Taiko – die japanische Kunst des Trommelns
Die japanische Trommel "Taiko" (太鼓) bedeutet wörtlich übersetzt "dicke Trommel". Der Begriff „Taiko“ bezeichnet aber nicht das Musikinstrument, sondern vielmehr ein Ensemble von Taiko-Trommlern und deren Darbietung. Taiko ist für seinen rauschhaft donnernden Rhythmus und seine atemberaubenden, ausgefeilten Choreographien bekannt.
Taiko, die traditionelle japanische Trommelkunst, fesselt die Zuschauer durch den kraftvollen und mitreißenden Klang, bei dem der ganze Körper des Spielers zum Einsatz kommt. Das tausende Jahre alte Taiko hat seine Wurzeln in den japanischen Hof-, Theater- und religiösen Zeremonien und ist bis heute in Japan und auf der ganzen Welt außerordentlich populär. Taiko hat sich so zu einer Brücke zwischen traditioneller und zeitgenössischer Musik in der modernen japanischen Gesellschaft entwickelt.
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Perfekt komponierte Dramaturgie: die bekannte Taiko-Formation Shidara aus Aichi
Foto © Ohno.A, 志多ら 神馬, CC BY-SA 4.0
Was ist das Besondere an Taiko?
Der Reiz des traditionellen japanischen Taiko-Trommelns liegt in seinem kräftigen und eindringlichen Klang, der Spieler und Zuhörer gleichermaßen körperlich und geistig mitreißt. Das Instrument spielt in Japan eine zentrale Rolle in vielen Arten von traditioneller Musik und Darbietungen.
Ein Teil der Dynamik des Taiko ist die Art und Weise, wie die Trommler ihren ganzen Körper einbeziehen, um eine tiefgreifende Ausdrucksebene zu erreichen. Dieser körperliche Aspekt der Darbietung kann man mit der Dynamik und Zusammenspiel von Musik und Tanzen vergleichen. Bei beiden Darbietungen verbinden sich kraftvolle Rhythmen mit dynamischen Bewegungen. Das ist der entscheidende Faktor, der Taiko internationale Aufmerksamkeit verschafft hat.
Besonders spektakulär sind die Darbietungen großer Taiko Ensembles, die perfekt synchron die Trommelstäbe führen, während sie komplexe und kraftvolle Rhythmen trommeln.
Geschichte des Taiko
Die Taiko Instrumente kamen ursprünglich vom asiatischen Festland nach Japan. Die ältesten Trommeln des Landes wurden an Stätten aus der Jōmon-Periode (ca. 10.000 v. Chr. - 300 v. Chr.) entdeckt.
Schon in der Antike wurde die Taiko in Japan zur Kommunikation mit Verbündeten, zur Vertreibung von Insekten von den Feldern und zur Stärkung der Moral der kämpfenden Soldaten eingesetzt. Sie spielte auch eine wichtige Rolle bei Festen, Regenmacherritualen und den lebhaften Tänzen der bon odori.
Erst Mitte des 20. Jahrhunderts entwickelte sich der Kumi-Daiko-Stil, bei dem die Ensembles ausschließlich aus Trommlern bestehen. Der Jazz-Schlagzeuger Daihichi Oguchi entwickelte in den frühen 1950er Jahren erstmals eine reine Taiko-Performance. Seitdem erfreut sich Taiko enormer Beliebtheit, berühmte Formationen wie „Yamato“ touren mit Ihren spektakulären Shows um die Welt.
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Heute sind fast ausschließlich männlich besetzte Taiko Formationen bekannt. Historisch wurden die japanischen Trommeln aber auch von Frauen gespielt.
Foto © Adolfo Farsari, Public Domain
Die Bedeutung des Taiko in der japanischen Religion und Gesellschaft
Die Bedeutung des Taiko in der japanischen Kultur geht weit über die eines Schlagzeugs hinaus. "Taiko" bezieht sich auch auf die Kunst des Trommelns und soll den Geist des japanischen Volkes repräsentieren.
Seit dem Altertum wurde die Taiko auf dem Schlachtfeld, bei religiösen Zeremonien des Shintoismus und des Buddhismus, bei Festen, an Königshöfen und bei Theateraufführungen eingesetzt.
