Warum Matcha in Deutschland so beliebt ist
Matcha, das feine, grüne Teepulver aus Japan, gilt ja schon lange nicht zu Unrecht als Superfood. Trotzdem hat es relativ lange gedauert, bis Matcha auch so richtig in Deutschland und Europa angekommen ist. Am ehesten ist dies wohl ab 2012 der Fall. Dabei spielten auch Fernsehshows und Dokumentationen rund um Foodiekultur und Foodtrends eine Rolle.
In Deutschland, das ja allgemein eher als Kaffeetrinker-Nation gilt, fiel Matcha vielleicht auch deswegen auf besonders fruchtbaren Boden, da es neben traditionellen Teetrinker-Regionen wie Ostfriesland insgesamt eine hohe Wertschätzung insbesondere von Kräutertees und deren gesundheitlichen Vorteilen und Wirkungen gibt.
Natürlich unterscheidet sich der inzwischen stark ansteigende Matcha-Konsum in Deutschland aber stark von dem traditionellen Konsum von Matcha in Japan, wo dieser als Tee in der Regel mit der japanischen Teezeremonie assoziiert wird. In Deutschland hingegen wird Matcha als Tee eher als Morgenroutine analog dem morgendlichen Kaffee genossen. Daneben gibt es aber auch Parallelen beim Matcha-Konsum zwischen Japan und Deutschland sowie international. Diese bestehen vor allem in der Verwendung von Matcha in trendigen Getränken wie dem Matcha Latte oder als Zutat in Backwaren, Desserts oder auch herzhaften Gerichten.
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Mittlerweile in Deutschland schon ein Klassiker: Matcha Eis.
Foto © Jer Chung
Teekonsum in Deutschland
Deutschland hat eine lange Geschichte des Teekonsums, mit einigen sehr alten Handelsfirmen mit Sitz vor allem in Bremen und Hamburg, die teils schon seit mehreren hundert Jahren im Geschäft sind. Hinzu kommen lokale traditionelle Teekulturen, wie sie am stärksten vielleicht in Ostfriesland ausgeprägt sind, wo der Genuss von Schwarztee tiefe kulturelle Wurzeln hat.
Allerdings war und ist Deutschland bis heute vor allem ein Land der Kräutertees und des Schwarztees, was historisch auch mit dem Transport des deutlich anfälligeren und weniger lang haltbaren Grüntees zu tun hat.
Trotzdem ist Deutschland seit langem der größte Importeur von Tee innerhalb Europas, und in den letzten Jahren steigt der Anteil von Grünteeimporten in die EU wie nach Deutschland deutlich. So stieg der Grünteeimport in die EU von 635 Tonnen im Jahr 2020 auf 835 Tonnen im Jahr 2021, um dann allerdings wieder auf 789 Tonnen im Jahr 2022 zurückzugehen. Hier spielte eventuell die Pandemie eine Rolle und die damit einhergehenden veränderten Lebensumstände und Konsumgewohnheiten.
Dennoch bleibt ein deutlicher Anstieg zu beobachten. Der Marktanteil von Grüntee steigt in Deutschland seit langem stetig, von 2013 auf 2014 zum Beispiel von 24,5 % auf 29 %. Auch der Teekonsum (sowohl Camellia sinensis, echter Tee, als auch Früchte- und Kräutertees) fand in Deutschland im Jahr 2020 mit einem Anstieg von 2 Litern auf 70 Liter pro Kopf einen neuen Höchststand.
Matcha als aktueller Tee-Trend
Genaue statistische Erhebungen für den spezifischen Konsum von Matcha gibt es momentan nicht. Aber die Einführung von 165 neuen Matcha-Produkten allein in den letzten fünf Jahren (während es zwischen 2008 und 2013 insgesamt nur drei Produkte mit Matcha auf dem deutschen Markt gab) zeigt deutlich, wie sehr Unternehmen auf Matcha und einen wachsenden Markt für Produkte mit diesem setzen.
Dazu passt auch, dass Matcha allgemein als die Sorte Tee mit dem größten Wachstumspotential unter Experten gilt, für den ein durchschnittliches jährliches Wachstum von 10,9 % bis 2030 prognostiziert wird.
Neben den reinen Zahlen sprechen auch die Eröffnung von sich ganz oder mit auf Matcha und Matcha-Produkte spezialisierenden Läden eine klare Sprache. Mit die ersten in Deutschland waren dabei Matcha Shop sowie Paper & Tea, die beide im Jahr 2011 in Berlin gegründet wurden. Berlin ist dabei bis heute so etwas wie der Hotspot der Matcha-Szene, aber auch in Hamburg, Köln, München und anderen deutschen Großstädten etablieren sich spezialisierte Läden und Produkte wie Matcha Latte und Backwaren mit Matcha.
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Matcha ist aus Deutschland fast nicht mehr wegzudenken: Croissant mit Matcha-Füllung.
Foto © Madison Inouye
Die zwei verschiedenen Typen von Matcha-Konsumenten in Deutschland
Bei den deutschen Matcha-Konsumenten kann man zwei distinkte Gruppen voneinander unterscheiden.
Zum einen gibt es die aktiven Nutzer von Food-Trends und Superfoods, die Matcha vor allem als einen potentiell gesundheitsfördernden Genuss ansehen und die eher auf fertige Matcha-Produkte zurückgreifen, als sich diesen als Tee zuzubereiten.
