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Kōjien: Der große Garten der Worte - der japanische Duden

Das Erlernen der japanischen Sprache ist für Europäer nicht sonderlich einfach. Die fremden Zeichen, die besondere Aussprache und viele weitere Schwierigkeiten gibt es. Es ist immer eine Herausforderung eine neue Sprache zu lernen, aber es kann eine Hilfe sein, wenn man weiß, wo gesuchte Wörter, Begriffe oder Erklärungen zu finden sind. Daher geht es im heutigen Blog um das japanische Pendant zum Duden.

Kōjien (広辞苑) steht im Japanischen für den großen Garten der Wörter. Es handelt sich um ein einbändiges und einsprachiges Wörterbuch des Japanischen. Seit 1955 erscheint die Ausgabe im japanischen Verlag Iwanami Shōten. In Deutschland ist es mit dem Duden vergleichbar. Etwa alle 10 Jahre wird der Kōjien umfassend überarbeitet und eine neue Auflage herausgegeben.

Seit wann wird der japanische Duden herausgegeben?

Japanischer Duden aktuelle Ausgabe
Japanisches Wörterbuch und Gedicht von Friedrich Schiller in Japanisch. Foto: von Fraxinus2, via Wikimedia Commons.

Kōjien stellt das Lebenswerk von Shinmura Izuru (1876 bis 1967) dar. Er war Professor für Linguistik und Japanische an der Universität von Kyoto. Er wurde in der Präfektur Yamaguchi geboren und absolvierte die renommierte Tokyo University, wo er ein Schüler von Kazutoshi Ueda (1867–1937) war.

Nach seinem Studium in Deutschland lehrte Ueda in der zweiten Hälfte der Meiji-Ära vergleichende Sprachwissenschaft und gab fremdsprachige Wörterbücher heraus. Durch seine Anleitung wurde Shinmura in die japanische Sprachlexikographie involviert. Selbst die Kōjien-Ausgaben nach dem Tod von Shinmura würdigen ihn als Chefredakteur. Der zweitälteste Sohn von Shinmura wurde ebenfalls Linguist und Literaturwissenschaftler für französische Literatur. Aus dem Grund half Shimmura Takeshi (1905–1982) seinem Vater bei der Herausgabe der ersten Auflagen.

Das Wörterbuch der japanischen Sprache wurde dabei nicht aus dem Nichts geschaffen. Es baut auf einem Wörterbuch mit dem Namen Jien (辞苑) aus Shōwa-Zeit (1926 bis 1989) auf. Er erweiterte das ursprüngliche Wörterbuch jedoch deutlich. 2007 lag die Auflage des Wörterbuchs immerhin noch bei 11 Millionen Exemplaren. 2018 wurde die aktuelle und siebente Auflage herausgegeben. Seit 1993 erscheinen die Wörterbücher auch in digitaler Form.

Welche Auflagen des japanischen Wörterbuches Kōjien gab es bisher?

In den besten Jahren haben sich die verschiedenen Versionen des Wörterbuchs 3 Millionen Mal in einem Jahr verkaufen lassen. Im Laufe der Zeit wurden 7 Auflagen erstellt, wobei sich das japanische Wörterbuch auch gegen verschiedene Konkurrenz-Modelle bewähren musste.

Jien – der Vorgänger des berühmten japanischen Duden Pendants

Der Vorgänger von Kōjien entstand während der Weltwirtschaftskrise in Ostasien. 1930 wollte der Verlag Shigeo Oka (1894–1989) ein japanisches Wörterbuch für Gymnasiasten erstellen. Er bat seinen Freund Shinmura, Chefredakteur zu werden, und sie wählten den Titel Jien (辞苑 „Garten der Wörter“) in einer klassischen Anspielung auf das chinesische Wörterbuch Ziyuan (字苑, „Garten der Schriftzeichen“).

Shinmura ernannte seinen Sohn Takeshi Shinmura zum Herausgeber. 1935 veröffentlichte Hakubunkan (博文館) das Jien-Wörterbuch. Es enthielt rund 160.000 Stichworteinträge mit altem und neuem japanischem Wortschatz sowie enzyklopädischen Inhalten und wurde schnell zum Bestseller.

1. Auflage des Kōjien

Mini-Computer mit japanischem Wörterbuch
Digitale Version des japanischen Wörterbuchs. Foto: von Doraemonplus, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons.

Die Herausgeber begannen mit der Arbeit an einer überarbeiteten Ausgabe, aber die Brandbomben von Tokio im Jahr 1945 zerstörten ihre Unterlagen. Nach dem Krieg begannen Shinmura und seine Lexikographen im September 1948 erneut. Iwanami Shoten veröffentlichte 1955 das erste Kōjien-Wörterbuch. Es enthielt etwa 200.000 Stichwörter, was 40.000 mehr als bei Jien waren.

2. Auflage des japanischen Duden

In der 2. Auflage (1969) wurden ca. 20.000 alte Einträge gestrichen und etwa 20.000 neue hinzugefügt. Damals kamen vor allem neue wissenschaftliche Begriffe hinzu. Am 1. Dezember 1976 wurde eine überarbeitete und erweiterte Fassung (hoteiban (補訂版)) der 2. Auflage veröffentlicht.

