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Das Kabuki Theater - Japanische Kultur auf der Bühne

Abwechslung vom Alltag bietet das japanische Kabuki-Theater als außergewöhnliche Inszenierung mit opulenten Kostümen und dem über die Landesgrenzen hinaus bekannten typischen Kabuki Make-up. Anders als im westlichen Theater geht es beim Kabuki weniger um den gelungenen Einsatz von Worten als vielmehr um das Bühnenbild und die beispiellose Kontrolle des Schauspielers über das Geschehen.

Kabuki, das japanische Theater, gibt es bereits seit dem 17. Jahrhundert – seit 2005 gehören die gekonnten Darbietungen sogar zum Weltkulturerbe der UNESCO. Kabuki ist allerdings alles andere als verstaubt: Bis heute ist es die beliebteste Form des japanischen Theaters und kürzlich wurde sogar eine Kabuki-Version des Hit-Anime "One Piece" in Tokyo aufgeführt, die ein voller Erfolg war. Auch auf vielen Straßenfesten finden sich Kabuki-Darstellungen. Das Wort "kabuki" kommt vom alten japanischen Wort "kabuku", das "einer Sache zugeneigt sein" bedeutet. Am Ende des 16. Jahrhunderts wurden Menschen, die laut waren, auffällige Kleidung trugen und undenkbare Dinge taten, "kabukimono" genannt. Der Tanz, den die Kabukimono später entwickelten, beinhaltete laute Bewegungen und protzige Kleidung – beides Dinge, die zur damaligen Zeit undenkbar waren. Über die folgenden Jahre entwickelte sich daraus das Kabuki Theater, das auch heute noch so praktiziert wird wie vor 500 Jahren. Nach dem Ende des 2 Weltkrieges war das Theater ein kultureller Treffpunkt, der die Nationen friedlich zusammenführte, damit sie während der Aufführung die alltäglichen Probleme eine Zeitlang vergessen konnten.

Die Kabuki Akteure sind ausschließlich Männer

Junger Mann spielt weibliche Rolle
Ausschließlich Männer dürfen im Kabuki-Theater spielen. Für die Rolle hübscher Prinzessinnen wird meist ein schöner junger Mann besetzt. - Bild: © lensonjapan - Flickr.com

Das Besondere beim Kabuki ist, dass die Theater Gruppe ausschließlich aus Männern besteht – das heißt, auch sämtliche weibliche Rollen werden von Männern gespielt. Die Schauspieler begeistern nicht nur die Japaner, sondern auch internationale Touristen: Japaner verehren begabte Darsteller und der hohe Unterhaltungswert zieht Besucher aus aller Welt an. Fürsten, Kaufleute, Generäle, Prinzessinnen, alte Frauen und Geister sind einige der Persönlichkeiten, die oft von den männlichen Schauspielern übernommen werden. Die Choreographie ihrer Tänze, auf buddhistischen Grundlagen beruhen, erzählt dabei so viel, dass Worte kaum notwendig sind. Die Geschichten aus vergangenen Epochen werden eindrucksvoll von den Akteuren nachgespielt und Persönlichkeiten, die tatsächlich gelebt haben, erleben im Kabuki-Theater eine Art Wiederauferstehung.

Angeblich wurden in den Anfangsjahren des Kabuki Theaters die Rollen von Freudenmädchen übernommen, die die Shamisen als Musikinstrument etablierten. Später übernahmen junge Männer, die teilweise auch im Erotik-Geschäft zu Hause waren, die Rollen vornehmlich junger Damen. Daher erscheint es kaum verwunderlich, dass die ersten Stücke erotische oder homoerotische Züge aufwiesen. Diese wurden allerdings schnell vom Shogunat verboten, da die Kunden der Schauspieler und Schauspielerinnen regelmäßig in Streit gerieten und sich die unterschiedlichen Klassen der Gesellschaft zu vermengen drohten. Seitdem werden alle Stücke ausschließlich von Männern gespielt. Dabei können die Zuschauer durch die Art und Weise der Bewegungen, die Kleidung und das Make-up der Schauspieler die einzelnen Rollen im Kabuki-Theater voneinander unterscheiden.

Kabuki-Theater ist mehr als Schauspiel

Kabuki Ausstellung mit Samurai, Prinzessin und altem Mann
Im Kabuki-Theater gibt es viele verschiedene Rollen - von Samurai über Prinzessinnen und Dämonen ist alles dabei. - Bild: © Joe Mabel - Flickr.com - Lizenz: CC-BY-SA

Neben den Schauspielern gibt es natürlich noch weitere Personen, die an einem Theaterstück beteiligt sind. Als goldene Regel gilt: Personen, die vollständig in Schwarz gekleidet sind (meist sogar mit einer schwarzen Gesichtsmaske), sind unsichtbar. Sie sind nötig, um dem Schauspieler Gegenstände zu reichen oder Dinge zu bewegen.

Musik spielt seit jeher eine große Rolle im Kabuki. Zu der erwähnten Shamisen gesellten sich bald japanische Trommeln, Flöten und mehr. Zur Untermalung der Bewegungen eines Schauspielers werden zusätzlich Hyoshigi eingesetzt – zwei Klanghölzer, die durch ein dünnes Seil verbunden sind und in bestimmten Rhythmen aneinander geschlagen werden.

Wie sieht ein Kabuki Stück aus?

