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Overtourism - Sorge wegen zu vieler Touristen in Japan

Overtourism in Japan – die Besucherzahlen der japanischen Touristenmagneten Kyoko, Tokyo und Fuji sind in den vergangenen Jahren regelrecht explodiert. Dank neuer Billig-Airlines, dem Kreuzfahrt-Boom und dem starken Wirtschaftsaufschwung seiner Nachbarländer - allen voran China - entwickelt sich Japan zu einer der beliebtesten Destinationen in Asien. Damit droht Japan aber auch das gleiche Schicksal wie vielen europäischen Touristenhotspots: Massentourismus, drastische Mietsteigerungen und die damit verbundene Verdrängung der Bevölkerung.

Die exzellente japanische Küche, herausragende Kulturdenkmäler, faszinierende Traditionen und hypermoderne Megastädte wie Tokio – Japan hat alles. Dazu kommt die große Beliebtheit japanischer Popkultur bei uns im Westen wie in weiten Teilen Asiens.

J-Pop und Manga, die Filme Akira Kurosawas und Videospiele wie Zelda: unzählige japanische Kulturgüter haben die Herzen von Menschen in aller Welt erobert. Hinzu kommen die Höflichkeit und die große Sicherheit in Japan, beides sind klare Pluspunkte für jede Reise. Trotzdem war Japan lange ein eher exotisches Reiseziel und ist es für uns Europäer auch immer noch - auch wenn ein Flug nach Japan heute deutlich weniger kostet, als noch vor zehn Jahren. Zudem profitieren Touristen vom günstigen Wechselkurs des Yen, was das Reisen in Japan günstiger macht, wenn dies auch nach wie vor alles andere als billig ist.

Auch wenn Thailand immer noch das am meisten besuchte Land Asiens ist, zieht Japan nach und die Regierung unter Premierminister Abe setzt zusätzlich auf den Wirtschaftsfaktor Tourismus, die anstehenden olympischen Sommerspiele werden zudem einen zusätzlichen Boost geben.

Eine belebte Strasse in Tokio.
Die Olympischen Sommerspiele finden 2020 in Tokio statt. - Bild: © Jason Goh - Pixabay

Die heute ca. 34 Millionen Touristen im Jahr sollen so nach und nach auf bis zu 60 Millionen im Jahr 2030 steigen. Natürlich geht so ein gewaltiges Wachstum an Touristenzahlen schon jetzt nicht ohne Probleme von der Hand. Besonders betroffen sind dabei die Touristenmagneten Kyoto (unglaubliche 50 Millionen Besucher im Jahr), die Metropole Tokio und der Fuji-san.

 

Überfüllte Märkte, Kreuzfahrtschiffe und verstopfte Sehenswürdigkeiten

Ein nicht unwichtiger Teil des besonderen Charmes bei einer Japan Reise sind die traditionellen und teils seit Jahrhunderten oder gar bis an die tausend Jahre existierenden Orte wie der seit rund 1.300 Jahren existierende Nishiki-Markt in Kyoto. Noch heute nennt man den sich über fünf Blocks aus kleinen Gässchen erstreckenden Markt „Kyotos Küche“. Aber das Gesicht des Marktes verändert sich inzwischen drastisch.

Die Stände für Fisch, Gemüse, Gewürze und anderen Lebensmitteln werden mehr und mehr von Garküchen verdrängt, an denen Touristen typisch japanisches Streetfood wie Takoyaki (frittierte Bällchen mit Oktopus) essen und die traditionellen Lebensmittelhändler erleiden Umsatzeinbrüche, da sich natürlich immer weniger Einwohner Kyotos in den Kampf mit den von Fotos machenden Touristen verstopften Gässchen stürzen, um ihre Einkäufe zu erledigen.

Eine andere – inzwischen weltweite – Plage sind die vielen Kreuzfahrtschiffe, die auch entlegenere Orte und Touristenattraktionen anfahren. Eine Stadt wie Tokio kann die Ankunft von ein paar tausend Besuchern auf einen Schlag noch ganz gut verkraften, in kleineren Städten oder an bestimmten Sehenswürdigkeiten, zu denen Ausflüge angeboten werden sieht dies ganz anders aus.

Der Kiyomizu-dera Tempel mit vielen Touristen
Der Kiyomizu-dera Tempel ist eine der beliebtesten Sehenswürdigkeiten in Kyoto - Bild: © Michelle Maria - Pixabay

Die Japaner haben so inzwischen sogar schon einen eigenen Ausdruck für das Touristenproblem gefunden: kankō kōgai – übersetzt in etwa: Tourismusverschmutzung. Neben der schieren Menge der Besucher, die in sich selbst ein Problem ist, kommt erschwerend das teils schlechte Verhalten insbesondere großer Besuchergruppen hinzu. Ein gutes Beispiel hierfür ist der Nanzo-in Tempel mit seiner großen Buddha Statue in der Präfektur Fukuoka auf Japans „Südinsel“ Kyūshū, der größere Besuchergruppen ausländischer Touristen aus seinen Mauern verbannt hat, weil die Busladungen von Touristen (häufig von Kreuzfahrtschiffen) sich auf dem Tempelgelände zu schlecht benommen haben. Aber es sind nicht nur Tempel und Schreine, die sich zu wehren beginnen, selbst manche Bar in Kyoto oder Tokio mag Gruppen von Touristen mit dem Hinweis „man sei voll“ höflich abweisen.

 

Wirtschaftsfaktor und Ärgernis – Japans gespaltenes Verhältnis zum Massentourismus

Der Wandel zum regelrechten Massentourismus und die großen jährlichen Zuwachsraten von 18% und mehr sind für Japan gleichzeitig Chance und Problem. Zum einen ist Tourismus in der postindustriellen Ära und einem von Überalterung bedrohten Land wie Japan auf lange Sicht ein vielleicht sogar lebenswichtiger Wirtschaftsfaktor, auf der anderen Seite leidet die traditionsreiche Kultur sowie viele der alten Sehenswürdigkeiten unter dem Ansturm ausländischer Touristen, auch wenn man insbesondere durch die Werbung für weniger bekannte Orte und Gegenden Japans und ihre Sehenswürdigkeiten hier auch von offizieller Seite gegenzusteuern beginnt. Das Ganze wird noch zusätzlich dadurch verstärkt, dass die Japaner gerne Urlaub im eigenen Land machen.

Japaner besuchen Sehenswürdigkeiten in Japan
Japaner haben immer weniger Lust auf Urlaub im Ausland - Bild: © Jérémy Stenuit - Unsplash

Insgesamt ist es ein Dilemma, mit dem man noch lange hadern wird und welches wohl kaum zur Zufriedenheit aller zu lösen ist, wie dies ja auch an vielen anderen Orten der Welt – von den Seychellen über Paris bis Berlin, die mit den Massen an Besuchern zu kämpfen haben – der Fall ist.

 

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