üblich, dass Vorgesetzte Junioren am Arbeitsplatz mit -kun ansprechen, unabhängig vom Geschlecht, und dass Lehrer einfach -san für alle Schüler und Schülerinnen verwenden.

 

4.    „chan“ (ちゃん)

 „Chan“ ist, wie oben erwähnt, eine ähnlich formlose, eher vertrauliche Anrede.

Chan wird bei Menschen verwendet, denen man nahesteht, wie Familienmitgliedern oder guten Freunden. Die Anrede ist eher eine Verniedlichungsform, vergleichbar dem deutschen „-chen“ oder „-lein“ (wie beispielsweise bei „Gretchen“).

Diese eher weibliche Anrede hat eine niedliche und kindliche Konnotation. Sie geht auf die falsche Aussprache von -san bei kleinen Kindern zurück, hat sich aber in den allgemeinen Sprachgebrauch eingebürgert.

In der Arbeitswelt ist diese Anrede nicht angebracht, sie ist eher ein netter, niedlicher Kosename für Freunde oder Familienmitglieder. Chan wird typischerweise bei jungen Frauen, bei Kindern, Babys und Tieren oder auch bei geliebten ältere Verwandten, wie eine Großmutter benutzt.

 

5.    „shi“ (し)

Die Anrede “shi“ kommt im japanischen eher selten zur Anwendung. Hauptsächlich wird „shi“ im geschriebenen Japanisch bei dritten Personen, etwa in Briefen, Mails oder anderen Dokumenten und Veröffentlichungen benutzt.

Shi“ ist typischerweise aber auch als Anrede für dem Sprecher unbekannte Personen in Nachrichtensendungen üblich.

 

6.    „o“, „go“ (お, ご)

Zu guter Letzt sind die japanischen Präfix-Anredeformen „o-“ und „go-“ üblich, wenn es um bestimmte Objekte und Substantive in der Höflichkeitssprache geht. Diese Anrede wird nur in der zweiten oder dritten Person verwendet.

Ein gutes Beispiel dafür ist お茶, „ocha“. „Cha“ ist das japanische Wort für grünen Tee, im Alltagsjapanisch wird er fast ausschließlich als „ocha“ bezeichnet. Bei dieser Anwendung auf ein Objekt zeigt man seinen Respekt gegenüber dem Besitzer des Objektes, nicht für das Objekt selbst.

Die Anrede „o-“ wird auch häufig in Familienbezeichnungen verwendet. Wenn man zum Beispiel einen Bruder mit „niisan“ anspricht, wird daraus „o-niisan“, wenn man sich auf den Bruder des Angesprochenen bezieht.

 

japanische Anredeformen – Unterschiede

Die japanischen Anredeformen spiegeln die strengen Hierarchien und gesellschaftlichen Umgangsformen der japanischen Gesellschaft wider.
Foto © RODNAE Productions, pexels

 

Spezielle Anredeformen in Japan

Die japanische Anrede besitzt für jede der deutschen Varianten etliche Entsprechungen. Auch bei den spezifischen japanische Anredeformen ist die Wahl immer eine Frage des Respektes, gerade im beruflichen Kontext. Hier einige Beispiele:

  • Senpai (先輩), entspricht dem deutschen „Senior“ und bezeichnet einen älteren Kollegen oder Klassenkameraden
  • Sensei (先生), im deutschen etwa Lehrer oder Meister, Doktor oder Professor. Diese Anrede bezieht sich auch auf Personen, die Experten auf ihrem jeweiligen Gebiet sind, seien es Ärzte, Künstler oder Anwälte.
  • Hakase (博士), entspricht dem akademischen Grad „Doktor“, also Personen mit sehr hoher wissenschaftlicher Expertise.
  • Heika (陛下) und Denka (殿下) – entspricht der Anrede „Eure Majestät“ für den Kaiser , Kaiserin , Kaiserinwitwe oder Großkaiserinwitwe. Mit „Denka“ werden die Prinzen und Prizessinnen angesprochen.
  • Kakka (閣下) – entspricht der Anrede „Eure Exzellenz“ für Staats- und Regierungschefs und andere hochrangige Regierungsbeamte (Botschafter, Minister, Generäle usw.)

 

 

Das könnte Sie auch interessieren:

Die 15 wichtigsten Verhaltensregeln für Japan

20 einzigartige und schöne Japanische Wörter mit besonderer Bedeutung

Japan Reisen – Verbote, wichtige Regeln und Gesetze, die man kennen sollte

 

Titelfoto © Christian Chen, Unsplash

 

 

 

Passende Artikel

Kommentar schreiben

Die mit einem * markierten Felder sind Pflichtfelder.

  1. Paravent, Futon und Tatami in Berlin bei Japanwelt online günstig kaufen
  2. Blog