Kabuki Aufführung im alten Japan
Die Stücke im Kabuki-Theater arbeiten mit viel Dramatik und teilweise mit vielen Schauspielern. Diese betreten über die Hanamichi die Bühne.

Es gibt zwei Arten von Kabuki-Stücken: Kabuki Kyougen (wortreiche Schauspielstücke über tatsächliche Begebenheiten aus der Vergangenheit oder fiktive Geschichten in einem historischen Setting) und Kabuki Buyou (hauptsächlich Tanzstücke, die mit sehr wenig Text auskommen). Kabuki Kyougen Stücke nutzen oft historische Persönlichkeiten, die tatsächlich gelebt haben, ändern aber die Erlebnisse dieser Personen ab, sodass mehrere alternative Versionen einer Geschichte entstehen.

Ein Kabuki-Stück besteht meist aus fünf Akten – so kann eine einzige Vorstellung sogar einen ganzen Tag dauern. Es gibt allerdings die Möglichkeit, für einzelne Akte Karten zu bestellen. Im Laufe der fünf Akte steigert sich die Dramatik des Stücks: Der erste Akt ist sehr ruhig, im zweiten und vierten Akt gibt es meist spannende Kampfszenen, wohingegen der dritte Akt voller Dramatik und Tragik steckt. Der fünfte Akt bringt das Stück dann zu einem kurzen und befriedigenden Ende.

Der Weg zur Bühne, die sogenannte "Hanamichi" (Blumenstraße), wird seit den Kabuki Anfängen von den Akteuren zum Betreten und Verlassen der Bühne genutzt. Die Sitze direkt am Hanamichi sind daher die begehrtesten im ganzen Kabuki Theater, da man nirgendwo sonst einen genaueren Blick auf die detaillierten Kostüme und das kunstvolle Kabuki Make-up bekommt.

Special Effects dürfen natürlich auch im japanischen Theater nicht fehlen. So gibt es beispielsweise Falltüren, drehbare Bühnen und "chunori", wenn Schauspieler an Fäden durch die Luft fliegen.

Die Posen im Kabuki werden als "mie" bezeichnet und kennzeichnen oft wichtige Momente im Stück. Wenn der Darsteller mitten im Spiel innehält und eine Pose einnimmt, so ist dies einer der Höhepunkte des Stücks. Mie wirken wie ein Stop Motion Moment und unterstreichen die malerische Schönheit der gesamten Bühne, den Schauspieler eingeschlossen. Die Pose variiert von Rolle zu Rolle – ein Krieger wird eine kraftvolle Pose einnehmen, wohingegen eine Prinzessin eine auf Schönheit ausgerichtete Mie zeigen wird.

Das Kabuki Make-up ist extravagant

Kabuki Makeup in weiß und rot
Das Make-up spielt eine große Rolle im Kabuki-Theater. Farbe und der Art der Schminke unterstreichen perfekt den Charakter der Rolle. - Bild: © GanMed64 - Flickr.com

Sobald einer der Darsteller einen Dämon oder eine auffällige historische Figur spielt, wird das Make-up immer ungewöhnlicher und farblich intensiver. Bürgerliche Rollen benutzen ein dezenteres und weniger farbintensives Make-Up. Helle und kräftige Farben stehen dabei für positive oder törichte Charaktere, dunkle oder blasse Farben werden für entschlossene, ernste Charaktere verwendet. Dämonen werden meist mit kräftigen braunen Kumadori, den typischen farbigen Streifen auf dem blass geschminkten Gesicht des Schauspielers, dargestellt. Aber auch in den Kostümen spiegeln sich diese Farben mit der gleichen Bedeutung wider.

Je weniger menschlich ein Charakter ist – beispielsweise ein Geist oder Dämon –, desto bizarrer wird das Bühnenmakeup. Es betont die Muskeln und Venen des Gesichts. Übrigens steht rotes Make-up für freundlich gesinnte Charaktere, blaues Make-up wird für Feinde benutzt. So können die Zuschauer die Rolle des Charakters zu jeder Zeit erkennen.

Eine Vorstellung im Kabukiza in Tokyo erleben

Das Kabukiza Theater in Tokyo
Eine Kabuki Vorstellung kann man beispielsweise im Kabukiza in Ginza, Tokyo ansehen. - Bild: © faula - Fotolia.com

In Japan kann man an mehreren Theatern einem Kabuki Stück beiwohnen. Für Reisende in Tokyo bieten sich beispielsweise das Kabukiza, das Shimbashi Enbujo Theater oder das Nationaltheater an. Außerdem können das Minamiza Theater in Kyoto und das Shochikuza Theater in Osaka empfohlen werden. Wer Glück hat, kann bei einem Straßenfest in den Genuss einer kurzen Kabuki Aufführung kommen. Wer aber das Besondere sucht, sollte sich vor seiner Reise nach Japan schon Karten im Kabukiza, dem größten Kabuki Theater Japans, sichern. Das Theater wurde im Jahr 1889 im Stadtteil Ginza eröffnet und wurde seitdem fünfmal neugestaltet. Was konstant geblieben ist, sind die hochklassigen Kabuki Aufführungen, die täglich als Matinee- oder Abendvorstellungen gezeigt werden. Dabei werden im Kabukiza anstelle kompletter Stücke nur Kombinationen einzelner Akte gezeigt, beispielsweise ein dramatischer Akt, ein Tanzakt und ein modernes Stück.

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