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Daisugi: Jahrhundertealte, nachhaltige Forstwirtschaftstechnik aus Japan

Daisugi (台杉), wörtlich übersetzt „Plattformzeder“, ist eine japanische Forst-Technik aus dem 14. Jahrhundert, die einen effizienten, nachhaltigen und visuell beeindruckenden Ansatz für die Forstwirtschaft bietet. Die Methode stammt aus dem mittelalterlichen Kyoto. Im Wald von Kitayama, nördlich von Kyoto, werden noch heute die Zedern nach dieser Methode beschnitten und geerntet.

Bei der japanischen Daisugi Technik werden die oberen Äste der Kitayama-Zeder so beschnitten, dass nur die geraden, astfreien Triebe auf einer „Plattform“ stehen bleiben. Der Baum und die Wurzelstruktur bleiben dabei erhalten. So können die oberen Triebe bereits alle 15 bis 20 Jahren gefällt werden, während der Mutter-Baum bis zu 300 Jahre alt werden kann.

 

 Daisugi Bäume in Japan

Sichel-Zedern im Sugisaka-Viertel Kyoto werden mit Daisugi wiederbelebt.
Foto © Indiana joNew breed Dai Sugi 02CC BY-SA 4.0

 

Daisugi – jahrhundertealte Technik aus Kyoto

Obwohl die Daisugi Technik heute hauptsächlich nur noch in Parks oder bei der Bonsai-Zucht verwendet wird, sollte diese Methode ursprünglich den Mangel an Sämlingen entgegenwirken. Im Japan des 14. Jahrhunderts wuchs die Nachfrage nach Taruki, dem makellos geradem und astfreiem Zedern-Holz, sprunghaft an.

Das edle Holz wurde für den Bau der damals populär werdenden Teehäuser benötigt. Zu dieser Zeit kam die geradlinige und elegante Sukiya-Zukuri-Architektur in Mode.

Da die oberen Triebe der Kitayama-Zeder alle 20 Jahre gefällt werden können, viel früher ist als mit allen anderen Methoden, wurde die Technik immer beliebter.

Die oft jahrhundertealten Teehäuser sind übrigens auch heute noch sehr präsent in Kyoto. Die Daisugi Technik entwickelte sich also nicht zufällig dort. Der Legende nach forderte der damals berühmte Teemeister Sen-no-rikyu im 16. Jahrhundert ein perfekt geradliniges und astloses Holz – das Taruki.

Im Wald von Kitayama, in den Bergen nördlich von Kyoto, werden noch heute die Japanischen Zedern (Sicheltannen), mit der Daisugi Technik beschnitten. Der Wald ist heute ein beliebtes Ausflugs- und Sightseeing-Ziel.

 

 Daisugi Zedern Holz in Kyoto, Japan

Eine alte Daisugi-Zeder in Kibuneyama (Kyoto), die abgeerntet zurückgelassen wurde. Viele Daisugi-Bäume in den Bergen von Kibune und Kurama wuchsen ursprünglich wild.
Foto © エコ殿様Dai Sugi in Kibune 02CC BY-SA 4.0

 

Taruki – das Daisugi Holz

Neben der besonderen Ästhetik ist das mit dieser Methode hergestellte Holz Taruki 140% flexibler als normales Zedernholz und doppelt so belastbar. Zudem hat sich das Holz als absolut taifunresistent erwiesen und eignet sich daher perfekt für Sparren und Dächer der historischen japanischen Architektur.

Auch wenn in Japan die Daisugi Technik seit über 600 Jahren praktiziert wird, ist die Nachfrage nach Kitayama-Zedernholz ist seit dem 15. Jahrhundert stetig zurückgegangen. Damit geriet die Praxis in der Forstwirtschaft auch in Japan immer mehr in Vergessenheit.

Heute ist diese einzigartige Technik ist jedoch immer noch in Ziergärten und Parks in ganz Japan zu finden. Einige der Mutterbäume sind in Japan beinahe schon Berühmtheiten, der bekannteste davon hat einen Stammdurchmesser von etwa 15 Metern.

 

Daisugi – eine nachhaltige Forst-Methode zum Schutz der Umwelt

Neben den ästhetischen und praktischen Nutzen dieser Methode bietet Daisugi auch unschlagbare Vorteile für den Umweltschutz. Während heute die illegale Entwaldung ganzer Landstriche international als große Bedrohung wahrgenommen wird, ermöglicht Daisugi hochwertige Holzgewinnung ohne überhaupt einen einzigen Baum fällen zu müssen.

 

Daisugi selber machen

Die Daisugi Prozedur ist für Hobby Gärtner äußerst aufwändig und im privaten Bereich in der Regel nicht mit der japanischen Zeder möglich. Die Daisugi-Bäume wachsen nämlich bis zu 50 Meter hoch. Daher wird in privaten Gärten, wenn überhaupt, auf kleinere Tannen- und Zedernarten zurückgegriffen.

Die Sprösslinge aus den Ästen des Mutterbaumes sollten nach frühestens fünf Jahren das erste Mal beschnitten werden. Dabei werden nur die besten, geradegewachsenen Triebe nicht geschnitten. Bis zur Ernte sollte man dann einmal im Jahr nachwachsende Triebe entfernen.

 

 

 

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Titelfoto: Daisugi Zedern im Ryoan-ji Garten, Kyoto, © Bernard GagnonRyoan-ji 03CC BY-SA 3.0

 

 

 

 

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