Die spirituelle Kraft der Taiko für das japanische Volk ist im modernen Kontext schwer zu klären. Die Modernisierung Japans schreitet immer weiter voran, während gleichzeitig das kulturelle Erbe unbedingt bewahrt werden soll.
Seit dem ersten Auftauchen der Taiko Trommeln wurde die Kunst von Generation zu Generation weitergegeben. Mittlerweile hat die Taiko neben den religiösen Aspekten in der modernen japanischen Gesellschaft eine neue Funktion.
Die populären Taiko Ensembles überbrücken die Kluft zwischen der traditionellen Musik der Vergangenheit und der zeitgenössischen Musikwelt. Taiko taucht heute in der Fusion-Musik, im Film und sogar im Rock-, Pop und Elektro Bereich auf.
Welche Arten von Taiko-Trommeln gibt es?
Taiko umfasst eine breite Palette von Schlaginstrumenten, die sowohl in der japanischen Volks- als auch in der klassischen Musiktradition verwendet werden. Es gibt verschiedene Trommel-Arten, die ein Taiko-Ensemble bilden:
Nagado-daiko
Das Nagado-Daiko (Langkörpertrommel) ist bei weitem das beliebteste Taiko und Standard im modernen Kumi-Daiko. Diese Taiko-Trommeln sind auch bei Festivitäten in japanischen Tempeln und Schreinen verbreitet. Im zeremoniellen Umfeld bezeichnet man diese japanische Trommel oft als Miya-Daiko.
- Die Nagado-Daiko steht aufgrund Ihrer Größe häufig im Zentrum der Taiko Shows.
Foto @ Steve Evans from India and USA -, CC BY 2.0
Zur Herstellung der Nagado-Daiko wird in der Regel ein schön gemasertes Stück hartes Zelkova-Holz zu einem Zylinder ausgehöhlt, mit Rindsleder bespannt und mit Metallstiften fixiert.
Shime-daiko
Eine kleinere Trommel, die häufig als Begleitinstrument im Nō-Theater und in der Nagauta-Musik gespielt wird. Die Shime-daiko hält den Grundrhythmus legt das Tempo fest, ist aber auch ein vielseitiges Soloinstrument.
- Traditionell japanische Taiko Trommel mit Seilspannung- "Shime-Daiko"
Foto © Taiko-Kaiser-Drums - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0
Oke-daikō oder Okedō
Die immer beliebter werdenden Okedo-Daiko mit kurzem Körper haben einen sehr starken, flachen, dröhnenden Klang und werden oft mit Bambussticks gespielt. Diese Schlägel erzeugen den charakteristischen scharfen, schlagenden Klang.
- Die Okedo-Daiko kann nicht nur mit Schlägeln sondern auch direkt mit den Händen bespielt werden.
Foto © Taiko-Kaiser-Drums - Own work, CC BY-SA 3.0
Berühmte Taiko Ensembles
In ganz Japan existieren unzählige Taiko-Formationen, die in Schulen, Unternehmen und Gemeinden auftreten. Darüber hinaus gibt es viele professionelle Taiko-Ensembles, die dazu beigetragen haben, dass Taiko weltweit immer bekannter wurde.
Die gefeierten Pioniere Ondekoza und Kodō gründeten 1971 die Formation „Kodō“, die etwa ein Jahrzehnt lang in der Präfektur Niigata aktiv war.
Im Jahr 1981 gelang ihnen der internationale Durchbruch bei ihrem Debüt bei den Berliner Festspielen. Seitdem absolvierte die Formation mehr als 6000 Auftritte in 47 Ländern.
Potenzielle Mitglieder absolvieren ein zweijähriges intensives Training, in dessen Verlauf sie in einer umgebauten ehemaligen Schule auf der Insel Sado in Niigata zusammenleben. Diejenigen, die das anschließende strenge Auswahlverfahren bestehen, müssen ein weiteres Jahr praktischen Unterrichts absolvieren, bevor sie offiziell aufgenommen werden. Derzeit hat die Gruppe 35 Vollmitglieder.
Neben ihren Trommelkünsten sind die Kodō-Spieler auch für ihren hervorragenden Trainingszustand bekannt, den sie sich durch stundenlanges, anstrengendes Training angeeignet haben. Mittlerweile sind mehrere Fotobände erschienen, die die beeindruckende Kombination aus Kraft und Technik der Gruppe zeigen.
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