Zum anderen gibt es eine stetig steigende Zahl an Tee-Enthusiasten, die sich intensiv mit Tee, Grüntee und eben auch Matcha auseinandersetzen. Die allgemeine Faszination, die für viele von der japanischen Kultur ausgeht und über Literatur, Filme und Reisen vertieft wird, spielt dabei für die Begeisterung für japanische Grüntees und Matcha sicher auch eine nicht zu unterschätzende Rolle.
Diese zweite Gruppe integriert den Matcha-Konsum in aller Regel als perfekt zubereiteten Tee in ihre Routinen. Nicht selten ersetzt ein am Morgen genossener Matcha dabei die sonst typische Tasse Kaffee, was aufgrund des hohen Koffeingehalts von dem aus Tencha-Schattentee hergestellten Matcha auch sehr effektiv ist.
Seminare und Marketing als Schlüssel für Qualitätsbewusstsein und die Verbreitung von Matcha-Wissen
Das Bewusstsein für Qualität und das Wissen rund um die doch sehr besondere Teesorte Matcha werden in Deutschland häufig durch Seminare gefördert und aufgebaut. Solche Seminare finden sowohl in spezialisierten Teeläden statt als auch an besonderen Orten, die Besuchern die Teilnahme an einer japanischen Teezeremonie ermöglichen.
Dabei wird in den meisten Fällen vor allem Wert auf die Vermittlung von Wissen um Matcha und dessen korrekter Zubereitung gelegt, während die rituellen Aspekte und die zentrale Funktion in der japanischen Teezeremonie zwar angesprochen, aber in der Regel nicht unnötig vertieft werden.
Anders als in Japan, wo Matcha fast nur in Zusammenhang mit einer – wenn heute auch oft individuell abgewandelten – Form der Teezeremonie genossen wird, fällt der ritualisierte Aspekt des Matcha-Genusses in Deutschland in den meisten Fällen weg. Allerdings wird, in der Tradition der Slow-Food-Bewegung, in den Seminaren oft Wert daraufgelegt, einen bewussten Genuss zu fördern.
Während Seminare vor allem für Tee-Enthusiasten der Einstieg oder die Vertiefung ihres Wissens über Matcha, dessen Zubereitung und kulturelles Umfeld sind, haben Marketing und populäre Medien einen starken Einfluss auf das Wissen rund um das „Superfood“ Matcha und dessen Anwendungs- wie Nutzungsmöglichkeiten.
Hier kommen von Social-Media-Posts über Blogs bis hin zu Zeitungsartikeln oder gar Foodie-TV-Shows alle möglichen Kanäle zusammen, um Menschen über Matcha und – vor allem – dessen positive gesundheitsfördernde Eigenschaften aufzuklären. Die korrekte Zubereitung des Tees spielt dabei aber nicht immer eine herausgehobene Rolle, sehr wohl aber die Qualität der Produkte (in Deutschland heißt das natürlich auch immer: Bio).
Die kulturellen Hintergründe und die japanische Teezeremonie hingegen sind beim Marketing in aller Regel eher Nebensache. Insgesamt sind aber beide Formen der Vermittlung von Wissen über Matcha und die Wichtigkeit von Qualität dieses besonderen Tees entscheidende Faktoren für die Verbreitung und den stark steigenden Konsum von Matcha in Deutschland.
- Matcha steht in Deutschland auch für Achtsamkeit und bewussten Genuss.
Foto © Jason Leung auf Unsplash
Matcha in der deutschen Gastronomie
Matcha kann als Teepulver auch in vielen anderen Zubereitungsformen verwendet werden als nur für die Zubereitung als Tee. Dies reicht von Matcha Latte, wie wir ihn schon mehrmals erwähnt haben, über Backwaren bis hin zur Verwendung als Gewürz oder Geschmackskomponente in herzhaften Gerichten (zum Beispiel als darüber gestreutes Puder).
Nun wird auch in Japan für die Verwendung in Lebensmitteln aller Art meist eher Matcha von geringerer Qualität verwendet, da der geschmackliche Unterschied vor allem in Backwaren, Mochi und anderen Desserts wenig auffällt.
In der deutschen Gastronomie haben sich vor allem japanische Trends wie der Matcha Latte in Cafés sowie Backwaren wie Matcha-Muffins und Ähnliches in Cafés und Bäckereien als interessante Neuerung durchgesetzt. Die Verwendung von Matcha in deutschen Restaurants findet zwar hauptsächlich auch bei Desserts statt, manche innovative Küchenchefs, insbesondere der gehobenen Gastronomie und Sterneküche, experimentieren aber selbstverständlich wie ihre Kollegen weltweit auch teils mit Matcha als Zutat oder Gewürz in herzhaften Gerichten.
Ein nicht unbedeutender Teil des weltweiten Matcha-Booms fällt daher auch in die Kategorie von Matcha zum Kochen und Backen sowie von Trend- und Health-Produkten (z. B. Matcha-Pulver in Kapseln) und etwas weniger auf die Nutzung hochwertiger Matcha Pulver für die Zubereitung von Matcha Tee.
Insgesamt besteht leider aber ohnehin die Gefahr, dass die begrenzte Produktionsmenge von Matcha, die insbesondere bei höheren Qualitäten fast ausschließlich aus Japan stammt, ihre Kapazitäten bald ausschöpft. Umso wichtiger ist es, beim Kauf von Matcha, sei es zum Backen & Kochen, als Health-Produkt oder für die Zubereitung von Tee, auf Qualität und Herkunft zu achten, da ein Boom bei einem Trendfood wie diesem immer auch Nachahmer mit minderer Qualität auf den Plan ruft, wie dies bei Olivenöl insbesondere in den USA eine Zeit lang schon notorisch war.
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