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Diskussion: Traditionelle Nachnamen bei japanischen Eheleuten?

Japan steht im Ausland für Tradition und Disziplin. Aber im modernen Japan gibt es immer wieder Diskussionen um alte Werte und ob man sie wirklich aufrechterhalten sollte. Derzeit stellen die Japaner die die soziale Norm von Ehepaaren in Frage, denselben Nachnamen annehmen zu müssen.

Japanisches Gesetz schreibt einheitlichen Ehenamen vor

Das obligatorische System wurde vor 120 Jahren eingeführt, aber die Bereitschaft zur Einhaltung ist nicht mehr überall gegeben. Viele Frauen möchten wählen, anstatt zu einer Veränderung gezwungen zu werden. Sie kann zu einem Identitätsverlust führen, den einige Frauen kritisieren. Artikel 750 des japanischen Zivilgesetzbuchs besagt, dass ein Ehemann und eine Ehefrau bei der Heirat denselben Familiennamen annehmen müssen. Ein Ehepartner ist gesetzlich verpflichtet, den Namen zu ändern – in den meisten Fällen ist es in Japan die Frau.

Allerdings sind unterschiedliche Nachnamen in Japan zumindest bei internationalen Ehen möglich. Eine Umfrage des Ministeriums für Gesundheit, Arbeit und Soziales aus dem Jahr 2016 ergab, dass unter mehr als 600.000 Ehen bei rund 4% die Männer den Nachnamen ihrer Frau angenommen haben. Die klassische Erwartung ist, dass Frauen ihre Geburtsnamen aufgeben.

Das aktuelle Gesetz basiert auf einer Tradition, die während der Meiji-Ära (1868-1912) etabliert wurde. Aber eine wachsende Zahl von Menschen meint, die Gesetzgebung sei veraltet und nicht mehr mit den sozialen Veränderungen vereinbar. Es gibt Organisationen, die sich für Doppelnamen einsetzen. Sie gestehen zwar, dass viele Frauen gerne den Namen des Mannes annehmen, da es sich um einen Lebensabschnitt handelt. Einige Frauen sehen diesen symbolischen Akt jedoch als "sozialen Tod" und möchten aus dem Grund die Wahl haben.

Mehrere Ehen führen zu vielen Problemen beim Umschreiben der Namen

Vor allem Frauen, die mehrfach verheiratet waren, kritisieren das alte Gesetz. Bankkonten, Reisepass, Kreditkarten und vieles mehr müssen geändert werden, wenn man heiratet und den Namen ändert. Die Kritiker des alten Gesetzes finden es daher nicht fair, dass sie einen Namen für eine Familie wählen müssen. Sie sehen es als persönliches Recht an, den Geburtsnamen behalten und ändern zu können.

Aus Sicht der Organisation für unterschiedliche Ehenamen möchte nur eine Minderheit den Status quo aufrechterhalten. Viele Menschen in Japan glauben, es sei Zeit für ein Umdenken. Die Waseda-Universität hatte 2020 eine Online-Umfrage durchgeführt. Es zeigte sich, dass 70,6% der 7.000 Befragten angaben, es sei ihnen egal, ob verheiratete Paare unterschiedliche Nachnamen verwenden. Nur 14,4% befürworteten den Status Quo.

Die Politik geht neue Wege

In den letzten Jahrzehnten wurde die Idee von getrennten Nachnamen für verheiratete Paare im japanischen Parlament diskutiert. Alle Versuche wurden in frühen Phasen der Gesetzgebung abgebrochen. Konservative Politiker haben starken Widerstand geleistet, insbesondere innerhalb der regierenden Liberaldemokratischen Partei.

Gegner argumentieren, dass es die familiären Bindungen schwächen, die Scheidung erleichtern und schädliche Auswirkungen auf Kinder haben wird. Die Befürworter haben sich inzwischen jedoch neu aufgestellt. Die LDP begann im April 2021 mit offiziellen Diskussionen und setzte ein Arbeitsteam ein, um eine Reihe von Meinungen zu hören und die wichtigsten Punkte zusammenzufassen.

Für die Befürworter einer Reform des Ehenamen-Systems steht fest, dass sich Japan entscheiden muss, welche Art der Gesellschaft das Land in Zukunft haben möchte. Möchte Nippon eine Gesellschaft, in der ein archaisches System bestehen bleibt und die Menschen gezwungen werden, einen einheitlichen Namen für die Familie zu verwenden? Oder akzeptiert die japanische Gesellschaft der Zukunft Vielfalt und ermöglicht es Menschen, den eigenen Weg zu gehen?

Anhand der Diskussionen die aktuell in Japan geführt werden, zeigt sich einmal mehr, dass das Land zwar viel Wert auf die Traditionen bei den Nachnamen legt. Die Tradition wird aber auch immer wieder hinterfragt und kann sich wandeln.

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