3. und 4. Auflage – der Kōjien wappnet sich gegen die Konkurrenz

Die 3. Auflage (1983) fügte 12.000 Einträge hinzu und wurde 1987 auch im CD-ROM-Format veröffentlicht. Damit gab es in Japan zum ersten Mal ein digitales Kōjien-Wörterbuch.

Drei große japanische Verlage veröffentlichten in den 80er-Jahren Wörterbücher, die speziell entwickelt wurden, um mit dem beliebten und profitablen Kōjien zu konkurrieren: Sanseidōs Daijirin (大辞林 „Großer Wald der Worte“, 1988), Shōgakukans Daijisen (大辞泉 „Große Quelle der Worte“, 1995) und Kōdanshas Nihongo Daijiten (日本語大辞典 "Großes Japanisches Wörterbuch" 1989).

Um auf die Konkurrenz zu reagieren wurde mit der 4. Auflage der Kōjien (1991) umfassend überarbeitet. Es wurden etwa 15.000 Begriffe hinzugefügt, was die Gesamtzahl auf über 220.000 erhöht. Die CD-ROM-Version wurde 1993 veröffentlicht und 1996 mit Farbabbildungen (wie dem Nihongo-Daijiten) überarbeitet.

1992 veröffentlichte Iwanami sowohl eine 4. Auflage im E-Book-Format als auch ein nützliches Gyakubiki Kōjien (逆引き広辞苑 "Umgekehrtes Wörterbuch Kōjien").

5. Auflage des „großen Gartens der Wörter“

Die 5. Auflage (1998) enthält über 230.000 Stichwörter auf 2.996 Seiten mit schätzungsweise 14 Millionen Zeichen. Iwanami Shoten veröffentlicht derzeit Kōjien in mehreren gedruckten und digitalen Formaten und verkauft auch Wörterbuch-Abonnementdienste für Mobiltelefone oder PCs. Verschiedene Hersteller japanischer elektronischer Wörterbücher haben das digitale Kōjien als Kernwörterbuch lizenziert.

Shinmuras Vorwort zur 1. Auflage drückte seine Hoffnung aus, dass das Kōjien als Maßstab für andere Wörterbücher gelten würde. Das Ziel wurde fast in Gänze erreicht: Viele Japaner betrachten das Kōjien als das maßgeblichste japanische Wörterbuch auf dem Markt. Es bleibt ein Bestseller in Japan. Laut Iwanami verkaufte sich die erste Auflage von Kōjien über eine Million Exemplare und die fünfte Auflage brachte den kumulierten Gesamtverkauf im Jahr 2000 auf über elf Millionen.

6. und 7 Auflage – die letzten Versionen des Kōjien

Die sechste Ausgabe wurde am 11. Januar 2008 veröffentlicht und umfasst mehr als 10.000 neue Einträge, sodass sich die Gesamtzahl auf etwa 240.000 erhöht. Ferner wurden mehr als 1.500 zusätzliche Zitate für Erklärungen aufgenommen.

Die siebte Ausgabe wurde am 12. Januar 2018 veröffentlicht. Zu den Änderungen gehören 10.000 neue Begriffe, die aus 100.000 Wörtern von den Herausgebern gesammelt wurden. Beispielsweise wurden folgende moderne Begriffe aufgenommen:

  • "apuri" für App,
  • "Isuramu-koku" für Islamischer Staat,
  • LGBT,
  • "hanii torappu" für Honigfalle,
  • "jidori" für Selfie
  • und "diipu raningu" für tiefes Lernen

Andere Änderungen umfassen das Zitieren verfügbarer Quellenliteratur für eine gegebene Erklärung eines Begriffs und das Auflisten von Änderungen der Verwendung eines Begriffs. Es wurden der Ausgabe 140 Seiten ohne zusätzliche Buchdicke hinzugefügt.

Kritik am Kōjien

Mit der siebenten Auflage wurde auch Kritik am japanischen Wörterbuch laut. Die Definition von LGBT wurde dabei wie als "Personen, deren sexuelle Orientierung von der Mehrheit abweicht" angegeben. Lesben, Schwule und Bisexuelle werden laut Kritikern damit beschrieben, aber auf Transgender passt die Umschreibung nicht. Die Herausgeber haben sich über die sozialen Netzwerke entschuldigt und suchten nach einer neuen und besseren Beschreibung.

Taiwan sorgt auch immer wieder für Diskussionen. Im japanischen Wörterbuch wird auch in der aktuellen Ausgabe beschrieben, dass die Insel Taiwan die 26. Provinz der Volksrepublik China sei. Auf Kritik aus Taiwan ist der Verlag nicht weiter eingegangen – man gebe die politische Sichtweise der japanischen Regierung wieder. Sie hatte 1976 die diplomatischen Beziehungen zu China wiederaufgenommen und im gleichen Zug die Beziehung zu Taipeh eingestellt. In Wirklichkeit ist Taiwan aber ein wichtiger wirtschaftlicher und strategischer Partner von Japan – selbst ohne offene diplomatische Beziehungen.

Kōjien ist das japanische Pendant zum Duden. Leser, welche die japanische Sprache lernen möchten, haben sicherlich vom großen Garten der Wörter bereits gehört. Es kann aber auch nicht schaden die Geschichte des japanischen Wörterbuchs zu kennen.

Titelfoto: von Precise tortoise, CC BY-SA 3.0 , via Wikimedia Commons.

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